2021-02-08 Ende 2019 stellte Sigma das 14-24 mm F2.8 DG DN Art für spiegellose Vollformat Systemkameras mit E- und L-Mount vor. Wir haben das lichtstarke Weitwinkelzoom in unserem Testlabor an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III auf seine Auflösung, Verzeichnung und vieles mehr überprüft. Zudem haben wir das Objektiv in der Praxis in Bezug auf Bokeh, Aufnahmeabstand und Bedienbarkeit getestet. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN ist mit etwa 800 Gramm Gewicht und 14 Zentimetern Länge kein Objektiv für dezente Auftritte. [Foto: Sigma]
Das Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN Art gehört zur Art-Serie und ist für spiegellose Systemkameras mit Vollformat-Sensor entwickelt worden. Diese beiden Eigenschaften sind sogar erkennbar, ohne dass dazu ein Blick in die technischen Daten geworfen werden muss. Die Typenbezeichnung reicht dafür aus. So gibt das "DN" an, dass es sich beim Objektiv um eine Konstruktion handelt, die für spiegellose Systemkameras vorgesehen ist. Das spiegelt sich außerdem auch in der Länge von etwa 13,1 Zentimetern wieder. Das DSLR-äquivalent 14-24 mm F2.8 DG HSM Art von Sigma ist etwa 3,5 Zentimeter lang.
Die Eignung des Objektivs für den 36x24 mm großen Vollformatsensor wird durch das "DG" in der Typenbezeichnung gekennzeichnet. Einen Bildstabilisator besitzt das Objektiv nicht, was aber auch nicht so wild ist, da Weitwinkelobjektive sowieso recht sicher vor Verwackelungen sind und die meisten Kameras, an denen das Objektiv zum Einsatz kommt, einen Sensor-Shift-Stabilisator im Kameragehäuse besitzen.
Doch wieso ist das Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN Art nur knapp einen halben Zentimeter kürzer als das DSLR Äquivalent? Eigentlich müsste der Unterschied sogar noch größer sein, denn kurze Brennweiten lassen sich für das geringere Auflagemaß von spiegellosen Systemkameras kompakter und mit einfacherem optischen Aufbau konstruieren. Technisch gesehen ist ist der Unterschied auch größer, zumindest wenn man von der Frontlinse bis zum Bajonettende misst. Da das14-24 mm F2.8 DG DN Art aber eine fest montierte Streulichtblende besitzt, wird diese natürlich ebenfalls in die Ermittlung der Länge einbezogen.
Aufgrund der extrem gekrümmten Frontlinse besitzt das 14-24 mm F2.8 DG DN Art kein Gewinde für einen Einschraubfilter. Anstelle dessen kommt ein rückwärtiger Filterhalter zum Einsatz, auf den wir etwas weiter unten im Text zu sprechen kommen. Der Durchmesser des 14-24 mm F2.8 DG DN Art beträgt im Übrigen griffige 8,5 Zentimeter, womit es mehr als einen zentimeter schlanker ausfällt als das DSRL-Pendant.
Wie schon das Sigma 24-70 mm DG DN Art (Test siehe weiterführende Links) ist auch das 14-24 mm DG DN Art aufgrund seines Gewichts von knapp 800 Gramm an der Sony Alpha 7R III sehr frontlastig und eignet sich nur bedingt für die schnelle Fotografie aus der Hüfte. Immerhin wiegt das Objektiv fast 150 Gramm mehr als die Sony Alpha 7R III. Auch der recht große Objektivdurchmesser von etwa 85 Millimetern kann Probleme machen, wenn das Objektiv auf eine flache Oberfläche gelegt werden soll, beispielsweise, wenn kein Stativ zur Hand ist. Grund dafür ist, dass das Objektiv bei einigen Kameras über die Bodenplatte herausragt, wie zum Beispiel bei der von uns im Test verwendeten Sony Alpha 7R III.
Ausstattung
Das Objektivgehäuse des Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN Art ist mit mehreren Dichtungen und einer kleinen Gummilppe am Bajonett gegen Umwelteinflüsse und Staub geschützt. Sowohl die Brennweite als auch die Fokussierung lassen sich über zwei üppig proportionierte Drehringe einstellen. Der hintere, etwa 25 Millimeter breite Ring ist mit einer etwa 15 Millimeter geriffelten Gummierung ausgestattet und für die stufenlose Brennweitenverstellung zuständig.
In der Draufsicht sieht Sony Alpha 7R III schon sehr zierlich gegenüber dem Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN Art aus. [Foto: MediaNord]
Damit der Fotograf ungefähr weiß, in welchem Brennweitenbereich er sich befindet, hat Sigma Markierungen bei 14, 16, 18, 20 und 24 Millimetern aufgedruckt, also alle zwei Millimeter eine, was eine sehr exakte Brennweiteneinstellung erlaubt. Mit einer Vierteldrehung des Rings kann man von 14 bis 24 Millimeter zoomen. Dabei ändert sich die Tubuslänge nicht. Schaut man aber auf die Frontlinse, so senkt sich diese um etwa 8 Millimeter ab, wenn auf 24 Millimeter Brennweite gezoomt wird.
