Kurzstrecken-Mikrofon

Sony ECM-W3 Funkmikrofon-Set im Test

2024-11-05 Im Oktober 2023 stellte Sony mit dem drahtlosen Ansteckmikrofon Set ECM-W3 den Nachfolger des ECM-W2BT vor. Das ECM-W3 besteht aus zwei Mikrofonen (Sendern) und einem Empfänger, der sich auf den Blitzschuh schieben lässt. Besitzt die Kamera dann noch einen Multi-Interface-Blitzschuh (MI), dann lässt dieser sich auch für die Datenübertragung einsetzen. Wie sich das Sony ECM-W3 in der Praxis geschlagen hat, verraten wir in diesem Test.  (Harm-Diercks Gronewold)

Lieferumfang

Das Sony ECM-W3 beinhaltet einen Empfänger (ECM-W3R), zwei Sender (ECM-W3T) und einen festen Kasten (Krippe) zum Laden und transportieren der Komponenten. Zusätzlich gehören zwei künstliche "Dead Cat" Windschutz-Aufsätze für die Mikrofone sowie eine Schutzabdeckung mit Standfuß für den Empfänger zum Lieferumfang. Ein kleiner Transportbeutel rundet den Lieferumfang ab, da in der Krippe kein Platz für Zubehör ist. Für USB-Kabel hat es hingegen nicht gereicht. Die Verarbeitung ist super und das schlichte Design überzeugt.

Wem zwei Sender zu viel sind, der kann sich auch für das ECM-W3S für knapp 370 Euro entscheiden, denn das besteht nur aus einem Sender und dem Empfänger sowie einer kleinen Krippe und etwas Zubehör. Auf der Straße ist das Sony ECM-W3 schon für 360 Euro und die ECM-W3S Version für um die 270 bis 300 Euro erhältlich.

Die gefüllte Krippe wiegt etwa 127 Gramm, ist 92 Millimeter lang, 65 Millimeter breit und 41 mm hoch. Die Stromversorgung erfolgt über eine USB-C-Schnittstelle. Das optionale Netzteil muss 5 Volt und 1,18 Ampere (5,9 Watt) liefern, um den internen Akku des Cases in etwa zweieinhalb Stunden aufzuladen. Ohne Inhalt wiegt das Case dann nur noch etwa 110 Gramm.

Empfänger und Sender

Der Empfänger ECM-W3R ist etwa 32 x 29 x 50 Millimeter (B x H x T) groß und wiegt rund 25 Gramm. Am Fuß befinden sich die Kontakte des Multi-Interface-Anschlusses, kurz MI. Der MI unterstützt die Übertragung der Audiodaten in analoger und digitaler Form. Während grundsätzlich alle Kameras mit MI das ECM-W3 nutzen können, können nur neuere Kameras von der digitalen Audio-Übertragung profitieren wie beispielsweise die ZV-E1, ZV-E10 Mark II, ZV-E10, Alpha 1, Alpha 9 Mark II sowie Alpha 9 Mark III oder auch die Alpha 6700. Eine aktuelle komplette Auflistung haben wir am Ende dieses Tests verlinkt (Stand 10/2024).

Über den MI wird der Empfänger auch mit Strom versorgt, sofern von der Kamera unterstützt. Damit verlängert sich dann dessen Einsatzzeit von drei Stunden auf 18 Stunden (Herstellerangabe). Geladen wird der Empfänger in zwei Stunden über die Krippe oder über die USB-C-Schnittstelle am Gerät. Die USB-C-Schnittstelle ermöglichen es zudem, den Empfänger an einem Computer oder Smartphone einzusetzen, um das Set als externes Mikrofon für den Heimeinsatz zu nutzen.

Um zwischen analoger und digitaler Übertragung zu wechseln, muss der Schalter am Empfänger auf die entsprechende Position geschoben werden. Wieso der Empfänger nicht selbstständig erkennt, ob eine digitale Übertragung möglich ist und dann selbstständig umschaltet, ist unverständlich. Zusätzlich kann der Ton auch über ein Kabel mit 3,5 Millimeter Klinkenstecker an die Kamera übertragen werden. Über den Status des Empfängers und den Verbindungsstatus zu den beiden Sendern (Mikrofonen) informieren verschiedenfarbige LEDs an der Vorder- beziehungsweise Oberseite des Empfängers.

Auf der Rückseite des Empfängers ist die Safety-Taste untergebracht. Diese ist nur im SEP-Modus, also im separaten Mikrofon-Modus, verfügbar. In diesem wird der Pegel eines der beiden Mikrofone um 20 Dezibel reduziert, um etwaige Lautstärkespitzen und Übersteuerungen abzufangen. Im Mix Modus werden beide Signale gemischt und auf beide Kanäle in der Aufnahme gespeichert.

Die Sender

Die Sender (ECM-W3T) sind jeweils etwa 25 x 52 x 20 Millimeter groß und wiegen rund 17 Gramm. Dank eines Clips auf der Rückseite lassen sich die Sender leicht an einem Kragen oder Revers befestigen. Da kann der Sender dann auch für bis zu sechs Stunden bleiben und seiner Arbeit nachgehen (Herstellerangabe). Danach muss er wieder in die Krippe, denn eine andere Möglichkeit, die Sender zu laden, gibt es nicht. Immerhin sind die ECM-W3T in etwa zwei Stunden voll aufgeladen.

