APS-C-Ultra-Weitwinkelzoom

Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary im Test

2024-11-17 Vor etwas mehr als einem Jahr stellte Sigma das für APS-C-Sensoren konzipierte 10-18 mm F2.8 DC DN aus der Contemporary-Serie vor. Das Ultra-Weitwinkelzoom mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 15-27 Millimeter ist mit Fujifilm XF, Sony E und L-Mount sowie seit September 2024 für Canon RF erhältlich. Wir haben die E-Mount-Version des Zooms an einer Sony Alpha 6700 getestet.  (Harm-Diercks Gronewold)

Die Sony-Variante des Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary ist etwa 64 Millimeter lang und hat in Richtung Bajonett einen Durchmesser von etwa 62 Millimeter. Der Durchmesser am vorderen 67-Millimeter-Filtergewinde beträgt etwa 71 Millimeter. Auf die Waage bringt das Objektiv gut 252 Gramm. Zum Lieferumfang des Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary gehören ein 67 Millimeter Schnappdeckel und eine passende Bajonettabdeckung sowie eine tulpenförmige Streulichtblende.

Verarbeitung und Ausstattung

Das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary ist in ein mattes Kunststoffgehäuse gehüllt. Bajonett und der Zoomring bestehen aus Metall. Neben dem gummierten Zoom-Ring besitzt das Objektiv zusätzlich einen Fokusring. Dieser verzichtet auf eine Gummierung, besitzt aber eine griffige Riffelung.

Das 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary harmoniert optisch gut mit der Sony Alpha 6700. Allerdings ragt es aufgrund des großen Frontdurchmessers etwas über den Kameraboden hinaus. Dadurch steht die Kamera immer nach oben geneigt auf einer geraden Oberfläche.

Bei der Verarbeitung gibt es nichts zu kritisieren. Die Ringe laufen sauber und vor allem so gut wie geräuschlos. Einen optischen Bildstabilisator besitzt das 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary zwar nicht, aber bei sicheren Verschlusszeiten von 1/15 und 1/30 Sekunde sollte das auch so funktionieren. Bei Kameras mit Sensor-Shift-Bildstabilisator kann dieser natürlich genutzt werden.

Der interne Bildstabilisator der Alpha 6700 ermöglicht bei 10 Millimeter Brennweite eine Verschlusszeit von 0,8 Sekunden. Bei 18 mm Brennweite sind 0,4 Sekunden problemlos möglich. Das entspricht etwa 3 EV. Mit weniger kritischem Blick lässt sich sogar noch ein zusätzliches halbes EV "herauskitzeln".

Zoom

Da das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary für APS-C-Sensoren konzipiert wurde, entspricht sein Bildwinkel etwa dem eines 15-27 Millimeter Objektivs an einer Kamera mit Kleinbildsensor, wenn man eine Sony oder Fujifilm verwendet. An einer Canon mit minimal kleinerem APS-C-Sensor entspricht die Brennweite einem Kleinbildäquivalent von 16-29 mm.

Aufgrund des sehr geringen Brennweitenbereichs, wir sprechen hier gerade einmal von einem 1,8-fach-Zoom, ändert sich die Länge des Objektivs nur um etwa neun Millimeter. Maximal ist das Objektiv also etwa 72 Millimeter lang, minimal etwa 63 Millimeter, wobei es bei einer Verringerung der Brennweite herausfährt, also bei längster Brennweite am kürzesten ist.

Der Zoomvorgang selbst ist sehr kurz und unkompliziert – eine Vierteldrehung genügt für den gesamten Brennweitenbereich. Für die Brennweiten 10, 12, 14 und 16 sowie 18 Millimeter wurden die Werte auch auf den Ring gedruckt, sodass man sehr schnell erkennen kann, bei welcher Brennweite man sich gerade befindet. Das entspricht im Kleinbildäquivalent 15, 18, 21, 24 und 27 Millimeter bei einer Sony, Fujifilm oder L-Mount-Kamera (aktuell gibt es dort allerdings kein APS-C-Modell mehr) beziehungsweise 16, 19, 22, 26 und 29 Millimeter an einer Canon.

