Bildqualität
Die Domäne des Panasonic S Pro 50 mm F1,4 sollte aber zweifellos die Bildqualität sein. Panasonic hat bei der aus 13 Linsen in elf Gruppen bestehenden Konstruktion viel Aufwand in die Minimierung optischer Fehler gesteckt, von denen mancher vielleicht erst selten oder gar nicht gehört hat. Dabei geht es nicht nur um Randabdunklung, Verzeichnung oder Farbsäume als Farblängs- und Farbquerfehler, damit weder in der Schärfeebene, noch im Bokeh Farbsäume auftreten, sondern auch um die Zeichnung unscharfer Details in den Randbereichen und von der Art, wie diese im Hintergrund verschwimmen, was man auch als Bokeh bezeichnet.
Bokeh ist mehr, als reine Unschärfe, es ist auch die Art, wie Details verschwimmen und ob dabei Doppelkonturen, helle Säume und ähnliches entsteht. Der Aufwand, den Panasonic hier betrieben hat, ist wirklich beeindruckend, nicht nur von der technischen Seite her, sondern auch vom Ergebnis. Wenn man sich fragt, wo bei diesem Objektiv das viele Geld steckt, dann ist es zum guten Teil in der Unschärfe, was zunächst paradox klingt, schließlich soll ein Objektiv vor allem hochauflösend und scharf zeichnen (dazu weiter unten mehr). Wo andere Hersteller einen radialen Grauverlaufsfilter einsetzen, um Spitzlichter im Unschärfebereich zu den Rändern hin sanft auslaufen zu lassen, was viel Lichtstärke kostet, zaubert Panasonic rein durch die optische Konstruktion bei voll nutzbarer Lichtstärke ein wunderbar weiches Bokeh, frei von hellen Säumen oder Doppelkonturen. Damit gehört das S Pro 50 mm F1,4 vom Bokeh her zu den besten 50ern, die man aktuell kaufen kann.
Dank des ausgeprägten Griffs der Panasonic Lumix DC-S1R liegt selbst die fast zwei Kilogramm schwere Kombination mit dem Panasonic S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) sicher in der Hand. [Foto: MediaNord]
Optische Fehler sind ohnehin perfekt auskorrigiert, wie unser Labortest bestätigt. Die Randabdunklung ist auch bei Offenblende mit maximal 0,4 Blendenstufen und sehr sanftem Verlauf kaum der Rede wert, beim Abblenden reduziert sie sich bei jeder Blendenstufe um 0,1 Blendenstufen, bis sie ab F4 bei 0,1 Blendenstufen verharrt. Solche Werte sind allenfalls noch im Labor messbar, aber in der Praxis nicht sichtbar. Eine Verzeichnung ist überhaupt nicht messbar und auch die chromatischen Aberrationen sind minimal. Sie bewegen sich im Mittel auf einem Niveau von etwa 0,2 Pixeln und selbst das Maximum liegt bei unter einem Pixel (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das ist angesichts der hohen Auflösung der Kamera von 47 Megapixeln sehr wenig und spielt in der Praxis keine Rolle.
Nun sollte man von einem so hochpreisigen Objektiv allerdings auch eine hohe Auflösung erwarten können. Wir messen diese bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50), dem Panasonics zurückhaltende Bildaufbereitung nicht gerade entgegenkommt. In der Praxis sehen die Bilder sehr detailliert und natürlich aus, Schärfeartefakte treten nicht auf. Allerdings liegt das Auflösungsmaximum laut Labortest bei nur knapp 77 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), was zwar absolut gesehen eine sehr hohe Auflösung ist, aber angesichts der 47 Megapixel Sensorauflösung dürfte hier eigentlich noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein.
Sei es drum, interessanter als das absolute Maximum ist der Verlauf über die Blendenstufen und über das Bildfeld. Das Auflösungsmaximum wird bei F2,8 im Bildzentrum erreicht, aber die 70 lp/mm bei Offenblende liegen auch nur zehn Prozent darunter. Zwar geht beim Abblenden jenseits von F2,8 durch Beugung wieder Auflösung verloren, aber bei F8 sind es noch 70 lp/mm. Darüber sinkt die Auflösung stärker, bei jeder Blendenstufe um gut zehn Prozent. Deutlich höher fällt der Randabfall der Auflösung aus, er pendelt bei rund 25 Prozent herum. Bei Offenblende sind das absolut gemessen 50 lp/mm am Bildrand, bei F2,8 werden 60 lp/mm erreicht und das Maximum liegt bei F5,6 mit knapp 65 lp/mm. Von der Gesamtauflösung her gesehen ist damit F5,6 die beste Blende für die höchste Gesamtauflösung über das Bildfeld betrachtet.
Das Panasonic S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) liefert eine optische praktisch fehlerfreie, pikfeine Bildqualität mit wunderschönes Bokeh. Nur der Randabfall der Auflösung dürfte gerne etwas niedriger sein. [Foto: MediaNord]
Nun sind 25 Prozent Randabfall nicht dramatisch, aber auch nicht wegzudiskutieren. Angesichts der ansonsten hervorragenden optischen Performance und des hohen Preises kann man dies klar als die größte Schwäche des Objektivs bezeichnen und andere Hersteller zeigen, dass das durchaus besser geht, etwa Canon beim RF 50 mm F1.2 oder Sigma beim Art 50 mm F1,4 (beide Tests sind in den weiterführenden Links zu finden). In der Gesamtperformance muss man aber sagen, dass sich diese drei Objektive mit ihren insgesamt hervorragenden Ergebnissen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
Fazit
"Wer schön sein will, muss leiden", heißt es sprichwörtlich. Auf das Panasonic S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) übertragen müsste es heißen, "wer schöne Fotos aufnehmen möchte, muss schleppen" (und "blechen"). Das Objektiv ist ein echter Trumm und verdammt teuer, aber bietet dafür auch eine tadellose Verarbeitung. Der Autofokus ist schnell und die manuelle Fokussierung gelingt problemlos. Das meiste Geld steckt aber in der Bildqualität und paradoxerweise in der Unschärfe. Das heißt nicht, dass das Objektiv unscharf wäre, abgesehen vom vielleicht etwas hohen Randabfall der Auflösung liefert das S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) in der Schärfeebene hochauflösende, optisch praktisch fehlerfreie Ergebnisse. Kombiniert wird dies mit einem der schönsten Bokehs, die man in einem 50mm-Objektiv kaufen kann. Wer also gerne mit dem Kontrast von Schärfe und wunderschöner Unschärfe spielt, genug Geld für die Anschaffung hat und dem keine Schlepperei zu schwer ist, bekommt mit dem Panasonic S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) und dazugehöriger Kamera, am besten der Lumix S1R, ein perfektes Werkzeug.