Lichtstarkes Normalobjektiv
Testbericht: Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD (F013)
2016-01-29 Mit dem SP 35 mm F1.8 Di VC USD (F012) und dem SP 45 mm F1.8 Di VC USD (F013) bietet Tamron zwei neue lichtstarke Festbrennweiten mit Canon- und Nikon-Anschluss an. Damit nimmt Tamron neben den bisherigen Makroobjektiven auch hochwertige, lichtstarke Festbrennweiten in sein Programm auf. Das Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD (F013) entspricht einem (etwas weiten) Normalobjektiv, eignet sich also für viele Motivwelten. Im Labortest an der Canon EOS 5DS R muss das Tamron 45 mm zeigen, was in ihm steckt. (Benjamin Kirchheim)
Das Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD besitzt zwar ein recht voluminöses, dafür aber auch sehr robust wirkendes Gehäuse, das sogar über einen Spritzwasser- und Staubschutz verfügt. [Foto: Tamron]
Mit Abmessungen von fast acht Zentimetern im Durchmesser und über neun Zentimetern fällt das Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD (F013) schon recht wuchtig aus, was vom 550 Gramm schweren Gewicht unterstrichen wird. Dafür ist das Gehäuse auch recht massiv gebaut. Im hinteren Teil des Tubus' kommt Metall zum Einsatz. In diesem Bereich wirkt das Objektiv absolut stabil und gibt auch kräftigem Drücken nicht nach. Der gummierte und geriffelte Fokusring fällt äußerst griffig aus. Der vordere Teil mit Streulichtblendenbajonett und 67mm-Filtergewinde hingegen besteht aus Kunststoff. Dichtungen am Bajonett und Objektiv sollen Spritzwasser und Staub fernhalten. Übrigens gehört die tulpenförmige Streulichtblende, die sich zum Transport auch verkehrt herum ansetzen lässt, im Gegensatz zu einer Schutztasche, zum Lieferumfang.
Beim Fokussieren bleibt die Frontlinse fest an ihrem Platz, während sich die Hinterlinse bewegt. Es handelt sich also um eine Innenfokussierung mittels Hinterlinsenfokussierung. Bis auf 29 Zentimeter, gemessen ab Sensorebene, kann man sich dem Motiv nähern. Das entspricht etwa 15 Zentimetern ab Objektivvorderkante. Die Naheinstellgrenze ermöglicht einen guten Abbildungsmaßstab von 1:3,4. Damit lässt sich ein zwölf mal acht Zentimeter kleines Motiv formatfüllend abbilden. Die automatische Fokussierung erfolgt schnell, leise und zuverlässig. Der breite Fokusring dreht sich dabei nicht mit, es kann sogar jederzeit manuell nachgeregelt werden. Einer der beiden Schalter am Objektiv erlaubt die Deaktivierung des Autofokus. Mit Hilfe des manuellen Fokusrings lässt sich der gesamte Fokusbereich mit einer halben Umdrehung durchfahren. Im Bereich von 29 Zentimeter bis zwei Meter kann damit präzise manuell fokussiert werden. Für den Bereich von zwei Meter bis unendlich verbleibt hingegen nur noch ein winziger Dreh, hier ist aufgrund der höheren Schärfentiefe allerdings auch kein so genaues Einstellen mehr erforderlich.
Der praktische Bildstabilisator sorgt im Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD dafür, dass man auch etwas längere Belichtungszeiten als 1/50 Sekunde aus der Hand halten kann, ohne dass das Bild verwackelt. [Foto: Tamron]
Der zweite Schalter am Objektiv erlaubt übrigens die Deaktivierung des optischen Bildstabilisators. Dieser ist auch bei einem Normalobjektiv unter bestimmten Umständen sehr hilfreich und erlaubt die Fotografie bei wenig Licht aus der Hand, wo normalerweise bereits ein Stativ erforderlich wäre.
