Bildqualität
Der optische Aufbau des Nikon Z 24–200 mm F4-6.3 VR besteht aus 19 Linsen, die in 15 Gruppen angeordnet sind. Zwei ED-Linsen, zwei asphärische Linsen und eine asphärische ED-Linse sollen optische Fehler wie Farbsäume minimieren und für eine hohe Auflösung bis zum Bildrand sorgen. Zudem kommt die ARNEO-Vergütung zum Einsatz, die Reflexionen minimieren soll. Tatsächlich funktioniert letzteres ziemlich gut. Auch in direktem Gegenlicht bleiben die Kontraste hoch, nur Blendenreflexe treten teilweise auf, wirken aber nicht allzu störend.
Die Blende besteht lediglich aus sieben Lamellen. Diese sind aber abgerundet und ergeben eine gleichmäßige Öffnung. Selbst stark abgeblendet lassen sich keine schönen Sonnensterne erzielen. Dafür zeigen die Unschärfescheibchen eine erstaunlich gleichmäßige Helligkeitsverteilung. Der äußerste Rand ist nur minimal heller. Ohne Lichtpunkte im Unschärfebereich ergibt sich ein äußerst weiches, gleichmäßiges Bokeh. Doch selbst mit Lichtpunkten im Hintergrund wirken diese nicht allzu aufdringlich und so kann man das Bokeh als insgesamt gut bezeichnen, vor allem, wenn man bedenkt, dass das eigentlich keine typische Stärke solcher Reisezoomobjektive ist. Bei kurzer Brennweite ist das Bokeh sogar noch etwas schöner als bei langer Brennweite, sofern man den Hintergrund überhaupt unscharf genug bekommt.
Normalerweise zeigen Reisezooms zahlreiche optische Schwächen. Typisch sind eine starke Verzeichnung, Farbsäume und unscharfe Bildränder. Aufgrund der hohen Auflösung von über 45 Megapixeln musste das Nikon Z 24–200 mm F4-6.3 VR an der Z 7II einen besonders harten Labortest durchlaufen. Wahrscheinlich wird ein solches Objektiv in der Praxis eher mit der Z5 oder der Z 6 oder Z 6II kombiniert, die nur 24 Megapixel auflösen.
Zwei ED-Linsen, zwei asphärische Linsen und eine asphärische ED-Linse sollen beim Nikon Z 24–200 mm 1:4-6.3 VR für eine hohe Bildqualität sorgen. [Foto: Nikon]
Die größte mögliche Schwäche des Reisezooms, eine vermeintlich hohe Verzeichnung, gleicht die Bildaufbereitung der Nikon Z 7II perfekt aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Die elektronische Verzeichnungskorrektur lässt sich gar nicht erst abschalten. Das macht aber nichts, schließlich überzeugt das Ergebnis. Wer Verzeichnungen mag oder sie gerne selbst korrigieren möchte, kann das Raw-Format verwenden.
Bei den Farbsäumen sieht es ähnlich gut aus. Diese sind im Mittel bei allen Brennweiten gering und bei mittlerer sowie langer Brennweite auch im Maximum. Im Weitwinkel hingegen werden im Maximum an harten Kontrastkanten, die eher am Bildrand liegen, leichte Farbsäume sichtbar. Sie erreichen aber selbst bei der hohen Pixeldichte lediglich einen Pixel Ausdehnung.
Die Randabdunklung wird standardmäßig von der Kamera auf dem Level "Normal" korrigiert, so haben wir auch die Labormessungen durchgeführt. Auf Wunsch kann man die Korrektur auch nur moderat korrigieren lassen oder aber stark oder auch ganz abschalten. Bei der normalen Korrektur spielen Randabdunklungen bei mittlerer und langer Brennweite keine Rolle. Im Weitwinkel hingegen dunkeln die Bildecken bei Offenblende bis zu 1,3 Blendenstufen ab, was man aufgrund des steilen Verlaufs in den Bildecken auch mit bloßem Auge erkennt. Ein Abblenden auf F5,6 behebt dieses Manko, die Randabdunklung beträgt dann nur noch unkritische 0,7 EV. Am wenigsten dunkeln die Bildecken bei mittlerer Brennweite (die Messung erfolgt bei 71 Millimetern) ab, hier sind es lediglich vernachlässigbare 0,2 bis 0,3 Blendenstufen.
