Fokus
An der linken Seite sowie oben auf dem Objektiv ist vor dem Zoomring je eine Taste zu finden, die sich über das Kameramenü mit verschiedenen Funktionen belegen lässt. Defaultmäßig ist sie mit der Fokus-Stopp-Funktion vorbelegt. Unter der linken Taste befindet sich zudem ein AF/MF-Schiebeschalter zur Umschaltung zwischen automatischem und manuellem Fokus.
Der Fokusring sitzt vorne am Objektiv und fällt mit 1,6 Zentimetern etwas schmaler aus als der Zoomring. Er ist ebenfalls mit einem griffigen, geriffelten Gummiüberzug versehen. Der Fokusring dreht sich ähnlich leicht wie der Zoomring, arbeitet jedoch rein elektronisch. Verstellt wird der Fokus immer von den vier unhörbaren XD-Linearmotoren, die äußerst schnell zupacken. Je zwei Motoren treiben ein Element an, so dass die beiden Fokuselemente unabhängig voneinander arbeiten können.
Mit dem Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II (SEL1635GM2) konnten wir bei 16 mm Brennweite ab 20,2 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 20 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:5,6 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II (SEL1635GM2) konnten wir bei 35 mm Brennweite ab 21,2 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 10,2 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,8 entspricht. [Foto: MediaNord]
Das sorgt nicht nur für eine gute Naheinstellgrenze, sondern auch für eine hohe Auflösung über den gesamten Fokusbereich und hilft zudem bei der Kompensation von Fokusatmen, das visuell nahezu gar nicht vorhanden ist. Das Objektiv konnte bei unseren Tests zudem mühelos schnelle Motive zuverlässig im Fokus halten, was nicht zuletzt auch an den guten AF-Algorithmen und Erkennungsfunktionen der Testkamera Sony Alpha 7R V lag.
Der Fokusring reagiert linear auf verschieden schnelle Drehbewegungen, erlaubt aber dennoch eine äußerst feine Fokussierung, da der Nahbereich wesentlich feiner aufgelöst ist. Dabei wird der Fotograf von Hilfen wie einer Fokuslupe und Fokuspeaking sowie einer Entfernungsanzeige unterstützt, die von der Kamera zur Verfügung gestellt werden.
Mit etwa einer 3/8-Drehung am Fokusring wird der gesamte Fokusbereich von unendlich bis zur Naheinstellgrenze durchfahren. Diese beträgt laut Sony 22 Zentimeter über den gesamten Zoombereich. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt laut technischen Daten 1:3,1 und wird bei längster Brennweite erreicht.
In der Praxis konnten wir bei 16 Millimetern Brennweite auf 20,2 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise 6,3 Zentimeter ab Objektivfront fokussieren. Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 20 mal 13,3 Zentimeter einfangen, was einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:5,6 entspricht. Bei 35 Millimetern Brennweite konnten wir bis auf 21,2 Zentimeter an die Sensorebene heran fokussieren, der Abstand des Motivs von der Objektivfront betrug dabei 8 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 10,2 mal 6,8 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,8 entspricht. Die Werte sind durchaus beeindruckend und erlauben so manch dramatische Perspektive mit scharfem, riesigem Vordergrund und unscharfem, kleinem Hintergrund.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II besteht aus 15 Linsen in zwölf Gruppen. Eine asphärische Linse, eine Super-ED-Linse, drei XA-Linsen (eXtreme Aspherical), eine asphärische ED-Linse und zwei weitere ED-Linsen sollen für eine hohe optische Auflösung sorgen. Sie soll vor allem am Bildrand viel besser sein als beim Vorgängermodell, das eine Linse und Gruppe mehr besitzt.
Im Gegensatz zum Vorgängermodell verfügt das Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II (SEL1635GM2) über einen Blendenring mit A/M-Lock und De-Click-Funktion. [Foto: MediaNord]
Die vier ED-Linsen minimieren zudem chromatische Aberrationen, die beim Vorgängermodell ein Problem waren. Hinzu kommt die Vergütung Nano AR II, die Flares und Ghosting minimieren soll. Dank der extrem präzisen XA-Linsen und der gleichmäßigen Nanovergütung sollen Zwiebelringe im Bokeh minimal sein. Die Blende besteht für eine gleichmäßige Öffnung aus elf abgerundeten Lamellen.
