Vollformat-Weitwinkelzoom
Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD im Test
Seite 2 von 2, vom 2022-11-28 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Der optische Aufbau des Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD ist mit zwölf Linsen in elf Gruppen für ein Zoom zwar nicht allzu umfangreich, dafür wurde nicht bei der Verwendung von Spezialglas mit anomaler Dispersion und asphärischem Schliff gespart. So bestehen vier Linsen aus Spezialglas mit niedriger Dispersion (LD), zudem kommen zwei gepresste asphärische Linsen (eine davon aus LD-Glas) und eine hybrid-asphärische Linse zum Einsatz.
In der Draufsicht ist der breite, gummierte Zoomring des Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD mit den aufgedruckten Brennweiten zu sehen. Der Fokusring besitzt hingegen nur eine Riffelung aus Kunststoff. [Foto: MediaNord]
Dass asphärische Linsenelemente eingesetzt werden, wird spätestens bei genauerer Betrachtung des Bokehs sichtbar, denn die angenehm runden Lichtplättchen zeigen zirkulare Helligkeitsunterschiede. Dieser auch als "Zwiebelring" bekannte Effekt ist auf die asphärisch geschliffenen beziehungsweise gepressten Linsen zurückzuführen. Das Problem ist allerdings im Hintergrundbokeh stärker vertreten als im Vordergrund. Auch wenn man kein Pixel-Peeping betreibt, sorgt der Effekt dafür, dass das Bokeh unruhig wirkt.
Steil einfallendes Licht (Streulicht) mag das Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD nicht sonderlich gern, denn es reduziert sichtbar Kontraste im Bild. Allerdings werden ansehnliche Blendenflecke erzeugt, so dass man diesen Nachteil kreativ einsetzen kann. Reduzieren lässt sich das Problem zum Teil durch die mitgelieferte Streulichtblende, allerdings nicht komplett.
Blendensterne gehörten in der Vergangenheit zu den eher unerwünschten Eigenschaften auf einem Foto. Heute hingegen legen einige Fotografen Wert auf diesen Effekt. Blendensterne entstehen bei kleiner Blendenöffnung und punktuellen Lichtquellen, wenn sich punktuelle Lichtquellen an den Kanten der aufeinandertreffenden Blendenlamellen beugen. Der gleiche Effekt sorgt auch für die Beugungsunschärfe in Fotos. Das Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD liefert dank der neun Blendenlamellen einen schön definierten Blendenstern mit 18 Strahlen.
Wir haben das Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III im Labor auf Bildqualität getestet. Die maximale Auflösung von beachtlichen 91 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) wird bei Blende F4 und 28 Millimetern Brennweite erreicht. Gleichzeitig erreicht der Auflösungs-Randabfall in dieser Konstellation sehr hohe 54 Prozent. Am Bildrand beträgt die Auflösung lediglich noch 42 lp/mm. Noch mehr Randverlust von 62 Prozent gibt es bei offener Blende bei 28 Millimetern Brennweite.
Den geringsten Randverlust weist das Objektiv bei 40 Millimeter Brennweite mit nur drei Prozent auf. Es erreicht dabei solide 73 lp/mm in der Bildmitte. Blende 8 bietet in allen Brennweiten das beste Leistungsverhältnis von Auflösung in der Bildmitte (80 und 81 lp/mm) und einem geringen Randverlust von 10-18 Prozent. Ab Blende F11 macht sich die Beugung durch einen Rückgang der Auflösung bemerkbar, allerdings sinkt sie erst ab F16 knapp in den befriedigenden Bereich.
Neben der Gummilippe am Bajonett besitzt das Tamron 20-40 mm F2.8 Di III VXD (Model A062) weitere Dichtungen, die eindringenden Staub und Wasser verhindern sollen. [Foto: Tamron]
Der schematische Aufbau des Tamron 20-40 mm F2.8 Di III VXD (Model A062) zeigt die Art der Linsen und deren Reihenfolge in der Konstruktion. [Foto: Tamron]
Die Alpha 7R III korrigiert beim Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD automatisch die Randabdunklung und Farbquerfehler (Farbsäume), lediglich die Verzeichnungskorrektur muss auf Wunsch manuell aktiviert werden. Farbsäume sind nur an starken Kontrastkanten in allen Brennweiten minimal beziehungsweise leicht sichtbar. Sie bleiben im Schnitt aber kleiner als ein Pixel. Randabdunklungen liegen konstant bei 0,6 EV mit Ausnahme von 0,8 EV bei offener Blende und 20 Millimetern Brennweite.
Wie wir bereits erwähnt haben, ist die Verzeichnungskorrektur nicht automatisch aktiv. Das Objektiv muss also zeigen, wie gut es optisch korrigiert ist. Der Nachteil an einer elektronischen Korrektur ist, dass das Bild geometrisch transformiert werden muss, was einen Auflösungsverlust zum Bildrand zur Folge hat. Viele Kameras versuchen das beispielsweise durch eine höhere Scharfzeichnung am Bildrand zu kompensieren, aber das führt zu einer erhöhten Artefaktrate, was ebenfalls der Bildqualität nicht zuträglich ist.
In der mittleren Brennweite von 28 Millimetern ist das Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD komplett frei von Verzeichnungen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Leider setzt sich dieses exzellente Ergebnis nicht bei 20 und 40 Millimeter Brennweite fort. Zwar ist die Verzeichnung mit 1,5 Prozent Tonnenform bei 20 Millimeter Brennweite noch akzeptabel, bei 40 Millimeter Brennweite erreicht die Verzeichnung jedoch etwa zwei Prozent Kissenform, was deutlich sichtbar wird und nicht mehr im akzeptablen Bereich liegt. Die Verzeichnungen in oberer und unterer Brennweite zeigen sich schon ab etwa zehn Prozent radialem Abstand von der Bildmitte und werden sichtbar ab der Hälfte des radialen Abstands von der Bildmitte.
Fazit
Das Tamron 20-40 mm F2,8 Di III VXD ist ein griffiges Ultraweitwinkel-Zoom mit kleinen Abmessungen, das dank Spritzwasser- und Staubschutz in jeder Situation einsetzbar ist. Die Bildqualität ist gut, wobei der Hang zu Verzeichnungen schon sehr ausgeprägt ist. Das Bokeh zeigt leider Zwiebelringe, ist dafür aber schön rund und zeigt keine Farbsäume. Die Anpassungsmöglichkeiten sind dank USB-C-Schnittstelle und kostenloser Software gut, zumal die bei anderen Herstellern nur gegen Aufpreis (zusätzliche Hardware) zu haben sind.
Kurzbewertung
- Hohe Auflösung
- Griffiges Gehäuse
- USB-Schnittstelle für Individualisierungen
- Schneller, leiser Autofokus
- Teilweise hoher Auflösungs-Randabfall
- Fokusring nicht gummiert
- Keine Abdeckung der USB-Schnittstelle
- Bokeh zeigt zeitweise Zwiebelringe
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.