Fokussierung
Dank der drehmomentabhängigen Reaktion und der schönen Einstellhilfen der Fujifilm-Kameras kann man das XF 27 mm F2.8 R WR hervorragend manuell fokussieren; und zwar nicht obwohl lediglich Stellbefehle an den Fokusmotor übergeben werden, sondern genau deswegen. Dreht man den Ring schnell, kann man den Fokus schnell und grob einstellen, langsam gedreht wird er äußerst feinfühlig. Dieser nicht-lineare Betrieb kann bei der Testkamera Fujifilm X-E4 (und X-T5) aber auch auf einen linearen Betrieb umgestellt werden, dann erfolgt die Reaktion unabhängig von der Drehgeschwindigkeit, ist also nur abhängig vom Einstellweg.
Beim manuellen Fokussieren helfen eine Fokuslupe, Fokuspeaking, eine Schärfeskala und je nach Kameragehäuse sogar ein digitaler Schnittbildindikator bei der korrekten Fokussierung. Aber auch auf den Autofokus kann man sich voll und ganz verlassen. Das Objektiv stellt recht leise und flott scharf; kein Wunder, denn die Stellwege sind kurz. Allerdings handelt es sich um einen Auszugs-Fokusmechanismus, bis zu knapp vier Millimeter ragt der kleine Tubus an der Naheinstellgrenze aus dem Objektivgehäuse heraus.
Mit dem Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR konnten wir ab 31 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 20,9 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:8,9 entspricht. [Foto: MediaNord]
Ab 31 Zentimeter von der Sensorebene gemessen konnten wir fokussieren, das entspricht 26,3 Zentimeter ab Objektivfront. Das sind sogar drei Zentimeter weniger als die von Fujifilm angegebenen 34 Zentimeter. Trotzdem wird aus dem XF 27 mm F2.8 R WR bei weitem kein Makroobjektiv, denn neben der Brennweite spielt dabei auch der sogenannte Auszug eine Rolle, der bei einem Pancake logischerweise sehr klein ausfällt. Als minimales Bildfeld haben wir etwa 20,9 mal 13,9 Zentimeter gemessen, was etwas kleiner als ein DIN-A5-Blatt ist. Der Abbildungsmaßstab beträgt damit nur 1:8,9, was aber immerhin besser ist als die von Fujifilm angegebenen 1:10.
Bildqualität
In der Praxis überrascht das Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR mit einem weichen Bokeh, was man angesichts der Pancake-Konstruktion, der für eine Festbrennweite eher mäßigen Lichtstärke und der nur sieben Blendenlamellen nicht unbedingt erwarten kann. Allerdings zeigen sich im Bokeh leichte Farbsäume, auch wenn sie sich in der Regel im Rahmen halten und nur bei stärkerer Vergrößerung auffallen.
Auch im Gegenlicht schlägt sich das XF 27 mm wacker. So bleiben die Kontraste hoch und Blendenflecke treten kaum auf. Allerdings kommt es bei bestimmten Winkeln der Sonne etwas außerhalb des Bildfelds zu einem kleinen Lichteinbruch. Der Bereich ist aber nur klein, so dass man ihn je nach Wunsch bewusst provozieren oder vermeiden kann. Die Streulichtblende hilft übrigens überhaupt nicht dagegen.
Mit direkter Sonne im Bild gibt es dieses Problem nicht, hier sind die Kontraste hoch. Wer allerdings Sonnensterne durch starkes Abblenden liebt, ist beim Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR an der falschen Adresse, selbst bei F16 entstehen kaum "Strahlen" um die Sonne (oder um Laternen oder andere punktförmige Lichtquellen bei Nachtaufnahmen). Den einen oder anderen Fotografen wird dieses Verhalten aber vielleicht sogar freuen.
Auch an der Fujifilm X-T5 trägt das XF 27 mm F2.8 R WR kaum auf. [Foto: MediaNord]
Im Labortest an der 26 Megapixel auflösenden Fujifilm X-E4 zeigt das XF 27 mm F2.8 R WR im Bildzentrum bereits ab Offenblende eine hohe Auflösung von 56 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast. Beim Abblenden lässt sie sich sogar noch leicht steigern und erreicht bei F8 ihr Maximum von 60 lp/mm (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Der Randabfall ist bei F2,8 und F4 mit über 30 Prozent jedoch deutlich, sinkt aber beim Abblenden und ist ab F8 mit unter 15 Prozent zu vernachlässigen. Die Verzeichnung ist mit 0,5 Prozent nur minimal tonnenförmig, Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen gibt es in der Schärfeebene praktisch keine. Auch die Randabdunklung ist mit maximal einer halben Blendenstufe gering und zeigt einen gleichmäßigen Verlauf.
