Robustes Supertelezoom

Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports im Test

2023-03-19 Brennweitenstarke Telezooms sind ein flexibles Werkzeug für Tier- und Sportfotografen. In diesem Test steht das Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports im Mittelpunkt. Wir haben das etwa zwei Kilogramm schwere Objektiv nicht nur an einer 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III im Labor getestet, sondern auch unter praktischen Gesichtspunkten untersucht und verraten, was uns neben dem erstaunlich guten Abbildungsmaßstab noch gefallen hat.  (Harm-Diercks Gronewold)

Das 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports wurde von Sigma im August 2021 vorgestellt und ergänzt die Sports-Produktfamilie um ein üppiges Telezoom. Die Sports-Objektive zeichnen sich durch eine robuste Konstruktion und eine speziell auf den Anwendungsbereich angepasste Ausstattung und Lichtstärke aus. Das Objektiv ist mit den Bajonetten Sony E und L-Mount erhältlich.

Verarbeitung

Das Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports ist mit einer eingefahrenen Länge von 26 Zentimetern schon ein ganz schöner Klopper. Ausgefahren auf 600 Millimeter Brennweite verlängert sich das Objektiv auf eine Gesamtlänge von 37 Zentimeter. An der breitesten Stelle misst das Objektiv knapp elf Zentimeter im Durchmesser. Genug Platz also für ein 95 Millimeter großes Filtergewinde, das sich beim Fokussieren und Zoomen nicht mitdreht.

Anstelle eines Bajonetts für die Streulichtblende bietet das 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports eine Nut an. In diese wird die zum Lieferumfang gehörende Streulichtblende LH1034-01 gesteckt und mit einer Schraubklemme fixiert. Auch ohne Bajonett kann die Blende für den Transport um 180 Grad gedreht und fixiert werden. Alternativ kann man die 8,3 Zentimeter lange Blende auch einfach auf dem Objektiv lassen.

Dank einer Gummierung im vorderen Teil der Streulichtblende ist sie recht robust. Wenn man mal "aneckt", zerlegt es also nicht gleich die Streulichtblende. Anecken wird man schon das eine oder andere Mal, wir wurden beim Test davon nicht verschont. Das Einsetzen des großen Objektivdeckels wird mit aufgesetzter Streulichtblende eher fummelig.

Doch dafür hat Sigma vorgesorgt und legt ein Zubehör mit dem Namen LC-747E bei. Dabei handelt es sich um eine gepolsterte Haube aus Kunstfasergewebe. Diese wird einfach auf die Streulichtblende gesetzt und mit einem kleinen Klettverschluss gesichert, der sich um die Fixierschraube der Streulichtblende schmiegt.

Möchte man Telezooms dieser Größe und dieses Gewichts (immerhin über 2,2 Kilogramm) auf einem Stativ einsetzen, dann ist es in keinem Fall empfehlenswert, die Kamera auf das Stativ zu schrauben und zu hoffen, dass das Stativgewinde beziehungsweise das Bajonett das schon halten werden. Eine Stativschelle gehört also eigentlich zur Grundausstattung für schwere Teleobjektive. Eine solche gehört beim 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports nicht nur zum Lieferumfang, sondern sie ist fester Bestandteil des Objektivs.

Die Schelle hat ein 1/4 Zoll Stativgewinde, um sie mit einer entsprechenden Schraube zu fixieren. Alternativ kann die Schelle dank der "Schwalbenschwanz"-Form auch direkt auf einen Stativkopf befestigen werden, der zu ArcaSwiss kompatibel ist. Etwaige Vorrichtungen, die das Herausrutschen einer Stativplatte verhindern sollen, werden von der Stativschelle jedoch nicht unterstützt.

Die Stativschelle des 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports bietet die Möglichkeit, die Kamera schnell vom Hochformat ins Querformat zu drehen. Dazu muss nur die Fixierschraube an der Schelle gelöst werden und schon lässt sich das Objektiv sanft drehen. Alle 90 Grad Drehwinkel rastet die Schelle spürbar ein. Wer sich darauf nicht verlassen möchte, der kann ganz einfach die entsprechenden Markierungen auf dem Objektiv und der Schelle nutzen.

