Lichtstarkes APS-C-Standardzoom
Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary im Test
2024-08-26 Bereits 2021 stellte Sigma das 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary mit E- und L-Mount vor. 2022 folgte die Variante für Fujifilm XF und Ende Juni 2024 erblickte die Version für Canon RF das Licht der Welt. Wir haben das APS-C-Standardzoom nun an der 26 Megapixel auflösenden Sony Alpha 6700 in unserem Testlabor sowie der Praxis untersucht und verraten, ob die hohe Verzeichnung das einzige Problem des lichtstarken Standardzooms ist. (Harm-Diercks Gronewold)
Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary. [Foto: MediaNord]
Das 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary hat eine unverbindliche Preisempfehlung von knapp 550 Euro. Mit einem Gewicht von etwa 290 Gramm auf 75 Millimeter Länge und einem Durchmesser von 65 Millimetern ist das Zoom weder schwer noch besonders groß. In Kombination mit der Alpha 6700 macht es eine ziemlich gute Figur, auch wenn sich das Objektiv voll herausgezoomt auf etwa 88 Millimeter verlängert.
Verarbeitung und Ausstattung
Sigmas Contemporary-Produktlinie ist auf den normalen fotografischen Einsatz abgestimmt. Die Verarbeitungsqualität ist hochwertig, allerdings muss man sich mit einem eher grabbelig wirkenden Kunststoffgehäuse zufriedengeben. Das Bajonett besteht aus Metall, ist also alles andere als "grabbelig". Am Frontende des 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary hat Sigma ein 55 Millimeter Filtergewinde und ein Bajonett für die blütenförmige Streulichtblende untergebracht. Sowohl Filter als auch Streulichtblende drehen sich beim Fokussieren oder Zoomen nicht.
Die beiden Bedienringe (Fokus unten, Zoom oben) sind beim Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary leicht erkennbar. [Foto: MediaNord]
Die zwei einzigen Bedienelemente am 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary sind ein schmaler Fokusring und ein fast dreimal so breiter Zoomring. Während der Zoomring eine recht harte Gummierung besitzt, muss der Fokusring ohne auskommen, aber immerhin ist er griffig geriffelt. Ein Aufdruck auf dem Zoomring verrät, welche Brennweite eingestellt ist.
Fokus
Die automatische Fokussierung übernimmt ein flotter und leiser Schrittmotor. Dank Innenfokussierung ändert sich die Länge des 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary nicht. Die manuelle Fokussierung arbeitet nicht-linear, das bedeutet, dass die Drehgeschwindigkeit darüber entscheidet, wie weit sich der Fokusabstand verändert und nicht der Drehwinkel. Das ist zwar schlecht für Videoaufnahmen, aber beim dafür ebenfalls relevanten Fokusatmen, also einer Bildwinkeländerung beim Fokussieren, schneidet das Objektiv recht gut ab, vor allem im Weitwinkel. Im Tele gibt es nur sehr leichtes Fokusatmen. Die digitale Korrektur des Fokusatmens, die viele aktuelle Sony-Kameras anbieten, funktioniert mit dem Sigma leider nicht.
Die Naheinstellgrenze des 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary gibt Sigma mit etwa zwölf Zentimeter Abstand von der Sensorebene an. In unserem Test konnte der Autofokus das Motiv bei etwa elf Zentimeter noch automatisch fokussieren. Der Abstand von der Frontlinse zum Motiv beträgt dabei aber nur zwei Zentimeter. Da wird die Lichtsetzung schon etwas schwer. Mit einem Bildfeld von 6,3 mal 4,2 Zentimeter wird ein beeindruckender Abbildungsmaßstab von 1:2,7 erreicht (1:2,8 verspricht Sigma), allerdings mit deutlich unscharfen Bildrändern.
Die Sony Alpha 6700 ist mit dem Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary etwa zwölf Zentimeter tief. [Foto: MediaNord]
Im Tele hingegen ist der minimale Abstand mit knapp unter 24 Zentimeter von der Sensorebene deutlich größer, aber viel geringer als die von Sigma angegebenen 30 Zentimeter. Das Motiv ist komfortable etwas mehr als zwölf Zentimeter von der Objektivfront entfernt, was die Ausleuchtung erleichtert. Zudem ist das Bild bis in die Ecken scharf. Nur der Abbildungsmaßstab ist mit einem minimalen Bildfeld von 8,3 mal 5,5 Zentimeter nicht ganz so hoch wie im Weitwinkel, er beträgt aber immer noch gute 1:3,5 – viel besser als die von Sigma angegebenen 1:5. Bei einer Kleinbildkamera bräuchte man für ein ähnlich kleines Bildfeld einen Abbildungsmaßstab von 1:2,3.
Bildqualität
Die Königsdisziplin der Bildqualität umfasst neben objektiven Labor-Messwerten auch subjektiv beobachtete Eigenschaften des Objektivs. Doch zuerst ein paar Eckdaten aus dem digitallamera.de-Datenblatt: Das Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary besitzt einen APS-C-Bildkreis. Das bedeutet, dass der Bildwinkel der Brennweiten ein anderer ist als bei einer Kamera mit Kleinbild-Sensor. Konkret bedeutet das, dass der Brennweitenbereich dem eines Kleinbildobjektivs mit 27 bis 75 Millimeter an einer Vollformatkamera entspricht. Von Weitwinkelaufnahmen bis Porträts kann das Objektiv also alles.