Der zweite vordere Ring ist mit etwa 20 Millimetern etwas schmaler, wirkt aber breiter, weil er komplett mit einer geriffelten Gummierung versehen ist. Dieser Ring sorgt für die elektronisch gesteuerte manuelle Fokussierung. Das bedeutet, dass im Gegensatz zum Zoomring keine mechanische Kopplung des Fokusrings zur optischen Einheit besteht. Dieser Ring gibt beim Drehen lediglich elektrische Impulse an den im Objektiv eingebauten Prozessor, der die Fokusbefehle an den Schrittmotor weitergibt.
Dabei wird die Fokussierung nicht linear gesteuert. Wenn der Fotograf also sehr schnell den Fokusring dreht, dann wird der Fokusabstand deutlich größer, als wenn der Ring die gleiche Strecke in einem langsamen Tempo betätigt wird. Diese nicht-lineare Arbeitsweise ist bei Fotografen eher beliebt als bei Videofilmern. Der Schrittmotor im Objektivgehäuse arbeitet dabei leise und angenehm schnell.
Sigma gibt die geringste Fokusdistanz mit 28 Zentimetern an. Wir konnten ein scharfes Bild bereits bei etwa 23 Zentimetern Abstand von der Sensorebene aufnehmen, der Abstand von der Objektivfront beträgt dabei etwa 8 Zentimeter. Das minimale Bildfeld ist etwa 18,5 x 12,3 Zentimeter groß, was einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:5,1 entspricht. Sigma gibt dagegen einen maximalen Abbildungsmaßstab von lediglich 1:7,3 an. Die Werte haben wir bei 24 mm Brennweite ermitteln, bei 14 mm beträgt die Naheinstellgrenze sogar nur 21 Zentimeter, der Autofokus arbeitet aber erst ab 21,5 Zentimeter. Durch die geringere Brennweite beträgt der Abbildungsmaßstab hier etwa 1:7,2.
Neben den beiden Drehringen befinden sich noch ein Schalter und eine Taste am Objektivgehäuse. Mit dem Schalter wird der Fokus des Objektivs vom Automatikbetrieb in den manuellen Modus geschaltet. Dabei wird, wie bereits erwähnt, keine mechanische Kopplung des Fokusrings mit der Fokuseinheit hergestellt, sondern nur die elektrische Kontrolle von der Kamera an den Fokusring übergeben. Die Kamera "weiß" dann auch, dass sie die konfigurierte Fokushilfe auf dem Display beziehungsweise Sucher einblenden soll.
Das vierte und letzte Bedienelement ist eine große Taste, die in der Standardeinstellung zum "Festhalten" der Fokuseinstellung genutzt werden kann. Darüber hinaus kann der Fotograf die Taste mit Funktionen belegen. Welche das sein können, ist abhängig von der eingesetzten Kamera.
Wie bereits erwähnt, besitzt das Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN Art kein Filtergewinde für Einschraubfilter. Dennoch können Filter in Form von Lee-Filterfolien benutzt werden. Diese optional erhältlichen Folien müssen lediglich zugeschnitten werden. Dazu liefert Sigma eine passende Schablone mit, die auf die Folie gelegt wird, so dass man die entsprechende Form ausschneiden kann. Wir würden allerdings davon abraten, mit einem scharfen Cutter in der Schablone zu schneiden, da die Form, die Sigma vorgibt, recht komplex ist. Wir haben mit einem feinen Folienmarker die Form auf die Folie gezeichnet und diese dann mit einer scharfen Schere ausgeschnitten.
Die Filterfolie muss vom Fotografen zugeschnitten und manuell am Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN Art im Halter befestigt werden, das kann schon sehr fummelig sein. [Foto: MediaNord]
Mitgelieferte Filterschablone mit ausgeschnittener Filterfolie für das Sigma 14-24 mm F2.8 DG DN Art. [Foto: MediaNord]
Um die Folie "einzubauen", muss das Objektiv zunächst von der Kamera abgenommen werden, um dann die Folie in die entsprechende Halterung fummeln zu können. Die Halterung befindet sich zwischen der letzten Linse des Objektivs und dem Aufnahmesensor der Kamera. Beim Schneiden und Einbauen darf übrigens kein Fingerabdruck auf die Folie kommen. Auch Kratzer und Knicke machen sich nicht sonderlich gut. Gesichert wird die eingesetzte Folie mit einem Schiebeschalter.