(Un)gleiche Brüder
Testbericht: Sirui T-005X und T-025X Reisestative mit Kugelkopf C-10X
2015-03-03 Der chinesische Hersteller Sirui hat es in den letzten Jahren verstanden, immer populärer zu werden und es so in immer mehr Fotoausrüstungen geschafft. Dies haben wir zum Anlass genommen, die beiden Reisestative T-005X und T-025X mit dem Kugelkopf C-10X zu testen. Wo die Unterschiede zwischen dem mit Carbonrohren gefertigten T-025X und dem mit Alurohren ausgestatteten T-005KX liegen, zeigt unser Test der beiden ungleichen Brüder. (Jan-Markus Rupprecht, Harm-Diercks Gronewold)
Stativset Sirui T-025X mit C-10X Kugelkopf. [Foto: Sirui]
Sirui T-025X ohne Kopf: noch 204 Gramm leichter. [Foto: MediaNord]
Sirui T-005X Reisestativ [Foto: MediaNord]
Das Sirui T-005X gibt es in blau.... [Foto: Sirui]
.... in leuchtendem rot.... [Foto: Sirui]
....und natürlich auch in schwarz. [Foto: Sirui]
Der chinesische Hersteller Sirui ist seit einigen Jahren ein Geheimtipp bei günstigen und guten Stativen. Manches aus dem Sirui-Sortiment mag dem einen oder anderen etwas "nachgebaut" vorkommen. Andere Produkte sind jedoch wiederum sehr eigenständig, wie die beiden hier getesteten Reisestative Sirui T-005X aus Aluminium und das T-025X aus Carbon. Beide werden jeweils mit dem C-10X Stativkopf geliefert und zeichnen sich durch ihr extrem kleines Packmaß aus. Unter allen von uns getesteten Reisestativen sind dies die kleinsten und sie verschwinden problemlos selbst in mittelgroßen Rucksäcken oder Fototaschen. Mit einem Trick wird trotzdem eine respektable Arbeitshöhe erreicht; dazu später mehr. Die Alu-Version gibt es außer in klassischem Schwarz auch in Rot oder Blau.
Stellt man die Stative T-005X und T-025X nebeneinander, dann fällt einem als Betrachter lediglich ein einziger Unterschied auf: während das T-005X Stativbeine aus Aluminium besitzt, so sind die Stativbeine des T-025X aus Carbon gefertigt. Das Gewicht des T-005X beträgt 808 Gramm und das des T-025X nur 663 Gramm, beide ohne Stativkopf. Die Differenz beträgt somit 145 Gramm. Für den Stativkopf C-10X kommen noch 204 Gramm Gewicht hinzu. Damit ergibt sich ein Gesamtgewicht von 1.012 Gramm für das T-005X mit Stativkopf und nur 867 Gramm für das T-025X inklusive Stativkopf.
Beide Stative haben Stativbeine mit jeweils fünf Segmenten. Die einzelnen Segmente werden mit gummierten Schnellspann-Drehverschlüssen gesichert. Um die maximale Spannung zu erreichen, benötigt man nicht viel Kraftaufwand. Möchte man einen Schnellspannverschluss wieder lösen, so geht das zunächst sehr leicht und dann gibt es einen merklichen Widerstand. Ist dieser überwunden (es "gnupst"), dann lässt sich das Bein problemlos verschieben. Das ist perfekt gelöst, denn man muss nicht unnötig weit drehen, sondern merkt an dem kleinen Widerstand und Geräusch sofort, dass der Verschluss ausreichend gelöst und das Beinsegment frei zum Verschieben ist.
Sowohl beim T-025X als auch beim T005X ist der Stativteller aus Kunststoff gefertigt. [Foto: MediaNord]
Vergleich der Mittelsäulen des T-005 und des T-025X Stativs. Leicht erkennbar ist das unterschiedliche Material der Segmente. [Foto: MediaNord]
Die Mittelsäule beider Sirui Stative läst sich mit einem Auszug etwas verlängern. Umdrehen wie bei anderen Stativen kann man die Mittelsäule aber nicht. [Foto: MediaNord]
Der Sirui C-10X Kugelkopf ist mit zwei Fixierschrauben, einer Gradskala sowie eine Schnellwechselplatte ausgestattet. Eine Nivellierlibelle gibt es leider nicht. [Foto: Sirui]
Die Skala am Stativkopf zeigt den Verstellwinkel in einer kleinen Aussparung an. Der Abstand beträgt jeweils 15 Grad. [Foto: MediaNord]
Um ein angenehmeres Tragen des Stativs zu ermöglichen, besitzen beide Stative an jeweils zwei Beinen eine Neoprenbeschichtung. Wie bei den meisten Reisestativen werden auch bei den beiden Sirui Stativen die Stativbeine zum Transport um 180 Grad nach oben geklappt, so dass die Stativmittelsäule zwischen den Stativbeinen liegt. Werden die Stativbeine für die Benutzung des Stativs umgeklappt, so sind die kleinen angenehm leichtgängigen Beinwinkelsperren zu sehen, die dafür sorgen, dass das jeweilige Stativbein nicht über ein bestimmtes Maß angewinkelt werden kann.
