Reisestativ

Testbericht: Benro Slim Travel Carbon (FSL09CN00)

2018-05-28 Mit dem Slim Travel stellte Benro ein weiteres Stativ vor, das für leichte System- oder Spiegelreflexkameras ausgelegt ist. Das Slim Travel ist in einer Aluminium- sowie einer Carbon-Variante erhältlich. Für diesen Stativtest wurde uns die Carbon-Variante von Benro zur Verfügung gestellt. Wie uns das Stativ im Einsatz gefallen hat und ob es etwas auszusetzen gibt, erfährt der Leser in diesem Testbericht.  (Harm-Diercks Gronewold)

  • Bild Benro Slim Travel Carbon. [Foto: Benro]

    Benro Slim Travel Carbon. [Foto: Benro]

  • Bild Die ausgefahrene Mittelsäule hat eine Länge von etwa 37 cm. [Foto: Benro]

    Die ausgefahrene Mittelsäule hat eine Länge von etwa 37 cm. [Foto: Benro]

Das Benro Slim Travel Carbon sieht auf den ersten Blick sportlich elegant aus. Das hauptsächlich schwarze Stativ wird durch metallisch blaue Farbakzente aufgelockert. Bei genauerer Betrachtung sind aber unterschiedliche Blautöne vorhanden. Dadurch wird der elegante Ersteindruck leider zerstört. Zum Glück ist farblich korrektes Aussehen aber nicht die wichtigste Eigenschaft eines Reisestativs. Das Slim Travel Carbon gehört zu den Reisestativen, deren Beine sich um 180 Grad umklappen lassen, damit ein besonders geringes Packmaß erreicht werden kann. In diesem Fall beträgt das zusammengeschobene Maß 32 Zentimeter. Das namensgebende Carbon kommt in den Rohren der Stativbeine sowie der Mittelsäule zum Einsatz. Jedes der drei Beine besitzt vier Auszüge. Der unterste Auszug hat einen sehr geringen Durchmesser und ist damit etwas anfällig bei der Stabilität, wenn es ums Schwenken geht. Die maximale Arbeitshöhe des Slim Travel Carbon beträgt etwa 1,3 Meter.

Die Fixierung der Beine wird über Drehverschlüsse erreicht. Diese sind angenehm schnell und benötigen nur wenig "Weg", um zu fassen. Allerdings fühlen sich die Drehverschlüsse beim Lösen der Fixierung eher wie Knebelverschlüsse an. Beim Lösen gibt es zunächst einen kleinen Widerstand, dann etwas Spiel und dann erneuten Widerstand und dieser löst dann auch tatsächlich die Fixierung. Ob man das Verhalten gut oder schlecht findet, ist subjektiv. Während einige Kollegen in der Redaktion begeistert waren vom Verhalten der Fixierung, waren andere eher skeptisch. Der Fixierung selber scheint es jedenfalls nicht abträglich zu sein. Das Stativ kann laut Hersteller mit maximal 4.000 Gramm belastet werden, was ausreichend für Spiegellose Systemkameras und kleine DSLRs ist.

Beim Aufbau des Stativs kann der Fotograf den Anstellwinkel der Stativbeine in zwei Stufen begrenzen. Dazu muss allerdings immer wieder der Sperrhebel an der Stativschulter vor dem Verstellen herausgezogen und nach dem Verstellen wieder hineingedrückt werden. Mit dem größeren Anstellwinkel erreicht das Stativ die geringste Arbeitshöhe von etwa 31 Zentimeter. Mit dem geringeren Anstellwinkel erreicht das Stativ die maximale Arbeitshöhe. Die Mittelsäule des Slim Travel Carbon ist ebenfalls aus Carbon gefertigt und besitzt einen Auszug, der auch mit einem Drehverschluss fixiert wird. Die Mittelsäule erreicht eine ausgezogene maximale Höhe von etwa 37 Zentimetern. Eingefahren ist die Mittelsäule 23 Zentimeter lang. Darüber hinaus lässt sich die Mittelsäule herausnehmen und umgekehrt in die Stativschulter stecken. So sind sehr geringe Arbeitshöhen für beispielsweise Makroaufnahmen möglich.

  • Bild Zusammengeschoben hat das Slim Travel Carbon eine Länge von 32 Zentimetern. [Foto: Benro]

    Zusammengeschoben hat das Slim Travel Carbon eine Länge von 32 Zentimetern. [Foto: Benro]

  • Bild Die Sperrschalter können den Anstellwinkel in zwei Positionen begrenzen. [Foto: Benro]

    Die Sperrschalter können den Anstellwinkel in zwei Positionen begrenzen. [Foto: Benro]

  • Bild Trotz seiner geringen Größe kann ein Stativbein abgeschraubt und als Einbeinstativ genutzt werden. [Foto: Benro]

    Trotz seiner geringen Größe kann ein Stativbein abgeschraubt und als Einbeinstativ genutzt werden. [Foto: Benro]

Am oberen Ende der Mittelsäule ist der 3/8 Zoll messende Gewindebolzen angebracht. Auf diesem ist der mitgelieferte Kugelkopf angebracht. Der einfache Kugelkopf besitzt eine Gradeinteilung. Die Fixierung für die Kugelposition und die horizontale Drehung wird über eine Knebelschraube erreicht. Dieses Konzept ist zwar einfach in der Fertigung des Kopfes, bringt aber Nachteile beim Schwenken und gleichzeitiger Ausrichtung mit sich. Leider verzichtet der Kugelkopf auch auf eine Nivellierlibelle, könnte man zumindest denken. Das ist allerdings eine Fehleinschätzung, denn diese wurde lediglich sehr ungünstig unter der Schnellwechselplatte versteckt.

