Flaggschiff-Smartphone mit hochauflösender Kamera
Sony Xperia XZ nicht nur auf Bildqualität getestet
Seite 2 von 2, vom 2016-11-15 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Labortest und Bildqualität
Das Sony Xperia XZ haben wir wie jede normale Digitalkamera unserem Labortest unterzogen. Im Gegensatz zu den Kameratests sind die Smartphone-Labortests bei uns sogar kostenlos erhältlich. Der Labortest des XZ ist über die weiterführenden Links zu finden. Möchte man Bilder in 20 mal 30 Zentimeter Größe ausbelichten lassen, so liefert das XZ eine hervorragende Schärfe vom Bildzentrum bis an den Bildrand. Die Randabdunklung ist mit weniger als einer halben Blendenstufe (ca. 27 Prozent) gering und steigt ganz sanft an, so dass sie nicht auffällt. Eine großartige Verzeichnung ist ebenso wenig zu beklagen wie Farbsäume, die allenfalls in den Bildecken minimal sichtbar werden. Betrachtet man die reine Bildauflösung bei 50 Prozent Kontrast, so liefert das XZ im Bildzentrum eine sehr gute Auflösung von über 50 Linienpaaren pro Millimeter (im Kleinbildäquivalent). Eigentlich könnte bei 23 Megapixeln aber durchaus auch etwas mehr drin sein. Am Bildrand liegt die Auflösung bei immer noch guten über 40 Linienpaaren pro Millimeter. Auflösungstechnisch schlägt das Xperia XZ ein Apple iPhone 6s Plus oder ein Huawei P9 damit locker, das Samsung Galaxy Note 7 hingegen liegt erstaunlicherweise trotz der deutlich geringeren Sensorauflösung von zwölf Megapixeln auf gleichem Niveau wie das Sony. Die Schärfeartefakte des XZ sind mit über 20 Prozent im Zentrum und über 15 Prozent am Bildrand nicht eben gering, aber auf ähnlichem Niveau wie beim nicht mehr erhältlichen Samsung Note 7.
Das Farbdesign auf dem Bildschirm des Sony Xperia XZ gibt es passend zur jeweiligen Gehäusefarbe, das "Theme" lässt sich aber jederzeit umstellen. [Foto: Sony]
Das Sony Xperia XZ ist auch in Schwarz zu haben. [Foto: Sony]
Besonders interessant ist natürlich das Rauschverhalten. Der Signal-Rauschabstand (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) verheißt nichts Gutes. Er pendelt je nach ISO-Empfindlichkeit knapp über oder deutlich unter der kritischen Marke von 35 dB. Farbrauschen spielt zwar keine Rolle, Helligkeitsrauschen wird jedoch bei ISO 200 sichtbar, wohingegen bei ISO 400 und 800 die dann stärker arbeitende Rauschunterdrückung dieses wieder beseitigt. Immerhin ist das Rauschen feinkörnig. Die Messung der Texturschärfe zeigt einen von ISO 50 bis 200 stark fallenden Wert, der bei ISO 400 interessanterweise wieder nach oben schießt, um dann wieder zu fallen. Tatsächlich passt die Messung der erstaunlich hohen Texturschärfe nicht zum subjektiven Eindruck unseres Testbildes, das wir ebenfalls im Labor abgelichtet haben. Hier zeigt sich bei höheren Empfindlichkeiten ein deutlicher Verlust feiner Strukturen, gleichzeitig werden Kanten unsauber, was möglicherweise die Messung verwirrt hat.
Bei ISO 50 und 100 sehen die Bilder noch schön und klar aus, ab ISO 200 werden Details verwaschen, wobei bis ISO 1.600 durchaus noch einige gröbere Details wie etwa ein Teil der Holzmaserung eines Lineals erhalten bleiben. Zoomt man nicht zu weit in die Bilder hinein, sind diese durchaus noch brauchbar. Interessanterweise nimmt das Rauschen in den Bildecken zu beziehungsweise die Details ab. Das trifft aber wirklich nur auf die äußersten Bildecken zu. Es sieht jedenfalls so aus, als greife hier eine Randabdunklungskorrektur, die durch die digitale Aufhellung die Bildqualität etwas mindert. Sichtbar wird das ab ISO 400. Interessant ist hier wieder der Quervergleich mit dem deutlich geringer auflösenden Samsung Galaxy Note 7. Das rauscht zwar etwas weniger, zeigt dadurch bei hohen Empfindlichkeiten aber nicht unbedingt mehr Details. Auch hier verschwinden einzelne Haare bei ISO 200, bei ISO 800 sieht das Bild vom Sony XZ sogar besser aus als vom Samsung und ISO 1.600 und 3.200 lassen sich beim Samsung gar nicht manuell einstellen. Den größten Vorteil holen die anderen Smartphones also gar nicht unbedingt aus den geringer auflösenden Sensoren mit dadurch größeren Pixeln, sondern durch ihre optischen Bildstabilisatoren. Mit einem solchen würde die Kamera des Sony XZ einen deutlichen Schritt nach vorne machen.
