Vollformat-Telezoom
Testbericht: Panasonic S Pro 70-200 mm F4 OIS (S-R70200E)
Seite 2 von 2, vom 2019-07-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Die Blende des Panasonic Lumix S Pro 70-200 mm F4 OIS besteht aus neun abgerundeten Lamellen, die sich schön gleichmäßig schließen. Mit einer Anfangsöffnung von durchgehend F4 ist das Objektiv allerdings nicht sonderlich lichtstark. Dennoch ist es kein Problem, Freistelleffekte bei Offenblende zu erzielen. Das Bokeh sticht dabei zwar nicht durch ausgesprochene Sanftheit hervor, aber es ist durchaus angenehm anzusehen. Nur sehr viele punktuelle Lichtquellen im Unschärfebereich können mitunter etwas störend wirken, da ihre Kanten nicht besonders weich in den restlichen Hintergrund übergehen. Gegenlicht ist unproblematisch, die hochwertige Vergütung sorgt für hohe Kontraste und die Blendenreflexe halten sich in Grenzen.
Dank Spritzwasser- und Staubschutz lassen sich das an der S1R angesetzte Panasonic Lumix S Pro 70-200 mm 1:4.0 O.I.S. auch bei widrigen Aufnahmebedingungen einsetzen. [Foto: MediaNord]
Störende Verzeichnung ist nicht auszumachen, jedoch treten mitunter leicht sichtbare Farbsäume an harten Kontrastkanten auf, am Bildrand sind sie deutlicher als im Bildzentrum, wo man sie nur schwer entdecken kann. Die Schärfe des Objektivs ist sehr angenehm. Die Lumix S1R wirkt nicht super knackig abgestimmt, zeigt aber doch viele Details und kommt ohne Effekthascherei aus. Wer eine zurückhaltende, neutrale Abstimmung mag, wird die Bilder mit dem S Pro 70-200 mm F4 OIS mögen.
Selbstverständlich haben wir die Bildqualität aber auch in unserem DxO-Testlabor genau unter die Lupe genommen. Die vollständigen Ergebnisse können gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links abgerufen werden, mit dem übrigens kostenlose Inhalte wie dieser Test mitfinanziert werden. Praktisch keine Rolle spielt die Randabdunklung. Mit 0,1 EV ist sie nahezu perfekt auskorrigiert. Auch eine Verzeichnung ist nicht messbar. Anders sieht es da schon bei den Farbsäumen aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Wie schon im visuellen Test festgestellt erreichen sie im Maximum ein sichtbares Ausmaß von über zwei und teilweise sogar annähernd drei Pixeln Breite. Am stärksten sind die Farbsäume an den Brennweitenextremen, bei mittlerer Brennweite sind sie mit unter zwei Pixeln Maximum etwas geringer.
Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht bei 72 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) ihr Maximum, was zwar eine gute Auflösung ist, angesichts von 47 Megapixeln auf dem Bildsensor allerdings alles andere als herausragend. Mit einem offensiv abgestimmten 36-Megapixel-Sensor wäre das auch problemlos erreichbar. Aber hier liegt auch der Hase im Pfeffer, denn die zurückhaltende Bildabstimmung der S1R kostet messtechnisch Auflösung bei harten Kanten mit 50 Prozent Kontrast. Das bedeutet nicht, dass bei einer Nachschärfung nicht mehr Auflösung möglich wäre.
Zusammen mit der Lumix DC-S1R zeigt das S Pro 70-200 mm 1:4.0 O.I.S. einen äußerst effektiven Bildstabilisator. Einmal aktiv, wird der Bildausschnitt regelrecht "festgenagelt". [Foto: MediaNord]
Interessant neben dem Maximum ist vor allem das Verhalten der Auflösungskurven. Schließlich möchte man wissen, wo man optimale Ergebnisse erzielen kann, wenn man sie braucht und wo es Kompromisse einzugehen gibt. Im Bildzentrum erreicht das Objektiv bei F5,6 sein Auflösungsmaximum mit 69 lp/mm bei 70 mm, 72 lp/mm bei 120 mm und 70 lp/mm bei 200 mm Brennweite. Bei Offenblende sind es bei kurzer und mittlerer Brennweite 58 und 60 lp/mm, im Tele hingegen nur 51 lp/mm. Insgesamt liegt die Bildauflösung im Bildzentrum jedoch eng beieinander. Jenseits von F5,6 setzt bereits die Beugung ein, wobei selbst bei F11 noch 62 lp/mm im Bildzentrum bei 70 und 120 mm Brennweite aufgelöst werden, die Telebrennweite fällt hier mit 57 lp/mm etwas stärker ab.
Während also am langen Brennweitenende insgesamt die Auflösung etwas schwächer ist, hat die kurze Brennweite am Bildrand die rote Laterne. Hier werden bei Offenblende 41 lp/mm erreicht, das Maximum beträgt knapp 45 lp/mm bei F8 und F11, so richtig geht die Randauflösung also nicht hoch. Bei 120 und 200 Millimeter beträgt die Randauflösung bei Offenblende jeweils gut 47 lp/mm., Bei Abblenden steigt sie zunächst nur bei 120 mm auf 52 lp/mm an und hält diese Auflösung bis F11. Bei 200 mm hingegen werden die 52 lp/mm Maximum erst bei F11 erreicht. Insgesamt bleibt die Randauflösung also deutlich hinter der im Bildzentrum zurück, bis zu 35 Prozent weniger Linienpaare pro Millimeter sind es. Hier bekleckert sich das Objektiv also nicht gerade mit Ruhm.
Fazit
Das Panasonic Lumix S Pro 70-200 mm F4 OIS (S-R70200E) ist ein nicht gerade preisgünstiges und zudem verhältnismäßig großes und schweres Telezoom für die Vollformat-Systemkameras S1 und S1R. Dafür punktet es mit der mitgelieferten und zudem abnehmbaren Stativschelle und einem robusten, sauber verarbeiteten Gehäuse. Der Autofokus arbeitet schnell und leise, zudem lässt sich das Objektiv auf verschiedene Weise manuell fokussieren. Überragend ist der Bildstabilisator in Kombination mit der Kamera. Er arbeitet sehr effektiv und nagelt den Bildausschnitt regelrecht im Sucher fest. Die Bildqualität ist in der Summe gut, so kann man etwa die nicht vorhandene Randabdunklung und Verzeichnung sowie die kontraststarke Wiedergabe bei Gegenlicht loben. Jedoch muss man mit leicht sichtbaren Farbsäumen und nicht allzu hoher Auflösung, vor allem am Bildrand, leben, was teilweise aber auch der zurückhaltenden Bildaufbereitung durch die Kamera geschuldet ist; dafür gibt es einen sehr natürlichen, neutralen Bildeindruck.
Kurzbewertung
- Stativschelle abnehmbar
- Äußerst effektiver Bildstabilisator
- Staub- und Spritzwasserschutz
- Besonders einfach handhabbarer manueller Fokus
- Schneller, leiser Autofokus
- Gehäuse teilweise aus Kunststoff (auch das Filtergewinde)
- In einigen Bereichen sichtbare Farbsäume
- Teilweise deutlicher Randabfall der Auflösung
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.