Preisgünstiges Tele-Zoom

Testbericht: Canon EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM

2017-03-28 Das im Sommer 2014 vorgestellte Canon EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM ist nach wie vor das einzige Telezoom mit EF-M-Bajonettanschluss. Es deckt einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 88 bis 320 Millimetern ab und ist teilweise für weniger als 250 Euro erhältlich. Nun muss es im digitalkamera.de-Labor- und Praxistest nicht nur seine Bildqualität unter Beweis stellen.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Ausstattung

Mit gerade einmal 260 Gramm fällt das Canon EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM erstaunlich leicht aus. Auch die Abmessungen sind mit gut sechs Zentimetern Durchmesser und 8,5 Zentimetern Länge für ein Telezoom recht kompakt. Beides kommt jedoch nicht von ungefähr. Die Lichtstärke ist mit F4,5-6,3 nicht allzu hoch, was die kompakten Abmessungen erklärt. Das geringe Gewicht begründet sich einerseits auch in der Lichtschwäche der aus immerhin 17 Linsen in elf Gruppen aufgebauten Konstruktion, jedoch andererseits natürlich im Kunststoffgehäuse. Sogar das Bajonett besteht aus Kunststoff, was bei einem so langen Objektiv etwas wenig vertrauenserweckend erscheint. Die Verarbeitung ist aber durchaus sauber. Die schwarze Farbversion des Objektivs ist übrigens in Wahrheit in einem sehr dunklen Titangrau gehalten, es ist aber auch eine silberne Variante erhältlich.

Anders als viele andere EF-M-Objektive muss das 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM zum Betrieb nicht entriegelt werden. In 55mm-Stellung wird es transportiert und kann jederzeit mit einer Viertel-Umdrehung am breiten, fein geriffelten Zoomring auf bis zu 200 Millimeter gezoomt werden. Dabei fährt der Tubus um bis zu vier Zentimeter aus. Vorne am Tubus sitzt das 52 Millimeter messende Filtergewinde. Auf dem Zoomring aufgedruckte Brennweitenangaben von 55, 70, 100, 135 und 200 Millimetern erleichtern die Einstellung einer gewünschten Brennweite. Dank des Bildstabilisators lassen sich trotz der Lichtschwäche auch bei nicht ganz optimalen Lichtverhältnissen noch ordentliche Fotos schießen, drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten als ohne Stabilisator sind locker drin. Canon gibt an, dass bis zu 3,5 Blendenstufen möglich sein sollen.

Fokussierung

Der Autofokus arbeitet mit dem STM Schrittmotor intern und ist bei seiner Arbeit praktisch unhörbar. Dadurch bewegt sich die Frontlinse nicht, was die Arbeit mit optischen Filtern vereinfacht. Außerdem geht der Autofokus äußerst flott und in der Regel zuverlässig zu Werke. Nur im Labor konnten wir die Fokussierung mit einem weißen Testchart mit schwarzen Punkten aus dem Tritt bringen, was aber eher am Arbeitsprinzip des Dual-Pixel-CMOS-AF der verwendeten Testkamera EOS M5 liegen dürfte. Auch bei der manuellen Fokussierung spielt die Funktionalität der Kamera eine tragende Rolle. Der Fokusring sitzt vorne am Objektiv vor dem Zoomring und arbeitet rein elektronisch, die Stellbewegungen übernimmt der STM-Antrieb. Das erlaubt eine feinfühlige und genaue manuelle Fokussierung, wobei die Kamera eine Lupe und eine Fokus-Peaking-Funktion als Einstellhilfen bietet. Eine Entfernungsanzeige gibt es jedoch weder am Objektiv, noch auf dem Kamerabildschirm.

Die Naheinstellgrenze liegt bei genau einem Meter, was für ein Telezoom kein ungewöhnlicher Wert ist. Damit erreicht das Canon EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4,8. Das taugt zwar nicht für Makroaufnahmen, aber der Vergrößerungsfaktor ist schon ordentlich und wird am langen Ende des Brennweitenbereichs erreicht. Die Blende setzt sich aus sieben Lamellen zusammen, das Bokeh ist passabel, es wirkt ein wenig unruhig.

