Preisgünstiges, lichtstarkes Standardzoom
Testbericht: Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063S)
2022-02-06 Im Mittelpunkt dieses Testberichts steht das 2021 angekündigte Vollformat-Standard-Zoom der zweiten Generation 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 von Tamron. Das für spiegellose Vollformatkameras mit Sony-E-Bajonett gerechnete Objektiv verfügt über eine durchgängige Lichtstärke und erstmals über eine USB-C-Schnittstelle. Sowohl in unserem praktischen Test als auch in unserem Testlabor musste es zeigen, zeigen was es kann. (Harm-Diercks Gronewold)
Die zweite Generation des Tamron 28-75 mm F2,8 Di III VXD G2 (A063S) besitzt einen verbesserten optischen Aufbau und eine USB-C-Schnittstelle. [Foto: Tamron]
Das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063S) ist der Nachfolger des 28-75 mm F2.8 Di III RXD (A036). Die Entwicklung wurde 2019 angekündigt. Im August 2021 wurde das voraussichtliche Lieferdatum mit Ende 2021 etwas konkreter. Wir konnten tatsächlich Ende 2021 ein Testexemplar akquirieren. Das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063S) ist ausschließlich mit Sony-E-Bajonett erhältlich und hat eine unverbindliche Preisempfehlung von etwa 1.250 Euro, ist aber im Handel für weniger als 1.000 Euro zu haben (Stand 01/2022). Zum Lieferumfang des Zooms gehören neben einer Kunststoff-Streulichtblende auch der obligatorische Frontlinsendeckel sowie eine Bajonettabdeckung.
Ergonomie und Verarbeitung
Das Gehäuse des Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 ist bei kürzester Brennweite 12,3 Zentimeter lang und wird beim Zoomen auf die maximale Brennweite bis zu 14,1 Zentimeter lang. An der dicksten Stelle misst es etwa 7,6 Zentimeter im Durchmesser. Das Filtergewinde misst 67 Millimeter und besteht genauso wie das Außenbajonett für die Streulichtblende aus Kunststoff. Mit 540 Gramm ist das 28-75 mm zwar kein ausgesprochenes Schwergewicht, aber auch nicht gerade zart.
Die Verarbeitung des Kunststoffgehäuses ist sauber, die Spaltmaße sind gleichmäßig. Die Einstellringe laufen gleichmäßig und im Fall des "Fokusrings" lautlos. Lediglich der Zoomring gibt ein mechanisches Geräusch von sich, was bei den verwendeten Kunststofftuben im Objektiv nicht ungewöhnlich ist. Das Bajonett des 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 besteht aus Metall und besitzt eine kleine Gummilippe zum Schutz vor Spritzwasser und Staub an der Nahtstelle zur Kamera. Eine echten Spritzwasser und Staubschutz besitzt das Objektiv allerdings nicht.
Insgesamt gibt es drei Bedienelemente am Tamron 28-75 mm F2.8. Zu den zwei Drehringen gesellt sich noch eine Funktionstaste. Der kleinere der beiden Ringe ist etwa 15 Millimeter breit und besitzt keine Gummierung. Das ist für die Traktion zwar nicht so gut, aber immerhin ist eine "Riffelung" vorhanden. Dieser Ring hat keine direkte Kopplung zur Mechanik im Objektivs, er ist lediglich ein Impulsgenerator, der elektrische Signale erzeugt. Diese werden dann von der Kameraelektronik interpretiert und an das Objektiv zurückgeschickt. In der Standardeinstellung sind es die Steuerungsinformationen für den manuellen Fokus, die der der Ring erzeugt. Dank des Tamron Lens Utilities kann der Ring aber auch so konfiguriert werden, dass er die Blende der Kamera manuell steuert (siehe weiterführende Links).
An der an der Sony Alpha 7R III sieht das Tamron 28-75 mm F2,8 Di III VXD G2 (A063S) passend aus und wirkt nicht zu klotzig. [Foto: MediaNord]
Der Zoomring zur Verstellung der Brennweite ist knapp 40 Millimeter breit und mit einer etwa 30 Millimeter breiten Gummierung versehen. Diese ist angenehm anzufassen und bietet ordentlich Traktion. Eine Brennweiten-Skala gibt es ebenfalls, sie besitzt Markierungen bei 28, 35, 50 und 75 Millimeter. Die Kamera selbst zeigt die exakte Brennweite jedoch nicht an.
