Modifikation zur Kameratasche
In seiner eigentlichen Form ist das 130 Euro (UVP) teure Ortlieb Handlebar-Pack QR keine Fototasche. Es ist im Gegenteil innen sehr karg ausgestattet, es gibt keinerlei Unterteilung oder Innentaschen. Nur zwei Kompressionsgurte erlauben es, einen Teil des Gepäcks etwas zu verzurren. Eine Netztasche, wie sie bei vielen Fahrrad-Gepäcktaschen von Ortlieb eingearbeitet ist, hätten wir uns durchaus gewünscht.
Für knapp zehn Euro bietet Ortlieb zwar eine Innentasche (Handlebar-Pack QR Inner Pocket) an, diese lässt sich aber nicht gut im Inneren des Handlebar-Pack QR befestigen. Sie soll laut Ortlieb wahlweise an den Kompressionsgurten befestigt oder einfach lose in die Lenkertasche geworfen werden. Sie ist dafür gedacht, Wertsachen wie Schlüssel und Portemonnaie aufzunehmen, damit man seine Wertsachen schnell mitnehmen kann.
Für 24 Euro (UVP, Straßenpreis ca. 20 Euro) bekommt man jedoch das Ultimate Six Camera-Insert. Dieser Einsatz wurde ursprünglich für die Ultimate Six Lenkertaschen von Ortlieb entwickelt und ist bereits seit einigen Jahren erhältlich. Das 150 Gramm leichte Camera-Insert nimmt nur ein Volumen von 5,6 Litern ein, füllt das Handlebar-Pack QR also theoretisch nur etwa zur Hälfte. Das Camera-Insert ist ausreichend gepolstert und bietet zwei Klett-Unterteiler, so dass es sich an die eigene Fotoausrüstung anpassen lässt. Eine große Kamera mit zwei Objektiven oder eine etwas kleinere Kamera mit drei Objektiven passen problemlos hinein. Wir hätten uns noch zwei Tragegurte gewünscht, um das Insert schneller und einfacher aus der Tasche herausnehmen und reinstellen sowie die letzten Meter zum Fotostandort tragen zu können.
Das Ortlieb Ultimate Six Camera-Insert wurde ursprünglich nicht für das Handlebar-Pack QR entwickelt, passt aber dennoch hinein. Mit seinen 5,6 Litern Volumen wird der Platz des Handlebar-Pack QR aber nicht sehr effektiv ausgenutzt. [Foto: Ortlieb]
Zum Lieferumfang des Ortlieb Ultimate Six Camera-Insert gehören zwei Klett-Unterteiler. [Foto: Ortlieb]
Beispielhafte Anordnung einer Fotoausrüstung (hier eine Nikon Z 7II mit 40 mm F2 und 24-200 mm F4-6.3 VR) im Ortlieb Camera-Insert, das sich wiederum im Handlebar-Pack QR befindet. [Foto: MediaNord]
Beispielhafte Anordnung einer Fotoausrüstung (hier eine Nikon Z 7II mit 24-200 mm F4-6.3 VR und 58 mm F0.95 S Noct) im Ortlieb Camera-Insert, das sich wiederum im Handlebar-Pack QR befindet. [Foto: Benjamin Kirchheim]
In der Praxis passt die eckige Form des Camera-Inserts nicht ganz so gut in das Ortlieb Handlebar-Pack QR und es bleibt an allen Seiten Luft, was schade ist. Man könnte mehr Kamera beziehungsweise mehr Objektive verstauen, wenn es ein besser passendes Camera-Insert gäbe. So haben wir in der Praxis stattdessen meistens Einschlagtücher verwendet, um die Kamera und gegebenenfalls zusätzliche Objektive in der Lenkertasche voreinander und vor dem anderen Gepäck zu schützen. Vermutlich wird der Rollverschluss des Handlebar-Pack QR manche Fotografen etwas stören, denn er ist nicht ganz so schnell und intuitiv zu öffnen und zu schließen wie der Deckel der Ultimate-Six-Lenkertaschenserie.
Made in Germany vs. China Für manchen Kunden mag es eine Rolle spielen, dass Ortlieb ein 1982 in Nürnberg gegründetes, süddeutsches Unternehmen mit Sitz im mittelfränkischen Heilsbronn ist, das seine Produkte nicht nur in Deutschland entwickelt, sondern auch überwiegend hier fertigt. Laut eigener Website sind 90 Prozent "Made in Germany", der Rest in China. Beim Handlebar-Pack QR ist alles außer dem nachhaltig gefertigten, PVC-freien, abriebfesten Nylongewebe und den Kompressionsgurten sowie den Aluhaken "Made in Germany". Das passende Inner Pocket sowie das Camera-Insert sind komplett "Made in China". Grundsätzlich versucht Ortlieb das Sourcing in der Prioritäts-Reihenfolge regional, national, europaweit, weltweit aufzustellen. Manches, beispielsweise Nähteile, sind laut Ortlieb leider in Europa einfach nicht zu bekommen.
