Lichtstarkes Super-Weitwinkel-Zoom
Testbericht: Olympus 7-14 mm 2.8 ED Pro (EZ-M0714)
2015-06-19 Mit dem 7-14 mm 2.8 ED Pro erweitert Olympus Ende Juni 2015 sein hochwertiges Objektivsortiment um eine weitere, spritzwassergeschützte, lichtstarke Linse. Mit durchgehend F2,8 ist es lichtstärker als die Pendants mit Four-Thirds-Anschluss und der Konkurrenz von Panasonic mit Micro-Four-Thirds-Anschluss. Größer als das Panasonic, aber kleiner als das Four Thirds 7-14 mm bietet es eine noch gut tragbare Lösung für den Ultraweitwinkelbereich. Wir haben es eingehend im Labor und in der Praxis getestet. (Benjamin Kirchheim)
Die Sonnenblende ist beim Olympus 7-14 mm 2.8 Pro fester Bestandteil der Konstruktion, sie schützt zudem die stark gewölbte Frontlinse vor mechanischen Beschädigungen. [Foto: Olympus]
Die aufwändige Konstruktion des Olympus 7-14 mm 2.8 Pro ist spritzwassergeschützt und mit einem Innenfokus ausgestattet. [Foto: Olympus]
Als Testkamera kam die neue OM-D E-M5 Mark II zum Einsatz, an der das Objektiv mit seinen gut 530 Gramm doch schon recht frontlastig wirkt – einen entsprechenden Zusatzgriff für die Kamera zu verwenden, ist anzuraten. Mit einem maximalen Durchmesser von acht Zentimetern, den die Sonnenblende vorgibt und einer stolzen Länge von 10,5 Zentimetern ab Kamerabajonett fällt das 7-14 deutlich wuchtiger aus als beispielsweise das 12-40 mm und gehört damit schon zu den dicksten Schinken im Micro-Four-Thirds-System. Das Objektiv besitzt eine robuste Metallfassung und griffige Einstellringe für Zoom und Fokus sowie einen kleinen Knopf, dessen Funktion sich in der Kamera einstellen lässt. Mit seiner spritzwassergeschützten Konstruktion eignet sich das Objektiv als idealer Partner für die Olympus OM-D E-M1, E-M5, E-M5 Mark II und die Panasonic Lumix GH4.
Die stark nach außen gewölbte Frontlinse lässt keine Verwendung eines Filters zu, auch eine Filterschublade existiert nicht. Fest in der Konstruktion integriert ist eine Sonnenblende, die allerdings aus Kunststoff besteht und damit einen nicht ganz so robusten Eindruck wie der Rest des Objektivs hinterlässt. Die feste Sonnenblende stellt aber einen guten Schutz für die Frontlinse dar. Anstelle einer aufschiebbaren Metallkappe zum Schutz der Frontlinse gibt es einen neuen Kunststoffdeckel, der auch einrastet – allerdings nur in genau zwei Stellungen, er muss also richtig angesetzt werden.
Beim Zoomen von 7 auf 14 Millimeter (Kleinbildäquivalent 14 bis 28 Millimeter) zieht sich die Frontlinse etwas zurück. Das ist sehr praktisch, denn so entfaltet die Sonnenblende eine bessere Wirkung. Der Zoomring läuft satt und etwas schwer, aber leichter als beispielsweise der vom 12-40 mm. Der Fokusring dreht sich deutlich leichter und kann, wie bei einigen anderen Objektiven von Olympus, nach hinten gezogen werden, um direkt auf die manuelle Fokussierung umzustellen. Der Ring besitzt dann seitliche Anschläge und gibt eine Schärfeskala frei, jedoch ohne Anzeige der Schärfentiefe. Alternativ kann in der Kamera auf manuellen Fokus umgestellt werden und mit dem Ring in vorderer Stellung sogar noch feinfühliger scharfgestellt werden. Die E-M5 Mark II unterstützt das manuelle Fokussieren vorbildlich mit einer Fokuslupe sowie Fokuspeaking. Dass der Fokus im manuellen Betrieb nicht mechanisch, sondern von Stellmotoren verschoben wird, merkt man kaum. Der Autofokus arbeitet schnell und lautlos, die Fronslinse bewegt sich dabei dank Innenfokus-Konstruktion nicht. Die Naheinstellgrenze liegt bei nur 20 Zentimetern, man kann seinem Motiv also sprichwörtlich auf die Pelle rücken. Aufgrund des großen Bildwinkels bleibt der Abbildungsmaßstab von 1:8,3 dennoch recht gering, kleine Details lassen sich also nicht so stark vergrößern wie mit einem richtigen Makroobjektiv. Die geringe Naheinstellgrenze erlaubt aber ungewöhnliche und atemberaubende Perspektiven.