Apropos Porträts: das Aussehen der Unschärfe vor und hinter der Fokusebene trägt maßgeblich zum Bildeindruck von Porträts bei. Das Aussehen der Unschärfe wird auch als Bokeh bezeichnet. Dank der großen und konstanten Blendenöffnung von F2,8 kann man in jeder Brennweite den Grad der Unschärfe variieren. Zudem sieht das Bokeh in der Fläche sehr angenehm aus. Bei näherer Betrachtung zeigen sich Spitzlichter rund und angenehm. Allerdings machen sich hier und da “Zwiebelringe” aufgrund der asphärischen Linsen in der optischen Konstruktion bemerkbar.
Die Anfälligkeit für Streiflicht ist beim 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary gegeben. So zeigt sich ein deutlicher Kontrastverlust. Immerhin gibt es ziemlich schicke Blendenflecke. Aber für Abhilfe ist in Form der Streulichtblende gesorgt. Ist sie nämlich montiert, so ist das Streulichtproblem nur noch in einem sehr kleinen Einfallswinkel relevant.
Mit dem Sigma 18-50 mm F2.8 DC DG Contemporary konnten wir bei 18 mm ab 11,3 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 6,3 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,7 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem Sigma 18-50 mm F2.8 DC DG Contemporary konnten wir bei 50 mm ab 23,8 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 8,3 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3,5 entspricht. [Foto: MediaNord]
Das Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary hat einen Linsenaufbau aus 13 Linsen in zehn Gruppen. Unter den Linsen befinden sich Speziallinsen mit asphärischem Schliff und Spezialglas mit anomalen Brechindex. Beide tragen zur Reduktion von Farbsäumen und zur Reduktion von starkem Auflösungsabfall zum Bildrand bei.
Endlich kommen wir zur Zusammenfassung unseres Labortests, wo es um reproduzierbare Messergebnisse geht. Das Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary wird von der Sony Alpha 6700 erkannt und so aktiviert diese die elektronische Korrektur für Farbsäume sowie die Randabdunklung. Die Verzeichnungskorrektur wird hingegen nicht automatisch aktiviert, aber sie kann manuell aktiviert werden.
Bei Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich deutlich, dass die automatische Korrektur und das 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary gut zusammenarbeiten. So ist die Randabdunklung mit maximal einem EV bei 18 und 31 Millimeter Brennweite am höchsten. Schließt man die Blende, so reduziert sich auch die Randabdunklung auf minimal 0,3 EV. Bei den Farbsäumen sieht es sogar noch besser aus, denn es gibt quasi keine, die größer als 0,5 Pixel sind.
Die Verzeichnung ist allerdings eine ganz andere Sache, denn das 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary verzeichnet in jeder Brennweite sehr stark. Bei 18 Millimeter Brennweite sind es maximal 4,5 Prozent Tonnenform. Schon bei knapp 60 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte ist die Verzeichnung bereits an der kritischen Zwei-Prozent-Grenze. Auch bei mittlerer und maximaler Brennweite sieht es nicht besser aus. Hier sind zwar nur zwei beziehungsweise 2,5 Prozent Verzeichnung zu beklagen, doch die sind zu allem Übel noch in Kissenform, was deutlich störender ist.
An der Sony Alpha 6700 zeigt das Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary eine solide Auflösung mit geringem Randabfall und nur minimalen Farbsäumen, aber starker Verzeichnung. [Foto: MediaNord]
Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Verzeichnung nun zur Auflösung des Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary. In diesem Bereich zeigt sich das Standardzoom von Sigma mit maximal 57 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast bei mittlerer Brennweite in der Bildmitte und F5,6 solide, wenn auch nicht spektakulär. Zum Bildrand verliert die Auflösung aber nur 14 Prozent auf 49 lp/mm, das ist sehr erfreulich. Dieses sehr positive Verhalten zieht sich durch alle Brennweitenbereiche. Der höchste Randverlust beträgt 22 Prozent und wird bei offener Blende und 50 Millimeter Brennweite erreicht.
Der optimale Blendenbereich liegt in allen Brennweiten zwischen F4 und F8. Bei offener Blende erreicht das 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary bei 18 Millimetern Brennweite 55 lp/mm Auflösung in der Bildmitte. Bei 31 Millimeter Brennweite werden knapp 50 lp/mm aufgelöst und bei 50 Millimetern Brennweite sind es noch 46 lp/mm. Zum Bildrand reduziert sich die Auflösung auf 47, 44 beziehungsweise 36 lp/mm.
Fazit
Das Sigma 18-50 mm F2.8 DC DN Contemporary ist ein lichtstarkes APS-C-Standardzoom für die alltägliche Fotografie. Gut gefallen haben uns der geringe Auflösungs-Randabfall und die ordentliche Auflösung. Die hohe Verzeichnung trübt das Bild leider gewaltig, weil es förmlich nach elektronischer Korrektur schreit. Die Verarbeitung ist hochwertig und dem Preis angemessen. Alles in Allem ist das Objektiv eine runde Sache und eine bessere Alternative zu Kit-Objektiven.
Kurzbewertung
- Kaum Auflösungs-Randabfall
- Angenehmes Bokeh
- Keine Farbsäumer
- Konstant hohe Lichtstärke
- Guter Abbildungsmaßstab