Pfiffiges und preisgünstiges Makroobjektiv
Testbericht: Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM
2017-03-22 Mit dem EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM brachte Canon im Sommer 2016 ein pfiffiges und zugleich das erste Makroobjektiv für das spiegellose EOS-M-System auf den Markt. Es besitzt eine ungewöhnlich kurze Brennweite und einen größeren Abbildungsmaßstab als übliche Makroobjektive, was einerseits tolle Vergrößerungen verspricht, andererseits aber auch Ausleuchtprobleme befürchten lässt. Als Lösung bietet das Objektiv eingebaute LEDs zur Motivbeleuchtung. Im Labor- und Praxistest musste das Makro nun zeigen, was es taugt. (Benjamin Kirchheim)
Verarbeitung
Dank der kurzen Brennweite fällt das Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM mit nur fünf Zentimetern Länge und sechs Zentimetern Durchmesser sehr kompakt aus. Auch das Gewicht von 136 Gramm ist äußerst gering, zusammen mit der Testkamera EOS M5 zurren gerade einmal knapp 560 Gramm am Kameragurt. Das geringe Gewicht kommt jedoch nicht von ungefähr. Das Objektiv besteht nämlich aus Kunststoff, was sogar auch auf das Bajonett zutrifft. Wahrscheinlich ist es bei dem leichten Objektiv stabil genug, hochwertig wirkt das aber nicht. Entsprechend ist auch das Anfassgefühl des Objektivs nicht besonders gut. Beim aktuellen Straßenpreis von knapp über 300 Euro kann man das aber durchaus verschmerzen.
Das Canon EF-M 28 mm f3.5 Macro IS STM ist ein ungewöhnlich kurzbrennweitiges Makroobjektiv. Es kostet nur knapp über 300 Euro, ist dafür aber inklusive Bajonett aus Kunststoff gefertigt. [Foto: Canon]
Das Gehäuse ist dunkelgrau, man könnte es auch titanfarben nennen, es passt wunderbar zur gleichfarbigen EOS M5. Obwohl es sich beim EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM um eine Festbrennweite handelt, scheint das Objektiv einen Zoomring zu besitzen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Faltmechanismus, damit das Objektiv für den Transport auf seine kompakten Abmessungen kommt. Beim Entriegeln fährt der Tubus um knapp über 1,5 Zentimeter aus. Das Filtergewinde vorne am Objektiv misst 43 Millimeter, was den Einsatz preisgünstiger Filter erlaubt, da diese mit steigendem Durchmesser immer teurer werden. Am ausgefahrenen Tubus fällt jedoch eine umlaufende Rille auf.
Tatsächlich kann man das vordere Stück des Tubus abschrauben, denn bei dem Aufsatz handelt es sich um eine Sonnenblende, die sogar aus Metall besteht. Schraubt man sie ab, ist das Objektiv einen halben Zentimeter kürzer, das Filtergewinde fehlt und ein weißer Ring kommt zum Vorschein. Als Gegenlichtblende taugt das "Sonnenblendchen" eigentlich nicht, dafür schattet es viel zu wenig Seitenlicht ab. Glücklicherweise ist das Objektiv ohnehin ziemlich unempfindlich bei Gegenlicht, sodass eine Sonnenblende nicht nötig ist. Aber der Ring erfüllt neben der Aufnahme eines Filters sowie des Objektivdeckels noch einen anderen wichtigen Zweck: Es deckt den weißen Ring ab, der auf spiegelnden Motiven unschön in Erscheinung treten würde.
Fokussierung
Vor dem breiten Entriegelungsring sitzt der Fokusring, der rein elektronisch arbeitet und daher keine Anzeigen besitzt und sich endlos drehen lässt. Der STM-Autofokus des EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM arbeitet sehr schnell, leise und präzise. Meistens ist er auch zuverlässig. Es gibt aber mitunter Motive, auf die die Kamera schlecht scharfstellt, was am Dual-Pixel-CMOS-Autofokus liegen dürfte. Im Testlabor beispielsweise konnte die Kamera nicht auf ein weißes Testchart mit vielen schwarzen Punkten scharfstellen, obwohl viele Kontraste zur Verfügung standen. Ein farbiger, diagonal aufgeklebter Klebestreifen brachte Abhilfe. Im Alltag treten solche Probleme jedoch eher selten auf. Dank Innenfokussierung ändert sich übrigens weder die Tubuslänge, noch dreht sich der Tubus.
Möchte man manuell fokussieren, so muss man dies mangels Bedienelementen am Objektiv an der Kamera umschalten. Der Fokusring erlaubt sehr feinfühliges Scharfstellen; besser, als es mechanische Fokusringe billiger DSLR-Objektive vermögen. Als Fokushilfe stellt die Kamera eine Lupe mit wahlweise fünf- oder zehnfacher Vergrößerung zur Verfügung, deren Ausschnitt sich ebenfalls verschieben lässt. Auch eine Fokus-Peaking-Funktion lässt sich aktivieren. Was hingegen fehlt, sind eine Aktivierung der automatischen Fokussierung mittels Tastendruck im manuellen Fokusmodus sowie eine Schärfeskala, am besten mit Anzeige der Schärfentiefe, was gerade bei der Makrofotografie sehr hilfreich wäre. Da diese Funktionen aber von der Kamera abhängen, kann man sie nicht dem Objektiv anlasten, es sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Zum Fotografieren muss der Tubus des Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM erst manuell ausgefahren werden. [Foto: MediaNord]
Das Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM besitzt übrigens neben der Transportposition und der normalen Aufnahmeposition eine weitere Einstellung des breiten Entriegelungsrings, die mit "Super Macro" beschriftet ist. Man sollte beim Entriegeln aufpassen, den Ring nicht unbeabsichtigt in diese zweite Stellung zu bringen, denn diese erlaubt nur eine Fokussierung im absoluten Nahbereich und taugt nicht zur normalen Fotografie. Eine mechanische Sperre sorgt übrigens dafür, dass der Ring in allen drei Positionen jeweils einrastet und sich nur bewegen lässt, wenn der kleine Schieber an der Seite des Objektivs nach vorne gefahren wird.
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