An der mit 40 Megapixeln deutlich höher auflösenden Fujifilm X-T5 sind die Randabdunklung und Verzeichnung des XF 27 mm F2.8 R WR fast identisch zu den Werten an der X-E4. Die Farbsäume sind hingegen minimal stärker, bewegen sich aber selbst im Maximum immer noch bei kaum sichtbaren 0,5 Pixeln Ausdehnung.
Bei der Auflösung verhält sich das Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR jedoch am 40-Megapixel-Sensor ganz anders als am 26-Megapixel-Sensor. Zwar zeigt es auch hier grundsätzlich bei F2,8 und F4 eine schwächere Auflösung mit stärkerem Randabfall und wird ab F5,6 hochauflösend, jedoch verstärkt die höhere Pixeldichte die Schwächen sogar. Sprich: Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist an der Fujifilm X-T5 sogar geringer als an der X-E4, erst ab F4 ist sie im Bildzentrum höher.
Für eine hohe Bildqualität an der 40 Megapixel auflösenden X-T5 muss das Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR auf F5,6 abgeblendet werden. [Foto: MediaNord]
Am Bildrand ist die Auflösung bei F2,8 und F4 sogar deutlich geringer, was zu einem erheblichen relativen Randabfall von bis zu über 50 Prozent bei F4 führt. Selbst bei F5,6 ist die Randauflösung des XF 27 mm an der X-T5 nicht gerade hoch, erst ab F8 übersteigt sie einen Wert von 60 lp/mm. Bei F11 erreicht sie am Bildrand ihr Maximum, während sie im Bildzentrum bereits leicht zurückgeht.
Vergleicht man das Auflösungsmaximum des Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR an der X-E4 und X-T5, löst es an der X-T5 um 18 Prozent höher auf. Der Bildsensor besitzt jedoch in der Horizontalen und Vertikalen rund 24 Prozent mehr Auflösung. Sprich: Das Objektiv kann bei der höheren Auflösung des Bildsensors nicht ganz mithalten, diese also nicht voll ausschöpfen. Für die Praxis bedeutet das, dass man das XF 27 an einer 26-Megapixel-Kamera gut im Bereich von F5,6 bis F16 einsetzen kann, an einer 40-Megapixel-Kamera aber am besten nur im Bereich von F8 bis F11. Wenn es nicht auf die höchste Randauflösung ankommt, geht auch F5,6 in Ordnung, wenn die absolute Auflösung nicht ganz so wichtig ist, auch F16 noch. Die höhere Sensorauflösung schränkt also den gut verwendbaren Blendenbereich etwas ein.
Fazit
Das Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR ist ein gutes und vor allem kompaktes Festbrennweiten-Normalobjektiv für Fujifilm-Systemkameras. Mit 23 Millimetern trägt es kaum auf, auch die 84 Gramm Gewicht fallen im Vergleich zur Kamera kaum auf. Sogar die Streulichtblende ist sehr flach konstruiert. Der dazugehörige, aus Polyethylen gefertigte Stülpdeckel wirkt im Vergleich zum gut verarbeiteten und dank Dichtungen sogar wettergeschützten Objektiv jedoch minderwertig. Der Autofokus arbeitet flott und neben dem manuellen Fokusring hat Fujifilm obendrein einen Blendenring unterbringen können. Der bietet im Gegensatz zu früher sogar eine Sicherung der Automatik-Position. Bei der Bildqualität leistet sich das Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR zumindest an 26-Megapixel-Kameras keine großen Schwächen, abgeblendet auf F5,6 oder F8 erhält man die höchste Auflösung. Selbst das Bokeh kann sich sehen lassen und für Gegenlicht ist das Objektiv mit Ausnahme eines sehr begrenzten Winkels unempfindlich. An 40-Megapixel-Kameras hingegen ist die Auflösung bei F8 bis F11 am höchsten, offen dagegen sogar schwächer als an 26 Megapixeln.