In der Praxis konnten wir sogar noch etwas näher fokussieren. Bei 24 Millimetern Brennweite haben wir 19,8 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise sechs Zentimeter ab Objektivfront gemessen. Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 13,9 mal 9,3 Zentimetern einfangen, was einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:3,9 entspricht. Bei 70 Millimetern Brennweite konnten wir bis auf 28,8 Zentimeter an die Sensorebene heran fokussieren, der Abstand des Motivs von der Objektivfront betrug dabei gut 11,7 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit zehn mal 6,7 Zentimetern gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von sogar 1;2,8 entspricht. Die Werte sind für ein so lichtstarkes Standardzoom durchaus beeindruckend.
Im Gegensatz zum Vorgängermodell verfügt das Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II über einen Blendenring, dessen Rastung sich zudem für Videoaufnahmen abschalten lässt. [Foto: MediaNord]
Im Gegensatz zum Vorgängermodell verfügt das Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II über einen Blendenring. Er befindet sich hinten am Objektiv und misst neun Millimeter in der Breite. Vier Millimeter davon sind für die nötige Griffigkeit geriffelt, auf der anderen Hälfte sind die ganzen Blendenstufen von F2,8 bis F22 kontrastreich weiß beschriftet und mit einer 1/3-Blendenstufen-Skala versehen. Der Blendenring rastet satt und verfügt zudem über eine Automatikstellung mit weiterem Einstellweg zu F22 und deutlichem Einrasten. So leicht verlässt man also die Automatikstellung nicht versehentlich. Damit das aber auch wirklich nicht passiert, gibt es auf der linken Seite des Objektivs einen mechanischen Schiebeschalter, der mit "Iris Lock" beschriftet ist. Wenn er aktiviert ist, bewegt sich der Blendenring nur im manuellen Bereich oder aber er ist fest auf Automatik gestellt – je nachdem, auf welcher Einstellung sich der Blendenring bei Aktivierung des Schalters befindet.
Automatikstellung ist aber eigentlich nicht ganz das richtige Wort für die "A-Stellung", denn nur im manuellen oder Zeitautomatikmodus hat das überhaupt eine Auswirkung. In der Blendenautomatik, Programmautomatik oder Vollautomatik übernimmt die Kamera unabhängig von der Einstellung des Blendenrings die Kontrolle über die tatsächliche Blendeneinstellung. Stellt man den Blendenring im manuellen oder Zeitautomatik-Modus auf Automatik, kann die Blende über ein Funktionsrad an der Kamera eingestellt werden, wird also nicht automatisch eingestellt.
Videografen dürfte der rechts unten angeordnete, mit "Click" beschriftete Schiebeschalter freuen: Stellt man ihn von "On" auf "Off", läuft der Blendenring stufenlos und ohne Rastung. Auch wenn die Kamera keine feineren Abstufungen als 1/3-Blendenstufen auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher anzeigt, arbeitet die Blendenöffnung völlig stufenlos. Auch störende Geräusche erzeugt der Mechanismus nicht.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II besteht aus 20 Linsen, die in 15 Gruppen angeordnet sind. Dabei kommen fünf asphärische Elemente zum Einsatz, bei zweien davon handelt es sich um extrem präzise XA (extreme aspherical) Elemente. Sie sollen Aberrationen auf ein Mindestmaß reduzieren und für eine bestmögliche Auflösung über den gesamten Zoom- und Blendenbereich sorgen. Zusätzlich sollen zwei ED- und zwei Super-ED-Glaselemente chromatische Aberrationen minimieren. Einen optischen Bildstabilisator gibt es dagegen nicht, denn der sitzt bei Sony ja im Kameragehäuse.
Die kreisförmige Blende setzt sich aus elf Lamellen (zwei mehr als bei der Vorgängergeneration) zusammen und soll für ein natürliches Bokeh sorgen. Das funktioniert in der Praxis eher so mittelmäßig. Die Unschärfekreise besitzen nämlich einen etwas helleren Rand, wodurch die Scheibchen nicht so schön ineinanderfließen. Erst im sehr unscharfen Bereich wird das Bokeh dann weicher. Farbsäume halten sich im Bokeh in Grenzen.
Zur Unterdrückung von Reflexionen und Geisterbildern setzt Sony seine Nano AR II (Anti Reflection) Vergütung ein. Sie verrichtet wunderbar ihren Dienst. Selbst im Gegenlicht bleiben die Kontraste erhalten. Allerdings zeigen sich je nach Winkel der Lichtquelle durchaus sichtbare Blendenreflexe und sogar leichte Flares – manche werden das mögen, andere weniger. Fans von Sternen/Strahlen rund um punktuelle Lichtquellen kommen zumindest im Weitwinkel etwas auf ihre Kosten. Hier zeigt sich stark abgeblendet (F22) ein sichtbarer, wenn auch nicht allzu stark ausgeprägter Stern mit sehr vielen Strahlen.
