Lichtstarkes Fisheye mit Autofokus
Testbericht: Olympus 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye
2015-06-22 Fisheye-Objektive sind echte Spezialisten und haben meist ihre Tücken. So müssen sie oft manuell fokussiert werden oder sind empfindlich bei Streulicht, das bei 180 Grad Bildwinkel kaum zu vermeiden ist. Mit dem 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye bringt Olympus Ende Juni 2015 ein besonders lichtstarkes Exemplar mit Autofokus für alle Micro-Four-Thirds-Kameras auf den Markt. Zwar lässt sich ein Fisheye aufgrund des großen Bildwinkels nicht in unserem Labor testen, das hat uns aber nicht von einem Praxistest abgehalten. Wir sind begeistert. (Benjamin Kirchheim)
Das Olympus M.Zuiko Digital ED 8 mm 1:1,8 Pro ist das lichtstärkste Fisheye am Markt und bietet zudem Autofokus. [Foto: Olympus]
Die Olympus OM-D E-M5 II mit 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye ist robust konstruiert, besitzt eine eingebaute Streulichtblende und ist spritzwassergeschützt. [Foto: MediaNord]
Das Olympus 8 mm 1.8 ED Pro ist vielleicht nicht das kompakteste Fiskeye, passt von den Proportionen aber gut an die OM-D E-M5 Mark II. [Foto: MediaNord]
Als Testkamera kam die neue Olympus OM-D E-M5 Mark II zum Einsatz, an der das Objektiv mit seinen rund 310 Gramm Gewicht eine gut ausbalancierte Figur macht – auch ohne zusätzlichen Handgriff. Die hohe Lichtstärke ist beeindruckend, bei gerade einmal 12 Zentimetern Mindestfokusdistanz lassen sich damit sogar in Grenzen Unschärfeeffekte und bei einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5 sogar beeindruckende Nahaufnahmen anfertigen. Mit sechs Zentimetern Durchmesser und acht Zentimetern Länge ab Bajonettauflage ist das Fisheye schon recht groß, passt aber noch gut zu den OM-D-Modellen von Olympus. Mit seiner Metallfassung und dem Spritzwasserschutz ist es robust konstruiert, lediglich die fest verbaute Kunststoff-Streulichtblende kann da nicht ganz mithalten. Geschützt wird die gewölbte Frontlinse beim Transport von einem Kunststoffdeckel, der in zwei Positionen einrastet und sich damit im Gegensatz zu den einfachen Überstülpdeckeln nicht so leicht löst.
Das Fisheye ist mit einem breiten Fokusring ausgestattet, auf einen Mechanismus zur Umschaltung auf manuelle Fokussierung hat Olympus allerdings genauso verzichtet wie auf den sonst üblichen Funktionsknopf der anderen Pro-Objektive. Der Autofokus arbeitet intern, flott und unhörbar. Manuell lässt sich das Fisheye dank des sämig laufenden Fokusrings und Hilfen wie der Fokuslupe und dem Fokuspeaking sehr gut fokussieren. Dass die Stellsignale digital an den Fokusmotor übertragen werden, merkt man kaum.
Das Fisheye deckt einen 180 Grad großen diagonalen Bildwinkel ab und ist nicht auf Verzeichnung korrigiert. Dafür werden die Proportionen am Bildrand nicht wie bei Weitwinkelobjektiven verzerrt, die üblichen "Eierköpfe" bleiben also aus. Ein Fisheye ist jedoch sehr speziell, die Motive wollen gut ausgewählt sein. Legt man bei Landschaftsaufnahmen den Horizont in die Mitte und keine parallelen Bildlinien an den Bildrand, so lassen sich sogar optisch gesehen verzeichnungsfreie Landschaftsaufnahmen anfertigen (siehe Beispielbild unten). Im Gegenzug kann man aber auch die Erdkrümmung durch das Schwenken nach unten sogar bei absolut gerade verlaufendem Horizont scheinbar hervorrufen. Ebenfalls gut eignet sich ein Fisheye für die Überbetonung bestimmter Proportionen, auch als Spaßobjektiv taugt es selbstverständlich. Ebenfalls nicht zu verachten ist die Panoramafotografie, insbesondere wenn es um Kugelpanoramen mit möglichst wenigen Aufnahmen geht. Die Verzeichnung stört dabei nicht, da diese beim Zusammenrechnen der Einzelbilder sowieso entzerrt wird.
Legt man den Horizont in die Bildmitte und hat keine weiteren Linien parallel zum Bildrand, lassen sich mit dem Olympus 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye sogar "verzeichnungsfreie" Landschaftsaufnahmen machen. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Knackscharf und hochauflösend von der Bildmitte bis an den Bildrand zeigt sich das 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye von Olympus. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Mit dem Olympuis 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye lassen sich beispielsweise Proportionen überbetonen. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Mit einem Fisheye ist es aufgrund des großen Bildwinkels üblicherweise schwierig, ohne Gegenlicht zu fotografieren. Das Olympus 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye jedoch zeigt sich völlig unempfindlich. Selbst die direkte Sonne im Bild führt zu keinen Problemen beim Kontrast oder störenden Blendenflecken. Zudem löst das Fisheye von Olympus sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand extrem hoch auf, das Objektiv wird dem Pro-Anspruch an eine Premium-Bildqualität absolut gerecht. Eine Randabdunklung tritt praktisch nicht auf, auch chromatische Aberrationen hat Olympus, unter anderem dank digitaler Korrektur in der Kamera, perfekt im Griff. Mit der hohen Lichtstärke und der geringen Naheinstellgrenze lassen sich sogar gewisse Unschärfeeffekte erzielen, das Bokeh geht völlig in Ordnung. Auch für Low-Light-Anwendungen bietet sich das Objektiv dank seiner hohen Lichtstärke an.
Fazit Das Olympus 8 mm 1.8 ED Pro Fisheye ist ein absoluter Spezialist, der von der Verarbeitung und Robustheit her zu überzeugen weiß. Ausstattungsmerkmale wie ein Fokusring mit Umschaltung auf manuellen Fokus sowie der Funktionsknopf fehlen im Gegensatz zu den anderen Pro-Objektiven, das ist aber durchaus verschmerzbar. In der Praxis überzeugt das Fisheye vor allem mit einer hohen optischen Abbildungsleistung. Es ist knackscharf vom Bildzentrum bis in die Bildecken und zeigt sich selbst von direkter Sonneneinstrahlung völlig unbeeindruckt. Die hohe Qualität hat mit knapp 900 Euro zwar einen ebenso hohen, jedoch absolut gerechtfertigten Preis. Ende Juni bis Anfang Juli 2015 will Olympus mit der Auslieferung beginnen, anfangs werden die Stückzahlen allerdings begrenzt sein.
Kurzbewertung
- Sehr gute Bildqualität
- Hohe Lichtstärke
- Schneller Innenfokus
- Solide Verarbeitung und mit Spritzwasserschutz
- Gutes Kontrastverhalten, selbst bei Gegenlicht
- Funktionstaste der Pro-Objektive fehlt
- Fokusring ohne die übliche manuelle Fokusumschaltung
- Eingebaute Streulichtblende nur aus Kunststoff