Bildqualität
Das Bokeh des Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD (F013) fällt angenehm aus, auch wenn sich dieses vor allem ausbildet, wenn im Nahbereich fokussiert wird. Die neun Blendenlamellen jedenfalls sorgen für eine gleichmäßige, nahezu runde Öffnung. Auch Farbsäume zeigen die Aufnahmen kaum, weder im Schärfe-, noch im Unschärfebereich. Die hochwertige Mehrschichtvergütung sorgt für hohe Kontraste auch bei Gegenlicht. Der Labortest bestätigt die gute Korrektur des Objektivs. Obwohl die EOS 5DS R über keine entsprechenden Korrekturdaten verfügt, fallen die Farbsäume gering aus. Trotz der hohen Auflösung bewegen sie sich im selbst im Maximum bei kaum über einem Pixel Ausdehnung. Auch die Verzeichnung kann mit rund 0,7 Prozent Tonnenform vernachlässigt werden. Die Randabdunklung beträgt bei Offenblende F1,8 sowie bei F2,0 jeweils knapp über eine Blendenstufe und wird damit sichtbar (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Der Verlauf ist aber insgesamt sanft. Schon beim Abblenden auf F2,8 reduziert sich die Randabdunklung auf eine halbe Blendenstufe, was etwa 30 Prozent Lichtverlust entspricht. Weiteres Abblenden sorgt kaum für noch weniger Randabdunklung.
Optische Fehler zeigt das Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD an der Canon EOS 5DS R kaum. Trotz fehlender digitaler Korrekturdaten sind die Verzeichnung und Farbsäume äußerst gering. [Foto: MediaNord]
Bei manchen Blenden zeigt das Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD an der Canon EOS 5DS R für ein Normalobjektiv einen etwas hohen Randabfall der Auflösung. Überhaupt bewegt sich die Auflösung insgesamt nicht in den allerhöchsten Sphären. [Foto: MediaNord]
Die Auflösung des Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD (F013) bewegt sich an der Canon EOS 5DS R auf einem hohen Niveau. Gemessen wird diese bei 50 Prozent Kantenkontrast, wo sie subjektiv sehr gut wahrgenommen wird und sich oft gute von schlechten Objektiven viel mehr unterscheiden als bei der Grenzauflösung bei niedrigem Kontrast. Bei Offenblende erreicht das Tamron 45 mm gute 64 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), kann seine Auflösung aber beim Abblenden bis F4 noch weiter steigern. Hier werden 78 lp/mm erreicht, die bis F8 gehalten werden. Darüber reduziert die Beugung die Auflösung, aber selbst bei der kleinstmöglichen Blendenöffnung F16 liegt sie noch auf Offenblendniveau. Die über 90 lp/mm des Tamron SP 35 mm F1.8 Di VC USD (F012) (Test siehe weiterführende Links) erreicht das 45 mm aber nicht. Am Bildrand liegt die Auflösung des 45 mm um bis zu 31 Prozent niedriger als im Bildzentrum. Das ist zwar kein dramatischer Randabfall, für ein Normalobjektiv aber doch etwas mehr, als man erwarten würde. Der Randabfall wird bei stärkeren Vergrößerungen durchaus sichtbar. Das Minimum liegt bei 48 lp/mm (Offenblende), erst ab F4 werden über 50 Linienpaare pro Millimeter erreicht. Das Auflösungsmaximum am Bildrand liegt bei gut 67 lp/mm, die bei F8 erreicht werden. Bei dieser Blende gibt damit auch nur noch rund 13 Prozent Randabfall der Auflösung.
Fazit
Mit dem Tamron SP 45 mm F1.8 Di VC USD (F013) erwirbt der Käufer ein sehr hochwertig verarbeitetes Objektiv mit guter Ausstattung, insbesondere der Bildstabilisator ist bei dieser Brennweite selten zu finden. Die Verarbeitung und der Wetterschutz sind super, allerdings ist das Objektiv auch entsprechend klobig und schwer. Die Bildqualität ist insgesamt gut, vor allem die optische Korrektur von Bildfehlern überzeugt. Die Auflösung erreicht nicht unbedingt allerhöchste Sphären, ist aber dennoch sehr gut. Nur der Randabfall der Auflösung ist bei manchen Blenden für ein Normalobjektiv etwas hoch, jedoch keinesfalls kritisch. Der von Tamron aufgerufene Preis von knapp 1.100 Euro erscheint zwar etwas hoch gegriffen, der Marktpreis jedoch bewegt sich mit 700 bis 800 Euro in deutlich realistischeren Gefilden.
Kurzbewertung
- Hohe Auflösung (allerdings teilweise über 30 % Randverlust)
- Geringe Verzeichnung
- Optischer Bildstabilisator
- Hochwertige Verarbeitung mit Spritzwasser- und Staubschutz
- Etwas klobig wirkende Konstruktion, verhältnismäßig groß und schwer
- Kunststoff-Filtergewinde
- Hoher Preis (UVP)
- Bis zu 31 % Randverlust der Auflösung etwas viel für ein 45 mm
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.