Am spannendsten aber ist sicherlich die gemessene Auflösung bei 50 Prozent Kontrast am 45-Megapixel-Sensor. Hier knackt das Nikon Z 24–200 mm F4-6.3 VR im Weitwinkel bereits bei Offenblende die Marke von 80 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), aber nur in der Bildmitte. Das Auflösungsmaximum von 82 lp/mm wird bei F5,6 erreicht. Erst bei F11 fällt die Auflösung, wenn auch nur minimal, unter 80 lp/mm. Zoomt man auf 71 Millimeter Brennweite, kommt die Auflösung im Bildzentrum nicht über 74 lp/mm hinaus, die bereits ab Offenblende anliegen. Bei F11 sind es noch 70 lp/mm. Zoomt man noch stärker, sinkt auch die Auflösung weiter. Im Tele sind es bei Offenblende nur noch 64 lp/mm in der Bildmitte, das Maximum wird bei F11 mit 69 lp/mm erreicht. Das ist zwar absolut gesehen noch eine gute Auflösung, aber das Potential des 45-Megapixel-Sensors wird hier bei weitem nicht mehr ausgeschöpft. Immerhin liegt die Auflösung aber noch über dem, was eine 24-Megapixel-Nikon erreichen kann.
Während die Auflösung im Bildzentrum also beim Zoomen schlechter wird, sieht es beim relativen Auflösungs-Randabfall genau umgekehrt aus. Während dieser im Weitwinkel fast 40 Prozent im Maximum erreicht, sind es bei mittlerer Brennweite nur noch 20 Prozent und im Tele nur noch 17 Prozent. Stark ist der Randabfall aber nur bei Offenblende im Weitwinkel. Bei F5,6 fällt er bereits auf 26 Prozent und erreicht damit auch hier ein akzeptables Niveau. Die maximale Auflösung am Bildrand ist bei allen Brennweiten ähnlich. Bei 24 mm sind es 63 lp/mm bei F8, bei 71 Millimetern sind es 64 lp/mm bei F16 und bei 200 Millimetern sind es 64 lp/mm bei F11. Einen 24-Megapixel-Sensor kann das Nikon Z 24–200 mm F4-6.3 VR damit auflösungstechnisch problemlos gut bedienen.
Wir haben das Nikon Z 24-200 mm F4-6.3 VR an der über 45 Megapixel auflösenden Z 7II getestet. [Foto: MediaNord]
Möchte man über das gesamt Bildfeld eine möglichst hohe Auflösung erreichen, können wir bei 24 Millimetern Brennweite F5,6 bis F11 empfehlen. Bei mittlerer Brennweite von 71 Millimetern gilt dasselbe für den Blendenbereich von F6 (Offenblende) bis F11, im Tele hingegen liegt der "Sweet Spot" nur bei F11, vorher erreicht die Randauflösung nicht das nötige Niveau von über 60 lp/mm.
Fazit
Mit fast 1.000 Euro ist das Nikon Z 24–200 mm F4-6.3 VR zwar kein preisgünstiges Objektiv, dafür aber ein durchaus preiswertes. Trotz gewisser Sparmaßnahmen, etwa dem Kunststoff beim Gehäuse, auch wenn dieser hochwertig ist, oder der nicht besonders üppigen Lichtstärke, bringt das 24-200mm alles mit, was man bei einem Reisezoom braucht. Das trifft nicht nur auf das 8,3-fache Zoom vom Weitwinkel bis zum Tele zu, sondern auch auf den Wetterschutz, der die Reisetauglichkeit erhöht. Zudem bietet das Objektiv einen sehr effektiven Bildstabilisator, einen schnellen Autofokus und dank geringer Naheinstellgrenze eine gute Vergrößerung im Tele.
Am überzeugendsten ist es aber die Bildqualität des Nikon Z 24–200 mm F4-6.3 VR, die fast auf voller Linie überzeugen kann. Dazu gehört etwa die gute Gegenlichtunempfindlichkeit. Besonders überrascht das ansehnliche Bokeh, was man von einem Reisezoom nicht erwarten würde. Die für Reisezooms eigentlich typischen optischen Fehler werden gut auskorrigiert, nicht zuletzt durch die moderne Bildaufbereitung der Kamera.
Doch selbst die Auflösung kann trotz der hohen Ansprüche des 45-Megapixel-Sensors der Nikon Z 7II überzeugen. Zwar verliert das Objektiv beim Zoomen etwas Auflösung, dafür zeigt es aber nur im Weitwinkel bei Offenblende überhaupt einen sichtbaren Auflösungs-Randabfall. Da hier auch die Randabdunklung am stärksten sichtbar wird, blendet man am besten auf F5,6 ab und alles ist gut. Die 24 Megapixel einer Nikon Z 5 oder Z 6(II), an denen das Reisezoom sicher öfter zum Einsatz kommen dürfte als an einer Z 7(II), sollte das Nikon Z 24–200 mm F4-6.3 VR damit problemlos bedienen können.