Preiskracher-Festbrennweite
Testbericht: Tamron 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 (051)
2021-09-29 In diesem Testbericht nehmen wir uns das zweite Objektiv des 2019 vorgestellten Objektivtrios von Tamron, das 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 (051), zur Brust und prüfen, ob es die gleichen Stärken und Schwächen wie das vor kurzem von uns getestete Tamron 20 mm F2,8 Di III OSD M1:2 (050) mit sich bringt oder ob es seine Sache durch die Bank besser macht. Dabei gehen wir auf die Laborergebnisse ebenso ein, wie auf den Einsatz in der fotografischen Praxis. (Harm-Diercks Gronewold)
Tamron 24 mm F2.8 Di III OSD M1:2 (F051). [Foto: MediaNord]
Nach dem Testbericht des 20 mm F2,8 Di III OSD M1:2 folgt hier der Test des Tamron 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 und etwas später folgt noch der Test des Tamron 35 mm F2,8 Di III OSD M1:2. Da das Trio sich in Bezug auf Ausstattung, Verarbeitung und Abmessungen sehr ähnelt, sind einige Passagen der drei Testberichte identisch.
Das Tamron 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 bildet mit dem 20 mm F2,8 Di III OSD M1:2 und dem 35 mm F2,8 Di III OSD M1:2 ein Trio. Alle drei Objektive teilen sich bis auf die Brennweite nämlich das gleiche Gehäuse. Zudem sind alle drei für Vollformatkameras mit Sony-E-Bajonett vorgesehen. Darüber hinaus hat jedes Objektiv des Trios dieselbe unverbindliche Preisempfehlung von knapp 550 Euro. Die Straßenpreise liegen jedoch teilweise um mehr als die Hälfte darunter. Während das 20 mm mit Preisen ab ca. 280 Euro am teuersten ist, kosten das 24er und 35er bei einigen Händlern sogar weniger als 200 Euro.
Das Di III auf dem Tamron 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 bedeutet, dass es sich um die dritte Generation des "Digitally integrated design" handelt und dass diese auf spiegellose Systemkameras abgestimmt sind. Das zweite Kürzel in der Objektivbezeichnung ist "OSD" und diese bezeichnet den Autofokus-Antrieb. Dieser "Optimized Silent Drive" soll leise, präzise und schnell sein.
Das Gehäuse besteht aus einem mattiertem Kunststoff, der sich nicht sonderlich hochwertig anfühlt. Das Bajonett des Tamron 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 ist aus Metall gefertigt. Mit etwa 214 Gramm ist das Objektiv angenehm leicht und auch die Länge von 64 Millimetern bei einem Durchmesser von 73 Millimeter geht in Ordnung.
Ausstattung
Das Tamron 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 bietet dem Fotografen einen Fokusring als Bedienelement. Dieser besteht aus geriffeltem Kunststoff, lässt aber eine Gummierung vermissen. Immerhin bietet er genug Traktion, ist aber wegen der Materialfestigkeit bei der Reinigung durchaus problematisch. Eine kleine Gummilippe am Objektivbajonett verrät, dass ein Staub- und Spritzwasserschutz besteht. Allerdings wird dieser nicht gewährleistet.
Im Inneren des 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 arbeiten zehn Linsen in neun Gruppen. Darunter asphärische Linsen und Linsen aus Spezialglas mit geringem Brechindex. Der Einsatz dieser Sonderlinsen soll Farbsäume verringern und eine hohe Auflösung bis an den Bildrand gewährleisten. Wie gut das funktioniert, verraten wir im Abschnitt "Bildqualität" dieses Tests.