Mit weniger als einer viertel Drehung wird das Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II von 24 auf 70 Millimeter gezoomt, wobei der Tubus um 3,4 Zentimeter ausfährt. [Foto: MediaNord]
Im Testlabor an der Sony Alpha 7R IV zeigt das FE 24-70 mm F2.8 GM II nur bei 24 Millimetern und Offenblende eine leicht sichtbare Randabdunklung von 0,8 Blendenstufen. Beim Zoomen und/oder Abblenden geht diese auf 0,2 bis 0,4 Blendenstufen zurück und spielt damit praktisch keine Rolle mehr. Aber auch bei ihrer stärksten Ausprägung ist der Verlauf des Helligkeitsabfalls so sanft, dass er nicht unangenehm auffällt.
Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind zwar im Mittel bei allen Brennweiten gering, können jedoch vor allem am Bildrand im Maximum eine etwas stärkere Ausprägung erreichen und werden dann leicht sichtbar, vor allem bei maximaler Brennweite. Auch die Verzeichnung spielt eine nennenswerte Rolle (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Sie bleibt im Weitwinkel aber immerhin unter zwei Prozent Tonnenform. Bei mittlerer Brennweite beträgt die Verzeichnung knapp unter 1,5 Prozent Kissenform, in Telestellung etwas über 1,5 Prozent. Das ist im Vergleich zur Tonnenform subjektiv sogar etwas sichtbarer. Wer möchte, kann aber die elektronische Verzeichnungskorrektur aktivieren, denn diese ist defaultmäßig ausgeschaltet. Für ein 24-70mm-Zoom hält sich die Verzeichnung insgesamt in Grenzen.
Die 61 Megapixel des Vollformatsensors der Sony Alpha 7R IV sind für Objektive eine Herausforderung, erst recht für ein Zoomobjektiv wie das FE 24-70 mm F2.8 GM II. Doch dies meistert diese Disziplin hervorragend: Bei allen Brennweiten wird die Marke von 100 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast geknackt. Im Weitwinkel bei F4, bei mittlerer Brennweite von F4 bis F8 und im Tele bei F5,6. Die Maximalauflösung beträgt sogar knapp 105 lp/mm und wird im Weitwinkel bei F4 erreicht. Aber auch bei Offenblende beträgt die Auflösung je nach Brennweite knapp unter 100 lp/mm beziehungsweise etwas unter 90 lp/mm (in Telestellung). Im Bereich von F2,8 bis F11 wird bei allen Blenden und Brennweiten eine Auflösung von mindestens 86 lp/mm im Bildzentrum erreicht – und das will schon was heißen.
Am Bildrand sieht die Sache schon nicht mehr ganz so rosig aus. Zwar liegt die Auflösung hier durchgängig bei immerhin über 50 lp/mm, aber der relative Randabfall erreicht bis zu fast 50 Prozent. Die höchste Randauflösung erreicht das Objektiv bei mittlerer Brennweite. Auf F5,6 abgeblendet sind bis zu knapp 77 lp/mm möglich. Der Randabfall beträgt aber immer noch knapp über 25 Prozent. Im Weitwinkel werden am Bildrand maximal 66 lp/mm erreicht, aber dafür muss man schon auf F11 abblenden. Insgesamt am niedrigsten ist die Randauflösung in Telestellung mit 62 lp/mm, die zudem erst bei F16 erreicht werden. Ansonsten sind es stets gut unter 60 lp/mm im Tele. Wer Fotos mit möglichst hoher und gleichmäßiger Auflösung aufnehmen möchte, muss im Weitwinkel auf F5,6 bis F8 abblenden, aber mit über einem Drittel Randabfall leben. Bei mittlerer Brennweite sind ebenfalls F5,6 bis F8 empfehlenswert, hier beträgt der Randabfall knapp über 25 Prozent und insgesamt ist die Auflösung hier am höchsten.
Fazit
Beim Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II haben die Ingenieure deutlich andere Schwerpunkte gesetzt als noch bei der Vorgängergeneration. So wurde das hochwertige Metallgehäuse zugunsten eines deutlich leichteren Kunststoffgehäuses geopfert. Aber auch in die deutlich bessere Ausstattung mit mehr Bedienelementen, darunter der Blendenring samt De-Click-Funktion und Verriegelung sowie die Friktionseinstellung für den Zoomring, wurde investiert, was sich in der Praxis angenehm bemerkbar macht. Vor allem Videografen profitieren davon, ohne dass Fotografen Nachteile erfahren würden. Auch die aufwendige optische Konstruktion hat sich gelohnt, denn die Auflösung ist vor allem im Bildzentrum hoch, was auch auf die Gegenlicht-Kontraste zutrifft. Jedoch ist die Bildqualität nicht perfekt, leichte Abstriche muss man beispielsweise beim Bokeh und der Verzeichnung machen. Am schwierigsten zeigt sich aber wie so oft bei derartigen Zooms die Randauflösung, vor allem an einer besonders hochauflösenden Kamera wie der Alpha 7R IV mit ihren 61 Megapixeln.