Ultraweitwinkel-Festbrennweite

Testbericht: Zeiss Batis 2.8/18 mm

2017-12-28 Mit dem Batis 2.8/18 mm ergänzt Zeiss ein weiteres Mal das Objektivsortiment für die spiegellosen Vollformatkameras von Sony mit einer Festbrennweite, die Sony selbst nicht anbietet. Dabei steht das Ultraweitwinkel mit Autofokus, OLED-Entfernungsanzeige sowie einem Spritzwasser- und Staubschutz einem modernen Sony-Objektiv in Nichts nach. Ob auch die Bildqualität stimmt, klärt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Für eine 18mm-Festbrennweite fällt das Batis erstaunlich kompakt und leicht aus. Es ist rund 1,2 Zentimeter kürzer und schlanker als das vergleichbare Milvus-Objektiv für DSLRs und misst nur rund acht Zentimeter in der Länge und im Durchmesser. Mit 330 Gramm wiegt es sogar trotz spritzwasser- und staubgeschützten Metallgehäuses weniger als die Hälfte vom Milvus 2,8/18 mm. Zugegebenermaßen hinkt der Vergleich ein wenig, denn das Batis besitzt einen etwas einfacheren optischen Aufbau mit "nur" elf Linsen in zehn Gruppen statt 14 in zwölf wie das Milvus. Das ist aber eben der Vorteil der spiegellosen Systemkameras: Im Weitwinkel bauen die Objektive kompakter, die optischen Konstruktionen sind durch das geringere Auflagemaß (Abstand Bajonett-Sensor) einfacher und die Objektive damit leichter und preisgünstiger. Das Batis 2.8/18 mm kostet knapp 1.500 Euro, das Milvus hingegen 2.300.

Beim Batis 2.8/18 mm kommt ebenfalls das edle, minimalistische Design der modernen Zeiss-Objektive zum Einsatz. Es gibt außer dem Fokusring keine Bedienelemente, die Oberfläche ist schlicht mattschwarz. Trotz des großen Bildwinkels von 99 Grad diagonal besitzt das Objektiv übrigens ein ganz normales Filtergewinde, das mit 77 Millimetern Durchmesser allerdings entsprechend groß ausfällt. Zum Lieferumfang gehört eine tulpenförmige Streulichtblende, die angesetzt mit dem Objektiv eine optische Einheit bildet; bis ins letzte Detail hält Zeiss am Design fest. Dennoch kann die Blende zum Transport verkehrt herum montiert werden.

Fokus und Display

Der manuelle Fokusring sitzt in der Mitte des Objektivs und ist griffig gummiert. Er misst lediglich 1,5 Zentimeter in der Breite und arbeitet rein elektronisch. Auf der Oberseite befindet sich ein OLED, das ein klassisches Fokusfenster nicht nur ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt. Hier wird nämlich nicht nur die Entfernung genau angezeigt, sondern auch die blendenabhängige Schärfentiefe. Verglichen damit sind analoge Anzeigen Schätzeisen. Das Display ist ein Stück weit ins Gehäuse eingelassen und in flacher Bauform ausgeführt. Als OLED ist es selbstleuchtend, was nicht nur edel wirkt, sondern in der Dunkelheit auch sehr nützlich ist. In sehr hellen Umgebungen hingegen ist das Display gerade noch ausreichend gut ablesbar.

Das Display ist wahlweise nur bei manuellem Fokus, immer oder nie aktiv. Des Weiteren lässt sich die Einheit der dargestellten Zahlen vom metrischen ins imperiale System umschalten. Beides geschieht durch das Drehen des Fokusrings im manuellen Fokus über die Naheinstellgrenze beziehungsweise Unendlich hinaus, und zwar um 360 Grad. Das bedeutet zwar etwas Kurbelei am Fokusring, verhindert aber versehentliches Verstellen. Man muss die 360 Grad auch nicht in einem Zug durchdrehen, sondern kann mehrmals ansetzen.

Der Autofokus arbeitet rein intern, völlig lautlos und äußerst präzise. Die Umschaltung auf manuellen Fokus erfolgt über die Kamera, bei der Alpha 7R II beispielsweise über eine programmierte Funktionstaste oder das Fn-Menü. Bei der manuellen Fokussierung unterstützt die Kamera den Fotografen mit Fokuspeaking und einer Fokuslupe, vor allem letztere erlaubt eine äußerst präzise manuelle Fokussierung, nicht zuletzt dank des auf langsame Bewegungen am Fokusring äußerst feinfühlig arbeitenden Objektivs. Die Naheinstellgrenze liegt bei 25 Zentimetern ab Sensorebene beziehungsweise 17 Zentimetern ab Objektivfront, dennoch beträgt der maximale Abbildungsmaßstab lediglich 1:9,5. Damit lassen sich 34 mal 23 Zentimeter als minimales Bildfeld einfangen.

