Hochwertiges Universal-Standardzoomobjektiv
Testbericht: Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4
2017-06-04 Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. ist der erste Vertreter einer neuen Objektivserie mit F2,8-4er Lichtstärke. Sie soll dabei eine hohe Abbildungsleistung sowie hohe Robustheit bieten und später einmal einen Brennweitenbereich von 8 bis 200 Millimeter abdecken (16-400 mm entsprechend Kleinbild). Das 12-60 mm ist der erste Vertreter und ein ideales Standardobjektiv, nicht zuletzt aufgrund des Brennweitenbereichs, aber auch die Makrofähigkeiten sind erstaunlich. (Benjamin Kirchheim)
Der Name des Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. ist definitiv sperriger als das Objektiv selbst, auch wenn es nicht zu den kleinsten im Micro-Four-Thirds-Segment gehört. Immerhin achteinhalb Zentimeter lang und sechseinhalb Zentimeter dick ist das 325 Gramm schwere (oder leichte) Standardzoom. Es spielt damit in einer ähnlichen Größenklasse wie das durchgehend F2,8 lichtstarke 12-35 mm von Panasonic, das trotz des deutlich kleineren Brennweitenbereichs lediglich 20 Gramm leichter und einen Zentimeter kürzer ausfällt. Auch das Olympus 12-40 mm F2,8 ist ähnlich groß wie das Panasonic 12-60 und sogar noch 60 Gramm schwerer.
Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. hat einen sperrigen Namen, ist aber trotz des robusten Metallgehäuses durchaus kompakt und leicht gebaut. [Foto: Panasonic]
Das Gewicht des 12-60 mm kommt übrigens nicht von ungefähr: Das Gehäuse besteht inklusive der Einstellringe komplett aus Metall. Zudem setzt sich die Optik aus immerhin 14 Linsen in zwölf Gruppen zusammen. Das Metallgehäuse wirkt jedoch nicht nur hochwertig und robust, dank Abdichtungen gegen Umwelteinflüsse ist es das auch und damit ideal beispielsweise für die neue GH5, an der wir das Objektiv getestet haben, oder die GX8. Zum Lieferumfang des knapp 1.000 Euro teuren Objektivs gehört übrigens neben den obligatorischen Abdeckungen und der Streulichtblende auch ein schöner Objektivbeutel.
Handhabung und Ausstattung
Wie von Panasonic gewohnt besitzt das 12-60 mm ein sehr schlichtes, geradliniges Design in einem mattschwarzen Finish, das eigentlich zu jeder Kamera passt (für diejenigen, die Wert auf Optik und Design legen). Der breite Metallzoomring durchfährt mit einer viertel Umdrehung den gesamten Zoombereich. Die Brennweitenmarkierungen sind eingraviert und mit weißer Farbe gefüllt. 12, 18, 25, 40, 50 und 60 Millimeter sind gut lesbar markiert. Ab 18 Millimeter beginnt der Tubus auszufahren und verlängert das Objektiv um bis zu 3,3 Zentimeter. Dabei kommt jedoch der Kunststofftubus zum Vorschein, der nicht so ganz zum hochwertigen Metallfinish passen will. Der Tubus hat minimales Spiel, was für eine einwandfreie Bewegung bei verschiedenen Temperaturen unabdingbar ist. Herumklappern tut er jedoch nicht. Das Objektiv ist übrigens mit einem effektiven optischen Bildstabilisator ausgestattet und arbeitet mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator neuerer Panasonic-Modelle im Hybridbetrieb zusammen. Besitzern einer Olympus-Kamera würden wir hingegen empfehlen, den Sensor-Shift-Bildstabilisator zu bevorzugen, der im Brennweitenbereich dieses Objektivs effektiver arbeitet, denn einen Hybrid-Bildstabilisator gibt es herstellerübergreifend leider nicht, was aber auch die einzige Einschränkung bei der Verwendung des 12-60 mm an einer Olympus darstellt.
