Umgeschaltet zwischen Auto- und manuellem Fokus wird über einen kleinen Schalter links hinten am Objektiv. Hier lässt sich auch ein Fokuslimiter aktivieren, um den Nahbereich unterhalb von fünf Metern für eine schnellere Fokussierung zu deaktivieren. Der Autofokus arbeitet treffsicher, flott und unhörbar leise.
Auf dem kleinen Status-OLED des Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S lassen sich wahlweise die Brennweite, die Blende oder aber die Entfernung samt blenden- und entfernungsabhängiger Schärfentiefe anzeigen. [Foto: MediaNord]
Die Naheinstellgrenze gibt Nikon mit 50 Zentimetern ab Sensorebene an, was für ein solches Zoom eine ungewöhnlich kurze Distanz darstellt. Erreicht wird diese jedoch nur bei kürzester Brennweite, beim Zoomen steigt auch die Naheinstellgrenze an. Tatsächlich konnten wir bereits ab knapp unter 48 Zentimeter fokussieren, der Abstand der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei etwas über 24 Zentimeter. Das minimale Bildfeld beträgt dann etwa 17 mal 11,3 Zentimeter, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,7 entspricht. Nikon gibt 1:5 als maximalen Abbildungsmaßstab an.
Beim 200 Millimeter Brennweite konnten wir ab knapp unter 96 Zentimeter von der Sensorebene gemessen fokussieren, der Abstand der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei etwas über 72 Zentimeter. Das minimale Bildfeld beträgt ebenfalls 17 mal 11,3 Zentimeter und der maximale Abbildungsmaßstab somit 1:4,7. Das bedeutet, dass das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S zwar eine variable, brennweitenabhängige Naheinstellgrenze besitzt, der maximale Abbildungsmaßstab dabei aber konstant bleibt. Das haben wir so noch nie bei einem Objektiv gehabt.
Schließlich befindet sich ganz hinten am Objektiv noch ein Multifunktionsring, den man durchaus auch mit einem Finger der rechten Hand betätigen kann. Dieser Ring arbeitet ebenfalls elektronisch und kann je nach Konfiguration an der Kamera verschiedene Funktionen annehmen, standardmäßig ist er mit der Blendenfunktion belegt. Der Ring besitzt keine Rastungen und der Drehwiderstand ist ähnlich angenehm wie beim Fokusring.
Der optische Bildstabilisator des Z 70-200 mm F2.8 VR S lässt sich nicht am Objektiv an- oder abschalten. Er arbeitet ohnehin mit dem Sensor-Shift-Stabilisator der Kamera zusammen und wird mit diesem gemeinsam aktiviert oder deaktiviert. Dabei übernimmt der Objektiv-Stabilisator die X- und Y-Achse der Verwackelungen, während sich der Kamerastabilisator um die Drehbewegungen kümmert. Vier Blendenstufen längere Belichtungszeiten als nach Faustregel (kürzeste Belichtungszeit gleich 1/Brennweite) ohne Stabilisator konnten wir verwackelungsfrei aus der Hand halten (1/13 statt 1/200 Sekunde).
Bildqualität
Mit 21 Linsen, die in 18 Gruppen angeordnet sind, besitzt das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S eine aufwändige optische Konstruktion. ED- und SR-Spezialglas sowie asphärische Linsenschliffe unterstreichen dies. Zudem kommt nicht nur die Nanokristallvergütung zum Einsatz, sondern auch die noch bessere ARNEO-Linsenbeschichtung, was Reflexionen und Streulicht nahezu vollständig eliminieren soll.
In der Praxis überzeugt das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S mit einer hohen Bildschärfe bis in die Ecken, dabei sind die Brennweite und Blende völlig unerheblich. Auch optische Fehler werden nicht sichtbar. Gegenlicht meistert das Zoom souverän, die Kontraste bleiben hoch und Blendenreflexe treten praktisch nicht auf. Dem Fotografieren von Sportereignissen oder anderen Motiven steht also bei strahlendem Sonnenschein nichts entgegen.