Rauschen ist natürlich nicht alles. Wichtig ist auch der Dynamikumfang. Das XZ kann gut mit kontrastreichen Motiven umgehen und verkraftet bis einschließlich ISO 400 über zehn Blendenstufen Dynamik. Bei ISO 50 und 100 sind es sogar fast elf Blendenstufen. Bis zur höchsten Empfindlichkeit sind es immerhin noch 9,5 Blendenstufen. Der Dynamikumfang ist deutlich besser als beim Samsung Note 7. Die Tonwertkurve verläuft nur leicht angesteilt, was recht ungewöhnlich ist. Manche ausgewachsene Digitalkamera geht hier forscher zu Werke. Der Ausgangs-Tonwertumfang allerdings kann sich nicht mit einer herkömmlichen Digitalkamera messen, das XZ kommt kaum über 160 von 256 möglichen Helligkeitsstufen hinaus. Die tatsächliche Farbtiefe wiederum bewegt sich bis ISO 1.600 auf sehr gutem Niveau von ungefähr vier Millionen Farben, bei ISO 3.200 sind es immer noch über zwei Millionen. Der Weißabgleich arbeitet sehr präzise, was man von der Farbgenauigkeit leider überhaupt nicht behaupten kann. Das XZ verfälscht die Farben stark, sättigt sie viel zu sehr und weicht auch teilweise bei den Farbtönen erheblich ab. Übrigens lassen sich die Fotos nur als JPEG und nicht als Raw speichern.
In Platin wirkt das Silber des Sony Xperia XZ schon fast weiß. [Foto: Sony]
Knapp 700 Euro verlangt Sony für das Xperia XZ. [Foto: Sony]
Das Sony Xperia XZ verfügt im Übrigen selbstverständlich über eine Frontkamera ("Selfie-Kamera"). Diese besitzt ebenfalls ein F2,0 lichtstarkes Objektiv und fällt sogar noch etwas weitwinkliger aus als die Hauptkamera. Das ist gut für kleine Gruppen-Selfies, macht aber natürlich auch noch etwas "dickere" Nasen als die Hauptkamera. Die Auflösung fällt mit 13 Megapixeln etwas geringer aus als bei der Hauptkamera, was der Bildqualität aber eher zu Gute kommt, obwohl der Bildsensor etwas kleiner ist als bei der Hauptkamera. Die "Selfie-Kamera" bietet subjektiv eine erstaunlich gute Bildqualität (einen Labortest haben wir nicht gemacht) und erfüllt ihren Zweck sehr gut.
Fazit
Das Sony Xperia XZ hat den Namen Flaggschiff definitiv verdient. Das Smartphone ist zwar hochpreisig, bietet dafür aber eine sehr gute Verarbeitung, ein wasserdichtes Gehäuse und Technik auf Spitzenniveau, ohne aber in irgendeiner Disziplin die Konkurrenz auszustechen. Das XZ zeichnet sich vielmehr durch das rundum gelungene Gesamtpaket ohne gravierende Schwächen aus. Bei der Kamera geht Sony mit der hohen Auflösung und ohne Bildstabilisator einen etwas anderen Weg als die meisten anderen Smartphone-Hersteller. Die Bildqualität selbst bewegt sich für ein Smartphone auf sehr hohem Niveau, tatsächlich ist sie sogar bei hohen ISO-Empfindlichkeiten erstaunlich gut. Das größte Manko ist jedoch der fehlende optische Bildstabilisator, wodurch andere Smartphones bei wenig Umgebungslicht im Vorteil sind. Beim Video-Bildstabilisator hingegen kann das Sony wieder punkten und bietet hier vielleicht eines der wenigen herausstechenden Merkmale. Mit einem optischen Bildstabilisator jedenfalls könnte Sony die Kamera nochmal einen guten Schritt nach vorne katapultieren.