Der Autofokus arbeitet intern und äußerst schnell und präzise. Innerhalb von lediglich 0,05 Sekunden findet die GH5 mit dem Objektiv den Fokus, obwohl von unendlich auf zwei Meter ein durchaus großer Bereich durchfahren werden muss. Apropos großer Bereich: Das 12-60 mm fokussiert bereits ab 20 Zentimeter, von der Sensorebene wohlgemerkt. Das bedeutet bei 60 mm Brennweite eine minimale Fokusentfernung von sechs Zentimetern ab Frontlinse. Das reicht für einen Abbildungsmaßstab von 1:3,3. "Ja, nett", mag man sich denken. Aber angesichts des Viertelformatsensors bräuchte es für eine vergleichbare Vergrößerung an einer Kleinbild-Vollformatkamera schon ein Makro mit einer Vergrößerung von 1:1,65. Das Objektiv eignet sich also sehr gut für Makroaufnahmen von beispielsweise Blumen oder größeren Insekten, denn das minimale Bildfeld beträgt lediglich rund 5,2 mal 3,9 Zentimeter. Manuell lässt sich das Objektiv übrigens auch wunderbar fokussieren, denn der elektronische Fokusring überträgt bei langsamer Bewegung feinste Stellbefehle an den Fokusmotor. Mit einer Lupe sowie Fokuspeaking bietet die GH5 wie die meisten neueren Micro-Four-Thirds-Kameras ohnehin ausreichend Hilfe für eine manuelle Fokussierung.
Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. mit Streulichtblende bei 12 und 60 mm. [Foto: MediaNord]
Bildqualität
Nutzt man die geringe Naheinstellgrenze im Kombination mit der großen Lichtstärke, so zaubert das Panasonic-Lumix-Objektiv eine ansehnliche Hintergrundunschärfe, nicht zuletzt aufgrund der mit neun Lamellen äußerst runden Blendenöffnung. Nur bei punktuellen Lichtquellen im Unschärfebereich wirkt das Bokeh etwas unruhiger, denn die Unschärfekreise zeigen einen hellen, scharf abgegrenzten Rand. Bei zu vielen Spitzlichtern kann das etwas unschön wirken oder aber, gezielt eingesetzt, wiederum beispielsweise glitzernde Lichtspiegelungen im Wasser hervorheben, wenn man das möchte. Es hängt also auch vom Fotografen ab, die Schwächen des Objektivs, wenn er sie denn kennt, gezielt als stilistisches Mittel einzusetzen und damit den Nach- zu einem Vorteil umzumünzen. Mit Gegenlicht geht das 12-60 mm übrigens sehr souverän um. Es treten praktisch keine Reflexionen im Objektiv auf, die Kontraste bleiben hoch. Selbst mit direktem Sonnenlicht lassen sich kaum Blendenreflexe provozieren.
In der Praxis zeichnet das Objektiv nicht nur kontrast-, sondern auch detailreiche Bilder. Farbsäume oder Randabdunklungen sowie Verzeichnungen treten praktisch kaum auf. Allenfalls zum Bildrand hin lässt die Auflösung etwas nach. Trotz der vielen Details wirken die Bilder etwas weich, was an der äußerst zurückhaltenden Abstimmung der GH5 als Testkamera liegt. Sie schärft nur minimal nach, es treten praktisch keine Schärfeartefakte auf, was sehr ungewöhnlich ist. Damit bieten die JPEGs viel Nachbearbeitungspotential, sind aber mit dieser Kamera nicht so gut für diejenigen geeignet, die sich gerne die Bildbearbeitung sparen.
