Niedrigpreisiges 50mm-Objektiv
Testbericht: Sony FE 50 mm F1.8 (SEL-50F18F)
2017-12-07 Über mangelnde Auswahl an 50mm-Objektiven kann man sich im Sony-E-System wahrlich nicht beschweren. Zwar gibt es nur ein auf APS-C optimiertes 50er, aber dafür gleich vier FE-Objektive: Neben dem hier getesteten 50 mm F1.8 gibt es auch ein lichtstärkeres mit F1,4 (Test demnächst), ein 2,8er Makro (Test ebenfalls demnächst) sowie das 55 mm F1.8 (Test siehe weiterführende Links). Im Test an der Sony Alpha 7R II untersuchen wir die Leistung des günstigen 50er, vielleicht entpuppt es sich ja als Geheimtipp? (Benjamin Kirchheim)
Das Kunststoffgehäuse und die einfache Konstruktion machen das Sony FE 50 mm F1.8 (SEL-50F18F) zu einem mit unter 200 Gramm äußerst leichten Objektiv. [Foto: Sony]
Nur knapp 270 Euro (Straßenpreis) kostet das Sony FE 50 mm F1.8 (SEL-50F18F), das ist gerade mal ein Fünftel vom teuersten Sony-50er, dem FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T*, das wir demnächst ebenfalls testen werden. Mit von uns gewogenen 166 Gramm (Sony gibt 186 Gramm im Datenblatt an) handelt es sich um ein äußerst leichtes Objektiv, das mit einer Länge von sechs und einem Durchmesser von knapp sieben Zentimetern für ein Vollformatobjektiv zudem sehr kompakt ausfällt.
Die Kehrseite der Medaille ist die mit fünf Gruppen und sechs Linsen äußerst einfache Konstruktion, zudem besteht das Gehäuse fast vollständig aus Kunststoff. So vermittelt das Größen-Gewichtsverhältnis einen billigen Eindruck. Außerdem klappert das Objektiv beim Schütteln, obwohl kein Bildstabilisator verbaut ist. Immerhin besteht das Bajonett aus Metall und auch der Ring zwischen Sonnenblendenbajonett und Fokusring besteht aus Metall. Außerdem legt Sony die Streulichtblende mit in den Karton, versucht also nicht, hier mit einem Zubehörteil extra Geld zu scheffeln. Dass man für den Preis nicht auch noch eine Tasche oder einen Schutzbeutel erwarten kann, ist klar.
Ausstattung
Das geringe Gewicht hat natürlich den Vorteil, dass das Objektiv zusammen mit der über 600 Gramm schweren Alpha 7R II, die wir zum Test verwendeten, weniger als 800 Gramm auf die Waage bringt. Zudem wirkt es von der Größe her sehr stimmig an der Kamera, auch die Gewichtsverteilung ist sehr gut, da der Schwerpunkt bei der Kamera liegt. Das erlaubt problemlos das Fotografieren aus der Hüfte, zur Not sogar einhändig. Dass dem Objektiv ein optischer Bildstabilisator fehlt, dürfte nur Besitzer älterer Alpha-7-Modelle, nämlich denen der ersten Generation, stören, denn die hatten noch keinen Sensor-Shift-Stabilisator verbaut.
Außer dem breiten Fokusring gibt es am Sony FE 50 mm F1.8 (SEL-50F18F) keinerlei Bedienelemente. Kein Fokusschalter, kein Funktionsknopf und einen Bildstabilisator hat es schon gar nicht. [Foto: Sony]
Unschön wird es jedoch, sobald die Fokussierung beginnt. Unerwartet laut macht sich der Fokusmotor ans Werk, man hört regelrecht die Mechanik – und man sieht sie auch. Der Fronttubus fährt beim Fokussieren vor und zurück. Das ist nicht nur Technik von gestern, sondern auch langsam. Immerhin dreht sich die Frontlinse nicht, sodass sich problemlos Polfilter im 49mm-Gewinde verwenden lassen. Trotz der einfachen Fokustechnik ist der manuelle Fokusring nicht mechanisch gekoppelt, sondern arbeitet elektronisch. Dadurch fehlt zwar eine Schärfeskala, aber die Fokussierung kann äußerst feinfühlig gesteuert werden. Zwar ist der zwei Zentimeter breite Fokusring nicht gummiert, die feine Riffelung macht ihn jedoch sehr griffig. Mit Hilfe der Fokuslupe kann man wunderbar manuell fokussieren. Weitere Bedienelemente oder Features bietet das Objektiv nicht: Kein Fokusschalter und auch kein Funktionsknopf sind zu finden. Die Naheinstellgrenze liegt zwar bei lediglich 45 Zentimetern, das erlaubt dennoch nur einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:7,1. Besondere Vergrößerungen von Details sind also nicht möglich.
