Ultraweitwinkelzoom für das E-Mount-Vollfomat
Testbericht: Sony FE 16-35 F4 Vario-Tessar ZA OSS (SEL-1635Z)
2014-12-09 Auf der Photokina 2014 erweiterte Sony sein noch mageres Vollformat-Objektivprogramm für den E-Mount um das Ultraweitwinkelzoom FE 16-35 F4 Vario-Tessar ZA OSS. Es glänzt nicht nur mit seinem großen Bildwinkel, sondern auch mit einem optischen Bildstabilisator sowie dem Zeiss-Label, das für eine hohe Bildqualität garantieren soll. Knapp 1.350 Euro ruft Sony für das 16-35 auf, unser Test soll zeigen, ob das Geld sowohl bei der Bildqualität als auch bei der Verarbeitung, Ausstattung und Praxistauglichkeit gut angelegt ist. (Benjamin Kirchheim)
Mit dem neuen FE 16-35 F4 Vario-Tessar ZA OSS bietet Sony gerade einmal sieben Objektive für das relativ neue E-Mount-Vollformat an. Immerhin wird dabei nun ein Brennweitenbereich von 16 bis 200 Millimeter abgedeckt, wie beim 16-35 Vario Tessar allerdings nur mit einer Lichtstärke von F4. Ein Tribut, um die Bauform relativ kompakt zu halten. Bei einem Durchmesser von 7,7 Zentimeter und einer Länge von 9,8 Zentimeter bei einem Gewicht von rund 520 Gramm kann man von Kompaktheit eigentlich nicht sprechen. Damit wiegt das Objektiv rund 60 Gramm mehr als die Alpha 7R, an der wir das 16-35 testen konnten. Die Kombination bietet dennoch ein ausgewogenes Handling, einhändig lässt sich die Kombination leidlich gut halten, stützt die linke Hand das Objektiv, allein schon um den Zoomring zu bedienen, geht es deutlich besser. Über die Verarbeitungsqualität des Vario-Tessar kann man sich wahrlich nicht beklagen, denn es besteht großteils aus Metall. Dies betrifft den hinteren Gehäuseteil samt Bajonett sowie die Objektivfront mit Bajonett für die Streulichtblende und dem 72mm-Filtergewinde. Bei 35 Millimeter Brennweite ist das Objektiv von der Länge her am kürzesten, beim Zoomen auf 16 Millimeter fährt der Kunststofftubus mit 1,5 Zentimeter leicht aus.
Auch wenn das 16-35 schwerer als die Sony Alpha 7R ist, passt die Kombination vom Handling her gut zusammen. [Foto: MediaNord]
Bei 16 Millimeter Brennweite fährt das Zoom um rund 1,5 Zentimeter aus. Die Streulichtblende des 16-35 mm fällt naturgemäß sehr klein aus, um bei dem großen Bildwinkel das Bild nicht abzuschatten. [Foto: MediaNord]
Sowohl der Zoom- als auch der elektronische Fokusring bestehen aus geriffeltem Kunststoff, der Fokusring sitzt klassisch ganz vorne und ist etwas schmaler als der Zoomring gehalten. Der Fokusmotor arbeitet unhörbar im Inneren des Objektivs, die Frontlinse bewegt sich dabei nicht. Automatisch fokussiert wird flott und präzise, manuell helfen die Fokuslupe und das Fokuspeaking. Am elektronischen Fokusmechanismus nach dem Fly-by-Wire-Prinzip gibt es eigentlich nichts zu bemängeln, nur auf eine Fokusskala samt Schärfentiefeanzeige muss der Anwender verzichten; auch ein AF/MF-Schalter am Objektiv fehlt. Zum Lieferumfang gehört neben einem Schutzbeutel eine Streulichtblende, die hinten aus Metall und vorne aus Kunststoff besteht. Sie fällt angesichts des großen Bildwinkels recht kurz aus. Dank der effektiven T*-Vergütung spielen Streu- und Gegenlicht aber ohnehin eine untergeordnete Rolle, das Objektiv überträgt auch in solchen Extremsituationen satte Tiefenkontraste.
Zum Test der Bildqualität kam die Sony Alpha 7R als höchstauflösendes Modell zum Einsatz, sie bringt es immerhin auf 36 Megapixel, wodurch sich Objektivschwächen gnadenlos offenbaren. Als erstes fällt die kräftige Verzeichnung ins Auge, am kurzen Ende tonnenförmig, am langen Ende kissenförmig. Die Verzeichnungskorrektur in der Kamera ist aber auch defaultmäßig aus, man muss sie im Zweifel also erst manuell aktivieren, was aber naturgemäß etwas Bildwinkel und auch Randschärfe kostet. Des Weiteren ist im Weitwinkel bei Offenblende eine Randabdunklung zu beobachten – trotz aktivierter Korrektur. Zur Verteidigung sei aber anzumerken, dass sich diese bei dem großen Bildwinkel und den damit zusammenhängenden schrägen Randstrahlen auch kaum zu vermeiden ist, damit muss man also bei einem solch großen Bildwinkel einfach leben. Farbsäume hingegen konnten wir trotz der hohen Auflösung kaum ausmachen, hier greift die defaultmäßig aktivierte elektronische Korrektur also perfekt. Die Bildschärfe und Kontraste machen auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Zoomt man jedoch ins Bild hinein, so zeigen sich an beiden Brennweitenenden nicht mehr ganz so scharfe Bildecken, wobei im Weitwinkel ein Abblenden dagegen hilft. Von einem Bokeh kann man angesichts der kurzen Brennweite und niedrigen Lichtstärke eigentlich kaum sprechen. Arbeitet man im Nahbereich, die Mindestfokusdistanz geht für ein Ultraweitweinkelzoom mit 28 Zentimeter vollkommen in Ordnung, lässt sich aber durchaus ein verschwommener Hintergrund erzeugen, das Bokeh kann man dabei als Durchschnittlich bezeichnen, aber für das Freistellen ist das Objektiv ohnehin nicht gebaut.
