Wasserfestes Reportageobjektiv

Testbericht: Fujifilm XF 23 mm F2 R WR

2017-01-24 Mit dem Fujifilm XF 23 mm F2 R WR erweiterte Fujifilm vor vier Monaten sein Sortiment an spritzwassergeschützten, kompakten, F2 lichtstarken Festbrennweiten auf nunmehr drei Objektive (23, 35 und das kürzlich neu vorgestellte 50 mm). Als Alternative zum F1,4 lichtstarken 23 mm bietet das F2 nicht nur kompaktere Abmessungen und einen niedrigeren Preis, sondern auch einen Wetterschutz, ohne dabei auf den Blendenring oder eine hochwertige Metallfassung zu verzichten. Im Test muss das Fujifilm XF 23 mm F2 R WR nun zeigen, ob es sich auch im Alltag und im Labortest bei der Bildqualität behaupten kann.  (Benjamin Kirchheim)

Das knapp 500 Euro teure XF 23 mm F2 R WR bringt trotz seines Metallgehäuses lediglich knapp 180 Gramm auf die Waage. Mit einer Länge von knapp über fünf und einem Durchmesser von gut sechs Zentimetern fällt es zudem angenehm kompakt aus. Durch die sich nach vorne auf gut fünf Zentimeter Durchmesser verjüngende Konstruktion wirkt das Objektiv sogar noch kompakter. Das Frontgewinde von 43 Millimetern Durchmesser erlaubt den Einsatz optischer Filter, die in dieser Größe zudem recht niedrigpreisig ausfallen. Die Gummilippe am Bajonett und der "Weather Resistant"-Schriftzug auf der Unterseite machen unmissverständlich klar: Egal bei welchen Umweltbedingungen man fotografieren möchte, zum Schutz einpacken muss man seine Fotoausrüstung nicht, damit sie weiter funktioniert. Damit passt das XF 23 mm hervorragend zu den ebenfalls wettergeschützten Gehäusen X-Pro2 und X-T2, wobei uns letzteres für den Test zur Verfügung stand. Zusammen mit der genau ein halbes Kilogramm schweren X-T2 wächst das betriebsbereite Gewicht mit dem 23er also auf knapp unter 700 Gramm.

Die X-Systemkameras von Fujifilm besitzen einen APS-C-Sensor mit einem Crop-Faktor von 1,5, wodurch sich die Brennweiten scheinbar um das 1,5-fache verlängern. Fujifilm hat seine Objektivpalette genau darauf abgestimmt, so auch das 23er. Die kleinbildäquivalente Brennweite beträgt rund 35 Millimeter. Mit einem solchen gemäßigten Weitwinkel bekommt man viel aufs Bild, ohne dass es zu starken Perspektivverzerrungen kommt wie etwa bei einem 28 oder gar 24 Millimeter. Daher ist die 35mm-Brennweite auch ein beliebtes Reportageobjektiv. Mit ihrem Wetterschutz und ihrer robusten Konstruktion machen die Kamera und das Objektiv diesem Einsatzgebiet alle Ehre.

Bedienung

Sehr gut passend zur X-Pro2 und X-T2 ist der Blendenring des Objektivs, besitzen diese Kameras doch jeweils ein mechanisches ISO- und Belichtungszeitrad. Damit lässt sich die Blende in Drittelschritten von F2 auf bis zu F16 schließen. Daran schließt die Automatikstellung mit einem etwas größeren Stellweg an. Wie immer bei Fujifilm müssen wir jedoch die fehlende Arretierung bemängeln. Wenn man versehentlich von der Automatikstellung auf F16 umschaltet, kommt plötzlich deutlich weniger Licht als in den meisten Fällen erwartet auf dem Bildsensor an, sodass je nach Betriebsmodus zu lange Belichtungszeiten oder hohe Empfindlichkeiten zustande kommen.

Der Fokus wird rein elektronisch intern (also ohne Frontlinsenbewegung) und lautlos gesteuert. Der Autofokus ist dadurch unhörbar und sehr schnell. Bei manueller Fokussierung arbeitet der griffig geriffelte und breite Fokusring Fly-by-Wire, überträgt also nur Steuersignale an den Fokusmotor. Damit lässt sich jedoch hervorragend manuell fokussieren, da zwischen feinen, langsamen und schnellen Bewegungen differenziert wird und man dadurch besonders präzise arbeiten kann. Zwar bietet das Objektiv keine Fokusskala, die Kamera hingegen schon. Fujifilm nutzt hier alle elektronischen Möglichkeiten und zeigt sogar neben der Fokusentfernung blendenabhängig den Schärfebereich an. Nutzt man dann noch das Fokus-Peaking sowie die Fokuslupe, kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen. Die X-Pro2 und X-T2 bieten zudem sogar einen digitalen Schnittbildindikator als Fokussierhilfe. Die Naheinstellgrenze liegt bei 22 Zentimetern ab Sensorebene beziehungsweise gut 15 Zentimetern ab Objektivfront. Das ist für den Alltag völlig ausreichend, der maximale Abbildungsmaßstab von 1:7,7 taugt dennoch nicht für die Vergrößerung kleinerer Details.

