Preisgünstiges Telezoom
Testbericht: Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR
2017-03-18 Ein preisgünstiges 70-300mm-Telezoom ist eine beliebte Ergänzung zum 18-55mm-Standardzoom und eine überlegenswerte Alternative zu einem Superzoom, vor allem, wenn es um genügend Telebrennweite geht, denn ein 70-300mm bringt es an einer APS-C-Kamera, an der es typischerweise verwendet wird, auf eine kleinbildäquivalente Brennweite von 450 Millimetern. Mit dem AF-P Nikkor 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR brachte Nikon vergangenen Sommer eine Neuauflage seines Budget-Telezooms mit neuem Autofokusmotor, der auf die Verwendung des Kontrastautofokus optimiert wurde, ohne Geschwindigkeitseinbußen beim Phasenautofokus in Kauf nehmen zu müssen. Nun muss das AF-P 70-300 im Test zeigen, was es taugt. (Benjamin Kirchheim)
Das Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR ist nicht nur mit einem optischen Bildstabilisator, sondern auch einem schnellen und leisen Autofokus ausgestattet. [Foto: Nikon]
Zwar ist das Objektiv auch ohne Bildstabilisator als Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX erhältlich, die 50 Euro Aufpreis für den Bildstabilisator sind jedoch sehr gut angelegtes Geld. [Foto: Nikon]
Das AF-P Nikkor 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR bietet Nikon übrigens alternativ auch ohne den optischen Bildstabilisator (VR) an, der Käufer kann dadurch 50 Euro sparen. Allerdings wäre das unserer Meinung nach definitiv am falschen Ende gespart, denn gerade bei langen Brennweiten und nicht so hoher Lichtstärke gehört ein Bildstabilisator zu den nützlichsten Ausstattungsmerkmalen eines Objektivs. In unserem Test kam daher die Variante mit Bildstabilisator zum Einsatz, die eine UVP von 420 Euro hat, jedoch eher ab ca. 350 Euro gehandelt wird.
Verarbeitung und Ausstattung
Wie das "DX" im Kürzel verrät, handelt es sich um ein APS-C-Objektiv, dessen Bildkreis nicht für das Vollformat optimiert ist. Das Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR ist komplett aus Kunststoff gebaut, sogar das Bajonett besteht aus diesem Material, was nicht unbedingt besonders vertrauenserweckend ist. Trotz der großen Abmessungen von zwölfeinhalb Zentimetern Länge sowie sieben Zentimetern Durchmesser kommt einem das Gewicht von knapp über 400 Gramm daher auch relativ gering vor. Dabei besteht die optische Konstruktion immerhin aus 14 Linsen in zehn Gruppen. Die lange Brennweite erfordert nunmal ein entsprechend großes Gehäuse. Beim Zoomen von 70 auf 300 Millimeter fährt der Tubus um weitere 5,5 Zentimeter aus, womit das Objektiv dann gut 17 Zentimeter lang ist. Dabei muss der extrem große, griffige Zoomring lediglich um eine Viertel-Umdrehung bewegt werden. Was wir am Objektiv vermissten sind Schalter, um beispielsweise den Autofokus oder den Bildstabilisator zu deaktivieren. Beides muss umständlich über die Kamerabedienung, teilweise per Menü, erledigt werden.
Der Fokusring befindet sich vor dem Zoomring und ist deutlich schmaler, aber breit genug, um ausreichend griffig zu sein. Wie bei modernen Objektiven nicht unüblich, arbeitet der Fokusring rein elektronisch, gibt also nur Steuerbefehle an den Stellmotor im Objektiv weiter. Das hat sogar den Vorteil, dass sich recht präzise damit arbeiten lässt; besser, als mit dem mechanischen Fokusring des Vorgängermodells. Auf eine Schärfeskala muss der Fotograf allerdings verzichten und bei Nikon leider auch auf das nützliche Fokuspeaking. Mit der Fokuslupe bekommt man das Objektiv im Live-View aber gut scharf gestellt. Der Fokusmotor arbeitet übrigens unhörbar und im Automatikbetrieb sehr schnell. Die Fokussierung läuft intern im Objektiv ab, die Frontlinse steht dabei entsprechend still. Ideal, um optische Filter einzusetzen, was dank des 58mm-Gewindes kein Problem ist. Damit passt das Telezoom allerdings besser zum alten AF-S 18-55mm als zum neuen AF-P 18-55 mm, denn ersteres hat ebenfalls ein 58mm-Gewinde, letzteres hingegen ein 55er, sodass man entsprechende Adapter benötigt, falls man seine Filter nicht doppelt kaufen möchte. Die Naheinstellgrenze liegt übrigens bei 1,1 Metern, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4,5 erlaubt. Das ermöglicht zwar keine Makrofotos, aber doch schon vernünftige Vergrößerungen beziehungsweise Detailaufnahmen.
Abgeblendet auf F8 bis F11 liefert das AF-P Nikkor 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR an der Nikon D5600 eine ordentliche Bildqualität. [Foto: MediaNord]
In der Praxis liefert das AF-P Nikkor 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR eine ordentliche Bildqualität ab, wobei sich etwas Abblenden als ratsam erwies. Am auffälligsten fallen noch die Farbsäume zu den Bildrändern auf, die sich aber mit einer entsprechenden Software in den Griff bekommen lassen. Erstaunlich gut schlägt sich das AF-P 70-300 zudem bei Gegenlichtaufnahmen. Wir konnten bei direkter Sonneneinstrahlung keine großartigen Bildqualitätsbeeinträchtigungen feststellen, obwohl es so ein preisgünstiges Objektiv ist. Da kann man es sogar verschmerzen, dass die Sonnenblende im Lieferumfang fehlt. Übrigens verwendet das 70-300 mm noch einen mechanischen Blendenhebel, womit es keine Kompatibilitätseinschränkungen gibt.