Um Innenreflexionen wie Blendenflecken und Streulichtprobleme zu vermeiden, sind die Linsen mit der BBAR-Vergütung versehen (Broad Band Anti Reflection). Streulicht, das im sehr spitzen Winkel in auf die Frontlinse trifft, erzeugt in der Praxis Innenreflektionen, die sich als kleine Blendenflecke (Lens Flares) zeigen. Auch sind Kontrastreduktion in Richtung der Lichtquelle zu beobachten. Allerdings muss der Winkel, in dem das Licht einfällt, schon sehr spitz sein, damit das passiert. Die mitgelieferte Kunststoff-Streulichtblende verhindert diese Probleme nicht immer, beispielsweise dann nicht, wenn der Winkel zu spitz ist. Außerdem bietet sie einen gewissen “Stoßschutz”.
Rein optisch macht das Tamron 24 mm F2.8 Di III OSD M1:2 (F051) an der Sony Alpha 7R III eine gute Figur und kann auch bezüglich seiner Bildqualität überzeugen. [Foto: MediaNord]
Am vorderen Ende des Objektivs sind ein 67 Millimeter großes Filtergewinde und ein Kunststoffbajonett für die Streulichtblende zu finden. Beide drehen sich bei der Fokussierung nicht mit, so dass Polfilter und auch Rechteckfilter eingesetzt werden können. Trotz des großen Bildwinkels von etwas mehr als 84 Grad diagonal hat man für die Montage von Filtern einiges an Platz, was vor allem am recht kleinen Linsendurchmesser liegt. Denn vom 60 Millimeter großen Innendurchmesser entfallen gerade einmal 27 Millimeter auf die eigentliche Linse.
Zur Fokussierung kommt, wie bereits eingangs erwähnt, ein Optimized Silent Drive (OSD) zum Einsatz. Dieser soll laut Hersteller Präzision, Geschwindigkeit und geringes Betriebsgeräusch vereinen. Während des praktischen Tests haben wir nichts Gegenteiliges feststellen können. Auch wenn der Motor grundsätzlich leise ist, kommt es während der Fokussierung immer wieder zu einem mechanischen Klicken im Objektiv. Dieses lässt sich zwar minimieren, indem man den Vor-AF in der Kamera deaktiviert, aber ganz beseitigen lässt es sich nur im manuellen Fokusmodus. Das Klicken ist nicht spezifisch für das 20 mm, 24 mm und 35 mm Objektivtrio Tamron. Es wirkt jedoch lauter als beispielsweise beim Tamron 70-180 mm 2.8 Di III VXD (A056SF).
Wird die Fokussierung manuell durchgeführt, arbeitet der Fokusring nicht linear. Das bedeutet, dass die Drehgeschwindigkeit des Fokusrings darüber entscheidet, wie groß die zurückgelegte Fokusdistanz ist. Das ist ein von Fotografen sehr geschätztes Ausstattungsmerkmal. Videografen bevorzugen hingegen eher die lineare Fokussierung, die unabhängig von der Drehgeschwindigkeit die Fokusdistanz verstellt.
Der minimale Aufnahmeabstand des 24 mm F2,8 Di III OSD M1:2 liegt bei zwölf Zentimetern von der Sensorebene gemessen. Ab Objektivfront sind es sogar nur vier Zentimeter. Das minimale Bildfeld ist dabei etwa 70 Millimeter breit, was einem 0,53-fachen Vergrößerungsfaktor beziehungsweise einem Abbildungsmaßstab von minimal mehr als 1:2 entspricht. Tamron liefert also ziemlich exakt das, was versprochen wurde. Das Objektiv eignet sich somit grundsätzlich für Makro-Aufnahmen. Allerdings befindet man sich, wie schon beim 20 mm, so dicht am Motiv, dass es zu Abschattungen durch Kamera und Objektiv kommt. Man muss sich also etwas einfallen lassen, um Licht aufs Motiv zu bekommen.
Interessant bei der Objektivkonstruktion ist, dass sich die Länge des Objektivs nicht ändert, die Frontlinse sich beim Fokussieren aber trotzdem vor und zurück bewegt. Das Gehäuse wurde einfach etwas länger konzipiert, als es für den maximalen Fokusweg notwendig ist. Deswegen haben alle drei Objektive des Trios auch die gleiche Länge und denselben Durchmesser.
Fortsetzung auf Seite 2
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