Kleiner Videokopf mit Fluiddämpfung

SmallRig Fluidkopf 3457 im Test

2022-06-07 SmallRig wurde in der chinesischen Hafenstadt Shenzhen gegründet und bietet ein umfangreiches Produktportfolio hauptsächlich mit Videozubehör wie Kamerakäfigen oder Befestigungslösungen für den Video-Bereich. Relativ neu im Sortiment ist der Fluidkopf 3457. Neben dem geringen Gewicht von etwa 490 Gramm und dem Teleskoparm konnte auch die Fluiddämpfung der Neigungs und Drehmechanik überzeugen. Die Hochformat-Einstellung wirkte hingegen eher erzwungen. Dafür ist das Zusammenspiel von Fluidkopf 3457 und den SmallRig Kamerakäfigen vollständig gegeben.  (Harm-Diercks Gronewold)

Wann genau SmallRig gegründet wurde, ist nicht so ganz klar. So spricht ein offizielles Video von 2009, zwei Artikel auf der offiziellen Website nennen die Jahreszahlen 2012 und 2013. Wann auch immer die Gründung stattgefunden hat, SmallRig ist bei Kamerakäfigen und Montagezubehör mittlerweile eine Institution und hat das Produktsortiment für die professionelle Videografie auf einen umfangreichen Produktkatalog mit Stativen, Beleuchtung und mehr ausgeweitet.

Der SmallRig Fluidkopf 3457 besteht aus Aluminium und wiegt ohne Schnellwechselplatte etwa 490 Gramm. Die mitgelieferte, zu Arca Swiss kompatible Platte addiert darauf noch 25 Gramm, so dass der gesamte Stativkopf etwa 515 Gramm wiegt. Die Verarbeitung ist sauber und sehr hochwertig. Nichts klappert, wackelt oder wirkt, als wären die Fertigungstoleranzen zu großzügig.

Damit ist der SmallRig Fluidkopf 3457 etwa 100 Gramm schwerer als der Videokopf Manfrotto Befree MVH400AH. Um fair zu bleiben, muss aber erwähnt werden, dass der Kopf von Manfrotto exklusiv für Videoaufnahmen vorgesehen ist. Der Fluidkopf 3457 ist hingegen für Fotos und Videos geeignet und besitzt sogar gleich zwei gedämpfte Panoramaplatten.

SmallRig gibt die maximale Belastbarkeit des Kopfes mit fünf Kilogramm an. Das ist etwa das zehnfache des Eigengewichts. Mit einer Höhe von etwa zehn Zentimetern und einem Montageplattendurchmesser von etwa 45 Millimetern ist der Kopf schön schlank, wenn da nicht der Schwenkarm wäre. Dieser Arm kann auf eine Länge von maximal etwa 33 Zentimeter herausgezogen werden. Er wird mit einer einrastenden Drehsicherung festgesetzt beziehungsweise gelockert. Zusammengeschoben ist der Hebel knappe 14 Zentimeter lang. Für ein angenehm griffiges Anfassgefühl besitzt der Schwenkarm einen Gummi-Überzug.

Bei den Bedienelementen hat SmallRig beim Fluidkopf 3457 nicht gespart. Neben dem bereits erwähnten Schwenkarm stehen je drei Knebel- und Fixierschrauben bereit. So erlauben die Knebelschrauben die Anstellwinkel-Fixierung des Schwenkarms in verschiedenen Positionen und die Fixierung des Neigungswinkels. Dadurch kann man die bequemste Handposition finden, um den gedämpften Neigungsbereich des Stativkopfes von 90 Grad nach vorne und 60 Grad nach hinten voll auszunutzen. Eine Friktionskontrolle für den Neigungsbereich oder die beiden Panoramaplatten gibt es dagegen nicht.

Zwei der Fixierschrauben sorgen für das Festsetzen der beiden Drehplatten auf einen gewünschten Winkel. Beide Platten sind mit einer lesbaren Gradeinteilung bedruckt. So lassen sich horizontale Schwenks in fünf Grad Schritten präzise ausführen. Knapp über der ersten Drehplatte ist die einzige, sehr kleine Nivellier-Libelle untergebracht.

Die dritte Knebelschraube fixiert die Anpassungsebene für die optimale Schwerpunktverteilung auf dem Kopf. Inklusive der Schnellwechselplatte kann die montierte Kamera um insgesamt etwa zehn Zentimeter verschoben werden (fünf Zentimeter nach vorn und fünf nach hinten). Der Gewichtsausgleich besitzt eine separate Fixierung. Diese hat als einzige ein kleines Vorhängeschloss-Icon. Das ist allerdings so klein gedruckt, dass man nur schwer erkennt, dass es sich um ein offenes Schloss handelt. Das hätte man vielleicht anders oder einfach deutlicher machen können.

