Lichtstarke Ultra-Weitwinkel-Festbrennweite
Sigma 20 mm F2 DG DN Contemporary im Test
Seite 2 von 2, vom 2022-10-27 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Auch wenn laut Sigma bei der Contemporary-Serie etwas weniger Aufwand beim optischen Aufbau betrieben wird als bei der Art-Serie, kommen beim 20 mm F2 DG DN Contemporary 13 Linsen in elf Gruppen zum Einsatz, wobei ein SLD-Glaselement, ein FLD-Glaselement und drei asphärische Linsen optische Fehler minimieren und die Auflösung bis zum Bildrand maximieren sollen.
Beim praktischen Test mit der 61 Megapixel auflösenden Sigma fp L zeigt das 20mm-Objektiv im Gegenlicht hohe Kontraste, wobei jedoch deutlich sichtbare Blendenflecken bei direktem Gegenlicht nicht ausbleiben. Beim Abblenden zeigt sich ab F8 ein leichter Blendenstern, der beim weiteren Abblenden bis F22 immer ausgeprägter wird. Bereits bei F11 zeigt er eine sehr schöne Form. Dank der neun Lamellen der Blende ergeben sich 18 Strahlen. Apropos Blende: Mit F2 und der geringen Naheinstellgrenze lässt sich problemlos der Hintergrund unscharf abbilden. Dabei zeigen die Unschärfescheibchen punktueller Lichtquellen zwar einen minimal helleren Rand, stören das ansonsten sehr ansehnliche Bokeh aber nicht. Unangenehmer fallen hingegen Farblängsfehler auf, die sich als deutliche Farbsäume im Unschärfebereich vor und hinter der Fokusebene zeigen, auch als Bokeh-CA bekannt. Spätestens beim Hineinzoomen oder starken Vergrößern der Bilder sind diese unübersehbar.
An der 61 Megapixel auflösenden Sigma fp L überzeugt das Sigma 20 mm F2 DG DN Contemporary mit einer hohen Auflösung ab Offenblende und einem nur mäßigem Randabfall. [Foto: MediaNord]
Beim Labortest an der Sigma fp L zeigt sich eine Überraschung: Die Verzeichnung ist leicht kissenförmig (siehe Diagramm aus dem Labortest unten), was für ein Weitwinkelobjektiv völlig atypisch ist. Die Ursache liegt in einer etwas übereifrigen, nicht deaktivierbaren Verzeichnungskorrektur seitens der Kamera. Tatsächlich verzeichnet das Objektiv nämlich durchaus tonnenförmig. Bei der Korrektur von Farbsäumen in der Schärfeebene, also den Farbquerfehlern, zeigt sich die Kamera-Objektiv-Kombination sehr gut. Selbst im Maximum bleiben die Farbsäume bei einem halben Pixel oder weniger, was angesichts der hohen Sensorauflösung wirklich wenig ist. Auch die Randabdunklung ist gut korrigiert. Nur bei Offenblende und bei F2,8 ist sie mit 1,4 und 0,9 Blendenstufen Helligkeitsabfall bis in die Bildecken etwas stärker, zeigt aber einen sehr sanften, natürlichen Verlauf. Ab F4 beträgt die Randabdunklung maximal eine halbe Blendenstufe und fällt dank des sanften Anstiegs nicht auf.
Besonders spannend war die Messung der Auflösung. Immerhin sind die 61 Megapixel der Sigma fp L durchaus eine Herausforderung für ein Objektiv, erst recht dieser Preisklasse. Tatsächlich zeigt das Sigma 20 mm F2 DG DN Contemporary bereits ab Offenblende eine hohe Auflösung bei 50 Prozent Kontrast. Gut 82 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) sind es im Bildzentrum, der Randabfall ist mit 25 Prozent auf 61 lp/mm moderat. Beim Abblenden lässt sich die sehr gute Auflösung sogar noch steigern: Bei F5,6 wird das Maximum mit knapp 93 lp/mm im Bildzentrum erreicht, am Bildrand sind es mit 69 lp/mm gut 26 Prozent weniger. Damit ist das 20 mm F2 über einen großen Blendenbereich verwendbar und es zeigt nicht nur eine hohe Auflösung, sondern auch einen sehr konstanten Randabfall. Jenseits von F8 fällt die Auflösung beugungsbedingt unter den Wert bei Offenblende, aber bei F11 werden noch absolut brauchbare Auflösungen von über 80 lp/mm im Zentrum und über 60 lp/mm am Bildrand erreicht.
Damit liegt die Bildqualität des Sigma 20 mm F2 DG DN Contemporary fast auf dem Niveau des 300 Euro teureren Sigma 20 mm F1,4 DG DN Art. Abgeblendet löst das Art allerdings vor allem am Bildrand höher auf und es bietet selbstverständlich eine höhere Lichtstärke, ist aber auch deutlich größer und schwerer. Wenn eine Anfangslichtstärke von F2 genügt, macht man mit dem Contemporary nichts falsch.
Fazit
Das Sigma 20 mm F2 DG DN Contemporary ist ein würdiger Vertreter der I-Serie. Es ist wie seine sechs Schwestermodelle ein wahrer Schatz und macht schon beim Anfassen Freude. Die Verarbeitung ist auf absolutem Top-Niveau, einzig den fast fehlenden Spritzwasserschutz, der nur am Bajonett besteht, könnte man kritisieren. Auch der Autofokus und die Bedienung sind einwandfrei. Die Bildqualität ist zwar nicht perfekt, bewegt sich aber bereits ab Offenblende auf einem überraschend hohen Niveau. Das Bokeh ist mit Ausnahme der Farbsäume schön und die restlichen optischen Fehler halten sich in Grenzen. Die etwas übermotivierte elektronische Verzeichnungskorrektur könnte Sigma aber gerne etwas zähmen.
Kurzbewertung
- Hochwertiges Metallgehäuse
- Angenehm laufender Fokusring
- Schneller, leiser Autofokus
- Hohe Bildqualität ab Offenblende, perfekt bei F5,6
- Sichtbares Bokeh-CA (Farblängsfehler)
- Kein vollständiger Spritzwasser- und Staubschutz
- Etwas "übermotivierte" Verzeichnungskorrektur
- Blendenring ohne De-Click-Funktion und Automatik-Sicherung
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.