Viele Metallteile, Innenfokus, und optischer Bildstabilisator: Von den Daten her macht das Sony FE 16-35 mm 4 Vario-Tessar ZA OSS einen guten Eindruck. [Foto: Sony]
Trotz seiner mäßigen Lichtstärke fällt das Sony FE 16-35 mm 4 Vario-Tessar ZA OSS mit über 500 Gramm Gewicht und fast zehn Zentimetern Länge bei 7,7 Zentimetern Durchmesser nicht gerade kompakt aus. [Foto: Sony]
Im Labortest zeigt das Objektiv eine ausreichende Bildschärfe von der Mitte bis zum Rand bei allen Blenden und Brennweiten, sofern man sich mit 20 mal 30 Zentimeter großen Abzügen beziehungsweise Ausdrucken begnügt. Chromatische Aberrationen konnten wir auch im Labor praktisch nicht feststellen, die Verzeichnung bestätigt sich ebenfalls (siehe Diagramm aus dem Labortest unten): am kurzen Brennweitenende sind es knapp zwei Prozent Tonnenform, viel störender wirken aber die zwei Prozent kissenförmige Verzeichnung am langen Brennweitenende. In der Mitte, bei 24 Millimeter, verzeichnet das Objektiv mit knapp 1,5 Prozent ebenfalls sichtbar kissenförmig. Mit Ausnahme der Offenblende bei kurzer Brennweite liegt die Randabdunklung bei rund einer halben Blendenstufe, jeweils mit sanftem Verlauf. Bei 16 Millimeter und F4 ist die Randabdunklung mit über einer Blendenstufe deutlicher sichtbar, besitzt aber ebenfalls einen gleichmäßigen Verlauf.
Ans Eingemachte geht es bei der Auflösungsmessung, wobei wir die Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast angeben, wo sich nicht nur die Unterschiede zwischen guten und schlechten Objektiven besser differenzieren, sondern dieser Kontrast ist für das Auge besser wahrnehmbar als die minimalen Kontraste bei der Grenzauflösung. Als höchste Auflösung insgesamt erreicht das FE 16-35 F4 Vario-Tessar ZA OSS bei 24 Millimeter und F8 im Bildzentrum 77 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm). Überhaupt ist die Auflösung bei mittlerer Brennweite am besten, zeigt aber einen deutlich messbaren Randabfall der Auflösung, ein Problem, mit dem das Objektiv insgesamt zu kämpfen hat. So liegt die Auflösung bei Offenblende im Weitwinkel bei 61 lp/mm im Zentrum und nur 31 lp/mm am Bildrand. Auf F8 abgeblendet zeigt das Objektiv aber mit 76 zu 65 lp/mm eine bessere Performance. Bei 24 Millimeter ist die Auflösung bei F4 mit 69 zu 57 lp/mm und bei F16 mit 71 zu 59 lp/mm am gleichmäßigsten, bei Offenblende ist der Randabfall also deutlich weniger ausgeprägt als im Weitwinkel, nimmt aber bei mittleren Blenden zu. Bei langer Brennweite ist der Randabfalls der Auflösung wiederum mit 68 zu 38 lp/mm recht hoch und wird erst bei F16 mit 68 zu 60 lp/mm spürbar besser.
Fazit Das Sony FE 16-35 F4 Vario-Tessar ZA OSS (SEL-1635Z) bietet für den Preis eine angemessene Verarbeitung und Ausstattung. Die Streulichtblende ist dabei, wobei Gegen- und Streulicht ohnehin kein großes Problem für das hoch vergütete Objektiv darstellt. Der Fokus arbeitet leise und präzise, auch der optische Bildstabilisator verrichtet lautlos seinen Dienst. Bei der Bildqualität glänzt das 16-35 mit guten Kontrasten und kaum messbaren Farbsäumen. Weniger schön ist hingegen die starke Verzeichnung, vor allem die Kissenform bei mittlerer und langer Brennweite. Die ließe sich eigentlich gut herausrechnen, was allerdings die größte Schwäche des Objektivs, die mangelnde Auflösung am Bildrand, nur noch verstärken würde. Im Bildzentrum hingegen löst das 16-35 sehr gut auf, selbst bei Offenblende.
Kurzbewertung
- Sehr hohe Auflösung im Bildzentrum, keine Farbsäume
- Metallsonnenblende und Schutzbeutel im Lieferumfang
- Schneller, leiser, interner Fokus
- Hochwertige Verarbeitung (Metall) mit gelungenem Design
- Eingebauter optischer Bildstabilisator
- Schlechte Auflösung am Bildrand
- Kein AF/MF-Schalter
- Hohe Verzeichnung
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.