Budget-Telezoom

Testbericht: Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary

2021-05-09 Zoom-Objektive stellen einen guten Kompromiss aus Baugröße, Brennweite und Preis dar. Bekommt man doch verschiedene Brennweiten für einen oft günstigen Preis mit einer verhältnismäßig kompakten Baugröße. Wir haben uns das Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary für spiegellose Systemkameras genauer angesehen und auf seine Bildqualität getestet.  (Harm-Diercks Gronewold)

Das Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary wurde im Juni 2020 vorgestellt. Die Objektivkonstruktion wurde auf die Anforderungen spiegelloser Systemkameras mit 36x24 Millimeter großem Kleinbildsensor angepasst. Das 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary ist wahlweise mit Sony E-Mount oder dem von Leica entwickelten L-Mount zum einem Preis von gut 1.000 Euro (Stand April 2021) erhältlich. Wir haben das Telezoom an einer Sony Alpha 7R III mit 42 Megapixeln Auflösung getestet.

Verarbeitung

Das Gehäuse des Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary ist eine Mischung aus Metallteilen und Kunststoffelementen. Insgesamt bringt das Objektiv etwa 1.140 Gramm auf die Waage. Die Länge des Objektivs ist genauso variabel wie seine Brennweite, in der kleinsten Brennweite von 100 Millimetern beträgt die Länge etwa 20 Zentimeter von der Objektivauflage bis zum Filtergewinde. Bei maximaler Brennweite von 400 Millimetern fährt das Objektiv auf knappe 29 Zentimeter Länge aus. In Kombination mit der Testkamera Sony Alpha 7R III ist das Ganze weder kompakt noch ein Leichtgewicht. Aber es ist auch ein beachtliches Telezoom für Vollformatkameras, da kann man nichts anderes erwarten.

Trotz einer kleinen Gummilippe am Metallbajonett ist das Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary nicht gesondert gegen Spritzwasser oder Staub geschützt. Natürlich besitzt das 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary ein Gewinde für Einschraubfilter. Das Gewinde hat einen Durchmesser von 67 Millimetern, besteht aus Kunststoff und dreht sich beim Zoomen und Fokussieren nicht mit. Ideal also für Polfilter.

Ausstattung

Das schöne an Telezoom-Objektiven für Vollformatkameras ist, dass es keinen Platzmangel für Bedienelemente, üppige Drehringe und getarnte Zubehöranschlüsse gibt. Und damit geizt das 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary von Sigma nicht. Es befinden sich insgesamt vier Schalter am Objektiv. So kann der Autofokus direkt am Objektiv aktivieren und deaktivieren werden. Zudem lässt sich der Fokusbereich in drei Stufen anpassen. Bei den Stufen handelt es sich um den gesamten Fokusbereich, von 6 Meter bis unendlich und 1,12 bis 6 Meter. Damit wird verhindert, dass der Autofokus immer den gesamten Fokusbereich abfahren muss, wenn dies gar nicht erforderlich ist beziehungsweise die Kamera nicht von Motivdetails im Vorder- oder Hintergrund verwirrt wird.

Der zweite mehrstufige Schalter sorgt für die Aktivierung des optischen Bildstabilisators im Objektiv. Mit diesem kann der Stabilisator für die "allgemeine" Fotografie und den "Motorsport" angepasst werden. Die "Motorsport"-Einstellung lässt sich aber für alle Fotoarten einsetzen, bei denen Mitgezogen werden soll. Zudem erlaubt das Objektiv den dualen Einsatz eines kamerainternen Stabilisators mit dem des Objektivs. Eigentlich ist das keine richtige Kombination, sondern nur einer Arbeitsteilung, denn bei einem kombinierten Einsatz von Objektiv- und Sensor-Stabilisator kümmern sich beide Stabilisatoren nur um getrennte Achsen, sie arbeiten also nicht auf den Achsen zusammen, um noch längere Belichtungszeiten ausgleichen zu können.

Der vierte und letzte Schalter ist eine einfache mechanische Sperre, damit der vordere Objektivtubus nicht herausrutscht, wenn das Objektiv nach unten gehalten wird. Der vordere Tubus ist sehr leichtgängig und Sigma erklärt das mit der sogenannten Dual-Action-Funktion. Doch dazu später mehr.