Ausstattung
Das ungewöhnlichste Ausstattungsmerkmal des Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 ist mit ziemlicher Sicherheit die USB-C-Schnittstelle. Mit dieser kann das Objektiv nämlich über die kostenlose Software "Tamron Lens Utility" nach eigenen Wünschen konfiguriert werden. So lässt sich der Fokusmodus beispielsweise so anpassen, dass er sich für Videoaufnahmen zwischen zwei vordefinierten Fokuspunkten bewegt. Zudem kann der Fokusring von nicht linearer zu linearer Reaktion umgestellt werden. Wie genau das funktioniert, erklären wir in einem separaten Fototipp, den wir unten verlinkt haben.
Leider ist die USB-C-Schnittstelle offen. Sie ist zwar mit ziemlicher Sicherheit vergossen, um die Elektronik im Inneren vor Feuchtigkeit zu schützen, aber Dreck kann dennoch problemlos hineingelangen. Immerhin sitzt die Buchse auf der Objektiv-Unterseite, was einen gewissen Schutz bietet.
Der Autofokus wird von einem linearen Motor mit hohem Drehmoment und geringer Geräuschentwicklung angetrieben. Tamron nennt diesen Voice-coil eXtreme-torque Drive oder kurz VXD. Im praktischen Test zeigte sich der Autofokus von der schnellen und leisen Seite. Auch bei den Verfolgungsfunktionen der Testkamera gab es in der Kombination mit dem Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 nichts zu beanstanden.
Dank der Innenfokussierung ändert sich die Baulänge des 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 beim Scharfstellen nicht. Auch die Frontlinse sowie das Filtergewinde drehen sich dadurch bei der Fokussierung nicht mit. Das ist Ideal für den Einsatz von Polfiltern und Grauverlaufsfiltern. Außerdem ist die empfindliche Fokus-Einheit besser vor mechanischen Einflüssen geschützt.
Das Tamron 28-75 mm F2,8 Di III VXD G2 (A063S) ist kompakt, gradlinig und griffig. [Foto: Tamron]
In der Standardeinstellung arbeitet die manuelle Fokussierung nicht linear, so dass die Drehgeschwindigkeit bestimmt, wie stark sich der Fokusabstand ändert. Dank des Tamron Lens Utilitys lässt sich das aber zu linearer Fokussierung ändern. Dabei bestimmt nur der Drehwinkel über die Änderung des Fokusabstands. Dabei lässt sich via Tamron Lens Utility zusätzlich der nötige Drehwinkel anpassen. So kommen Sony-Besitzer, die gerne professionelle Fotos und Videos machen wollen, zu individualisierten Fokus-Verhaltensweisen.
Als Naheinstellgrenze gibt Tamron 18 Zentimeter bei 28 Millimeter Brennweite und 38 Zentimeter bei 75 Millimetern Brennweite an. Der Nahabstand ist also im Weitwinkel und Telebereich des Objektivs unterschiedlich. Am dichtesten kann man im Weitwinkel ans Objekt, nämlich bis auf gemessene 4,4 Zentimeter von der Frontlinse, was etwa 18 Zentimeter von Sensorebene entspricht. Dabei haben wir einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2,6 erreicht, was einer 0,39-fachen Vergrößerung entspricht. Das ist minimal besser als der Abbildungsmaßstab von 1:2,7, den Tamron im eigenen Datenblatt angibt.
Im Tele verlängert sich die Naheinstellgrenze auf gemessene 36 Zentimeter von der Sensorebene beziehungsweise 20 Zentimeter von der Frontlinse. Damit haben wir einen Abbildungsmaßstab etwa 1:3,6 (0,28-fach) erreicht, was ebenfalls etwas besser ist als die 1:4,1, die Tamron im Datenblatt angibt. Während der Mindestabstand im Telebereich groß genug ist, um eine einfache Beleuchtung des Motivs zu ermöglichen, muss man bei den 4,4 Zentimetern im Weitwinkel schon etwas tricksen, da Kamera und Objektiv durchaus das Motiv abschatten können.
Fortsetzung auf Seite 2
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