Carbon Traveller-Stativ mit vier Auszügen und Kugelkopf
Testbericht: Giottos Vitruvian GTVGRN8225-5310-630 Reisestativ
2014-04-29 Mit gerade einmal 31 cm Packmaß und weniger als 1 kg Gewicht (in der Carbon-Variante) zählt das 4kg-Vitruvian dank 5-Segment-Bauweise und 180 Grad umklappbaren Beinen zu den kompaktesten Reisestativen auf dem Markt. Das Stativ überzeugt uns im Test durch gute Verarbeitung und umfangreiche Ausstattung. Der Kugelkopf besitzt sogar eine getrennte Fixierung für Kugel und Panorama-Drehung, sowie drei Wasserwaagen. (Jan-Markus Rupprecht, Harm-Diercks Gronewold)
Das unterste Beinsegment des Giottos Vitruvian VGRN82 besitzt einen geringen Durchmesser. [Foto: MediaNord]
Die Stativschukter des Vitruvian VGRN82 besteht aus Aluminium und ist sauber gearbeitet. [Foto: MediaNord]
Zum Lieferumfang des Vitruvian VGRN82 gehört eine lange und eine kurze Mittelsäule. [Foto: MediaNord]
Giottos (genaugenommen eigentlich Giotto's geschrieben) – das höhrt sich italienisch an, und das soll es wohl auch. Die Firma hinter der Marke, die Giotto's Industrial Inc., befindet sich aber nicht in Italien, sondern in Taipei (Taiwan) und Shenzhen (China) und entwickelt und fertigt dort seit 1988 Fotostative.
Das Vitruvian MH 5310 Stativset von Giottos besteht aus dem Carbon Dreibeinstativ MH 5310 und einem Kugelkopf mit Schnellwechselplatte. Die unaussprechliche, aber vollständige Typenbezeichnung lautet GTVGRN8225-5310-630. Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Carbon an den Beinen kaum zu sehen ist, da jedes der drei Beine eine weiche Schaumstoffumhüllung besitzt. Das ist bei Carbon-Stativen eigentlich nicht nötig, friert man doch daran (im Gegensatz zu Alubeinen) bei kalten Witterungsverhältnissen nicht fest. Aber es ist dennoch ein schönes Extra. Am unteren Ende der Beine befinden sich einfache Gummifüße, herausdrehbare Spikes besitzt das Vitruvian nicht. Die Beine bestehen aus jeweils fünf Segmenten mit vier Auszügen, die mit gummierten Drehschnellspannverschlüssen gesichert werden. Die maximale Arbeitshöhe beträgt knapp 135 cm. Auch die höhenverstellbare Mittelsäule wird per Drehverschluss gesichert, kurioserweise besteht die 25 cm lange Mittelsäule aus Aluminium, nicht aus Carbon. An dem unteren Ende der Mittelsäule befindet sich ein Haken für ein Gewicht, der sich herausschrauben lässt damit die Mittelsäule um 180° gedreht wieder eingesetzt werden kann, um besonders geringe Arbeitsabstände zu erreichen. Zum Zubehör gehört unter anderem eine zusätzliche kurze Mittelsäule ca. 13,5 cm lange Mittelsäule. Wird diese eingesetzt, beträgt die geringste Arbeitshöhe ca. 23 cm. Den Übergang von den Mittelsäulen zum Stativkopf bildet eine Montageplatte mit einem umdrehbaren Gewindebolzen mit 3/8"-Gewinde auf der einen und einem 1/4" Gewinde auf der anderen Seite. Man kan also praktischerweise nicht nur Köpfe mit 3/8"-Gewinde, sondern auch andere Geräte mit 1/4"-Gewinde (z. B. Blitzgeräte) direkt auf das Stativ montieren.