Immerhin ist eine Gradeinteilung für Panoramaaufnahmen vorhanden. Während die Gradeinteilung suggeriert, dass man wundervoll exakte Panoramen aus Einzelaufnahmen aufnehmen kann, macht die Kombination von einzelner Fixierschraube und versteckter Nivellierlibelle dieses Vorhaben unnötig aufwendig und frustrierend. Grund dafür ist, das man die Kugel immer mit löst, wenn der Schwenk durchgeführt wird. Danach muss die Kamera ausgerichtet werden. Dazu muss die Kamera vom Stativkopf entfernt werden. Dann wird ausgerichtet und die Kamera kann wieder montiert werden. Videoschwenks sind ebenfalls keine sonderlich gute Idee, da der Kopf keine Fluiddämpfung hat und hier Metall auf Metall kratzt. Dadurch wird ein hörbares Schleifgeräusch erzeugt. Die Schnellwechselplatte wird zwar nicht per Schnappverschluss montiert, besitzt aber eine Sicherung, die gegen das Herausrutschen etwas Schutz bietet. Der Kopf hat eine Höhe von etwa 7,5 Zentimeter.

  • Bild Der mitgelieferte Kopf ist ein sehr einfacher Kugelkopf mit fragwürdig platzierten Ausstattungselementen. [Foto: Benro]

    Der mitgelieferte Kopf ist ein sehr einfacher Kugelkopf mit fragwürdig platzierten Ausstattungselementen. [Foto: Benro]

  • Bild Die unterschiedlichen Blautöne der Beinklemmen sind ungewöhnlich. [Foto: Benro]

    Die unterschiedlichen Blautöne der Beinklemmen sind ungewöhnlich. [Foto: Benro]

Neben der Dreibeinfunktion kann eines des Stativbeine abgeschraubt und in Kombination mit der herausgenommenen Mittelsäule als Einbeinstativ genutzt werden. Das so entstandene Einbeinstativ hat eine Arbeitshöhe von etwa 133 Zentimetern. Zum Lieferumfang des Slim Travel Carbon gehören ein kleiner Tragebeutel sowie ein Inbusschlüssel. Das Slim Travel Carbon wiegt etwa 1.020 Gramm und ist gut 180 Gramm leichter als die Aluminiumvariante. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei etwa 160 Euro.

Fazit

Das Design des Benro Slim Travel Carbon macht einen guten Eindruck, wenn auch die unterschiedlichen Blautöne merkwürdig wirken. Das Spiel in den Beinfixierungen hat offensichtlich keine Auswirkung auf die Stärke der Klemmung, sorgt aber für etwas Verunsicherung. Das durch die vier Auszüge ermöglichte Packmaß ist sehr angenehm. Ob die Gewichtsersparnis von etwa 180 Gramm zur Alu-Variante "den Kohl fett" macht, muss man selber entscheiden. Größter Schwachpunkt des Stativsets ist der sehr kleine Stativkopf, der auf dem Papier zwar alle wichtigen Ausstattungsmerkmale besitzt, die aber in der Praxis nur wenig nützen oder den Arbeitsablauf unnötig verkomplizieren. Der recht günstige Anschaffungspreis für ein Carbon Stativ macht es allerdings wieder attraktiv. 

Kurzbewertung

  • Kleines Packmaß
  • Interessante Ausstattungsmerkmale
  • Einbeinfunktionalität
  • Sehr einfacher Stativkopf
  • Farbunterschiede in den blauen Elementen
  • Keine automatischen Anstellwinkelfixierungen
Hersteller Benro
Typenbezeichnung Slim Travel Carbon (FSL09CN00)
Preis (UVP) 160,00 EUR
Belastbarkeit 4,0 kg
Zusammengeschobene Länge 32,0 cm
Größte Arbeitshöhe 129 cm
Niedrigste Arbeitshöhe 31,5 cm
Stativgewicht 1,02 kg
Stativkopf
Stativkopfart Kugelkopf
Schnellwechselplatte ja
Kameramontageschraube 1/4"
Nivellierlibelle nein
Dreibein
Beinmaterial Carbon
Anzahl der Auszüge 4
Stativkopfgewinde 3/8"
Mittelsäule herausnehmbar ja
Mittelsäule quer einsetzbar nein
Mittelsäule mit Kurbel nein
Länge der Mittelsäule 37,0 cm
Stativfußart Gummifuß

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.