Diese zurückhaltende Abstimmung macht sich auch im Labortest bemerkbar, und zwar vor allem bei der Auflösungsmessung. Bei einer 20 Megapixel auflösenden Kamera wären eigentlich mindestens 55, eher 60 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm, im Kleinbildäquivalent) bei 50 Prozent Kontrast zu erwarten. Tatsächlich kommt das 12-60 mm an der GH5 aber nicht über 48 lp/mm hinaus, die bei mittlerer Brennweite im Bildzentrum auf F4 abgeblendet erreicht werden. Im Weitwinkel sowie auch im Tele beträgt die Maximalauflösung 45 lp/mm, wobei man in Telestellung dafür auf F5,6 abblenden muss. Blendet man weiter ab, so sinkt auch die Auflösung, was der Beugung geschuldet ist und zeigt, dass hier 20 Megapixel im Micro-Four-Thirds-Format am Werke sind. Aber erst jenseits von F8 nimmt die Auflösung deutlich ab, so sind bei F11 nur noch 35 lp/mm drin.
Ideal passt das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. zur Lumix DC-GH5. Sowohl das Objektiv als auch die Kamera sind gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. [Foto: MediaNord]
Insgesamt bietet das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. eine gute Abbildungsleistung und ist unempfindlich bei Gegenlicht. Nur die Auflösung fällt zum Bildrand hin etwas ab. [Foto: MediaNord]
Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. besitzt an der Seite Schalter, um den Bildstabilisator und Autofokus an- und abschalten zu können. [Foto: MediaNord]
Bei allen Brennweiten ist zudem ein Randabfall der Auflösung zu messen. Er bewegt sich im relevanten Blendenspektrum bis F8 im Bereich von 25 (abgeblendet) bis fast 50 Prozent (offenblendig). Weiter abgeblendet nähert sich die Auflösung im Bildzentrum beugungsbedingt der am Bildrand an. Dass in der Praxis keine chromatischen Aberrationen auftreten, bestätigt der Labortest übrigens (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Selbst im Maximum sind die Farbsäume maximal einen Pixel breit und damit kaum sichtbar. Eine Verzeichnung ist nur im Weitwinkel messbar, mit 1,5 Prozent Tonnenform ist diese jedoch moderat und praktisch nur leicht sichtbar, etwa bei kritischen Motiven mit Linien parallel zum Bildrand. Die Randabdunklung ist ebenfalls insgesamt gering und nur im Weitwinkel bei Offenblende mit 0,9 Blendenstufen in den Ecken sichtbar.
Fazit
Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. ist ein gelungenes hochwertiges Objektiv und damit eine tolle Ergänzung im Line-Up von Panasonic. Wem das 12-35 mm zu kurz war, der bekommt jetzt ein adäquates Objektiv mit brauchbarer Telebrennweite und erstaunlich guter Makrofunktion. Mit Ausnahme des ausfahrenden Tubus ist die Verarbeitung des Metallgehäuses äußerst gut, es wirkt nicht nur robust, sondern ist es dank der Dichtungen gegen Staub und Spritzwasser auch. Sowohl der Autofokus als auch der Bildstabilisator arbeiten zuverlässig. Doch nicht nur die äußerliche Qualität ist dem Preis von knapp 1.000 Euro angemessen, sondern auch die optische Abbildungsleistung. Das Bokeh ist, mit Ausnahme von hellen Spitzlichtern, sehr schön, selbst bei hartem Gegenlicht zeichnet das 12-60 mm hohe Kontraste mit tiefem Schwarz. Die Abbildungsleistung ist detailreich und harmonisch, optische Fehler treten praktisch kaum auf. Nur der Auflösungsabfall zum Bildrand ist vielleicht in mancher Situation etwas höher, als man es sich wünschen würde.
Kurzbewertung
- Hochwertige Verarbeitung (Metallgehäuse)
- Abdichtung gegen Umwelteinflüsse
- Großer Abbildungsmaßstab
- Gute Abbildungsleistung
- Schneller und leiser Autofokus
- Zum Bildrand abfallende Auflösung bei allen Brennweiten
- Spitzlichter im Bokeh mit hellem Rand am Unschärfering
- Ausfahrender Tubus nur aus Kunststoff
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.