Klein faltbarer Rucksack mit aufblasbarem Rückenteil und Kameraschutz

Testbericht: Wandrd Veer 18 L Photo Bundle aufblasbarer Fotorucksack

Seite 2 von 2, vom 2020-03-02 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

Der Cube mag geeignet sein, um bei flächigen Belastungen komfortabel zu dämpfen. Beispielsweise wird sich der Tragekomfort drastische verbessern, wenn eine Kamera in einem umgepolsterten Rucksack transportiert wird. "Geschützt" wird also eher der Mensch vor der Kamera. Normalerweise sollte die Schutzwirkung einer Tasche aber andersherum sein, das heißt die Kamera soll vor äußeren Einflüssen geschützt werden und auch einen Sturz oder ein Anschlagen an harte Gegenstände (Mauer, Felsen, Stahlgeländer) muss zuverlässig abgefedert werden. Das kann der luftgefüllte Kamerawürfel nicht leisten. Ein Einschlagtuch (ein gepolstertes Tuch, in das man Ausrüstungsgegenstände einwickelt, oft mit Klett, oder Gummiband-Verschluss) bringt unserer Meinung nach einen ähnlichen Schutz und hat zudem den Vorteil, dass es weniger stark aufträgt, in einem kleinen Rucksack also weniger Platz wegnimmt.

Beim aufblasbaren Rückenpolster für den Rucksack klappt das potenziell besser. Auch hier ist natürlich klar: Einzelne spitze Gegenstände aus dem Rucksack können natürlich ebenso direkt auf den Rücken durchdrücken, zumal die Rückenpolsterung auch offene Segmente hat, die die Luftzirkulation unterstützen sollen. Wenn man den Rucksack aber halbwegs sinnvoll packt, ist es möglich, mit dem Rückenpolster einen recht guten Tragekomfort zu erreichen. Der Rucksack selbst ist wiederum recht "speziell". Er ist äußerst leicht konstruiert und auch tatsächlich ein echtes Fliegengewicht. Wenn man ihn auf dem Rücken hat, sieht es so aus, als hätte man ihn verkehrt herum aufgesetzt. Die breiteste und tiefste Stelle ist oben, die schmale Seite unten. Ganz oben ist ein Fach, das sich aus der umgekrempelten Aufbewahrungstasche ergibt. Deren Reißverschluss hat zwei Ösen und funktioniert deshalb von beiden Seiten (übrigens eine sehr coole Lösung). Dahinter, also zum Körper hin, recht gut versteckt, sitzt ein Reißverschluss, durch den man von oben an das Hauptfach kommt. Die Öffnung ist ziemlich klein, der Zugriff dadurch sehr fummelig. Weitaus besser kommt man durch den durchgängig über die ganze Höhe des Rucksacks ausgeführten seitlichen Reißverschluss an das Hauptfach. Dieser Reißverschluss hat übrigens einen Diebstahlschutz-Schnapper – auch ein nettes Detail.

Darüber hinaus gibt es noch eine kleine, von der Rückseite zugängliche Tasche und eine recht geräumige seitliche, oben offene Tasche, die ideal für eine Trinkflasche ist. Das war's. Kleine Sachen lassen sich also in den kleinen Außentaschen oben und hinten verstauen. Alles andere muss ins Hauptfach und in diesem gibt es auch keine separat verschließbaren Taschen. Wenn man dort also den Kamerawürfel samt Kamera hineinwöltert, konkurriert dieser mit Jacke/Pullover, Proviant, Zweitobjektiv, Blitzgerät oder was immer man sonst noch dabei hat. Mal eben die Kamera rausnehmen und vor allem mal eben die Kamera wieder in den Rucksack stecken ist dann nicht möglich, denn der Kamerawürfel ist nicht irgendwie im Rucksack befestigt, sondern einfach nur eine zusätzliche Hülle für die Kamera. Zudem ist es schwierig, die Entnahme so zu gestalten, dass der Camera Cube im Rucksack bleibt, und noch schwieriger, sie dort wieder hineinzubekommen. Camera Cube und Rucksack fallen weitgehend ineinander zusammen und werden nur durch den darin befindlichen Inhalt in Form gebracht. 

Außen am Rucksack befinden sich noch diverse Ösen (sogenannte Daisy Chains), in die man theoretisch Zubehör einhängen könnte oder vielleicht mit Bändern weitere Ausrüstung (Regenjacke etc.) außen am Rucksack festzurren könnte. Das sieht ganz nett und sehr technisch aus, hat allerdings wohl in der Praxis wenig Sinn, denn die Gesamtkonstruktion des Rucksacks ist kaum geeignet, wirklich viel Gewicht zu tragen. Die "gepolsterten Tragegurte", die wir eingangs zitiert haben, finden wir etwas weit hergeholt. In die Tragegurte, wie auch in den Rücken des Rucksacks, sind tatsächlich gelochte, sehr dünne Schaumelemente eingearbeitet. Diese entfalten aber zumindest an den Tragegurten kaum Wirkung (außer, dass sie Gewicht sparen), denn die Last nehmen praktisch ausschließlich die robusten Ränder auf, die allerdings völlig ungepolstert am Körper anliegen. Immerhin gibt es einen Brustgurt, den man in verschiedenen Höhen in die Tragegurte einhängen kann. Insgesamt ist der Tragekomfort ganz OK, solange man den Rucksack nur mit wirklich sehr leichtem Gepäck belädt. 

Interessant könnte der Wandrd Veer Rucksack für Personen geeignet sein, die zum Beispiel im Urlaub vor Ort für Spaziergänge einen kleinen leichten Rucksack benötigen und diesen im Reisegepäck transportieren oder platzsparend beispielsweise in einem Reisemobil oder Segelboot lagern müssen und auf Fotorucksack-Funktionalität keinen Wert legen. Könnte ja vorkommen. Theoretisch auf jeden Fall. ;-)

Fazit

Die recht umfangreichen Versprechen des Herstellers hinsichtlich der Funktionalität kann der Wandrd Veer nicht einlösen. Als ultra klein verpackbaren Rucksack für Spaziergänge lassen wir ihn durchgehen. Als Foto-Rucksack taugt er nichts, auch nicht in Verbindung mit dem Camera Cube. Zu wenig Funktion und zu wenig Schutz bietet die Kombination. Zudem lässt sich die Fotoausrüstung darin nicht einmal halbwegs vernünftig organisieren. Für einen Preis von knapp 100 Euro (Rucksack alleine) bzw. 150 Euro (mit aufblasbarem Kameraschutz) erscheint er zudem zu teuer.

Kurzbewertung

  • extrem leicht
  • Rucksack sehr klein verstaubar in fest integrierter Tasche
  • Kameraschutz sehr klein verstaubar in mitgeliefertem Beutel
  • aufblasbarer Kameraschutz mit unzureichender Schutzwirkung
  • Rucksack bietet kaum Organisationsmöglichkeiten
  • keine spezielle Kamerarucksack-Funktionalität erkennbar

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