Kompaktes Vollformat-Ultraweitwinkel

Testbericht: Sony FE 20 mm F1.8 G (SEL20F18G)

2020-02-25 Mit dem FE 20 mm F1.8 G (SEL20F18G) bietet Sony die bisher weitwinkelstärkste Festbrennweite für seine spiegellosen Vollformat-Systemkameras an. Wie bereits beim FE 24 mm F1.4 GM zeigt Sony, dass ein solches Objektiv an einer spiegellosen Systemkamera äußerst kompakt ausfallen kann. Das 20er ist sogar noch etwas kleiner, wenn auch lichtschwächer als das 24er. Vor allem aber hat Sony es in der G- statt der GM-Klasse eingeordnet, womit es 500 Euro günstiger ausfällt. Ob es dennoch eine hohe Bildqualität bietet, haben wir bereits getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Mit einer Länge von 8,5 und einem Durchmesser von 7,4 Zentimetern ist das Sony FE 20 mm F1.8 G angenehm kompakt, lässt sich aber dennoch gut zum Bedienen greifen, wenn es an einer Kamera der Alpha-7- oder Alpha-9-Klasse montiert ist. Knapp 375 Gramm bringt es auf die Waage; zusammen mit unserer Testkamera, einer Alpha 7R IV, wird die Marke von einem Kilogramm gesprengt. Das Gehäuse des Objektivs besteht aus einer Mischung von Metall und Kunststoff, wobei jedoch der Kunststoff etwas überwiegt. Er wirkt aber sehr hochwertig und gibt auch bei festem Anpacken nicht nach.

Am ehesten stört der Kunststoff beim 67mm-Filtergewinde, wodurch dieses bei der unvorsichtigen Verwendung von Metallfiltern beschädigt werden könnte. Das Bajonett und der Blendenring sowie ein Zierring vorne am Objektiv bestehen aus Metall. Das Bajonett wird von einer Gummilippe umschlossen, um das Eindringen von Staub und Spritzwasser zu verhindern. Überhaupt ist das gesamte Objektiv entsprechend abgedichtet, so dass es auch unter widrigen Aufnahmebedingungen eingesetzt werden kann. Zusätzlich wurde die Frontlinse mit einer schmutzabweisenden Fluorbeschichtung zur einfacheren Reinigung versehen.

Ausstattung und Bedienung

Mit zwei Einstellringen und zwei Schaltern sowie einem Knopf verfügt das Sony FE 20 mm F1.8 G für eine Festbrennweite über erstaunlich viele Bedienelemente. Ganz hinten sitzt der 1,3 Zentimeter breite Blendenring mit einer sieben Millimeter breiten, griffigen Riffelung. Im hinteren Teil des Rings befindet sich die gut ablesbare Blendenskala, die laut hör- und deutlich spürbar in Drittelschritten einrastet. Die rot markierte Automatikstellung rastet noch etwas strenger ein, besitzt aber keine separate Sicherung. Der Blendenring funktioniert aber ohnehin nur in der Zeitautomatik sowie im manuellen Belichtungsmodus. Etwas verwirrend ist dabei, dass die Automatikstellung des Rings nur bedeutet, dass die Blende von der Kamera über ein Einstellrad geregelt wird, aber eben nicht automatisch.

Für Videoaufnahmen ist ein so lauter Blendenring natürlich völlig unbrauchbar. Clevererweise lässt sich das Klicken aber abstellen, indem man den Schiebeschalter rechts unten am Objektiv in die Stellung "Off" bringt. Fortan läuft der Blendenring lautlos und stufenlos. Während die Kamera nur Drittelschritte anzeigt, läuft die Blende im Objektiv wirklich stufenlos. Beim anderen Schiebeschalter, der sich links am Objektiv befindet, handelt es sich um den AF-MF-Umschalter. Direkt darüber befindet sich eine Taste, die standardmäßig als Fokushaltetaste arbeitet. Hier lassen sich aber auch dutzende andere Funktionen via Kameramenü drauflegen.

Fokussierung

Die Autofokusgruppe im Objektiv ist frei beweglich gelagert, was man beim Schütteln des Objektivs im ausgeschalteten Zustand auch deutlich hört. Das sorgt nicht nur dafür, dass der von zwei XD-Linearmotoren angetriebene Autofokus im eingeschalteten Zustand völlig lautlos arbeitet, sondern auch, dass er rasend schnell reagiert, da kaum Reibungskräfte überwunden werden müssen, sondern lediglich die Massenträgheit. Vielleicht ist es dieser speziellen Bauweise geschuldet, dass sich die Naheinstellgrenze bei manuellem und Autofokus minimal unterscheiden. Während der Autofokus minimal auf 19 Zentimeter ab Sensorebene fokussieren kann, sind es bei manuellem Fokus 18 Zentimeter. Die Baulänge des Objektivs ändert sich dank der Innenfokussierung nicht, der Arbeitsabstand beträgt 10,2 Zentimeter weniger als die Naheinstellgrenze.

Schaltet man auf manuellen Fokus um, kommt der auf 1,7 Zentimetern Breite griffig gummierte und geriffelte Fokusring vorne am Objektiv zum Einsatz. Er arbeitet rein elektronisch und besitzt einen recht geringen mechanischen Widerstand. Er ist also recht leichtgängig, fühlt sich dabei aber angenehm an. Mit einer halben Umdrehung wird der gesamte Fokusbereich durchfahren, wobei ausschließlich das Livebild der Kamera samt Einblendungen über die Entfernungseinstellung informiert. Der Ring erlaubt eine sehr feinfühlige Fokussierung, wobei die eingeblendete Fokusskala nur sehr grob, minimal in Dezimetern, maximal in Metern, über die eingestellte Entfernung informiert. Am meisten helfen bei der manuellen Fokussierung aber die Lupenfunktion sowie das Fokuspeaking.

Sony gibt zwar eine minimale Fokusdistanz von 18 Zentimetern bei manuellem Fokus an, Wir konnten mit unserem Testobjektiv aber sogar auf bis zu 16,5 Zentimeter entfernte Motive fokussieren. Der Aufnahmeabstand betrug nur noch gut 6,5 Zentimeter. Aufgrund des großen Bildwinkels von 94 Grad diagonal beträgt das minimale Bildfeld trotzdem nur 13,5 mal neun Zentimeter, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:3,75 ergibt. Das ist für ein solches Ultraweitwinkel gar nicht schlecht und liegt sogar spürbar unter der "Werksangabe" von 1:4,55. Das erlaubt Nahaufnahmen mit sehr ungewöhnlichen Perspektiven beziehungsweise einer sehr deutlichen Größenverzerrung des Motivs im Vordergrund im Vergleich zum klein wirkenden Hintergrund.

Fortsetzung auf Seite 2

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