In der Transportposition ist das Vitruvian MH 5310 gerade einmal 31 cm lang und das Gewicht von nur 938 Gramm wird durch den konsequenten Einsatz von Aluminium bei der Stativschulter und anderen Metallteilen erreicht. Will man das Stativ von der Transportposition in eine Arbeitsposition bringen, dann müssen nur die Stativbeine um knapp 180° in die entgegengesetzte Richtung bewegt werden. Die Sperren für die Anstellwinkel rasten dabei automatisch ein und müssen erst wieder per Knopf entriegelt werden, wenn der Winkel auf eine der insgesamt drei Stellungen verändert werden soll. Die silbernen Entsperrknöpfe heben sich farblich vom schwarzen Stativ gut ab und sind damit auch bei schlechtem Licht leicht erkennbar. Die Stabilität vom Stativ ist in Ordnung. Hier muss man darauf hinweisen, dass die Beine, aufgrund des geringen Durchmessers des untersten Beinsegments, bei Verwindung des Stativs sich deutlich durchbiegen.
Der Stativkopf wird ist mit einem 3/8" Gewinde mit der Stativmittelsäule verbunden und durch eine sehr kleine Madenschraube gegen ein versehentliches Abdrehen gesichert. Der Stativkopf selber ist aus leichtem Gussmaterial gearbeitet. Für horizontale Schwenks besitzt der Stativkopf neben einer Gradeinteilung auch eine Fluiddämpfung, so dass auch sanfte Videoschwenks problemlos möglich sind. Besonders gut gefällt uns, dass die Kopf- und Panoramafeststellung getrennt voneinander sind. Das ist in der Klasse der kompakten Reisestative eher selten. So kann man als Anwender die Kamera bequem schwenken, ohne dass die eingestelle Position der Kamera verloren geht. Dies ist besonders für Panoramaaufnahmen wichtig. Ebenfalls wichtig für korrekt ausgerichtete Bilder sind die Nivellierlibellen oder auch einfach ausgedrückt Wasserwaagen, die sich am Halter für die Schnellwechselplatte befinden. Der Stativkopf des Vitruvian MH 5310 bringt davon insgesamt drei Stück mit sich und erlaubt es so die Kamera im Hochformat und „Postkarten“-Format auszurichten. Eine der für Hochformat wichtigen Nivellierlibellen ist allerdings sehr klein geraten und bei schlechten Lichtverhältnissen nicht gut zu erkennen. Die Schnellwechsel-Aufnahme und Schnellwechselplatte selber ist aus Metall gefertigt und bietet eine 1/4" Anschlussschraube sowie einen Videopin. Zur Sicherung der Schnellwechselplatte hat der Stativkopf eine selbstverriegelnde Schnellkupplung. Wird die Kamera mit montierter Schnellwechselplatte auf den Stativkopf gedrückt, so schnappt der Spannhebel von selber ein und muss gegebenenfalls nur noch kurz fest gedrückt werden. Um zu verhindern, dass der Spannhebel versehentlich geöffnet wird, wurde eine Sicherung in Form eines kleinen Schalters eingebaut.
Fazit Das Giottos Vitruvian Stativset ist in der Tat der ideale Begleiter für Fotoexkursionen, wo es auf geringes Packmaß und Gewicht ankommt. Giottos setzt bei der Konstruktion des Vitruvian konsequent auf leichte Materialien und gewichtsreduzierende sowie traditionelle Konstruktionen. Wie eigentlich bei allen 5-Segment-Carbonsstativen besitzt auch der letzte Auszug der Vitruvian einen sehr geringen Durchmesser. Dieser macht das Stativ bei höchstem Auszug anfällig für Verwindungen, welche sich durch starkes Biegen der unteren Beine bemerkbar macht. Der Stativkopf ist gut durchdacht und besitzt wichtige Ausstattungsmerkmale wie eine 360° Panoramaskala sowie getrennte Feststellmechanismen für Kugel und Panoramaschwenk. Ebenfalls vorhanden sind drei Nivellierlibellen, von denen allerdings eine sehr sparsam ausgefallen ist.
Kurzbewertung
- Geringes Packmaß
- Gute Schnellspannverschlüsse
- Nivellierlibellen vorhandene
- Sehr dünne untere Beinsegmente