Lichtstarkes Weitwinkel
Testbericht: Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM
2015-07-10 Mit der "Art"-Serie begründete Sigma auf der Photokina 2012 eine neue, besonders hochwertige Festbrennweiten-Objektivserie, die zusammen mit dem jüngsten Spross Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM nun drei Objektive umfasst. Das lichtstarke Weitwinkel ist mit Anschlüssen für Canon-, Nikon- und Sigma-DSLRs erhältlich und will höchsten Ansprüchen genügen. Ob das 24mm diesen gerecht wird, muss der Test an der 36 Megapixel auflösenden Nikon D800E beweisen. (Benjamin Kirchheim)
Die Testkamera Nikon D800E ist vorläufig noch die höchstauflösende Vollformatkamera, die uns im Labor zur Verfügung steht, potentiell könnte sie aber bald von der 52 Megapixel auflösenden Canon EOS 5DS R abgelöst werden. Dennoch ist die Nikon D800E noch aus einem anderen Grund die beste Kamera für den Test des Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM: An der D800E haben wir im letzten Jahr bereits das Pendant von Nikon getestet, das Nikkor AF-S 24 mm 1.4 G ED. An diesem wird sich das Sigma, auch wenn es nur rund die Hälfte kostet, messen müssen.
Der Tubus des Sigma A 24 mm 1.4 DG HSM besteht zwar größtenteils aus Kunststoff, dieser wirkt aber sehr robust. Die mattschwarze Oberfläche und die großflächigen Riffelungen erzeugen ein hochwertiges Finish. [Foto: Sigma]
Auch wenn das Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM zu großen Teilen einen Kunststofftubus besitzt, ist seine Verarbeitung über jeden Zweifel erhaben. Die mattschwarze Oberfläche mit den großflächigen Riffelungen fasst sich hervorragend an, das Bajonett besteht aus Metall. Schade, dass Sigma bei dem Preis von knapp 950 Euro auf ein spritzwassergeschütztes Design verzichtet – ein Dichtungsring ist am Bajonett jedenfalls nicht zu finden. Mit 95 mal 90 Millimeter (Filterdurchmesser 77 mm) und einem Gewicht von 665 Gramm fällt es auch nicht gerade klein und leicht aus. Der Autofokus arbeitet Dank Ultraschallantrieb und Innenfokussierung schnell und leise. Der gummierte und griffige Fokusring erlaubt jederzeit ein manuelles Eingreifen, wobei ein kleines Fenster mit einer Fokusskala über die eingestellte Entfernung informiert. Ein kleiner Schiebeschalter erlaubt mit der linken Hand jederzeit den Wechsel auf manuellen Fokus. Einen optischen Bildstabilisator besitzt die aufwändige optische Konstruktion aus 15 Linsen in elf Gruppen jedoch nicht.
Die Art-Serie will aber auch optisch höchsten Ansprüchen genügen. Die neunlamellige Blende schließt mit einer äußerst gleichmäßigen, nahezu kreisrunden Öffnung, das 24mm besitzt ein sahniges Bokeh, an dem es nichts auszusetzen gibt. Gegenlicht beeindruckt das Objektiv kaum, die Kontraste bleiben hervorragend hoch. Bei direktem Sonnenlicht im Bildfeld jedoch können sich leichte Lensflares zeigen. Der Einsatz der mitgelieferten Kunststoff-Sonnenblende verhindert diese zumindest dann, wenn die Sonne sich leicht außerhalb des Bildfelds befindet. Übrigens gehört auch ein Objektivköcher zum Lieferumfang, der sich mit seiner Schlaufe beispielsweise am Gürtel befestigen lässt. In der Praxis überzeugt das Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM jedenfalls mit seiner hohen haptischen Qualität und passt von der Größe und dem Gewicht gut zur verwendeten Nikon D800E. Subjektiv macht es auch optisch einen sehr guten Eindruck, etwa mit den hohen Kontrasten oder dem nahezu verzeichnungsfreien Bild, in dem sich auch kaum Farbsäume ausmachen lassen.
Im Testlabor bestätigt sich die geringe Verzeichnung von lediglich 0,7 Prozent Tonnenform – ein hervorragender Wert für ein Weitwinkel und in der Praxis praktisch vernachlässigbar. Das Nikon-Pendant dagegen verzeichnet ungefähr doppelt so stark, was man durchaus sehen kann, auch wenn die Verzeichnung des Nikons ebenfalls nicht zu stark ausfällt. Des Weiteren zeigt das Sigma bei Offenblende von immerhin F1,4 eine mit einem EV leichte Vignettierung, die sich mit dem Abblenden pro Blendenstufe halbiert: 0,5 EV bei F2, 0,2 EV bei F2,8 und 0,1 EV ab F4. Leicht abgeblendet kann man also höchstens noch auf einem akademischen Niveau von einer Vignettierung sprechen. Auch hier muss sich das 24 mm von Nikon geschlagen geben, wenn auch wieder nur knapp, schlecht ist das Nikon in dieser Disziplin ebenfalls nicht.
