Edele Carbon-Travellerstative mit drei und vier Auszügen
Testbericht: Gitzo GK1580TQR5 und GK1580TQR4 Reisestative
2014-03-21 Gitzo war mit seinen pfiffigen Traveller-Stativen der Vorreiter bei besondern kleinen und leichten Reisestativen, die durch die umklappbaren Beine ein geringen Packmaß erreichten. Der Trick dabei ist, dass die höhenverstellbare Mittelsäuse zum Transport in die obere Position gebracht und die Beine dann nach oben an die Mittelsäule geklappt werden. Besitzt das Stativ nun noch einen besonders kleinen Kugelkopf, der zwischen den umgeklappten Beinen "verschwindet", bestimmt allein die Länge der zusammengeschobenen Beine das Packmaß. Die aktuellen Versionen der beiden Gitzo Traveller Stative haben wir uns einmal genauer angeschaut. (Harm-Diercks Gronewold, Jan-Markus Rupprecht)
Im Vergleich zeigt sich, dass das vier Segment Stativset GK1580TQR4 eine niedrigere Stativschulter hat als das GK1580TQR5 mit seinen fünf Segmenten, durch die höhere Mittelsäule am Ende höher ist. [Foto: MediaNord]
Die Beindicken des Gitzo GT1543T (links) und GT1551T (rechts) sind im letzten Segment sehr unterschiedlich und das macht sich auch in der Stabilität bemerkbar. [Foto: MediaNord]
Die Schnellspannverschlüsse der Stative GT1543T und GT1551T sind zu jeder Zeit griffig und schnell zu bedienen. [Foto: MediaNord]
Zusammengeklappt zeigt sich der Unterschied im Packmaß. Hier hat das GK1580TQR4 (links) Stativset eindeutig das Nachsehen gegenüber dem GK1580TQR4 (rechts). [Foto: MedianNord]
Die leichtgängigen Anstellwinkelarretierungen für die Stativbeine stehen nicht über besitzen eine Vertiefung zur besseren Bedienung. [Foto: MediaNord]
Der mitgelieferte Stativkopf GH1780TQR besitzt einen Gewindebolzen anstelle einer Gewindebohrung. [Foto: MediaNord]
Die ultrakurze Mittelsäule erlaubt eine sehr niedrige Arbeitshöhe bei voller Stabilität. [Foto: MediaNord]
Wie alle Gitzo Stative bieten auch die beiden Traveller-Stative das einfache und elegante Gitzo-Design, das vor allem durch den robusten grau-schwarzen Hammerschlageffekt-Lack auf den Metallgussteilen auffällt. In diesem Test haben wir die Gitzo Traveller-Stativ-Sets GK1580TQR4 und GK1580TQR5 getestet, die aktuellen Versionen der Gitzo Traveller-Serie. Beide Stative sind auf geringes Gewicht und kleines Packmaß optimiert. Aus diesem Grund bestehen die Beinsegmente aus sehr leichten und vibrationshemmenden Kohlefasern (eine Variante mit Aluminium-Beinen bietet Gitzo bei der Traveller-Serie konsequenterweise gar nicht an). Die Stativschultern sind aus solidem Metallguss gefertigt. Die Konstruktion dieser Gussteile wurde ebenfalls unter dem Aspekt eines geringen Gewichts entwickelt.
Der Unterschiede der beiden Varianten besteht in der Anzahl der Bein-Auszüge. Das GK1580TQR5 Stativset, welches aus dem Kugelkopf GH1780TQR Traveler und dem Stativ GT1551T besteht, hat fünf Beinsegmente (also vier Auszüge). Das GK1580TQR4 Stativset beinhaltet den Kugelkopf GH1780TQR Traveler und das Stativ GT1543T und hat gegenüber dem GK1580TQR5 nur vier Beinsegmente (drei Auszüge). Daraus resultieren Unterschiede im Packmaß, im Gewicht und in der Standfestigkeit. Durch die fünffache Segmentierung der aus Carbon bestehenden Stativbeine kann das GK1580TQR5 auf winzige 35 cm zusammengeschoben werden. Das GK1580TQR4 besitzt mit seinen vier Carbon-Segmenten eine minimale Packlänge von 42 cm. Realisiert werden diese kleinen Packmaße auch durch die Möglichkeit die Stativbeine um 180° umzuklappen, so dass Stativschulter, Mittelsäule und Kugelkopf beim Transport zwischen den Stativbeinen liegen. Beide Stative nebeneinander gestellt sieht man, dass die Stativschulter der GK1580TQR4 deutlich niedriger als die des GK1580TQR5 ist. Dass dennoch beide inklusive Kopf auf fast dieselbe Arbeitshöhe von rund 150 cm kommen, liegt an der unterschiedlichen Länge der ebenfalls aus Carbon bestehenden Mittelsäulen. Diese ist bei dem 4-Segmenter (GK1580TQR4) aufgrund des längeren Packmaßes 34 cm lang und beim 5-Segmenter (GK1580TQR5) nur 27,5 cm lang. Das Gesamtgewicht der Stativsets GK1580TQR5 beträgt 1.160 Gramm und das GK1580TQR4 1.230 Gramm, also 70 Gramm mehr.