Bildqualität

Zwar besitzt das EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM vorne ein Bajonett für eine Gegenlichtblende, eine solche gehört jedoch nicht zum Lieferumfang und muss separat erworben werden. Dies ist gar nicht unbedingt nötig, denn das Objektiv zeigt sich erstaunlich resistent bei Gegenlicht. Die Kontraste sind hoch und Blendenreflexe konnten wir nur bei direkter Sonne im Bild am kurzen Brennweitenende provozieren, sie fallen aber sehr gering aus. Beim Fotografieren fällt jedoch gelegentlich auf, dass die Auflösung am Bildrand bei kurzer bis mittlerer Brennweite nicht so gut ist, während die Auflösung am Teleende insgesamt nachzulassen scheint. Zudem fallen bei mittlerer und langer Brennweite kissenförmige Verzeichnungen auf, Farbsäume hingegen zeigten sich kaum.

Die Labormesswerte (siehe weiterführende Links) untermauern die Eindrücke. Das Canon EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM erreicht bis zu 60 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent Auflösung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten), allerdings nur bei kurzer Brennweite im Bildzentrum. Bei mittlerer Brennweite ist die Auflösung mit maximal 58 lp/mm kaum geringer. Am langen Brennweitenende hingegen werden keine 50 lp/mm erreicht, das Maximum liegt bei 47 lp/mm. Allerdings zeigt sich, vor allem bei kurzer Brennweite, mit bis zu 37 Prozent ein starker Randabfall der Auflösung. Bei mittlerer Brennweite ist die Randauflösung mit etwas über 20 Prozent Randabfall etwas besser, für ein Teleobjektiv ist das jedoch auch nicht gerade wenig.

Viel besser schneidet das 55-200er bei der Messung der Farbsäume ab, die im Mittel gering und selbst im Maximum mit einem Pixel kaum auffallen. Die Randabdunklung ist mit maximal 0,3 Blendenstufen ebenfalls vernachlässigbar. Anders sieht es mit der Verzeichnung aus, die insbesondere bei mittlerer und langer Brennweite mit gut einem Prozent Kissenform sichtbar wird. Die einprozentige tonnenförmige Verzeichnung bei kurzer Brennweite fällt dagegen geringer ins Gewicht, da diese subjektiv weniger auffällt.

Fazit

Das preisgünstige Canon EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM ist als Telezoom im EOS-M-System derzeit alternativlos. Zwar fällt es kompakt und leicht aus, dafür muss man allerdings Einbußen bei der Lichtstärke und Materialqualität in Kauf nehmen. Immerhin gibt es am schnellen Autofokus nichts auszusetzen und auch der Bildstabilisator verrichtet zuverlässig seine Arbeit. Bei der Bildqualität gibt es Licht und Schatten. Insgesamt wird eine durchaus hohe Auflösung erreicht, jedoch schwächelt das Telezoom dabei gerade am langen Brennweitenende sowie am Bildrand des kurzen Brennweitenendes. Die optischen Fehler sind immerhin insgesamt gering, am ehesten fallen noch die kissenförmigen Verzeichnungen ab der mittleren Brennweite auf.

Kurzbewertung

  • Kompakt und leicht
  • Geringe Farbsäume
  • Gute Kontraste auch im Gegenlicht
  • Bajonett lediglich aus Kunststoff gefertigt
  • Sichtbare kissenförmige Verzeichnung bei mittlerer und langer Brennweite
  • Teilweise hoher Randabfall der Auflösung
  • Schwächelnde Auflösung im Telebereich

Canon EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM mit Canon EOS M5 (v6.0)

Auflösung MTF


EOS M5

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Canon
Modell EF-M 55-200 mm 4.5-6.3 IS STM
Unverbindliche Preisempfehlung 329,00 €
Bajonett Canon EF-M
Brennweitenbereich 55-200 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4,5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F32
Linsensystem 17 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 1.000 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 52 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 61 x 87 mm
Objektivgewicht 260 g

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