Sehr kompaktes Ultraweitwinkel
Testbericht: Canon RF 16 mm F2.8 STM
Seite 2 von 2, vom 2022-04-07 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Um das RF 16 mm F2.8 STM kompakt und preisgünstig konstruieren zu können, wurden Abstriche bei der Korrektur optischer Fehler gemacht. Stattdessen setzt Canon auf die Korrekturfunktionen der Kamera, die sich nicht deaktivieren lassen. Das trifft vor allem auf die Verzeichnungskorrektur zu. So konnten sich die Ingenieure laut Canon auf die Korrektur von Bildfehlern konzentrieren, die nicht digital korrigiert werden können, beispielsweise Farblängsfehler, auch als Bokeh-CAs bekannt. Wer sich jetzt fragt, ob die Verzeichnungskorrektur nicht auch eine Reduzierung des Bildwinkels bedeutet, der liegt zwar richtig, aber die Angabe der Brennweite bezieht sich laut Canon auf das Endergebnis nach der Korrektur. Insgesamt besteht die optische Konstruktion des RF 16 mm F2.8 STM aus neun Linsen, eine davon ist asphärisch.
Die Auflösung des Canon RF 16 mm F2.8 STM wird der EOS R5 nicht gerecht. Auch der Randabfall ist für eine Festbrennweite ziemlich hoch. [Foto: MediaNord]
In der Praxis schlägt sich das kleine Weitwinkel bei den optischen Fehlern sehr gut. Eine Verzeichnung ist kaum sichtbar, auch Farbsäume sind fast nicht vorhanden. Vor allem aber überrascht das RF 16 mm trotz nur sieben Blendenlamellen mit einem schönen Bokeh. Der Hintergrund wird angenehm weichgezeichnet, lediglich bei Spitzlichtern lässt sich ein ganz leicht hellerer Rand bei den Unschärfescheibchen ausmachen. Farbsäume sind im Unschärfebereich nur minimal. Zudem bleiben die Kontraste auch im direkten Gegenlicht hoch und die Blendenreflexe sind gering. Nur Fans von Sternen/Strahlen um punktuelle Lichtquellen bei stark geschlossener Blende kommen nicht auf ihre Kosten, denn die zeigen sich selbst bei F22 nicht.
Der Labortest des RF 16 mm F2.8 STM erfolgte an der Vollformat-DSLM Canon EOS R5, die derzeit mit 45 Megapixeln die höchste Auflösung im R-System bietet. Dabei zeigt das 16 mm in JPEG dank der elektronischen Korrekturen nur minimale optische Fehler. Die Randabdunklung bleibt mit maximal einer halben Blendenstufe im Rahmen und wird dank des sanften Anstiegs praktisch nicht sichtbar. Sie bleibt aber auch abgeblendet mit 0,4 Blendenstufen stets vorhanden. Farbsäume sind praktisch nicht vorhanden und auch die Verzeichnung ist minimal. Sie zeigt sogar eine leichte Kissenform von etwa 0,4 Prozent, die Korrektur der real tonnenförmigen Verzeichnung arbeitet also sogar etwas zu stark.
Weniger gut sehen die Werte bei der Auflösung bei 50 Prozent Kontrast aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Hier sollten normalerweise über 85 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) mit der Canon EOS R5 möglich sein. Doch selbst im Maximum erreicht das RF 16 mm F2.8 STM lediglich 70 lp/mm im Bildzentrum, wofür man sogar auf F8 abblenden muss. Bei Offenblende sind es lediglich 65 lp/mm. Das mag für eine 30-Megapixel-Kamera noch genügen, aber nicht für eine mit 45 Megapixeln. Am Bildrand sieht es noch schlechter aus, hier werden maximal nur 46 lp/mm erreicht. Je nach Blende beträgt der relative Randabfall 30 bis 40 Prozent. Das würde man eher von einem mittelmäßigen Zoomobjektiv erwarten, für eine Festbrennweite ist das schlecht. Selbst angesichts des großen Bildwinkels dürfte man mehr erwarten. Nur vor dem Hintergrund des geringen Preises mag die Auflösung des Canon RF 16 mm F2.8 STM noch akzeptabel erscheinen.
Fazit
Das Canon RF 16 mm F2.8 STM ist einerseits ein beeindruckendes Objektiv. Es ist preisgünstig, sehr kompakt sowie leicht und bietet einen erstaunlich großen Abbildungsmaßstab und ein überraschend schönes Bokeh. Doch dafür muss man Kompromisse eingehen. So besteht das Gehäuse lediglich aus Kunststoff, zudem muss man auf einen Spritzwasser- und Staubschutz verzichten. Zwar bietet es dank des Umschalters wahlweise einen Funktions- oder Fokusring, aber der AF-MF-Schalter fehlt, was die Bedienung etwas beeinträchtigt. Der fehlende Bildstabilisator ist hingegen verzichtbar. Den größten Kompromiss muss man jedoch bei der Bildqualität in Sachen Auflösung eingehen. Das Canon RF 16 mm F2.8 STM ist den 45 Megapixeln der EOS R5 nicht gewachsen. Doch selbst wenn man das ausblendet, ist der Auflösungs-Randabfall hoch, was sich auch an niedriger auflösenden EOS-R-Kameras zeigen dürfte. Das ist letztlich der Preis für die kompakte Größe und die elektronische Verzeichnungskorrektur.
Kurzbewertung
- Sehr kompakt und leicht
- Geringe Naheinstellgrenze mit großem Abbildungsmaßstab
- Hohe Kontraste auch im Gegenlicht
- Schönes Bokeh
- Relativ geringe Auflösung mit hohem Randabfall
- Kein AF-MF-Schalter
- Kein Spritzwasser- und Staubschutz
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.