Das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S, hier mit der Streulichtblende HB-92, besitzt drei Einstellringe, zwei Fn-Tasten sowie zwei Schalter zur Fokuskontrolle. [Foto: MediaNord]
Dank der großen Blendenöffnung von F2,8, die von neun Blendenlamellen gleichmäßig rund geformt wird, lässt sich der Hintergrund wunderbar in Unschärfe auflösen. Das 70-200 ist zwar kein ausgesprochener Porträtspezialist, aber das Bokeh kann sich sehen lassen. Die Helligkeitsverteilung in den Unschärfescheibchen von Spitzlichtern im Hintergrund ist gleichmäßig, Konturen verschwimmen fein ohne Störeffekte ineinander, nicht einmal Farbsäume treten im Unschärfebereich auf. Im Vordergrund ist das Bokeh indes einen Hauch harscher, geht aber auch völlig in Ordnung.
Die hervorragende Praxis-Bildqualität wird von der Labormessung an der Nikon Z 7II vollauf bestätigt. Die Randabdunklung ist mit maximal 0,8 Blendenstufen gering und nimmt mit sinkender Brennweite und/oder dem Schließen der Blende sogar noch deutlich ab. Farbsäume und Verzeichnungen bewegten sich in der Labormessung nahe der Nulllinie.
Auch bei der Auflösungsmessung gibt sich das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S keinerlei Blöße (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das Auflösungsmaximum (bei 50 Prozent Kontrast) liegt bei knapp über 81 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), es wird bei 70 Millimeter Brennweite und Blende F4 im Bildzentrum erreicht. Bei Offenblende sind es lediglich 2 lp/mm weniger, auf F11 abgeblendet sind es 4 lp/mm weniger. Bei 125 Millimeter Brennweite bewegt sich die Auflösung im Bereich von F2,8 bis F11 zwischen 75 und 78 lp/mm im Bildzentrum, bei Maximalbrennweite sind es 71 bis 75 lp/mm. Das Objektiv ist also unabhängig von Brennweite und Blende extrem konstant, was für ein noch viel höheres Auflösungspotential spricht, als die Nikon Z 7II mit ihren 45 Megapixeln darstellen kann.
Die Randauflösung bewegt sich in einem ähnlich konstanten Band: 73-76 lp/mm bei 70 mm, 74-77 lp/mm bei 125 mm und 66-73 lp/mm bei 200 mm. Der Auflösungs-Randabfall beträgt selbst im schlechtesten Fall lediglich zwölf Prozent, eher ist er im Bereich von fünf Prozent zu finden, was völlig vernachlässigbar ist. Besser kann man ein F2,8 70-200 mm kaum bauen und selbst gute Festbrennweiten schauen neidisch auf diese nahezu perfekten Ergebnisse.
Fazit
Zwar ist das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S preislich gesehen kein Schnäppchen, aber angesichts der hervorragenden, nahezu perfekten Bildqualität jeden Cent der über 2.300 Euro wert. Abstriche muss man kaum machen. Das Kunststoffgehäuse ist vielleicht ein solcher, wenn man dieses Material, wenn auch in hochwertiger Form und mit Wetterschutz versehen, nicht so gerne mag. Das kein Köcher zum Lieferumfang gehört, könnte man Nikon ebenfalls ankreiden. Für sich gesehen bedient sich das Objektiv sehr gut und das kleine Status-OLED ist, wenn auch optisch unschön integriert, in der Praxis sehr nützlich. Durch die gegenüber dem 14-24 mm F2,8 und 24-70 mm F2,8 vertauschten Fokus- und Zoomring ist die Bedienung innerhalb der Trinity-Objektivserie jedoch nicht einheitlich gelöst.
Die Bildqualität des Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S ist indes über jeden Zweifel erhaben. Optische Fehler treten nicht auf, das Bokeh kann sich sehen lassen, für Gegenlicht ist das Zoom nicht empfindlich und die Auflösung ist unabhängig der Brennweite und Blende sehr konstant hoch und fällt zum Bildrand hin kaum ab.