Lichtstarkes APS-C-Weitwinkel
Sony E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) im Test
2022-07-18 Mit dem E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) bietet Sony seit Sommer 2022 endlich ein sehr lichtstarkes Weitwinkel für seine APS-C-Systemkameras an. Trotz des großen Bildwinkels von 87 Grad diagonal und der hohen Lichtstärke von F1,4 wiegt es nur 220 Gramm und ist knapp unter sieben Zentimeter kurz – perfekt, um es immer dabei zu haben. Ob aber auch die Bildqualität gut genug ist, damit sich das überhaupt lohnt, haben wir an der 24 Megapixel auflösenden Sony Alpha 6400 getestet. (Benjamin Kirchheim)
Trotz der hohen Lichtstärke von F1,4 und des großen Bildwinkels von 87 Grad diagonal ist das Sony E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) mit 220 Gramm recht leicht und mit einer Länge von sieben sowie einem Durchmesser von 6,7 Zentimetern sehr kompakt. [Foto: MediaNord]
Verarbeitung
Das Sony E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) gehört zu den nun nicht mehr ganz so wenigen, speziell auf den APS-C-Sensor abgestimmten Objektiven von Sony, denn parallel zu diesem wurden mit dem E 11 mm F1.8 und E 10-20 mm F4 G noch zwei weitere APS-C-Objektive vorgestellt, die wir bereits getestet haben (siehe weiterführende Links). Aufgrund des APS-C-Sensors beträgt der diagonale Bildwinkel des 15 mm 87 Grad und entspricht damit einem Kleinbildobjektiv mit 22,5 Millimetern Brennweite.
Dabei ist das E 15 mm F1.4 G mit 220 Gramm erstaunlich leicht und mit einer Länge von sieben und einem Durchmesser von lediglich 6,7 Zentimetern verblüffend klein. Möglich ist das nicht nur aufgrund des kleinen APS-C-Bildkreises, sondern auch des geringem Auflagemaßes (Abstand Sensor-Bajonett) von nur 18 Millimetern (das "E" in Sony E steht für Eighteen).
Angesichts des geringen Gewichts überrascht es wenig, dass das Gehäuse mit Ausnahme eines winzigen Metall-Zierrings komplett aus Kunststoff besteht, der aber nicht billig wirkt. Immerhin ist das Bajonett aus Metall gefertigt, was nicht bei jedem Hersteller selbstverständlich ist. Eine Dichtlippe verrät, dass die Festbrennweite sogar über einen Spritzwasser- und Staubschutz verfügt. Das 55 Millimeter große Filtergewinde besteht ebenfalls aus Kunststoff, hier sollte man also beim Einschrauben etwas Vorsicht walten lassen.
Zum Lieferumfang des Sony E 15 mm F1.4 G gehört neben den üblichen Deckeln auch die passende tulpenförmige Streulichtblende, die ebenfalls aus Kunststoff besteht. Sie wird per Bajonett am Objektiv befestigt und kann zum Transport wie üblich verkehrt herum montiert werden. Mit einem maximalen Durchmesser von 7,9 Zentimetern und einer Länge von 2,9 Zentimetern fällt die knapp über 16 Gramm schwere Blende kompakt aus. In Transportstellung kann man trotz der tulpenförmigen Ausführung an den kurzen Enden nicht mehr sinnvoll den Fokusring erreichen. Für einen Schnappschuss kann aber mit Autofokus fotografiert werden, ohne die Blende umdrehen zu müssen.
Ausstattung und Bedienung
Die lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite besitzt einen Einstellring, einen Blendenring samt De-Click-Schalter, eine Funktionstaste und einen Schalter, mit dem sich zwischen Autofokus und manuellem Fokus umschalten lässt. Einen optischen Bildstabilisator bietet das 15 mm hingegen nicht, was angesichts der geringen Brennweite aber verschmerzbar ist. Mit einer Alpha 6500 oder 6600 sind dank deren Sensor-Shift-Bildstabilisator aber auch längere Belichtungszeiten möglich, für die es bei unserer Testkamera Alpha 6400 mangels Bildstabilisators eines Stativs bedarf.
Das Sony E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) besitzt nicht nur einen linear arbeitenden, elektronischen Fokusring, sondern auch einen AF-MF-Schalter, eine Funktionstaste sowie einen Blendenring samt De-Click-Funktion. [Foto: Sony]
Der Autofokus arbeitet dank der beiden Linear-Motoren unhörbar und schnell; das Fokusatmen ist gering. Zudem unterstützt das Objektiv die digitale Korrektur des Fokusatmens durch die Kamera, was jedoch logischerweise minimal Bildwinkel kostet. Drückt man die Funktionstaste, wird defaultmäßig der Autofokus gestoppt, man kann die Taste über das Kameramenü aber auch mit einer anderen Funktion belegen. Schaltet man am Objektiv auf manuellen Fokus um, arbeitet der vorne angebrachte, 1,2 Zentimeter breite, griffig geriffelte Kunststoffring mit linearer Übersetzung, wobei elektronische Stellbefehle an den Fokusmotor weitergegeben werden. Sowohl bei Fotos als auch bei Videos ist dank der Fokuslupe und des Fokuspeakings seitens der Kamera und des feinfühligen Fokusrings eine präzise Fokussierung möglich.
