Lichtstarker Festbrennweiten-Klassiker
Sony FE 50 mm F1.4 GM (SEL50F14GM) im Test
Seite 2 von 2, vom 2023-02-21 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Der optische Aufbau des Sony FE 50 mm F1.4 GM besteht aus 14 Linsen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Dabei kommen eine ED-Linse und zwei advanced aspherical (AA) Linsenelemente zum Einsatz. Sie sollen optische Bildfehler auf ein Minimum reduzieren und für eine bestmögliche Auflösung bis zum Bildrand sorgen.
Die Blende des Sony FE 50 mm F1.4 GM besitzt elf Lamellen, die eine sehr gleichmäßige, nahezu kreisrunde Öffnung formen. Entsprechend gleichmäßig sind die Unschärfescheibchen im Bokeh geformt. Die Helligkeitsverteilung innerhalb der Unschärfescheibchen ist nahezu gleichmäßig, mit einer leichten Tendenz zu einem minimal helleren Rand, der aber zu keiner scharfen Abgrenzung führt. Damit verschwimmen Konturen im unscharfen Hintergrund äußerst sanft ineinander, ohne unangenehme Doppelkonturen zu bilden. Lediglich Bokeh-CA kann sich minimal zeigen. Blendet man dagegen stark ab, entsteht ab ca. F8 ein sichtbarer, sehr vielstrahliger Blendenstern.
Das Filtergewinde des Sony FE 50 mm F1.4 GM besteht lediglich aus Kunststoff. Dank elf Lamellen besitzt es eine sehr gleichmäßig runde Blende, das Bokeh ist wunderschön. [Foto: MediaNord]
Im Gegenlicht macht sich die Nano AR II Vergütung auf drei der 14 Linsen (alle anderen mit "normaler" Mehrschichtvergütung) zumindest teilweise positiv bemerkbar. Die Kontraste sind auch im direkten Gegenlicht hoch, mit Sonne im Bildfeld stellen sich aber deutlich sichtbare Blendenreflexe ein. In einem kleinen Winkelbereich mit der Sonne knapp außerhalb des Bildkreises zeigen sich leichte Lichteinbrüche, gegen die auch die Streulichtblende machtlos ist.
Im Labor haben wir das Sony FE 50 mm F1.4 GM an der derzeit höchstauflösendsten Kleinbildkamera getestet, der Sony Alpha 7R V. Sie bringt es auf 61 Megapixel, was eine echte Herausforderung auch für sehr gute Objektive ist. Bei der Auflösungsmessung erreicht das 50mm-Objektiv im Bildzentrum bei 50 Prozent Kontrast bereits ab Offenblende hohe Werte von über 80 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Der Spitzenwert wird bei F2 mit 100 lp/mm erreicht, beim weiterem Abblenden sinkt die Auflösung bereits beugungsbedingt. Bis F8 bleibt sie aber gut über der Marke von 80 lp/mm und auch bei der kleinsten Blende F16 sind es immer noch fast 70 lp/mm.
Am Bildrand sieht es schon etwas anders aus. Hier erreicht das Weitwinkel erst bei F5,6 seinen höchsten Auflösungswert von gut 76 lp/mm, bei F8 und F11 ist es kaum weniger. Bei Offenblende hingegen werden nur 56 lp/mm erreicht, was gleichzeitig einen Auflösungs-Randabfall von 32 Prozent bedeutet. Bei F2 steigt zwar die Auflösung am Bildrand bereits über 60 lp/mm, aber der relative Randabfall erreicht hier mit 38 Prozent einen Spitzenwert. Erst ab F4 sinkt er unter 25 Prozent.
In der Praxis ist das weniger schlimm, selten wird man bei Offenblende und ohnehin geringer Schärfentiefe den Fokuspunkt so weit an den Bildrand setzen. Blendet man hingegen für eine Landschaftsaufnahme auf F8 ab, beträgt der Auflösungs-Randabfall nur noch knapp über zehn Prozent, ist also praktisch vernachlässigbar. F11 sollte man nur wählen, wenn einem die größere Schärfentiefe wichtiger ist als das letzte Quäntchen Auflösung.
Die Randabdunklung spielt bei keiner Blende eine Rolle, sie ist mit maximal 22 Prozent Helligkeitsabfall, was 0,4 Blendenstufen entspricht, vernachlässigbar. Der guten digitalen Korrektur sei es gedankt. Anders sieht es bei den Farbsäumen aus. Diese sind im Mittel zwar mit gut einem halben Pixel gering, werden im Maximum mit bis zu zwei Pixel jedoch trotz digitaler Korrektur leicht sichtbar.
Noch schlimmer sieht es mit der Verzeichnung aus. Die wird nur auf ausdrücklichen Wunsch elektronisch von der Kamera korrigiert, standardmäßig nicht. Bis zu 70 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte spielt sie keine Rolle, wird in den äußersten Bildbereichen jedoch sichtbar kissenförmig, das Maximum liegt bei ca. 1,2 Prozent. Bei parallel zum Bildrand verlaufenden Linien wird das deutlich sichtbar. Das kann etwa bei Architekturaufnahmen der Fall sein.
An der Alpha 7R V sieht man, dass Sony FE 50 mm F1.4 GM durchaus kein kleines Objektiv ist. [Foto: MediaNord]
Fazit
Wie bereits die weitwinkelstärkeren Schwestermodelle 24 mm F1.4 GM und FE 35 mm F1.4 GM ist auch das Sony FE 50 mm F1.4 GM ein gelungenes Objektiv. Für einen mit 1.700 Euro nicht gerade günstigen Preis bekommt man eine gute Verarbeitung, wenn auch kein Vollmetallgehäuse, eine sehr gute Ausstattung und eine hohe Bildqualität. Der Autofokus ist sehr schnell, leise sowie präzise und Features wie der lineare Fokusring und der Blendenring mit "De-Click" dürften auch Videografen überzeugen. Dabei punktet das Sony FE 50 mm F1.4 GM vor allem mit einem sehr schönen Bokeh. Die Bildqualität ist nicht perfekt, etwa mit den Blendenreflexen, dem bei Offenblende nicht gerade niedrigen Auflösungs-Randabfall oder der in den Bildecken sichtbaren kissenförmigen Verzeichnung und den Farbsäumen. Die Auflösung reicht aber selbst für den 61-Megapixel-Sensor der Sony Alpha 7R V und etwas abgeblendet taugt das Normalobjektiv dank des dann nur noch geringen Auflösungs-Randabfalls auch für Landschaftsaufnahmen.
Kurzbewertung
- Trotz Kunststoff robuste Konstruktion mit Spritzwasser- und Staubschutz
- Sehr hohe Auflösung im Bildzentrum bei F2
- Ab F5,6 kaum noch Auflösungs-Randabfall
- Sehr schönes Bokeh
- Für Videografen praktischer linearer Fokusring und Blendenring mit De-Click
- Kunststoff-Filtergewinde
- Bis zu fast 40 Prozent Auflösungs-Randabfall
- Kissenförmige Verzeichnung in den Bildecken
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.