Fotorucksack mit Sling-Funktion
Testbericht: Manfrotto Agile V Fotorucksack
2014-04-10 Der Sling-Rucksack Agile V gehört zu Manfrottos Taschenserie Stile. Er möchte urban und modern sein und der Generation Smartphone eine entsprechend coole aber auch nützliche Verstaumöglichkeit für die Kameraausrüstung bieten. Dazu gehört Sling-Taschen-typisch der schnelle Zugriff auf die Kamera kombiniert mit einer bequemen Tragemöglichkeit auf dem Rücken. Für Stative hat Manfrotto natürlich ebenfalls ein Plätzchen vorgesehen – man muss ja der Marke treu bleiben. Ob sich der Agile V in der Praxis bewährt und ob er noch mehr praktische Extras zu bieten hat, hat die Redaktion auf diversen Fototouren ausführlich getestet. (Daniela Schmid)
Der Sling-Rucksack Manfrotto Agile V kommt optisch schlicht daher. Er ist außer in Schwarz auch in Weiß und Beige erhältlich. [Foto: Manfrotto]
Der Manfrotto Agile V wird wie bei einer Sling-Tasche üblich von der Seite beladen. Im Daypack-Fach oben bringt man weiteres Zubehör unter. [Foto: Manfrotto]
In einer kleinen Seitentasche kann man Filter, Speicherkarten oder ähnliches Zubehör unterbringen. [Foto: Daniela Schmid]
Die breite Metallschnalle des Daypack-Faches verleiht dem Manfrotto Agile V ein gewisses Etwas. [Foto: Daniela Schmid]
An der Seite kann in den eigens dafür vorgesehenen Schlaufen ein Stativ angebracht werden. [Foto: Daniela Schmid]
Verarbeitung, Design und Platzangebot Der Auftritt des Agile V fällt relativ schlicht aus. Komplett in Schwarz gehalten bietet er außer einer großen auffälligen Metallschnalle für das oben liegende Daypack-Fach wenig optische Anreize. Immerhin hat Manfrotto den Agile V auch in Weiß und in Beige im Angebot für diejenigen Fotografen, die vom ewigen Taschenschwarz die Nase voll haben. Das Manfrotto-Logo, ein stilisiertes Stativ, ziert alle Reißverschlüsse und Schnallen und – wenn man genau hinsieht – auch die ganze Vorderseite. Mit Nähten und zurückhaltenden Auspolsterungen prangt es dort und zeigt alllen, aus welchem Hause der Rucksack stammt. Umrahmt wird es oben und unten von einer Stoffwulst, die oben gut aussieht, unten aber eher eine Fangrinne für Schmutz und Staub bildet. Das Rucksackinnere ist in dezentem Grau gehalten. Griffe und bestimmte Abtrennungen stechen in Manfrotto-Rot ins Auge.
Der Agile V ist in Haupt-, beziehungsweise Kamera- und Daypack-Fach unterteilt, wobei diese gut gepolsterte Trennung mittels Klettverschluss herausgelöst werden kann. Es steht dann der komplette Innenraum zur Verfügung. Extra Taschen und Fächer bietet der Agile V wenig. Von vorne betrachtet befinden sich an der rechten Seite zwei Schlaufen, die als Stativhalterung dienen. Dazwischen liegt ein mit Reißverschluss gesichertes Außenfach, das für Filter, Speicherkarten, etc. genutzt werden kann oder auch Stativfüße stützen kann. Dazu muss es sich allerdings um ein sehr kompaktes, kurzes Stativ handeln. Auf Manfrottos Website kann man nachsehen, welche Stative mit dem Agile V problemlos transportiert werden können. Am besten sie überschreiten vom Packmaß her nicht die Höhe des Rucksacks von 41 Zentimeter. Längere Stative können natürlich auch angehängt werden, dann wird der Tragekomfort des Sling-Rucksacks aber stark eingeschränkt. Für Ministative befindet sich oben im Daypack-Fach eine extra Tasche, deren genaue Beladung sich aber im Test nicht wirklich erschlossen hat.
Im Kamerafach verstaut man problemlos eine große SLR-Kamera mit angesetztem Objektiv. Dafür steht die ganze Rucksackbreite von 26 Zentimetern zur Verfügung. Je nach Raumeinteilung und Objektivgröße bekommt man bis zu drei weitere Objektive oder entsprechendes Zubehör unter. Die Reißverschlüsse lassen sich leicht führen. Sie schließen innenliegend um einen besseren Staubschutz zu gewährleisten. Alle Nähte des Agile V sind sauber verarbeitet und der Sling-Rucksack macht einen rundum robusten und hochwertigen Eindruck.