Interessanterweise bietet die Festbrennweite bei manueller Fokussierung eine kürzere Naheinstellgrenze als mit Autofokus. Sony gibt die Naheinstellgrenze ab Sensorebene mit 20 Zentimetern bei Autofokus und 17 Zentimetern bei manuellem Scharfstellen an. Die Abbildungsmaßstäbe betragen 1:8,3 mit Autofokus und manuell fokussiert immerhin 1:6,7. In der Praxis konnten wir jedoch mit Autofokus bereits ab 18 Zentimetern fotografieren und damit einen Abbildungsmaßstab von 1:7,1 erreichen. Der Abstand des Motivs von der Objektivfront beträgt dabei etwa neun Zentimeter.
Manuell fokussiert konnten wir sogar bereits ab etwa 15,5 Zentimetern von der Sensorebene beziehungsweise rund sieben Zentimetern von der Objektivfront fokussieren, was einen Abbildungsmaßstab von immerhin 1:5,6 ermöglichte. Wahrscheinlich dürften die einzelnen Serienexemplare bei dieser Disziplin leicht streuen, aber die Herstellerangaben werden höchstwahrscheinlich sicher erreicht.
Zudem verfügt das Sony E 15 mm F1.4 G über einen Blendenring. Er misst einen Zentimeter in der Breite, wobei die vordere Hälfte davon griffig geriffelt ist, auf der anderen Hälfte sind die ganzen Blendenstufen von F1,4 bis F16 kontrastreich weiß beschriftet und mit einer 1/3-Blendenstufen-Skala versehen. Der Blendenring rastet satt und verfügt zudem über eine Automatikstellung mit weiterem Einstellweg zu F16 und deutlichem Einrasten. So leicht verlässt man also die Automatikstellung nicht versehentlich.
Der Blendenring des Sony E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) besitzt eine gut ablesbare Skala mit Drittelstufen. Umgeschaltet arbeitet der Ring aber auch stufenlos. [Foto: MediaNord]
Automatikstellung ist eigentlich nicht ganz das richtige Wort für die "A-Stellung", denn nur im manuellen oder Zeitautomatikmodus hat das überhaupt eine Auswirkung. In der Blendenautomatik, Programmautomatik oder Vollautomatik übernimmt die Kamera unabhängig von der Einstellung des Blendenrings die Kontrolle über die tatsächliche Blendeneinstellung. Stellt man den Blendenring im manuellen oder Zeitautomatik-Modus auf Automatik, kann die Blende über ein Funktionsrad an der Kamera eingestellt werden, wird also nicht automatisch eingestellt.
Videografen dürfte der rechts unten angeordnete, mit "Click" beschriftete Schiebeschalter freuen: Stellt man ihn von "On" auf "Off", läuft der Blendenring stufenlos und ohne Rastung. Auch wenn die Kamera keine feineren Abstufungen als 1/3-Blendenstufen auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher anzeigt, arbeitet die Blendenöffnung völlig stufenlos. Auch störende Geräusche erzeugt der Mechanismus nicht.
Bildqualität
Angesichts der hohen Lichtstärke ergibt sich trotz der geringen Brennweite eine beeindruckende Hintergrundunschärfe. Das Bokeh ist recht weich und zeigt lediglich in den Spitzlichtern minimal hellere Ränder der dank sieben abgerundeten Lamellen gleichmäßig runden Unschärfescheibchen, bildet jedoch keine unruhigen Doppelkonturen feiner Strukturen im Hintergrund. Zudem zeigen sich so gut wie keine Farbsäume im Unschärfebereich.
Schließt man die Blende hingegen, zeigt sich ab F5,6 ein leichter Sonnenstern, der beim weiteren Abblenden immer definierter und schöner wird (sofern man solche Effekte mag). Bei F8 ist der Stern gut zu sehen und bei F11 ist er sehr schön definiert. Wer möchte, kann für einen maximalen Blendenstern auf F16 abblenden, sollte sich dann aber im Klaren sein, dass das aufgrund der Beugung, die sich bereits bei F11 zeigt, zulasten der Detailzeichnung anderer Bildbereiche geht. Übrigens ist Gegenlicht ein gewisses Thema für das Sony E 15 mm F1.4 G. Die Kontraste bleiben zwar stets hoch, aber es können sich leichte Blendenreflexe zeigen.