Bei der Handhabung hat Gitzo bei beiden Stative ist ein Musterbeispiel für durchdachtes Design. Das fängt mit den drehbaren Schnellverschlüssen an den Beinen an. Diese sind angenehm breit, gummiert und darüber hinaus auch noch profiliert und erleichtern damit das lösen und fixieren der Stativbeine. Die Stative bieten zwei Bein-Anstellwinkel. Diese werden durch einen Arretierungshebel mit Federzug kontrolliert. Zieht man die Beine beispielsweise von der Transportstellung in die Arbeitsstellung, so springt der Arretierungshebel beim Überschreiten der Anstellwinkelbegrenzung auf die nächste Position. Dies verhindert, dass ein Bein unbeabsichtigt in einen zu flachen Winkel angestellt wird oder das ein Bein auf glattem Untergrund einfach wegrutscht. Die Arretierungshebel sind zwar sehr leichtgängig, dennoch könnte es beim Einsatz mit Handschuhen zu Problemen kommen, da die Oberfläche der Arretierungshebel sehr glatt ist.
Beide Stativsets besitzen eine nach oben und unten verschiebbare Mittelsäule, die am unteren Ende einen kleinen Haken für ein Gewicht hat, das dem Stativ mehr Stabilität geben kann. Der Haken kann herausgeschraubt werden, um die Mittelsäule um 180° zu drehen. Damit lassen sich dann auch Makroaufnahmen in Bodennähe durchführen. Bei normal montierter Mittelsäule beträgt die kleinste Aufnahmehöhe 37 cm. Um eine noch kürzere Arbeitshöhe zu erreichen kann die Mittelsäule komplett entfernt werden. Danach wird der Stativkopf von der Mittelsäule entfernt und der Haken auf der dem Stativkopf gegenüberliegenden Seite auch. Der Haken besitzt auf der innenliegenden Seite eine Gewindebuchse und in diese kann der Stativkopf eingeschraubt werden. Man setzt also den Stativkopf einfach auf das mittensäulenlose Stativ und schraubt den Haken von der anderen Seite dagegen. Das Resultat ist eine Arbeitshöhe von gerade einmal 270 mm.
Der bei beiden Stativen mitgelieferte Stativkopf GH1780TQR ist ebenfalls mit grauem „Hammerschlag“-Lack überzogen. Die Beweglichkeit der Magnesiumkugel ist durch einen Ausschnitt um maximal um 100° neigbar. Alle anderen Seiten lassen einen Neigungswinkel von knapp 30° zu. Die Klemmung der Kugel ist eine einfache mechanische Ausführung mit einer Teflonplatte, die allerdings anstandslos ihren Dienst versieht. Darüber hinaus besitzt der Stativkopf eine Schnellwechselplatte mit einer etwas umständlichen Sicherung. Um die Platte vom Stativkopf zu entfernen, muss zunächst die wirklich festsitzende Verriegelung gelöst werden, danach kann man dann den Sicherungsknopf hineindrücken und die Schnellwechselplatte vom Stativkopf herunterschieben, was wiederrum nur in eine Richtung möglich ist. Des Weiteren kann man die Verriegelung in der Vorspannung mittels einer Schraube anpassen, was sich bei schwankenden Temperaturen als Vorteil herausstellen kann. Zieht man die Vorspannschraube aber zu fest, dann kann es passieren, dass man rohe Gewalt zum Lösen der Verriegelung benötigt. Zusatzausstattungen wie Nivellierlibellen und eine Gradeinteilung für Panoramaaufnahmen besitzt der Gitzo-Kopf nicht. Einerseits wirkt der Kopf so sehr schlicht und reduziert, anderseits hätten wir uns angesichts des sehr hohen Preises doch etwas mehr Ausstattung gewünscht.