Am oberen Ende des Kopfes ist die zweite gedämpfte, drehbare Platte mit Gradskala und Schnellwechseleinrichtung untergebracht. Dessen Existenz mag zunächst verwundern. Der Fluidkopf 3457 ist jedoch als Foto- und Videokopf konzipiert. Normale Videoköpfe lassen keine Hochformat-Aufnahmen zu (außer man montiert eine L-Schiene oben auf dem Kopf). Durch die zweite Drehplatte des SmallRig 3457 kann die Kamera oberhalb des Neigevorrichtung beliebig gedreht werden. In der 90-Grad-Neigung, in der die Kamera bei einem reinen Videokopf Richtung Fußboden schauen würde, lässt sich die Kamera beim Fluidkopf 3457 nun wieder seitlich schwenken und befindet sich dann im Hochformat. So richtig bequem ist die Handhabung dann allerdings nicht. Wir sehen das eher als Notlösung für gelegentliche Verwendung.

Alternativ könnte die obere Platte auch als Panoramaplatte eingesetzt werden, wenn man nicht das Stativ, sondern den Kopf horizontal ausrichtet. Dazu würde man dann sinnvollerweise eine zusätzliche Wasserwaage z. B. im Blitzschuh der Kamera befestigen oder man nutzt die elektronische Wasserwaage in der Kamera. Die zusätzliche Panorama-Einheit macht den ganzen Videokopf übrigens rund zwei Zentimeter höher (und natürlich auch etwas schwerer) als er ohne diese Technik wäre.

Das Schnellwechselsystem ist zu Arca Swiss kompatibel und die Sicherung übernimmt eine einfache Drehschraube. Die fünf Zentimeter kurze und leichte Schnellwechselplatte besitzt zwei 1/4 Zoll Schrauben (einzeln oder zusammen verwendbar), aber keinen Videopin, so dass mit einer einzelnen Schraube kein Verdrehschutz besteht. Für die Fotografie ist das allerdings kein großes Problem.

Der pfiffig untergebrachte, magnetisch gehaltene Inbusschlüssel ist nicht dafür gedacht, die Knebelschrauben zu spannen. Er passt nämlich nur auf in die beiden Kameraschrauben an der Schnellwechselplatte und die sind mit einem Bügel ausgestattet. Der Bügel ermöglicht das einfache An- und Abschrauben, ohne dass ein zusätzliches Werkzeug notwendig ist.

Dass SmallRig zwei 1/4 Zoll Schrauben mitliefert, liegt daran, dass SmallRig in erster Linie Kamerakäfige herstellt und der Fluidkopf 3457 natürlich auch mit diesen perfekt arbeiten soll. In einem solchen Fall wird die Schnellwechselplatte einfach quer mit beiden Schrauben unter einem solchen Käfig befestigt, um dann in die Schnellwechseleinrichtung gespannt zu werden. Damit die Verbindung möglichst stark ist, wird hier dann auch endlich der Inbusschlüssel eingesetzt. Wird die Kamera so montiert, verringert sich der Verschiebungsbereich für den Gewichtsausgleich.

Der Gewichtsausgleich arbeitet gut, zumindest bei leichten Kameras. Das Einstellen des Schwerpunktes ist recht simpel. Der Ausgleich funktioniert bei leichten Kameras mit kleinem Objektiv auch gut. Bei einer Sony Alpha 7 III, die mit dem FE 24-105 mm etwa 1.400 Gramm wiegt, schickte der Kopf die Kombination aber “schlafen” und kippte direkt nach vorne.

Dieses Problem könnte man verkleinern, wenn man die Kamera auf einer deutlich längeren Schnellwechselplatte montiert und die Position des Schwerpunkts weiter nach hinten verlagert. Immerhin sind längere Schnellwechselplatten mit Arca-Swiss-Kompatibilität problemlos erhältlich.

Fazit

Der SmallRig Fluidkopf 3457 zeigte sich in unserem Test als gut ausgestatteter, leichter Video- und Foto-Neiger mit Gewichtsausgleich. Der Gewichtsausgleich funktioniert, ist aber aufgrund der geringen Länge der Verschiebungs-Möglichkeit begrenzt. Die Drehmechanik für die Kameraplatte sorgt zwar für zusätzliche Bauhöhe und Gewicht, dadurch ist der Kopf aber sehr universell einsetzbar. Die Dämpfung der Neigung und der Drehplatten ist gut, sodass der Fluidkopf 3457 im Test insgesamt einen sehr positiven Eindruck hinterlässt.

Kurzbewertung

  • Teleskop-Schwenkarm
  • Gute Fluiddämpfung
  • Saubere Verarbeitung
  • Stabile Konstruktion
  • Zwei Panoramaplatten
  • Gewichtsausgleich begrenzt
  • Verwirrendes Fixierungsicon

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