Die Mittelsäule beider Stative kann nicht, wie sonst üblich, nach oben oder unten verschoben werden. Auch ist nicht vorgesehen diese umzudrehen, um die Kamera zwischen den Stativbeinen zu montieren (Makro- oder Repro-Position), sondern die Mittelsäule ist fest an der Stativschulter verankert und dort also nicht höhenverstellbar. Dafür ist die Mittelsäule selbst noch von 23 bis 37,5 Zentimeter ausziehbar, genau so, wie man die Stativbeine ausfährt. Das ist unüblich und der Stabilität durch den großen oberen Hebel natürlich nicht förderlich. Aber durch diesen Trick schafft Sirui den Spagat aus geringem Packmaß von nur 30 Zentimeter und ausreichender Arbeitshöhe von bis zu 138 Zentimeter (inklusive Kopf). Am oberen Ende der Mittelsäule befinden sich eine Stativkopfplatte aus Kunststoff und ein drehbarer Anschlussgewindebolzen mit 3/8"-Gewinde auf der einen und 1/4"-Gewinde auf der anderen Seite. Somit kann es sowohl mit dem mitgelieferten Stativkopf, aber auch direkt mit Zubehör verbunden werden. Mit dem superkleinen Packmaß und geringem Gewicht sind die Stative auch ideal als Stativ für Blitzgeräte, Videoleuchten oder Mikrofone geeignet.
Packmaßvergleich beider Sirui Teststative. [Foto: MediaNord]
Das Sirui T-025X besitzt Stativbeine aus Carbon, welche leicht und gleichzeitig sehr stabil sind. [Foto: MediaNord]
Die Stativschulter des T005KX und T-025X ist schnörkellos und zweckmäßig. [Foto: MediaNord]
Der Stativkopf C-10X ist ein schnörkelloser Kugelkopf mit 80 Millimeter Bauhöhe und einer Panorama-Gradeinteilung in 15-Grad-Schritten. Darüber hinaus bietet der Kopf eine separate Fixierschraube für den Panorama-Schwenk und eine große Fixierschraube für die Klemmung der Kugel. Ein kleiner Messingpin verhindert das Herausrutschen der Schnellwechselplatte. Eine automatische Verriegelung der Schnellspannplatte gibt es nicht. Nivellierlibellen besitzten Kopf und Stativ ebenfalls nicht.
Beide Stative sind bis vier Kilogramm belastbar und halten das Gewicht grundsätzlich auch problemlos. In der Praxis wird man diese filigranen Stative aber sicherlich nicht so hoch belasten. Durch die fünf Segment Bauweise ist der unterste Beindurchmesser sehr klein. Durch Schwenks am Stativkopf biegen diese sich weiter durch als beispielsweise bei Stativen mit nur vier Segmenten. Der Vorteil von fünf Segmenten ist allerdings das sehr geringere Packmaß.
Fazit Beide Stative sind hochwertig verarbeitet, bieten ein extrem kleines Packmaß bei respektabler Arbeitshöhe und sind angesichts dessen erfreulich stabil. Dafür muss man auf eine drehbare Mittelsäule verzichten und auf hilfreiche Nivellierlibellen. Ob man zur Carbon-Version (T-025X) oder zur Aluminiumausführung (T-005X) greift, ist angesichts des erheblichen Preisunterschieds nicht leicht zu entscheiden. Die Carbon-Version ist insgesamt natürlich noch edler, kostet aber auch nahezu das Doppelte, was allein für 15 Prozent Gewichtsersparnis gegenüber der Alu-Version eigentlich nicht zu rechtfertigen ist. Das T-005X schlägt zum Zeitpunkt des Tests mit knapp 130 Euro zu Buche und das T-025 mit knapp 240 Euro, jeweils inklusive C-10X Kugelkopf, wobei letzterer alleine schon mit knapp 80 Euro gehandelt wird.
Kurzbewertung
- Geringes Packmaß
- Gut lesbare Gradeinteilung
- Seperate Fixierung für Schwenks
- Abnehmbare Mittelsäule
- Sehr gute Drehverschlüsse
- Kopfmontageplatte aus Kunststoff
- Eingeschränkte Stabilität bei maximaler Arbeitshöhe