Bildqualität
In unserem Testlabor haben wir das Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR an der Nikon D5600 gemessen. Der komplette Labortest, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, ist gegen ein kleines Entgelt von 50 Cent über die weiterführenden Links abrufbar. Der Zugriff ist aber auch im Rahmen einer Prepaid-Flatrate möglich, die auf dem Monat umgerechnet ab 2,08 Euro zu haben ist. Unser Archiv umfasst mehr als 1.700 Labortests, sodass man sich beispielsweise die Ergebnisse vergleichbarer Objektive anschauen kann. Der Kauf eines oder mehrerer Labortests unterstützt übrigens unsere redaktionelle Arbeit an kostenlosen Tests wie diesem.
Trotz seiner 12,5 Zentimeter Länge und sieben Zentimeter Durchmesser wiegt das Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR nur knapp über 400 Gramm. Zusammen mit der D5600 kann man mit unter 900 Gramm auf Motivjagd gehen. [Foto: MediaNord]
Beim Auflösungstest mit 50 Prozent Kontrast (MTF50) erreicht das Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR bis zu 58 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm, Kleinbildäquivalent) im Bildzentrum (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Diese werden allerdings nur bei 70 mm und auf F11 abgeblendet erreicht. Bei Offenblende sind es etwa zehn lp/mm weniger und weiter abblenden als F11 sollte man es ebenfalls nicht, weil die Auflösung dann beugungsbedingt rapide fällt. Bei mittlerer Brennweite sind maximal 53 lp/mm drin, bei 300 Millimeter sind es sogar nur 43 lp/mm. Dass das lange Ende von Telezooms weniger Auflösung liefert, ist aber in den meisten Fällen so. Der Auflösungsabfall zum Bildrand ist dagegen bei kurzer Brennweite am höchsten, bei mittlerer am geringsten und bei langer dazwischen. Absolut gesehen gibt es bei kurzer Brennweite die höchste Randauflösung, allerdings erst, wenn man abblendet, vorher führt die Randauflösung der mittleren Brennweite. Insgesamt schlägt sich das 30-300 mm aber recht ordentlich, man darf nicht vergessen, dass es sich um ein Einsteigerobjektiv für weniger als 500 Euro handelt.
Bei den optischen Fehlern kann das Nikkor mit einer relativ geringen Randabdunklung punkten. Diese beträgt zwar bis zu maximal 0,9 Blendenstufen (46 Prozent Lichtverlust am Bildrand), lässt sich durch Abblenden aber auf weniger als zehn Prozent Helligkeitsabfall drücken. Die Verzeichnung fällt im Weitwinkel minimal tonnenförmig aus, was praktisch nicht sichtbar ist. Bei mittlerer und langer Brennweite zeigt sich hingegen eine kissenförmige Verzeichnung von über einem Prozent, was schon deutlicher auffällt, zumal tonnenförmige Verzeichnungen "natürlicher" wirken und daher bei identischem Betrag weniger ins Gewicht fallen. Die in der Praxis beobachteten Farbsäume bestätigen sich im Testlabor. Im Mittel sind die chromatischen Aberrationen zwar gering, zum Bildrand hin zeigen sie sich jedoch sichtbar mit zwei bis drei Pixeln Ausdehnung. Davon betroffen sich allerdings nur die beiden Brennweitenenden des Objektivs, bei mittlerer Brennweite sind auch im Maximum nur weniger als 1,5 Pixel breite Farbsäume messbar.
Fazit
Dass das Nikon AF-P 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR ein preisgünstiges Objektiv ist, merkt man der Konstruktion vor allem am Kunststoffbajonett an, das als Verschleißteil jedoch gewechselt werden kann. Ansonsten ist das Objektiv durchaus ordentlich verarbeitet und punktet mit seinem schnellen und leisen Autofokus. Die Lichtstärke ist etwas eingeschränkt, zumal man das Objektiv für eine optimale Bildqualität auf F8 bis F11 abblenden sollte. Das heißt aber nicht, dass es bei Offenblende unbrauchbar wäre, nur ist die Auflösung dann nicht ganz so hoch und einige optische Fehler zeigen sich, die beim Abblenden eher geringer werden. Gravierende Schwächen leistet sich das AF-P Nikkor 70-300 mm 4.5-6.3 G ED DX VR jedoch nicht und so kann man es durchaus nicht nur als preisgünstiges, sondern auch als preiswertes Objektiv bezeichnen.
Kurzbewertung
- Gute Bildqualität (abgeblendet)
- Schneller, leider Autofokus
- Besser manuell zu fokussieren als das Vorgängermodell
- Optischer Bildstabilisator
- Das Bajonett besteht lediglich aus Kunststoff
- Im Bildrandbereich sichtbare Farbsäume an den Brennweitenenden
- Keine Schalter, um Autofokus oder Bildstabilisator deaktivieren zu können
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.