Das letzte Bedienelement, was ohne Drehbewegung auskommt, ist der kleine gummierte Taster. In der Standardeinstellung ist dieser mit der AF-Sperrfunktion (AF-Lock) belegt. Er lässt sich aber auch über die Kamera mit anderen Funktionen belegen.

Mit etwas mehr als sechs Zentimetern Breite ist der Zoom-Ring sehr üppig. Die eigentliche Gummierung ist allerdings "nur" fünf Zentimeter breit. Der letzte Zentimeter geht für den bereits erwähnten Sperrschalter und die aufgedruckten Brennweiten drauf. Die Zoomgeschwindigkeit per Ring ist hoch. So deckt 1/4 Drehung den gesamten Brennweitenbereich von 100 bis 400 Millimeter ab.

Wer keine Lust auf das Drehzoom hat, der kann sich auch das vordere Ende des Tubus greifen und kräftig dran ziehen beziehungsweise zurückschieben, denn das 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary kann als Dreh- und Schiebezoom benutzt werden (Dual Action Zoom). Das ist allerdings nur bedingt bequem. Das liegt zum einen daran, dass der Mechanismus zwar leichtgängig für einen Drehzoom ist, aber recht schwergängig für einen Schiebezoom. Zum anderen ist der vordere Bereich zum Anfassen gerade einmal 20 Millimeter breit. Montiert man allerdings die serienmäßig mitgelieferte Streulichtblende, dann wird das Schieben des Zooms deutlich einfacher, da man eine bessere Grifffläche besitzt.

Der Zoomring läuft zwar gut, fühlt sich aber nicht so "schmatzend" und satt an, wie man es bei Objektiven der Art-Serie gewohnt ist. Zudem arbeitet das Zoom mit hörbaren mechanischen Geräuschen. Diese treten sowohl beim Drehen als auch beim Schieben des Zooms auf.

Am hinteren Bereich des 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary sitzt ein etwa 18 Millimeter breiter Gummiring. Dieser wird als "Protector"-Ring bezeichnet und er schützt die Schellenhalterung. An dieser lässt sich die optional erhältliche und Arca Swiss kompatible Stativschelle TS-111 montieren. Der Protector-Ring besitzt Aussparungen und einen Markierungsstrich, der mit Hilfe seines Counterparts auf dem Objektivgehäuse anzeigt, wie er zu montieren ist. Einfacher geht es nicht.

Fokussierung

Zwischen Protector- und Zoom-Ring ist der Fokusring untergebracht. Dieser ist knappe 36 Millimeter breit und hat eine etwa zwei Zentimeter breite Riffelung für besseren Grip. Leider hat Sigma es versäumt, bei diesem Ring eine Gummierung springen zu lassen.

Der minimale Fokusabstand des 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary beträgt bei 100 Millimetern Brennweite etwas mehr als 93 Zentimeter von der Sensorebene beziehungsweise 72 Zentimeter von der Frontlinse. Bei 400 Millimetern Brennweite steigt der Mindestabstand auf knappe 160 Zentimeter von der Sensorebene (130 Zentimeter von der Frontlinse).

Damit erreicht das 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary seinen größten Abbildungsmaßstab bei 400 Millimetern Brennweite mit etwa 1:4, was ein Bildfeld von etwa 14,5 x 9,7 Zentimeter ermöglicht. Bei 100 Millimetern Brennweite liegt der Maßstab bei 1:7,6 und einem Bildfeld von 27,5 x 18,3 Zentimeter.

Eine mechanische Kopplung, wie der Zoomring, besitzt der Fokusring nicht. Er überträgt lediglich elektronische Signale, die dann vom AF-Motor umgesetzt werden. In unserem Test zeigte sich, dass der Fokusring bei schneller Drehgeschwindigkeit einen geringeren Fokusabstand registrierte als bei langsamer Drehbewegung. Bei nicht linearer Steuerung ist das eigentlich immer genau anders herum. Sprich: bei hoher Drehgeschwindigkeit wird auch die Fokusdistanz vergrößert als bei langsamer Drehgeschwindigkeit bei gleichem Drehwinkel.

Fortsetzung auf Seite 2

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