Nach dem entfernen des Stativkopfes GH1780TQR kann die mitgelieferte Platte aufgeschraubt werden. [Foto: MediaNord]
Die aufgeschraubte Platte erlaubt die Montage von anderen Stativköpfen mit 1/4" oder 3/8" Gewinde. [Foto: MediaNord]
Der Gitzo Schnellspannverschluss ist zwar gewöhnungbedürftig, dafür aber bei jeder Temperatur sicher. [Foto: MediaNord]
Die kleine Schraube bei der Spannvorrichtung erlaubt es den Mechanismus vorzuspannen. [Foto: MediaNord]
Der Haken um ein Gegengewicht am Stativ zu befestigen kann auch als ultrakurze Mittelsäule genutzt werden. [Foto: MediaNord]
Gitzo liefert bei beiden Stativsets GK1580TQR5 und GK1580TQR4 umfangreiches Zubehör mit. [Foto: MediaNord]
DerStativkopf GH1780TQR ist übrigens werksseitig fest montiert, kann aber mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel gelöst werden. Kurioserweise ist der Anschluss des Stativkopfes genau andersherum gelöst als üblich. Anstelle einer Gewindebohrung besitzt dieser einen Gewindebolzen zur Befestigung auf der Mittelsäule. Der Bolzen lässt sich nicht von dem Stativkopf entfernen. Somit ist der Stativkopf nicht für die Montage auf anderen Stativen oder Klemmen, Saugnäpfen usw. geeignet. Das ist schade! Dem Stativ allerdings haben die Gitzo-Entwickler jedoch eine kleine Platte mit Gewindebolzen beigelegt. Diese erlaubt beliebige Stativköpfe mit 1/4"-oder 3/8"-Gewinde zu montieren.
In Kombination der Stative mit dem Stativkopf haben beide Sets eine maximale Belastbarkeit von maximal 5,5 Kilogramm und können so auch mittelschweres Kameraequipment sicher halten. Allerdings sollte man stets sicherstellen, dass die Schnellspannverschlüsse fest sitzen, so dass die Stativbeine nicht unter dem Kameragewicht herunterrutschen. Obwohl beide Versionen mit derselben Belastbarkeit angegeben sind, gibt es bei der "gefühlten" Stabilität und bei der Verwindungssteifheit deutliche Unterschiede zwischen den beiden Versionen mit vier Beinsegmenten oder fünf Beinsegmenten. Hier schneidet die Version mit den drei Auszügen deutlich besser ab, als das Schwestermodell mit vier Auszügen. Bei dem ist nämlich das unterste Beisegment dünn wie ein Bleistift und das merkt man; das ist der Preis des kleineren Packmaßes. Insgesamt sind beide Stative aber erstaunlich stabil für ihr Gewicht.
Gitzo liefert viel Zubehör mit. So finden sich in dem Karton neben einer Tube Schmiermittel für den Stativkopf auch Torx- und Inbus-Schlüssel, die man für die Montage von Ersatzteilen beziehungsweise den Stativkopf benötigt. Einzig der Stativbeutel fällt negativ auf: Der ist eigentlich eine reine Hülle zur Nutzung für die Versandverpackung. Eine richtige Stativtasche liefert Gitzo nicht mit. Dabei sind Preise der beiden Stativ-Sets stattlich: Das Gitzo GK1580TQR4 mit vier Beinsegmenten kostet knapp 850 Euro (unverbindliche Preisempfehlung, UVP). Für das Gitzo GK1580TQR5 mit fünf Beinsegmenten werden rund 890 Euro fällig (UVP).
Fazit Wenn Geld kein Rolle spielt, bekommt man hier eine gute Produktqualität und zumindest beim 4-Segmeter (GK1580TQR4) fürs Gewicht eine sehr hohe Stabilität fürs Gewicht. Die 5-Segment-Version (GK1580TQR5) hat den Vorteil eines noch kleineren Packmaß, für dass man eine deutlich geringere Verwindungssteifigkeit in Kauf nehmen muss. Der Kopf bietet keinerlei Zusatzausstattung wie Libelle oder Gradeinteilung und lässt nicht separat nutzen. Eine Tasche liefert Gitzo nicht mit. Insgesamt erscheint uns der Preis beider Stativsets deutlich zu hoch.
Kurzbewertung
- Hervorragende Verarbeitung
- Griffige Schnellspannverschlüsse
- Geringes Packmaß
- Spartanischer Stativkopf
- Hoher Preis