Mit den drei Schaltern an den Sendern lässt sich ein zweistufiger elektronischer Geräuschfilter wählen. Neben der klassischen Rauschunterdrückungs-Funktion, die alle unerwünschten Geräusche aufs Korn nimmt, gibt es einen weiteren Filter, der Störgeräusche von Wind, Klimaanlagen und andere Vibrationsgeräuschen reduziert. Für einen effektiven Windschutz empfehlen wir aber ganz klar die "Dead Cat" Aufsätze.

Neben dem Ein-Aus-Schalter besitzt der Sender noch einen "ATT"-Schalter mit drei Einstellungen. Diese ermöglichen es, den Pegel um 10 beziehungsweise 20 Dezibel abzusenken. Auf der Vorderseite sind das Mikrofon mit Kugelcharakteristik sowie eine 3,5 Millimeter Klinkenbuchse untergebracht. In diese lässt sich ein kabelgebundenes Lavalier Mikrofon anschließen. Der Sender übernimmt dann nur noch die Übermittlung der digitalisieren Audiodaten. Auch die Sender haben zwei Status-LEDs, die über den Verbindungsstatus und Akkustand informieren.

Doch die Buchse hat noch eine weitere Funktion, denn sie sorgt für die Sicherung der kuscheligen "Dead Cat" Windschutzabdeckungen. Diese haben nämlich einen Dorn, der genau in die Buchse passt.

Tonqualität

Wird das ECM-W3 über den MI eingesetzt, dann erspart man sich die doppelte Analog-Digital-Wandlung. Diese Dopplung kann in bestimmten Situationen zu Artefaktbildung im Ton erzeugen. Der subjektive Unterschied bei der Aufnahme ist allerdings über einen Kopfhörer an der Kamera nur schwer auszumachen. Die Mikrofone haben einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz. Das Eigengeräusch hat einen Pegel von bis zu 16 dB.

Subjektiv ist die Tonqualität sehr gut, allerdings wird jede kleine Berührung am Kunststoffgehäuse des Senders vom Mikrofon erfasst und aufgezeichnet. Ein verstecktes Anbringen des Senders unter einem Kleidungsstück ist alles andere als empfehlenswert, da Störgeräusche zu erwarten sind. Für die Aufzeichnung nutzt das ECM-W3 den C3Plus-Audio-Codec mit einem vom Fraunhofer Institut entwickelten, für die drahtlose Übertragung optimierten Kompressionsverfahren.

Funkstrecke

Im Gegensatz zum von uns getesteten Hollyland Max Duo Mikrofon-Set arbeitet das Sony ECM-3 mit einer Bluetooth-Verbindung Version 5.3. Das hat zur Folge, dass die maximale Strecke theoretisch bei etwa 150 Meter liegt. Das funktioniert aber nur abseits von Störquellen und wenn es keine Hindernisse zwischen Sender und Empfänger gibt. Gibt es Hindernisse, dann ist recht schnell "Feierabend" mit der Verbindung. Wir konnten in einem Wohngebiet die ersten Tonaussetzer schon ab etwa 60 Meter hören. Bei etwas mehr als 70 Meter wurden die Aussetzer wirklich nervig, für Bluetooth ist das allerdings beeindruckend. Verliert der Sender einmal die Verbindung zum Empfänger oder erkennt er, dass die Signalqualität abnimmt, so informiert darüber eine blinkende Statusleuchte am Sender und dem Empfänger.

Verlieren Sender und Empfänger den Kontakt zueinander oder kommt es zu Qualitätseinbußen, dann hat man Pech gehabt, denn die Sender ECM-W1T besitzen keine interne Tonaufzeichnung. Daher ist es dringend empfehlenswert, den Ton immer zu kontrollieren, entweder Live oder nach der Aufnahme.

Fazit

Das Sony ECM-3 macht optisch durch seine schlichte Eleganz schon einiges her. Auch technisch ist es durch die Möglichkeit, Audiodaten digital zu übertragen, sehr interessant. Die Akkulaufzeit ist in Ordnung, allerdings trüben die eher bescheidene Funkreichweite und die Abstinenz einer internen Aufzeichnung den Gesamteindruck. In dieser Preisklasse muss ein drahtloses Lavaliermikrofon-Set einfach mehr können. Das einzige Herausstellungsmerkmal des ECM-3 ist der Multi-Interface-Schuh, aber ob dieser den Aufpreis von 250 Euro (UVP) im Vergleich zum Hollyland Lark M1 Duo oder Rhode Wireless Me wert ist, muss man für sich entscheiden.

Kurzbewertung

  • Digitale Datenübertragung (bei kompatiblen Kameras)
  • Lange Akkulaufzeit
  • Gute Tonqualität
  • Keine interne Aufzeichnung
  • Geringere Reichweite als Konkurrenzprodukte
  • Mageres Zubehör für den Preis

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