Lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite
Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary im Test
Seite 2 von 2, vom 2022-10-06 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Auch wenn laut Sigma bei der Contemporary-Serie etwas weniger Aufwand beim optischen Aufbau betrieben wird als bei der Art-Serie, kommen beim 24 mm F2 DG DN Contemporary 13 Linsen in elf Gruppen zum Einsatz, wobei zwei SLD-Glaselemente, ein FLD-Glaselement und zwei asphärische Linsen optische Fehler minimieren und die Auflösung bis zum Bildrand maximieren sollen.
Beim praktischen Test mit der 61 Megapixel auflösenden Sigma fp L zeigt das 24mm-Objektiv im Gegenlicht hohe Kontraste, wobei jedoch deutlich sichtbare Blendenflecken bei direktem Gegenlicht nicht ausbleiben. Beim Abblenden zeigt sich ab F8 ein leichter Blendenstern, der beim weiteren Abblenden bis F22 immer ausgeprägter wird. Dank der neun Lamellen der Blende ergeben sich 18 Strahlen. Apropos Blende: Mit F2 und der geringen Naheinstellgrenze lässt sich problemlos der Hintergrund unscharf abbilden. Dabei zeigen die Unschärfescheibchen punktueller Lichtquellen einen leicht helleren Rand und können damit das ansonsten sehr ansehnliche Bokeh etwas stören. Unangenehmer fallen hingegen Farblängsfehler auf, die sich als deutliche Farbsäume im Unschärfebereich vor und hinter der Fokusebene zeigen, auch als Bokeh-CA bekannt. Spätestens beim Hineinzoomen oder starken Vergrößern der Bilder sind diese unübersehbar.
An der 61 Megapixel auflösenden Sigma fp L überzeugt das Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary mit einer hohen Auflösung ab Offenblende und einem nur geringen Randabfall. [Foto: MediaNord]
Beim Labortest an der Sigma fp L zeigt sich eine Überraschung: Die Verzeichnung ist leicht kissenförmig (siehe Diagramm aus dem Labortest unten), was für ein Weitwinkelobjektiv völlig atypisch ist. Die Ursache liegt in einer etwas übereifrigen, nicht deaktivierbaren Verzeichnungskorrektur seitens der Kamera. Tatsächlich verzeichnet das Objektiv nämlich durchaus tonnenförmig. Bei der Korrektur von Farbsäumen in der Schärfeebene, also den Farbquerfehlern, zeigt sich die Kamera-Objektiv-Kombination sehr gut. Selbst im Maximum bleiben die Farbsäume bei einem halben Pixel oder weniger, was angesichts der hohen Sensorauflösung wirklich wenig ist. Auch die Randabdunklung ist gut korrigiert. Nur bei Offenblende ist sie mit einer Blendenstufe Helligkeitsabfall bis in die Bildecken etwas stärker, zeigt aber einen sehr sanften, natürlichen Verlauf. Ab F2,8 beträgt die Randabdunklung maximal eine halbe Blendenstufe und fällt dank des sanften Anstiegs nicht auf.
Besonders spannend war die Messung der Auflösung. Immerhin sind die 61 Megapixel der Sigma fp L durchaus eine Herausforderung für ein Objektiv, erst recht dieser Preisklasse. Zum anderen können wir einen Vergleich zum F3,5-Schwestermodell der I-Serie und dem deutlich teureren 24 mm F1,4 DG DN Art ziehen, die wir beide an einer mit 42 Megapixeln niedriger auflösenden Sony Alpha 7R III getestet haben – ein vermeintlicher Nachteil für das 24 mm F2 also.
Tatsächlich zeigt das Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary bereits ab Offenblende eine hohe Auflösung bei 50 Prozent Kontrast. Fast 88 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) sind es im Bildzentrum, der Randabfall hält sich mit weniger als 20 Prozent auf 72 lp/mm im Rahmen. Beim Abblenden lässt sich die sehr gute Auflösung sogar noch steigern: Bei F5,6 wird das Maximum mit knapp 96 lp/mm im Bildzentrum erreicht, am Bildrand sind es mit 74 lp/mm marginal weniger als bei F4, wo knapp 75 lp/mm am Bildrand erreicht werden. Damit ist das 24 mm F2 über einen großen Blendenbereich verwendbar und es zeigt nicht nur eine hohe Auflösung, sondern auch einen sehr konstanten Randabfall. Jenseits von F8 fällt die Auflösung beugungsbedingt unter den Wert bei Offenblende, aber bei F11 werden noch absolut brauchbare Auflösungen von über 80 lp/mm im Zentrum und über 60 lp/mm am Bildrand erreicht.
Damit schlägt das Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary sein F3,5-Schwestermodell bei F3,5 vor allem mit einem geringeren Auflösungs-Randabfall. Sein Auflösungsmaximum erreicht das lichtschwächere Objektiv zudem erst bei F8. Im Vergleich zum Sigma 24 mm F1.4 DG DN Art zeigt sich ein etwas differenzierteres Bild. Von F2 bis F2,8 ist das Contemporary-Objektiv der klare Sieger, denn das Art-Objektiv wird erst ab F4 richtig gut. Vor allem am Bildrand ist das Art-Objektiv dann im Vorteil, denn trotz geringerer Sensorauflösung der Sony löst es am Bildrand ab F5,6 sogar etwas höher auf als das Contemporary.
Fazit
Das Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary ist ein mehr als würdiger Vertreter der I-Serie. Es ist wie seine sechs Schwestermodelle ein wahrer Schatz und macht schon beim Anfassen Spaß. Die Verarbeitung ist auf absolutem Top-Niveau, einzig den fast fehlenden Spritzwasserschutz, der nur am Bajonett besteht, könnte man kritisieren. Auch der Autofokus und die Bedienung sind einwandfrei. Die Bildqualität ist zwar nicht perfekt, bewegt sich aber auf einem überraschend hohen Niveau und kann vor allem bei Offenblende selbst das viel teurere 24mm-Art-Objektiv mühelos ausstechen. Die Auflösung des Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary ist bereits ab Offenblende hoch, der Randabfall hält sich konstant im Rahmen. Das Bokeh ist mit Ausnahme der Spitzlichter und Farbsäume schön und die restlichen optischen Fehler halten sich in Grenzen. Die etwas übermotivierte elektronische Verzeichnungskorrektur könnte Sigma aber gerne etwas zähmen.
Kurzbewertung
- Hochwertiges Metallgehäuse
- Angenehm laufender Fokusring
- Schneller, leiser Autofokus
- Hohe Bildqualität ab Offenblende, perfekt bei F5,6
- Kein vollständiger Spritzwasser- und Staubschutz
- Blendenring ohne De-Click-Funktion und Automatik-Sicherung
- Etwas "übermotivierte" Verzeichnungskorrektur
- Sichtbares Bokeh-CA (Farblängsfehler)
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.