In der Praxis ist das Bokeh zwar sehr gleichmäßig und weich, in den Unschärfescheibchen punktueller Lichtquellen zeigen sich dennoch gut sichtbare Zwiebelringe. Positiv hervorzuheben sind die so gut wie nicht vorhandenen Farbsäume im Bokeh und die über das gesamte Bildfeld schön runden Unschärfescheibchen. Die Blende ist so kreisrund, dass sich selbst bei starkem Abblenden nur ein leichter Blendenstern zeigt.
Die Nanovergütung funktioniert im Gegenlicht sehr gut, besonders bei kurzer Brennweite. Hier zeigen sich kaum Kontrastverluste oder Flares. Bei maximaler Brennweite treten hingegen je nach Licht leichte Flares auf, auch Blendenflecke können sich dann zeigen, sind aber recht dezent.
An Sony Alpha 7R V erreicht das FE 16-35 mm F2.8 GM II (SEL1635GM2) eine gute Auflösung, die nur mäßig zum Bildrand abfällt. Bei F5,6 ist die Bildqualität durchgehend am besten. [Foto: MediaNord]
Im Testlabor an der Sony Alpha 7R V zeigt das FE 16-35 mm F2.8 GM II nur eine geringe Randabdunklung, die dank des sanften Verlaufs selbst bei maximaler Ausprägung von einer halben Blendenstufe praktisch nicht auffällt. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind ebenfalls sehr gering. Anders sieht es mit der Verzeichnung aus, die bei kurzer Brennweite bis zu zwei Prozent Tonnenform erreicht und einen kleinen Hauch einer Wellenform zeigt. Bei längster Brennweite hingegen ist die Verzeichnung aufgrund der Kissenform trotz nominell minimal geringerem Wert von 1,8 Prozent visuell deutlicher sichtbar. Wer möchte, kann die Verzeichnung von der Kamera automatisch korrigieren lassen.
Die 61 Megapixel des Vollformatsensors der Sony Alpha 7R V sind für Objektive eine Herausforderung, erst recht für ein Zoomobjektiv mit besonders großem Bildwinkel wie das FE 16-35 mm F2.8 GM II. Doch es meistert diese Disziplin gut und überzeugt vor allem mit einer konstant hohen Auflösung von Offenblende bis F8, danach beginnt sie langsam zu fallen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Allerdings erreicht die Auflösung in der Bildmitte maximal 80 bis 87 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast, was für die hohe Sensorauflösung alles andere als rekordverdächtig, aber solide ist.
Viel interessanter ist aber die Randauflösung, die beim Vorgängermodell deutlich gegenüber der Bildmitte abfällt. Hier schneidet das neue 16-35 GM II erheblich besser ab. Maximal fällt die Auflösung um 30 Prozent, bei den meisten Brennweiten-Blendenkombinationen aber sogar um weniger als 20 Prozent. Das ist für einen so großen Bildwinkel von immerhin bis zu 107 Grad ein sehr gutes Ergebnis. Absolut gesehen werden knapp unter 70 bis hin zu 73 lp/mm am Bildrand erreicht. Am höchsten ist die Auflösung sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand bei F5,6, und zwar sogar unabhängig von der Brennweite.
Fazit
Das komplette Redesign im Vergleich zum Vorgängermodell hat sich beim Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II definitiv gelohnt. Die zweite Generation ist nicht nur deutlich leichter, sondern auch schneller und besser ausgestattet. Dank der vielen Bedienelemente lässt es sich direkt an die Aufnahmesituation anpassen und sowohl Fotografen als auch Videografen kommen voll auf ihre Kosten, etwa indem der elektronische Fokusring linear und feinfühlig arbeitet, praktisch kein Fokusatmen auftritt und der Blendenring eine De-Click-Funktion besitzt. Zudem ist die optische Qualität deutlich besser als beim Vorgängermodell, vor allem bei der kritischen Auflösung am Bildrand und bei den lästigen Farbsäumen, die nun praktisch gar nicht mehr auftreten. Allerdings ist die Verzeichnung deutlich und das Bokeh zumindest in den Spitzlichtern nicht ganz perfekt.