Darüber hinaus bietet die knapp 30 Millimeter breite Schelle zwei Ösen an denen sich der Objektivtragegurt befestigen lässt. Dieser gehört ebenso zum Lieferumfang wie die robuste, gepolsterte Tragetasche, die sich dank eingenähter Schlaufe auch am Handgriff eines kleinen Rollkoffers befestigen lässt.

Das äußere Gehäuse des Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports besteht aus hochwertigem Kunststoff und bietet dank der üppigen Abmessungen genügend Platz für eine Vielzahl von Bedienelementen. So befinden sich fünf Schalter und drei Tasten am Zoom. Die drei oben links und unten in 90 Grad Abstand angebrachten Tasten bieten die identische Funktion. An der Sony Alpha 7R III ist dies defaultmäßig die Fokus-Halten-Funktion. Sofern die verwendete Kamera es erlaubt, kann die Funktion der Tasten geändert werden.

Ausstattung

Vier der fünf Schalter sind gleich hinter der Stativschelle, in Richtung Objektivbajonett, untergebracht und damit sehr leicht zu erreichen. Mit diesen Schaltern kann man den Autofokus deaktivieren und eine Fokus-Limitierung in drei Stufen anpassen. Neben dem vollen AF-Bereich kann die Limitierung noch auf zehn Meter bis unendlich oder von der Naheinstellgrenze bis zehn Meter eingestellt werden. Damit beschränkt man den Arbeitsbereich und beschleunigt unter Umständen die Fokusgeschwindigkeit.

Gleich darunter ermöglicht ein weiterer Schalter die Anpassung des Bildstabilisators. Neben der Deaktivierung bietet der Schalter zwei Funktionsarten. Der erste Modus ist für alle Aufnahmearten geeignet und der zweite Modus wurde für Aufnahmen entwickelt, bei denen man "mitzieht". Dieser Modus eignet sich beispielsweise gut für Motorsport-Aufnahmen, rennende Tiere oder fliegende Vögel.

Der letzte Schalter ist mit "Custom" beschriftet. Damit kann die Stabilisierung des Sucherbildes angepasst werden. Während die erste Position das Sucherbild sichtbar stabilisiert, unterscheidet die zweite Position bewusste Bildausschnitts-Änderungen von zufälligen Bewegungen. Der Stabilisierungseffekt im Sucher ist dabei auch verringert. Die letzte Position deaktiviert die Stabilisierungs-Vorschau komplett. Der Bildstabilisator arbeitet recht effektiv. Bei 150 mm Brennweite konnten wir 1/10 Sekunde gerade noch aus der Hand halten, bei 600 mm 1/40 Sekunde. Das sind jeweils vier Blendenstufen und entspricht damit genau der Angabe von Sigma.

Der fünfte und letzte Schalter befindet sich vor dem Fokusring. Mit ihm wird die Brennweite entweder auf 150 Millimeter gesperrt oder der Widerstand des Zoomrings angepasst. Für letzteres stehen die Einstellungen schwer (T wie Tight) und weich (S wie Smooth) zur Verfügung, wobei für die straffere Einstellung schon etwas Kraft zum Zoomen aufgewendet werden muss. Der Schalter ist recht schwergängig und man könnte ihn damit als störrisch bezeichnen.

Wir im obigen Text schon erwähnt, besitzt das 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports einen Fokus- und einen Zoomring. Der schmalere der beiden ist der Fokusring. Er ist mit einer 1,5 Zentimeter breiten Gummierung versehen, die ihn schön griffig macht. Der Ring besitzt keine mechanische Verbindung zur Fokuseinheit des Objektivs. Er arbeitet elektronisch und liefert lediglich Signale zum Antrieb des für die Fokussierung zuständigen Schrittmotors.

Der manuelle Fokus arbeitet nicht-linear. Das bedeutet, dass die Drehgeschwindigkeit des Fokusrings über die Größe der Abstandsänderung entscheidet und nicht der Drehwinkel. Im umgekehrten Fall spricht man von einer linearen Fokussierung. Diese wird von Videografen bevorzugt. Eine Umschaltung zwischen beiden Fokusmodi kann nur über die Kamera erfolgen, die Testkamera Sony Alpha 7R III bietet das aber nicht an.

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