Bildqualität

Der optische Aufbau basiert auf dem Distagon-Prinzip und besteht zwar "nur" aus elf Linsen in zehn Gruppen, aber bei sieben Linsen kommt Sonderglas mit anomaler Teildispersion zum Einsatz, vier Linsen sind asphärisch geschliffen, bei zweien davon handelt es sich um Sondergläser. Anders gesagt: lediglich zwei der elf Linsen sind klassisches Glas ohne besonderen Schliff. Zudem soll das Floating-Elements-Design für eine gleichbleibende Bildqualität bei allen Entfernungseinstellungen sorgen. Tatsächlich beeindruckt das Objektiv in der Praxis durch die hervorragende optische Korrektur. Anders als bei Weitwinkelobjektiven üblich, kommt es kaum zu einer Verzeichnung.

Trotz der T*-Vergütung muss man in Gegenlichtsituationen etwas Acht geben. Direkte Sonne (oder andere helle, kontrastreiche Lichtquellen im Bildfeld) können zu leichten Lensflares führen. Die Kontraste bleiben grundsätzlich hoch, können in Teilbereichen jedoch auch durch Lichtquellen außerhalb des Bildfelds beeinträchtigt werden. Hier sollte man unbedingt die mitgelieferte Streulichtblende verwenden, denn sie minimiert diesen Effekt. Zwar ist ein 18-Millimeter-Objektiv nicht unbedingt zum Freistellen konstruiert, die relativ große Schärfentiefe lädt auch nicht gerade dazu ein, aber dennoch können sich die Unschärfebereiche sehen lassen. Denn immerhin neun Blendenlamellen sorgen für eine gleichmäßige, nahezu runde Öffnung.

Im Testlabor bestätigt sich an der Sony Alpha 7R II die äußert gute optische Korrektur. Die Verzeichnung ist minimal und bleibt unter einem halben Prozent Tonnenform. Ganz peniblen Naturen wird die leichte Wellenform auffallen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das ist jedoch Jammern über Nichtigkeiten, insbesondere in Anbetracht des großen Bildwinkels. Ebenfalls nahezu perfekt auskorrigiert sind chromatische Aberrationen, selbst im Maximum bleiben sie unter einem halben Pixel Breite. Die Randabdunklung, ebenfalls ein großes Thema insbesondere bei Vollformat-Ultraweitwinkelobjektiven, bleibt mit maximal 0,8 Blendenstufen ebenfalls verhältnismäßig gering. Beim Abblenden sinkt sie ab F4 auf 0,5 Blendenstufen. Zudem wird sie durch den sanften Verlauf kaum sichtbar.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht bereits bei Offenblende einen sehr guten Wert von 70 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum. Bei F4 und F5,6 wird mit 78 lp/mm das Maximum erreicht, doch bis F8 bleibt die Auflösung deutlich über 70 lp/mm und bis F16 deutlich über 60 lp/mm. Am Bildrand fällt die Auflösung mit 54 lp/mm bei Offenblende und einem Maximum von 59 lp/mm bei F8 deutlich geringer aus, ist aber immer noch vergleichsweise hoch in Anbetracht des großen Bildwinkels. Dennoch können die bis zu 30 Prozent Auflösungsverlust zum Bildrand bei sehr großen Ausbelichtungen und entsprechend geringem Betrachtungsabstand gut sichtbar werden. Bei F8 erhält man mit rund 75 zu 59 lp/mm die insgesamt höchste Auflösung, der Randverlust beträgt nur noch knapp über 20 Prozent. Bei F11 ist die höchste Auflösung mit geringstem Randverlust erreicht, rund 68 zu 58 lp/mm bedeuten weniger als 15 Prozent Randverlust.

Fazit

Wie die anderen Objektive der Serie ist auch das Zeiss Batis 2.8/18 mm ein äußerst hochwertiges und edles Objektiv, an dem sich kaum etwas kritisieren lässt. Die Verarbeitung mit dem spritzwassergeschützten Metallgehäuse ist perfekt, der Autofokus schnell und leise, die OLED-Entfernungsanzeige innovativ und auch einer präzisen manuellen Fokussierung steht mit einem modernen Objektiv der Autofokus nichts mehr entgegen. Auch die optische Leistung weiß auf voller Linie zu überzeugen. Die optischen Fehler sind äußerst gering und die Auflösung sehr hoch, sogar schon bei Offenblende. Dass es dennoch kleinere optische Mängel gibt, zeigt nur, dass selbst Zeiss-Ingenieure nur mit Wasser kochen und die Physik nicht aushebeln können, immerhin handelt es sich um ein Objektiv mit extrem großem Bildwinkel. Angesichts dessen gehört das Zeiss Batis 2.8/18 mm zu den besten Objektiven, die man in diesem Bereich zu einem bezahlbaren Preis bekommen kann.

Kurzbewertung

  • Hervorragend verarbeitetes Metallgehäuse
  • Spritzwasser- und Staubschutz
  • Sehr gute optische Korrektur
  • Hohe Auflösung bereits ab Offenblende
  • Innovative OLED-Entfernungs- und Schärfentiefeanzeige
  • Bei Gegenlicht muss man etwas Vorsicht walten lassen
  • Keine Umschaltung auf manuellen Fokus am Objektiv
  • 15-30 Prozent Randabfall der Auflösung

Zeiss Batis 2.8/18 mm mit Sony Alpha 7R II (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Zeiss
Modell Batis 2.8/18 mm
Unverbindliche Preisempfehlung 1.499,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 18,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat ja
Linsensystem 11 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 250 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 77 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 78 x 80 mm
Objektivgewicht 330 g

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion