Bildqualität
An der 16 Megapixel auflösenden Sony NEX-5R zeigte das Sony E 10-18 mm F4 im Dezember 2012 eine gleichmäßige Auflösung mit nur leichtem Randabfall, allerdings waren auch einige chromatische Aberrationen sowie eine sichtbare, teilweise unschön wellenförmige Verzeichnung messbar. Spätestens seit der Alpha 6000 aus dem Jahr 2014 sind jedoch 24 Megapixel die Standardauflösung im APS-C-Bereich von Sony und nach wie vor aktuell, etwa bei der Alpha 6400, an der wir das Sony E 10-18 mm F4 nun erneut getestet haben.
Im Labortest zeigt sich leider weiterhin die sichtbare Verzeichnung, die vor allem mit ihrer Wellenform bei kurzer und mittlerer Brennweite unangenehm auffällt (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das sieht man bereits mit bloßem Auge im Livebild, sobald zum Bildrand parallele Linien im Motiv auftauchen. Für Architekturfotografen ist das der Horror, auch wenn sich solche Verzeichnungen durchaus digital in dem Griff bekommen lassen.
Konkret bildet sich bei kürzester Brennweite von zehn Millimetern zunächst eine Tonnenform heraus, die bei etwa 80 Prozent radialem Abstand zur Bildmitte ihr Maximum mit 1,5 Prozent zeigt. In den Ecken nimmt die Verzeichnung aber wieder leicht ab. Noch unangenehmer wird es beim Zoomen auf 13 Millimeter Brennweite (knapp 20 Millimeter entsprechend Kleinbild). Hier erreicht die Verzeichnung bei 70 Prozent radialem Abstand ihr Maximum mit zwar nur 0,4 Prozent Kissenform, aber weil sie in den Bildecken in eine, wenn auch minimale, Tonnenform zurückkippt, fällt das als sehr unnatürlich auf. Bei längster Brennweite ist zwar die Wellenform verschwunden, aber eine 1,8 Prozent starke Kissenform fällt ebenfalls sehr unangenehm auf, zumal diese, erst recht bei großem Bildwinkel, unnatürlicher wirken als tonnenförmige Verzeichnungen.
Etwas besser im griff hat Sony dagegen die Korrektur der chromatischen Aberrationen. Sie werden im Mittel mit unter einem halben Pixel kaum und selbst im Maximum mit einem Pixel nur leicht sichtbar. An der NEX-5R waren die Farbsäume trotz geringerer Auflösung in Pixeln gemessen doppelt so stark, auf ein konkretes Ausgabeformat bezogen waren sie sogar mehr als doppelt so stark. Hier hat sich in den letzten Jahren vor allem bei der digitalen Korrektur einiges getan, was man den Messwerten mit einem baugleichen Objektiv deutlich anmerkt.
Die Bildqualität des Sony E 10-18 mm F4 (SEL1018) ist an der 24 Megapixel auflösenden Alpha 6400 eher durchwachsen. So zeigen sich bei kürzester Brennweite eine leicht wellenförmige Verzeichnung und ein hoher Auflösungs-Randabfall. [Foto: MediaNord]
Bei der Randabdunklung hat sich hingegen kaum etwas verändert. Die ließen sich auch 2012 schon sehr leicht digital minimieren und auch 2021 drehen die Hersteller nicht übermäßig an dieser Korrektur, führt die Nachträgliche Aufhellung doch unter Umständen zu stärkerem Bildrauschen in den betroffenen Randbereichen. So gibt Sony sich beim E 10-18 mm F4 mit einer Korrektur auf etwa 0,6 bis 0,7 Blendenstufen bei allen Brennweiten und Blenden zufrieden. Die Randabdunklung steigt sanft zu den Bildecken an und wird somit kaum sichtbar.
Die größten Unterschiede zeigen sich jedoch bei der Auflösungsmessung, die jedoch nicht unbedingt für die Qualität des Objektivs spricht. Vielleicht hat Sony es doch etwas zu kompakt konstruiert und hatte somit nicht genug Platz für eine optisch bessere Konstruktion. Was an 16 Megapixeln noch ganz gut und gleichmäßig aussah, führt an den 24 Megapixeln der Alpha 6400 zu deutlichen Sprüngen bei der Auflösung abhängig von Brennweite und Position im Bildfeld.
Bei kürzester Brennweite kann das 10-18 in der Bildmitte eine sehr hohe Auflösung bei 50 Prozent Kontrast von fast 68 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent vorweisen. Sie fällt beim Abblenden leicht ab, hält sich aber bis F8 über der Marke von 60 lp/mm. Zum Bildrand fällt die Auflösung jedoch um über 50 Prozent ab und bewegt sich bei F4 und F5,6 nur im Bereich von 30 lp/mm. Beim Abblenden auf F8 und F11 zieht die Randauflösung deutlich auf 40 bis 43 lp/mm an, so dass man für randscharfe Fotos bei kürzester Brennweite eine dieser beiden Blenden verwenden sollte.
Bei mittlerer Brennweite von 13 Millimetern zeigt sich das Objektiv am ausgewogensten, kann aber die hohe Auflösung im Bildzentrum der kurzen Brennweite bei weitem nicht erreichen. So bewegt sich die Auflösung im Blendenbereich von F4 bis F8 bei 50 bis 54 lp/mm im Bildzentrum und 49 bis 51 lp/mm am Bildrand. Bei längster Brennweite ist der Auflösungs-Randabfall bei F4 und ab F11 wieder etwas höher, bewegt sich aber im akzeptablen Rahmen. Am besten blendet man hier auf F8 ab, wo man rund 52 lp/mm im Bildzentrum und 49 lp/mm am Bildrand erhält.
Auch wenn der Randabfall bei mittlerer und langer Brennweite längst nicht so stark ist wie bei kürzester Brennweite, zeigt die nur mäßige Auflösung nicht unbedingt eine hohe Güte des Objektivs, denn die 24 Megapixel reizt es bei weitem nicht aus. Vielleicht hat Sony deshalb das Objektiv vor allem für Vlogger in den Fokus gerückt, denn die merken bei den 8,3 Megapixeln eines 4K-Videos nichts von den Auflösungsproblemen, mit denen sich Fotografen bei 24 Megapixeln "rumplagen" müssen. Auch die Farbsäume sind bei den im Vergleich zu Fotos niedrig auflösenden Videos noch weniger sichtbar, nur die wellenförmige Verzeichnung bleibt auch den Videografen erhalten. Der im Vergleich zum Kleinbild 1,6-fache Cropfaktor bei 16:9-Videoaufnahmen unter Ausnutzung der gesamten Sensorbreite, wie es die Alpha 6400 und ZV-E10 bei deaktiviertem digitalen Bildstabilisator unterstützen, sorgt übrigens beim E 10-18 mm für eine kleinbildäquivalente Brennweite von 16 bis 29 Millimeter.
Fazit
Das Sony E 10-18 mm F4 (SEL1018) ist ein schick designtes, attraktiv kompaktes und leichtes Ultraweitwinkelzoom das mit einem Marktpreis von rund 650 Euro auch nicht allzu teuer ausfällt. Allerdings ist das Objektiv teilweise auch mehr Schein als Sein, denn das Gehäuse sieht mit seiner dünnen Metallhülle zwar schick aus, ist aber längst nicht so robust. Unter der schicken Schale verbirgt sich ein weicher Kunststoffkern, Dichtungen als Wetterschutz fehlen gänzlich. Immerhin ist der Autofokus schnell und leise, wenn auch nicht immer zu 100 Prozent präzise. Sogar ein optischer Bildstabilisator ist verbaut, was für ein solches Zoom durchaus ungewöhnlich ist.
Die Bildqualität des Sony E 10-18 mm F4 (SEL1018) ist einem modernen 24-Megapixel-Sensor nicht mehr gewachsen. Zwar hat Sony die Randabdunklung und die Farbsäume gut im Griff, die wellenförmige Verzeichnung, die unabhängig der Auflösung auftritt, jedoch nicht. Fotografen sollten das Objektiv je nach Brennweite auf F8 abblenden, um den hohen Auflösungs-Randabfall bei kurzer Brennweite zu kompensieren. Beim Zoomen geht indes auch Auflösung im Bildzentrum flöten. Videografen, die bei 4K-Videos ohnehin nur 8,3 Megapixel verwenden, dürfte die Auflösung indes mehr als ausreichen.