Das Olympus 7-14 mm 2.8 ED Pro zeigt an der E-M5 Mark II eine gute optische Abbildungsleistung, einzig der Randabfall der Auflösung ist vor allem bei kurzer Brennweite etwas hoch. [Foto: MediaNord]
An der OM-D E-M5 II wirkt das 7-14 mm 2.8 ED Pro schon etwas wuchtig und ist auch frontlastig, wir empfehlen einen passenden Zusatzgriff zur Kamera. [Foto: MediaNord]
Im Labortest zeigt das Olympus 7-14 mm 2.8 ED Pro praktisch keine Verzeichnung und kaum eine Randabdunklung, selbst bei Offenblende liegt diese bei maximal 0,8 Blendenstufen in den äußersten Bildecken. Der sanfte Verlauf sorgt zudem für eine geringe Auffälligkeit. Auch chromatische Aberrationen (Farbsäume) spielen praktisch keine Rolle. Alle Parameter werden allerdings von der E-M5 Mark II bei JPEG-Aufzeichnung, in der der Labortest erfolgt, korrigiert. Auch ein Blick auf den Schärfeabfall zu den Bildecken bei 20 mal 30 Zentimeter großen Abzügen gibt keinen Anlass zu Kritik – das Objektiv bildet bei dieser Ausgabegröße knackscharf bis in die Ecken ab. Anders sieht es jedoch bei der entscheidenden Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kantenkontrast aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Im Bildzentrum erreicht das 7-14 mm bei allen Brennweiten die Marke von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), bei 7 und 10 mm wird diese sogar deutlich überschritten, hier liegt die maximale Auflösung bei F4 an. Bei 14 mm ist sogar beim Abblenden auf F5,6 gegenüber F4 noch ein minimaler Anstieg der Auflösung zu messen. Ab F8 setzt die Beugung ein, bei F16 und F22 ist die Auflösung deutlich beeinträchtigt. Die hohe Auflösung des Bildzentrums kann das 7-14 mm aber vor allem im Weitwinkel am Bildrand nicht halten, hier fällt sie auf weniger als die Hälfte ab. Selbst bei F8, wo mit knapp 36 lp/mm die höchste Auflösung am Bildrand erreicht wird, ist der Abfall gegenüber dem Bildzentrum, wo fast 48 lp/mm aufgelöst werden, nicht zu verleugnen. Bei mittlerer und vor allem langer Brennweite ist der Randabfall der Auflösung glücklicherweise nicht ganz so groß. Das viel günstigere, aber auch lichtschwächere 9-18 mm beispielsweise bietet eine deutlich bessere Randauflösung als das 7-14 mm. Braucht man weder die Lichtstärke, noch den großen Bildwinkel, lohnt der Griff zum 7-14 mm also nicht unbedingt.
In der Praxis kommt der hohe Randabfall der Auflösung normalerweise nicht so sehr zum Tragen. Er ist zwar bei voller Vergrößerung sichtbar, es braucht aber schon spezielle Motive, um wirklich störend aufzufallen. Man kann dem 7-14 mm auch zu Gute halten, dass aufgrund des großen Bildwinkels das Testchart im Labor sehr dicht vor der Linse ist, bei normalen Aufnahmeabständen von einigen Metern nimmt die Randunschärfe, wie die Praxis zeigt, deutlich ab. Ansonsten kann man die Abbildungsqualität des Objektivs nur loben. Gegenlicht oder die Sonne im Bild führen weder zu einem deutlichen Kontrastverlust noch zu störenden Blendenreflexen im Bild. Farben und Kontraste werden natürlich bis knackig wiedergegeben. Nutzt man die geringe Naheinstellgrenze und große Blendenzahl, so lassen sich in Maßen sogar Unschärfeeffekte erziehen, am Bokeh gibt es nichts zu beanstanden.
Fazit Mit dem 7-14 mm 2.8 ED Pro bietet Olympus ein lichtstarkes Ultraweitwinkel mit noch tragbaren Abmessungen an, das mit seiner hohen Verarbeitungsqualität und Robustheit (Spritzwasserschutz) überzeugen kann. Dank der geringen Naheinstellgrenze lassen sich ungewöhnliche Motivideen realisieren. Optische Fehler wie Verzeichnung, Randabdunklung und Farbsäume werden hervorragend herausgerechnet, auch Gegenlicht beeinträchtigt die Bildqualität nicht. Zwar zeigt das 7-14 mm im Labortest eine Schwäche bei der Randauflösung vor allem am kurzen Brennweitenende, dies relativiert sich jedoch in der Praxis aufgrund des größeren Aufnahmeabstands und des Umstands, dass es nur selten wirklich auf das letzte Quentchen Schärfe in den Bildecken ankommt. Mit 1.300 Euro ist das Olympus 7-14 mm 2.8 ED Pro allerdings auch kein Schnäppchen. Die Auslieferung soll ab Ende Juni bis Anfang Juli 2015 in kleinen Stückzahlen beginnen.
Kurzbewertung
- Rasanter Autofokus
- Solide Verarbeitung und mit Spritzwasserschutz
- Gutes Kontrastverhalten, selbst bei Gegenlicht
- Leichte Umschaltung auf manuellen Fokus
- Im Bildzentrum hohe Auflösung und keine optischen Fehler
- Für ein Micro-Four-Thirds-Objektiv recht groß und schwer
- Keine Verwendung von optischen Schraubfiltern möglich
- Randauflösung vor allem bei kurzer Brennweite etwas niedrig
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.