Bildqualität

Die optische Konstruktion des Fujifilm XF 23 mm F2 R WR besteht aus immerhin zehn Linsen, die in sechs Gruppen angeordnet sind. Ein optischer Bildstabilisator ist leider nicht darunter. Die Blende besteht aus neun Lamellen, das Bokeh ist recht angenehm. Vorsichtig sein sollte man hingegen bei Gegenlicht: Ist die Sonne leicht außerhalb des Bildes, können sich magentafarbene Lichteinbrüche zeigen. Die original mitgelieferte Sonnenblende ist leider viel zu klein, um das Problem zu beheben. Mit der Hand abgeschattet verschwindet das Problem hingegen, aber auch eine leichte Änderung des Bildausschnitts hilft bereits. Mit Sonne im Bild zeigen sich zudem mitunter minimale Lensflares, die man durchaus geschickt in die Bildgestaltung mit einbeziehen kann.

Im Testlabor zeigt sich das Objektiv von seiner besten Seite: Die Auflösung ist über den gesamten Blendenbereich im Bildzentrum mit 53 bis 63 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm im Kleinbildäquivalent) bei 50 Prozent Kontrast sehr hoch (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Selbst am Bildrand gibt es nur minimale Auflösungseinbußen, die mit weniger als zehn Prozent aber praktisch zu vernachlässigen sind. Für ein Weitwinkel und den Preis ist das eine wirklich hervorragende Leistung! Die höchste Auflösung erreicht man bei F5,6 mit 63 lp/mm im Bildzentrum und knapp 60 lp/mm am Bildrand.

Weitere optische Fehler zeigen sich zudem im Labortest kaum. Die Verzeichnung ist minimal, gleiches gilt für die Farbsäume. Die Randabdunklung beträgt maximal 0,8 Blendenstufen (bei F2) und sinkt beim Abblenden um zwei Stufen auf die Hälfte, wird dann aber nicht mehr geringer. Hierzu sei anzumerken, dass der Fujifilm "Lens Modulation Optimizer" werksseitig aktiviert ist und die optischen Fehler des Objektivs kompensiert, sogar die Beugung. Wie man im Labortest sieht, kommen hervorragende Ergebnisse direkt aus der Kamera dabei zustande.

Fazit

Fujifilm zeigt mit dem XF 23 mm F2 R WR einmal mehr, dass man im X-System Objektive, vor allem Festbrennweiten, auf höchstem Niveau zu einem leistbaren Preis bekommt. Das 23 mm bietet eine schöne universelle Brennweite in einem hervorragend verarbeiteten und sogar wetterfesten Gehäuse. Blendeneinstellung und automatischer sowie manueller Fokus funktionieren mit Ausnahme der fehlenden Blendenarretierung in Automatikstellung tadellos. Die Bildqualität zeigt sich im Labor und in der Praxis auf höchstem Niveau. Die Auflösung ist nicht nur im Bildzentrum, sondern auch am Bildrand hervorragend – und zwar über alle Blenden hinweg! Optische Fehler gibt es kaum, allenfalls leichte (aber behebbare) Gegenlichtprobleme und selten auftretende, minimale Lensflares kann man dem 23er ankreiden, aber vor allem die Flares haben durchaus auch Charakter und sind wirklich nur minimal.

Kurzbewertung

  • Hochwertige Verarbeitung mit Metallgehäuse und Wetterschutz
  • Hohe Auflösung bis in die Bildecken
  • Praktisch keine Verzeichnung und Farbsäume
  • Nur sehr kleine Sonnenblende
  • Minimale Lensflares und Falschlichteinfluss bei ungünstigem Sonnenstand
  • Keine Verriegelung des Blendenrings in Automatikposition

Fujifilm XF 23 mm F2 R WR mit Fujifilm X-T2 (v6.0)

Auflösung MTF


X-T2

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 23 mm F2 R WR
Unverbindliche Preisempfehlung 499,00 €
Bajonettanschluss Fujifilm XF
Brennweite 23,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nein
Linsensystem 10 Linsen in 6 Gruppen
inkl. asphärische Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 220 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 43 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 60 x 52 mm
Objektivgewicht 180 g

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