Im Testlabor musste das SEL15F14G an der 24 Megapixel auflösenden Alpha 6400 zeigen, wie gut seine Bildqualität ist. Dabei korrigiert die Kamera defaultmäßig optische Fehler wie Randabdunklung, Farbsäume und Verzeichnung. Letzteres ist nicht einmal deaktivierbar, führt aber zu einem völlig verzeichnungsfreien Bild, wie der Labortest zeigt. Dreht man das Objektiv leicht aus dem Bajonett und verhindert damit die Erkennung des Objektivs durch die Kamera anhand der Kontakte, lässt sich aber die Verzeichnung beobachten. Das Rohdatenfoto ist desbezüglich unangetastet, enthält aber ein Korrekturprofil für die üblichen Rohdatenkonverter, womit auch bei Raw ein verzeichnungsfreies Ergebnis ermöglicht wird.
Das Sony E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) zeigt an der Alpha 6400 im Bildzentrum eine hohe Auflösung, zudem ist die Randabdunklung sanft verlaufend und die Verzeichnung perfekt – wenn auch digital – auskorrigiert. [Foto: MediaNord]
Die Randabdunklung wird hingegen nicht so perfekt korrigiert, bleibt aber dank des sanften Verlaufs unauffällig. Sie beträgt bei Offenblende im Maximum lediglich 0,9 Blendenstufen und nimmt beim Abblenden auf F2 bereits auf weniger als eine halbe Blendenstufe ab. Am ehesten können Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen als optische Fehler im Foto auffallen, auch wenn sie sich selbst im Maximum lediglich leicht an harten Kontrastkaten zeigen.
Die Auflösung des Sony E 15 mm F1.4 G ist an der Alpha 6400 im Bildzentrum bereits ab Offenblende mit 65 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast sehr gut, lässt sich beim Abblenden auf F2 aber sogar noch auf 69 lp/mm steigern (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Beim weiteren Abblenden bis F8 sinkt die Auflösung nur wenig, dann aber stärker. Bei F11 werden bereits deutlich weniger als 60 lp/mm aufgelöst, bei F16 sind es nur noch 50 lp/mm.
Zum Bildrand fällt die Auflösung im Bereich von F1,4 bis F8 jedoch je nach Blende um mindestens 32 und bis zu 40 Prozent ab. Im Bereich von F1,4 bis F8 bewegt sie sich im Bereich von 42 bis maximal 47 lp/mm. Dieser Umstand dürfte nicht nur dem großen Bildwinkel geschuldet sein, sondern zum Teil sicherlich auch der Verzeichnungskorrektur, die die Pixel am Bildrand naturgemäß verzerren muss. Absolut gesehen ist die Randauflösung zwar gut, aber dennoch vor allem angesichts der hohen Auflösung im Bildzentrum wohl die Achillesferse des Sony E 15 mm F1.4 G.
Fazit
Dank seiner kompakten Abmessungen und des geringen Gewichts ist das Sony E 15 mm F1.4 G (SEL15F14G) trotz des nicht gerade günstigen Preises von 850 Euro für Fans lichtstarker Weitwinkelobjektive den Kauf wert. Es kann in der Foto- oder Jackentasche immer dabei sein und bietet an der Kamera angesetzt sogar einen Spritzwasser- und Staubschutz. Mit dem Fokusring, dem Blendenring samt De-Click-Schalter sowie der Funktionstaste und dem AF-MF-Schalter besitzt es alle für eine Festbrennweite ohne Bildstabilisator wichtigen Bedienelemente. Der Autofokus ist schnell und leise und bietet eine recht geringe Naheinstellgrenze. Die Bildqualität ist zwar nicht perfekt, bewegt sich aber auf einem hohen Niveau. Das Bokeh ist ansehnlich; abgeblendet zeigt sich ein schöner Sonnenstern und auch Gegenlicht bereitet wenig Probleme. Die digitale Verzeichnungskorrektur arbeitet perfekt, am ehesten machen sich minimale chromatische Aberrationen als optische Fehler bemerkbar. Die Auflösung ist im Bildzentrum bereits ab Offenblende sehr gut, fällt jedoch zum Bildrand hin selbst im besten Fall um gut ein Drittel ab.
Kurzbewertung
- Kompaktes, spritzwassergeschütztes Gehäuse
- Kaum optische Fehler
- Hohe Auflösung im Bildzentrum
- Schöner Sonnenstern, besonders ab F11
- Durchgängig mindestens ein Drittel Auflösungs-Randabfall
- Kunststoff-Filtergewinde
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.