Kompaktes Telezoom
Testbericht: Canon RF 70-200 mm F4L IS USM
2021-03-26 Das Canon RF 70-200 mm F4L IS USM ist das derzeit kürzeste 70-200mm-Objektiv für Vollformatkameras und damit besonders reisetauglich. Dabei muss der Fotograf nicht einmal auf eine durchgehend gute Lichtstärke verzichten. Ob das Mittelklassezoom aber auch eine dem Preis von fast 1.800 Euro entsprechende, gute Bildqualität abliefert, klären wir im Test an der 45 Megapixel auflösenden Canon EOS R5. (Benjamin Kirchheim)
Das Canon RF 70-200 mm F4L IS USM besitzt zwar nur ein Kunststoffgehäuse, das ist aber gut verarbeitet und verfügt über Dichtungen gegen Spritzwasser und Staub. [Foto: Canon]
Verarbeitung
Weniger als zwölf Zentimeter misst das Canon RF 70-200 mm F4L IS USM in der Länge, sein Durchmesser beträgt ungefähr 8,5 Zentimeter. Damit ist es angesichts der Brennweite und Lichtstärke tatsächlich recht kompakt. Zudem weiß auch das geringe Gewicht von unter 700 Gramm zu überzeugen. Betriebsbereit mit der Testkamera Canon EOS R5 und Streulichtblende wiegt die Kombination ca. 1,5 Kilogramm. Dafür muss man allerdings mit viel Kunststoff Vorlieb nehmen, am Gehäuse kommt mit Ausnahme des Bajonetts kein Stück Metall zum Einsatz. Dennoch macht das Objektiv einen hochwertig verarbeiteten Eindruck.
Das Gehäuse ist in einem matten, samtigen Grau beschichtet, damit es sich in der Sonne weniger stark aufheizt. Die Objektivfront sowie die Gummierungen von zwei der drei Einstellräder sind in kontrastierendem Schwarz gehalten, zudem ziert der rote "L"-Ring das Objektiv. Für die nötige Robustheit sorgen zahlreiche Dichtungen, die vor dem Eindringen von Spritzwasser und Staub schützen sollen. Am Bajonett ist eine dieser Dichtungen deutlich sichtbar.
An der Objektivfront befindet sich ein mit 77 Millimetern recht großes Filtergewinde aus Kunststoff. Um dieses nicht zu beschädigen, sollte man Metallfilter sehr sorgsam anbringen. Außen an der Objektivvorderseite befindet sich das Bajonett zum Anschluss der mitgelieferten Streulichtblende. Diese wiegt nur knapp 80 Gramm und besteht komplett aus Kunststoff. Außen ist sie mattgrau beschichtet, aber an der Front wieder Schwarz. Innen sollen schwarze Riffelungen Reflexionen vermeiden. Dank einer automatisch arretierenden Sicherung rastet die Blende am Bajonett ein, und zwar sowohl in Fotostellung als auch in umgekehrter Transportstellung, so dass sie sich nicht versehentlich lösen kann.
Das Canon RF 70-200 mm F4L IS USM bietet drei Einstellringe und insgesamt fünf Schalter, womit sich Zoom, Bildstabilisator, Fokus und noch mehr sehr ergonomisch steuern lassen. [Foto: MediaNord]
Ausgefahren und mit Streulichtblende versehen kann sich das Canon RF 70-200 mm F4L IS USM ziemlich lang machen. [Foto: MediaNord]
Apropos Transport: Zum Lieferumfang des Canon RF 70-200 mm F4L IS USM gehört ein Objektivbeutel, in dem sich das Objektiv gut geschützt verstauen lässt, falls man es beispielsweise mit anderen Gegenständen zusammen in einen Rucksack oder eine andere Tasche "werfen" möchte, die keine separaten Fächer für Kameraausrüstung bietet.
Ausstattung und Bedienung
Mit drei Einstellringen und fünf Schaltern geizt das Canon RF 70-200 mm F4L IS USM nicht gerade mit Bedienelementen. Einen Anschluss für eine Stativschelle gibt es jedoch nicht. Angesetzt an die EOS R5 befindet sich in Griffnähe der mechanische Zoom-Lock-Schalter, der das Zoom bei kürzester Brennweite mechanisch blockiert und somit verhindert, dass der Tubus ausfährt.
Der hinterste und mit vier Zentimetern breiteste der drei Einstellringe ist der Zoomring. Eine sehr griffige, 3,4 Zentimeter breite Gummiriffelung sorgt für den nötigen Grip beim Zoomen. Mit einer viertel Umdrehung wird der Brennweitenbereich von 70 bis 200 Millimeter durchfahren, wobei gut ablesbare schwarze Beschriftungen die Brennweiten 70, 100, 135 und 200 Millimeter markieren. Gerne hätten wir noch Beschriftungen bei 85 und 150 Millimeter gesehen. Der nötige Platz wäre vorhanden, zumal die Kamera die Brennweite nicht auf dem Display einblendet, wie man es beispielsweise von Olympus kennt. Beim Zoomen fährt der Tubus übrigens um 5,5 Zentimeter aus, die Hinterlinse im Bajonett bewegt sich dabei nur um etwa zwei Zentimeter nach vorne.
Vor dem Zoomring befindet sich der 1,6 Zentimeter breite, auf 1,4 Zentimetern mit feiner geriffeltem Gummi versehene Fokusring. Dieser arbeitet rein elektronisch, das heißt, dass die Drehbewegungen gemessen, interpretiert und an den unhörbaren Ultraschall-Fokusmotor weitergegeben werden. Dies funktioniert sehr präzise und je nach Drehgeschwindigkeit am Ring unterschiedlich feinfühlig. Beim Fokussieren helfen eine auf dem Bildschirm eingeblendete, grobe Fokusskala sowie das Fokuspeaking zur Markierung der Kontraste in der Schärfeebene und eine zuschaltbare Fokuslupe. Im Autofokusbetrieb wird die Entfernung dank Dual-Nano-USM sehr schnell und präzise eingestellt, Sport- und Actionaufnahmen mit hoher Serienbildgeschwindigkeit und Trefferquote sind problemlos möglich.
Zwei der vier Schalter an der für die linke Hand gut erreichbaren Objektivseite steuern die Fokusbetriebsart und den Einstellbereich. So kann man schnell zwischen manuellem und Autofokus umschalten. Ein Fokuslimiter erlaubt wahlweise die Einstellung im Fernbereich zwischen 2,5 Metern und Unendlich oder über den gesamten Fokusbereich, der bei der Naheinstellgrenze von über den gesamten Zoombereich konstanten 60 Zentimetern beginnt.
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