An der Nikon D800E macht das Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM eine gute Figur, optische Fehler sind hervorragend auskorrigiert. [Foto: MediaNord]
Die Entfernungsskala des Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM liegt hinter einem kleinen Sichtfenster. Der breite Fokusring erlaubt jederzeit eine Korrektur der Fokussierung. [Foto: MediaNord]
Die chromatische Aberration, die Sigma mit der aufwändigen optischen Konstruktion (15/11 Linsen/Gruppen) so gut im Griff haben will, ist aber durchaus im Extrem bei Offenblende laut Messung mit fast drei Pixeln im sichtbaren Bereich. Abgeblendet auf F4 bewegt sie sich aber auf niedrigem Niveau mit knapp über einem Pixel in den extremen Ausprägungen. Die durchschnittlichen Farbsäume sind über alle Blenden gering. Hier schafft es das gute alte Nikkor, das Sigma knapp abzuhängen, obwohl das Nikon nur aus zwölf Linsen in zehn Gruppen besteht. Die durchschnittlichen wie auch maximalen Farbsäume sind beim Nikon über alle Blenden niedrig. Übrigens lassen sich beide Objektive bis maximal F16 abblenden.
Die Paradedisziplin eines jeden Objektivs im digitalkamera.de-Test ist aber die Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50). Hier ist das Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM bei Offenblende weich und erreicht lediglich 25 bis 28 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), zu sehen auch am Beispielsdiagramm aus dem Labortest unten (der gesamte Labortest ist für 50 Cent abrufbar). Das Sigma will auf F2,8 abgeblendet werden, um zumindest im Bildzentrum die 60 lp/mm zu knacken. Die Marke von 70 lp/mm, die ein gutes Objektiv an einer hochauflösenden Kamera wie der D800E erreichen muss, erreicht das Sigma nur bei F8 und F11, bevor bei F16 die Auflösung beugungsbedingt zurückgeht. Der Bildrand indes kann mit den Leistungen im Bildzentrum nicht ganz mithalten. Ist der Randverlust bei Offenblende noch gering, steigt er beim Abblenden zunächst stark an, bevor sich die Randauflösung ab F8 langsam wieder der im Zentrum annähert. Die beste Leistung am Bildrand wird bei F11 erreicht, wo die Marke von 60 lp/mm spielend geknackt wird. Das Nikkor AF-S 24 mm 1.4 G ED hingegen übersteigt die Marke von 70 lp/mm im Bildzentrum bereits ab F4, auch am Bildrand fällt bereits bei dieser Blende die Marke von 60 lp/mm. Das Niveau hält das Nikkor bis F11 nahezu konstant durch. Bei größeren Blenden ist das Nikon im Zentrum ebenfalls weicher und weist einen höheren Auflösungsverlust zum Bildrand auf, bewegt sich aber auf einem höheren Niveau als das Sigma. Für den mehr als doppelten Preis – das Nikkor kostet immerhin knapp 2.150 Euro – gehört diese Leistung aber auch quasi zum Pflichtprogramm.
Fazit Das Sigma A 24 mm F1,4 DG HSM ist ein hochwertig verarbeitetes, lichtstarkes Ultraweitwinkel für das Kleinbild-Vollformat, das mit gut 900 Euro Straßenpreis nur rund die Hälfte des Originals von Nikon kostet. Die optischen Fehler sind hervorragend auskorrigiert, besonders das Bokeh, die praktisch nicht vorhandene Verzeichnung und die hohen Kontraste auch bei Gegenlicht wissen zu überzeugen. Wer dagegen das letzte Quäntchen Schärfe aus dem Sigma herauspressen möchte, sollte es auf F8, besser sogar F11 abblenden, hier eignet es sich hervorragend für Landschaftsaufnahmen auf höchstem Niveau. Bei Offenblende hingegen ist das Objektiv insgesamt recht weich, leicht abgeblendet legt die Auflösung zunächst vor allem im Bildzentrum zu. Für das Spiel mit selektiver Schärfe ist das nicht tragisch, an die Auflösung des Nikon-Originals kommt das Sigma aber nur stark abgeblendet heran, was angesichts des mehr als doppelten Preises des Nikkor aber ebenfalls in Ordnung geht.
Kurzbewertung
- Quasi ohne optische Fehler
- Schneller, leiser Autofokus
- Fokusskala im Fenster
- Trotz Kunststofftubus sehr solide Verarbeitung
- Gutes Kontrastverhalten, selbst bei Gegenlicht
- Muss für hohe Auflösung stark abgeblendet werden
- Leichte Lensflares bei Lichtquellen im Bildfeld
- Recht groß und schwer