Handhabung und Komfort Am Platz mangelt es nicht, der Kamerazugriff ist über den seitlichen Zugriff auch schnell sichergestellt, trotzdem erweist sich der Agile V in der Praxis als nicht besonders praktisch. Das komplette Kamerafach ist nur von der Seite her zugänglich. Sämtliches Zubehör, das in den hinteren Teil des Faches geschoben wird, ist schlecht erreichbar. Außerdem müssen die gepolsterten Unterteilungen dafür ständig wieder abgenommen werden. Manfrotto hat sie zwar mit besagten roten Griffschlaufen versehen, es nervt aber trotzdem. Gäbe es zum Beispiel die Möglichkeit, das Kamerafach noch weiter nach vorne zu öffnen, könnte man diese Fummelei vermeiden. Kritisieren muss man obendrein, dass es keine weiteren Fächer für Kleinkram gibt. Wo sollen die Speicherkarten und Ersatzakkus hin? Klar kann man sie ins obere Daypack-Fach legen. Dort muss man sie zwischen Schlüsselbund, Handy, etc. aber erst einmal wieder finden. Und das Außenfach eignet sich auch nur bedingt, denn wenn ein großes Stativ angeschnallt wird, ist das Fach verdeckt.
Beim Tragekomfort des Agile V kann man hingegen nur wenig bemängeln. Die Polster sind angenehm dick und die Lüftungskanäle im Rückenpolster tief genug, um eine ausreichende Belüftung sicher zu stellen. Der Tragegurt, der auf der linken Schulter aufliegt, ist stufenlos höhenverstellbar. Der zusätzliche Stützgurt, der von der rechten Hüfte unter dem rechten Arm vor die Brust läuft, kann dagegen nicht in der Höhe angepasst werden. Da er direkt auf Brusthöhe geschlossen wird, kann das auf Dauer zumindest für das weibliche Geschlecht sehr unangenehm sein. Wer den Gurt nicht nutzen möchte, kann ich nicht wie bei anderen Modellen im Rückenteil verstauen.
Der Hauptgurt des Manfrotto Agile V ruht auf der rechten Schulter und wird von einem Stützgurt am Rutschen gehindert. [Foto: Daniela Schmid]
Im Daypack-Fach des Manfrotto Agile V befindet sich ein Täschchen für Ministative, dessen korrekte Verwendung aber schleierhaft bleibt. [Foto: Daniela Schmid]
Der Hauptgurt des Manfrotto Agile V ist von der Länge her stufenlos verstellbar, der Stützgurt bleibt fest an einer Stelle und kann höhentechnisch nicht angepasst werden. [Foto: Daniela Schmid]
Die sicher als cooles Designelement gedachte Abnähung am uneren Rucksackrand entpuppt sich als Schmutzfänger. [Foto: Daniela Schmid]
Schutz der Ausrüstung In Sachen Diebstahlschutz sammelt der Agile V Pluspunkte. Die große solide Metallschnalle des Daypack-Faches sichert den darunter verborgenen Inhalt sehr gut. Und hat man die Schnalle geöffnet, befindet sich darunter noch ein Klettverschluss und dann kann man erst die beiden Reißverschlüsse des Deckels öffnen. Auch an die Kamera kommt man als Langfinger nicht so leicht, da die seitliche Öffnung eher knapp gehalten ist. Und die Ausrüstung, die um die Kamera herum verstaut ist, ist aufgrund der oben angebrachten Kritik ganz sicher.
Bei der Outdoor-Tauglichkeit lässt die Ausstattung des Agile V zu wünschen übrig. Eine Regenhülle hat er nicht und auch der Boden des Rucksacks ist nicht extra mit einem Gummischutz versehen. Vielleicht benötigt man in der italienischen Heimat des Agile V selten einen Regenschutz, in unseren rauen nördlichen Breiten ist dieser aber unverzichtbar und gehört zur Grundausstattung. Jeder Rucksack, den wir bisher im Test hatten, konnte mit einer wasserdichten Hülle punkten. Der Agile V fährt hier Minuspunkte ein.
Die Polsterung für die Ausrüstung befindet sich auf hohem Niveau. Rutscht einem der Sling-Rucksack mal aus der Hand, verzeiht einem die Ausrüstung dieses Malheur Dank der Polsterung.
Fazit Obwohl der Name des Agile des schwarzen Italieners übersetzt "gelenkig" oder "gewandt" heißt, erweist er sich in der Praxis dessen als nicht ganz würdig. Der eine kleine Zugang zum Haupt- und Kamerafach von der Seite ist einfach zu wenig, extra Fächer für kleines Zubehör wie Speicherkarten, Akkus oder Filter fehlen. Auch ein Fach für ein Tablet wäre zeitgemäß gewesen. Die fehlende Regenhülle ist für den Preis von 90 Euro (UVP) auch nicht ganz nachvollziehbar. Wer nur bei schönem Wetter auf Fototour geht, seine Ausrüstung gut organisieren kann und auf ein großzügiges Platzangebot Wert legt, der liegt mit dem Agile V richtig. Der Rucksack ist außerdem sehr robust und gut verarbeitet.
Kurzbewertung
- Gute und saubere Verarbeitung
- Guter Diebstahlschutz durch Dreifach-Verschluss des Daypack-Faches
- Stoffwulst unten fängt viel Schmutz ein
- Regenhülle fehlt
- Zugang zum Kamerafach zu eng, man kommt nicht an die Objektive ran
- Kaum Zubehörfächer für Akkus, Speicherkarten, Smartphone, etc.