Fokussierung

Der recht schmale Fokusring läuft sauber in der Fassung und es gibt keine mechanischen Geräusche zu beklagen. Wie üblich hat der Ring keine mechanische Kopplung zur eigentlichen Fokuseinheit im Objektiv. Vielmehr handelt es sich um einen elektrischen Signalgeber, der die Elektronik des Schrittmotors im Inneren des Objektivs anweist, sich in Bewegung zu setzen. Die manuelle Fokussierung arbeitet nicht linear. Je schneller man also am Ring dreht, desto größer ist der Fokusabstand.

Das 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary arbeitet mit den Motiv-Erkennungs- und Verfolgungsfunktionen ohne Einschränkungen zusammen. Der unangenehme Effekt des Fokus Atmens, also der Effekt der Brennweitenänderung beim Fokussieren, tritt beim 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary nur in leichtem Maße auf.

Sigma gibt den geringsten Fokusabstand des 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary mit 11,6 cm an. Wir konnten bei 10 Millimeter Brennweite den geringsten Aufnahmeabstand von etwa 11,1 cm ermitteln. Der Abstand zwischen Objektiv und Motiv betrug dabei aber nur noch knapp 2 Zentimeter. Bei diesem geringen Arbeitsabstand sind Abschattungen durch das Objektiv unvermeidlich. Dafür wird ein Abbildungsmaßstab von 1:3,6 bzw. ein 0,27-facher Vergrößerungsfaktor erreicht. Damit lässt sich ein Objekt mit Abmessungen von 8,6 x 5,7 Zentimeter abbilden.

Bei 18 Millimeter Brennweite ist nicht nur der Motivabstand mit 15,6 Zentimeter vom Sensor größer, sondern mit 7,5 cm auch genug Platz zwischen Objektivfront und dem Motiv. Der Abbildungsmaßstab beträgt in dieser Brennweite 1:4,9 bzw. 0,21-fach. Die abbildbare Fläche beträgt hier etwa 11,5 x 7,7 Zentimeter.

Bildqualität

Das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary hat einen optischen Aufbau aus 13 Linsen in 10 Gruppen. Unter den Linsen befinden sich 4 Linsen aus Glas mit anomalem Brechindex sowie vier asphärisch geschliffene Linsen. Zudem werden die elektronischen Korrektur-Funktionen der Bildaufbereitung der Sony Alpha 6700 werden. Die Lichtdosierung übernimmt eine Blende mit sieben Lamellen.

Die konstante Lichtstärke von F2,8 ist eine feine Sache, immerhin kann man beispielsweise dadurch Zoomen, ohne die Belichtungszeit anpassen zu müssen. Zwar bietet Sony mit dem E 10-18 mm F4 (SEL1018) ein ähnliches Objektiv an, das ist aber etwa 50 Euro teurer und bietet nur eine Lichtstärke von F4. Dafür löst es etwas höher auf und verzeichnet etwas weniger, dazu später mehr.

Zwar ist das Erscheinungsbild des unscharfen Bereichs (Bokeh) vor und hinter der Schärfenebene bei einem solch weitwinkligen Objektiv eher von untergeordneter Bedeutung, dennoch kann das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary wirklich ansehnliche, runde Lichtplättchen erzeugen. Allerdings sind diese nicht ganz homogen und wirken, besonders wenn sie heller sind, sehr unruhig. Dieser Effekt ist sehr wahrscheinlich auf die Verwendung asphärischer Linsen zurückzuführen.

Streulicht ist generell ein Problem für Objektive, allerdings gibt es konstruktionsbedingt Eigenschaften, die die Empfindlichkeit gegenüber Streulicht verstärken. Dazu gehören beispielsweise eine stark gewölbte Frontlinse und mangelhafter Schutz im Inneren des Objektivs, sei es nun durch eine weniger gute Linsenvergütung und/oder poliertes Metall im Inneren des Gehäuses.