Bildqualität
Erstaunlich gut zeigt sich hingegen die Bildqualität. Bei Gegenlicht bleiben die Kontraste hoch, auch wenn mitunter leichte Überstrahlungen oder Blendenreflexe auftreten – das jedoch nur bei wirklich krassem Gegenlicht mit hellen Leuchtquellen im Bildfeld. Auch das Bokeh ist überraschend weich. Freistelleffekte sind angesichts der großen Blendenöffnung überhaupt kein Problem. Die Unschärfekreise zeigen nur eine leicht hellere Kante. Was jedoch bei stärkeren Kontrasten auffällt, sind leichte Farbsäume im Unschärfebereich mit unterschiedlicher Farbe, abhängig davon, ob sich die Unschärfe vor oder hinter der Fokusebene befindet. Diese sogenannten Bokeh-CAs stören aber nur bei stärkeren Vergrößerungen.
Beim Autofokus setzt das Sony FE 50 mm 1.8 auf alte Technik: Die Frontlinse fährt vom hörbaren Motor angetrieben vor und zurück. Das ist weder dezent, noch schnell. [Foto: MediaNord]
Im Labortest an der Alpha 7R II zeigt das Sony FE 50 mm F1.8 erstaunlicherweise nur minimale optische Fehler. Trotz der einfachen Konstruktion mit nur einem asphärischen Element treten praktisch keine Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen auf. Auch eine Verzeichnung ist kaum messbar und die Randabdunklung gering. Sie beträgt selbst bei Offenblende lediglich 0,8 Blendenstufen, und das mit einem sanften Verlauf. Ab F2,8 beträgt die Randabdunklung nur noch 0,3 bis 0,4 Blendenstufen und ist damit vernachlässigbar.
Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kontrast offenbart jedoch die eine oder andere Schwäche (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). So ist das 50er bei Offenblende mit 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) angesichts des hochauflösenden Bildsensors etwas weich, am Bildrand sind es sogar nur 40 lp/mm. Für einen 16 oder 20 Megapixel auflösenden Sensor wären das hingegen gute Auflösungswerte, um das mal in Relation zu setzen. Ab F2,8 zieht die Auflösung im Bildzentrum deutlich an und erreicht weit über 70 lp/mm. Ab F4 legt dann auch die Randauflösung mit einem Sprung auf über 65 lp/mm deutlich zu, im Bereich von F5,6 bis F8 sind es sogar deutlich über 70 lp/mm am Bildrand und fast 80 lp/mm im Bildzentrum. Für Landschaftsfotografie also eine fantastische Auflösung angesichts des geringen Preises. Ab F11 macht sich die Beugung bemerkbar, doch selbst bei F16 löst das Objektiv besser auf als bei F1,8, denn sowohl im Bildzentrum als auch am Bildrand sind es über 60 lp/mm.
Das Sony FE 50 mm 1.8 weiß vor allem mit seiner Kompaktheit, aber auch dem günstigen Preis und der (zugegebenermaßen abgeblendet) guten Bildqualität zu überzeugen. [Foto: MediaNord]
Fazit
Den niedrigen Preis merkt man dem Sony FE 50 mm F1.8 (SEL-50F18F) vor allem bei der einfachen Verarbeitung und dem veralteten Fokusprinzip an. Angesichts des hörbaren Fokusmotors kann man das Objektiv beispielsweise keinem Videografen empfehlen. Fotografen mit schmalem Geldbeutel oder solchen, die nicht gerne schwer schleppen, kann man das Objektiv aber durchaus empfehlen. Vor allem abgeblendet bietet es eine beachtliche Bildqualität, die sich nicht hinter teuren Objektiven verstecken muss. Nur bei Offenblende muss man mit Einbußen bei der Auflösung leben. Freistelleffekte sind kein Problem, auch wenn leichte Farbsäume im Unschärfebereich etwas stören können. Andere optische Fehler hat Sony hingegen erstaunlich gut im Griff. In der Schärfeebene stören weder Verzeichnung noch Farbsäume und die Randabdunklung ist gering. Für das Geld bekommt man also ein ordentliches Objektiv, auch wenn es sich nicht als ausgesprochener Geheimtipp entpuppt, dafür ist die Offenblendleistung zu schwach.
Kurzbewertung
- Kompakt und leicht
- Nur minimale optische Fehler
- Äußerst günstiger Preis
- Durchaus ansehnliches Bokeh
- Muss für hohe Auflösung abgeblendet werden
- Billige (Plastik-) Verarbeitung
- Lauter, langsamer Frontlinsen-Autofokus
- Leichtes Bokeh-CA
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.