Stativtransport
Neben den Netz-Außentaschen befinden sich am Handlebar-Pack QR zwei Außen-Kompressionsgurte, mit denen sich aber auch sperrigeres Zubehör befestigen lässt. Das lädt dazu ein, hier ein Stativ festzuzurren. Das Funktioniert auch in der Praxis ganz gut, wobei man jedoch ein leichtes Reisestativ wählen sollte, da der Schwerpunkt einerseits sehr weit vorne liegt und andererseits ein Stativ neben Kamera, Objektiven und Trinkflasche schnell für eine Überschreitung der maximalen Zuladung von fünf Kilogramm sorgt. Zudem ist das Stativ dort nicht vor Nässe und Dreck geschützt. Das ist zumindest bei reiner Nässe kein Problem, da diese ein Stativ wenig stört.
Mit Dreck ist es schon etwas anders. Zwar spritzt selbst ohne Schutzblech kaum Dreck von der Straße so weit hoch, aufgewirbelter Staub dagegen schon. Das kann sich bei sandigen beziehungsweise wassergebundenen Radwegen bemerkbar machen. Spätestens, wenn es danach anfängt zu regnen, ist die "Sauerei" perfekt.
Daher würden wir zum Stativtransport eher eine Rahmentasche empfehlen, wobei man hier die Länge der Taschenöffnung und das Packmaß des Stativs aufeinander abstimmen sollte. In der abgebildeten Bikepacking-Rahmentasche, die über einen wasserdichten Reißverschluss verfügt, konnten wir ein etwa 40 cm langes Reisestativ verstauen. Begrenzend ist hier nicht die Gesamtlänge der Tasche von 50 Zentimetern, sondern die Länge der Öffnung. Das auf den Fotos verwendete Carbon-Stativ Fotopro X-5M passte knapp nicht hinein, ein Rollei Fotopro Compact Traveller No. 1, ein Sirui Reisestativ (Tests siehe weiterführende Links) oder andere kompakte Reisestative hingegen schon.
Alternativ gibt es von König Photobags Stativtaschen für den Gepäckträger, mit denen sich auch sehr große und schwere Stative transportieren lassen. Wir haben vor einigen Jahren darüber berichtet (siehe weiterführende Links).
Dank des Ortlieb Handlebar-Pack QR lässt sich auch an einem "cleanen" Fahrrad ohne Gepäckträger und andere feste Halter eine Kameraausrüstung wasserdicht transportieren. Der Kameraeinsatz muss aber separat erworben werden. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Das Ortlieb Handlebar-Pack QR besitzt zwei seitliche Netztaschen, in denen man beispielsweise eine Trinkflasche (die ist dann sogar während des Fahrens in Reichweite) oder "Energieriegel" verstauen kann. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Mithilfe der zusätzlichen Gurtbänder lässt sich sogar ein Stativ am Ortlieb Handlebar-Pack QR verzurren. Man sollte jedoch die maximale Gesamtzuladung von fünf Kilogramm im Auge behalten. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Fazit
Das Ortlieb Handlebar-Pack QR ist eine große, leichte, robuste und wasserdichte sowie sehr universell einsetzbare Lenkertasche, die jedoch nicht für alle Einsatzzwecke die erste Wahl ist – gerade bezogen auf den Kameratransport. Das für die Ultimate-Six-Lenkertaschenserie gemachte Camera-Insert lässt sich zwar verwenden, ist aber eigentlich etwas zu klein und der Rollverschluss für einen schnellen Zugriff etwas unpraktisch. Andererseits bietet das Handlebar-Pack QR praktische Netz-Außentaschen und zusätzliche Gurte, die zur Befestigung eines Stativs verwendet werden können. Die QR-Halterung lässt sich zwar werkzeugfrei an verschiedenen Fahrrädern anbringen, ist aber etwas fummelig, nicht ganz so stabil wie die feste Drahtvariante der Ultimate-Six-Serie und führt zu Lackabrieb am Lenker.
So bleibt festzuhalten, dass eine Halterung für die Ultimate-Six-Lenkertaschen auf Basis der QR-Bar-Lock-Halterung vermutlich genau der richtige Mittelweg wäre, vor allem kombiniert mit einer Rahmentasche zum Stativtransport. Wer weiß, ob Ortlieb vielleicht in den nächsten Jahren eine entsprechende Halterung auf den Markt bringt.