Das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary macht grundsätzlich alles richtig. Im Inneren scheint es kein poliertes Metall zu geben und auch die Linsen sind ordentlich vergütet. Lediglich an der stark gewölbten Frontlinse kommt das Objektiv aufgrund des hohen Bildwinkels nicht vorbei. Bei schräg einfallendem Licht zeigt sich ein recht großflächiger, glücklicherweise aber sehr geringer Kontrastverlust. Dieser lässt sich bis zu einem gewissen Einfallswinkel durch die Streulichtblende komplett eliminieren.

Die Labortest-Ergebnisse des 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary an der 26 Megapixel auflösenden Sony Alpha 6700 zeigen überwiegend positive Eigenschaften. Zunächst müssen wir jedoch auf eine weniger erfreuliche Eigenschaft eingehen: die Verzeichnung. Dass Weitwinkel- und Weitwinkelzoom-Objektive häufig Verzeichnungsprobleme aufweisen, ist ein bekanntes Phänomen. Allerdings ist die Stärke der Verzeichnung des 10-18 schon eher "eindrucksvoll", denn nur bei mittlerer Brennweite ist sie mit einem Prozent Tonnenform noch gut. Bei minimaler Brennweite erreicht die Verzeichnung 5 Prozent in Tonnenform, und schon ab etwa 50 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte wird dieser ziemlich deutlich sichtbar. Bei größter Brennweite geht die Verzeichnung mit etwa 1,25 Prozent in die stärker wahrnehmbare Kissenform und ist gerade noch ausreichend.

Erfreulicherweise zeigen sich die chromatischen Aberrationen aka Farbsäume mit etwas mehr als 0,5 Pixel Größe als irrelevant gering, zumal sie auch nur zwischen F2,8 bis F4 ihren Höhepunkt erreichen. Die Randabdunklung ist mit 0,8 EV bei offener Blende und geringster Brennweite nicht extrem niedrig, aber auch nicht sehr groß. Im Durchschnitt beträgt die Randabdunklung 0,7 EV bei niedrigster und mittlerer Brennweite. Bei 18 Millimeter Brennweite liegt die Abdunklung zwischen 0,7 und 0,5 EV.

In Sachen Auflösung schlägt sich das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary gut. Die höchste Auflösung von knapp 59 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast wird in der Bildmitte bei 10 Millimeter Brennweite erreicht. Zum Bildrand fällt die Auflösung um erfreulich geringe 13 Prozent auf 51 lp/mm ab. Bis F11 liegt die Auflösung in allen Brennweiten oberhalb von 50 lp/mm. Der größte Auflösungs-Randabfall beträgt 20 Prozent und wird bei offener Blende und 18 Millimeter Brennweite erreicht. Dank des geringen Randabfalls lässt sich die elektronische Korrektur der Verzeichnung mit ziemlicher Sicherheit auch mit sehr geringem Auflösungsverlust einsetzen.

Fazit

Das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary ist durch seinen Brennweitenbereich sehr spezialisiert auf Landschaften, Innenaufnahmen und auch für die Astrofotografie. Die optische Abbildungsqualität überzeugt auch bei offener Blende. Allerdings hätten wir uns eine weniger starke Verzeichnung gewünscht, um den sehr geringen Auflösungs-Randabfall voll genießen zu können. Trotz dessen ist das Objektiv für einen Preis von etwa 750 Euro mehr als nur einen Blick wert.

Kurzbewertung

  • Gute Auflösung
  • Konstante Lichtstärke
  • Geringe Streulichtempfindlichkeit
  • Geringer Auflösungs-Randabfall
  • Sehr starke Verzeichnung
  • Ungewöhnlich große Objektivfront

Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN Contemporary mit Sony Alpha 6700

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

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