Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Vier Vollformat-Festbrennweiten von Canon im Labortest
2013-02-14 Im vergangenen Jahr brachte Canon drei Vollformat-Festbrennweiten mit Bildstabilisator auf den Markt: Das EF 24 mm 2.8 IS USM, das EF 28 mm 2.8 IS USM und das EF 35 mm 2 IS USM. Alle drei sowie das besonders lichtstarke EF 50 mm 1.2 L USM konnten wir an der neuen Canon EOS 6D in unserem Testlabor auf Bildqualität testen. Bildstabilisatoren und/oder hohe Lichtstärke sind äußerst praktisch, auch im Weitwinkel. Dennoch erwartet man von Festbrennweiten auch eine besonders gute Bildqualität, mit der sie sich von Zooms abheben sollen. (Benjamin Kirchheim)
Das EF 24 mm 2.8 IS USM zeigt an der EOS 6D selbst bei Offenblende nur eine sehr geringe Randabdunklung, die abgeblendet auf F4 und F5,6 jeweils leicht sinkt und dann lediglich messtechnisch in Erscheinung tritt. Auch die Verzeichnung maßen wir mit rund 1,5 Prozent Tonnenform für ein 24-Millimeter-Vollformatobjektiv als sehr gering. Sie ist zwar leicht sichtbar, fällt aber noch in den akzeptablen Bereich. Chromatische Aberration ist ebenfalls nur schwach ausgeprägt, selbst im Maximum am Bildrand sind Farbsäume kaum mehr als einen Pixel breit. Die Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast lässt hingegen bei Offenblende mit weniger als 30 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) zu Wünschen übrig, reicht aber noch für scharfe A4-Bilder. Abblenden steigert anfangs vor allem die Auflösung im Bildzentrum, bei F5,6 werden fast 50 lp/mm erreicht, während der Bildrand bei unter 30 lp/mm verharrt. Bei größeren Prints als A4 fällt das mit weichen Ecken unangenehm auf. Obwohl bei F11 die Beugung einsetzt und die Auflösung im Bildzentrum dadurch bereits wieder leicht sinkt, durchbricht die Randauflösung erst hier die Marke von 40 lp/mm, so dass damit die optimale Blende für die höchste Auflösung vom Bildzentrum bis zum Bildrand erreicht ist. Weiteres Abblenden reduziert dann die Randauflösung auch wieder.
Das EF 28 mm 2.8 IS USM verhält sich in Punkto Vignettierung und chromatische Aberration ähnlich wie das 24 mm, verzeichnet mit einem Prozent Tonnenform aber weniger. Umso enttäuschender fällt hingegen die Messung der Auflösung aus: Bei Offenblende werden bei 50 Prozent Kantenkontrast weniger als 20 lp/mm erreicht. auch Abblenden steigert die Leistung des Objektivs kaum. Bei F5,6 macht immerhin die Zentrumsauflösung einen Sprung auf 37 lp/mm, am Rand bleibt sie mit rund 20 lp/mm sehr schwach. Bei F11 wird im Zentrum eine maximale Auflösung von 48 lp/mm erreicht, der Bildrand kann sich sogar bei F16 noch etwas steigern und bringt es dann auf knapp 37 lp/mm.
Deutlich besser schlägt sich das EF 35 mm 2 IS USM bei der Auflösungsmessung (siehe Beispieldiagramm aus den Labortests unten), es stellt auch das 24er spielend in den Schatten. Bei Offenblende, was bei diesem Objkektiv eine ganze Blendenstufe mehr bedeutet als bei den anderen Weitwinkelobjektiven, liegt die Auflösung im Bildzentrum bereits bei knapp 35 lp/mm, am Bildrand ist es mit ca. 27 lp/mm noch nicht so gut. Bereits bei F2,8 erreicht es im Zentrum fast 50 lp/mm, am Bildrand gut 32 lp/mm. Bei F4 erreicht das 35er im Bildzentrum bereits sein Auflösungsmaximum von sehr guten 57 lp/mm, der Bildrand kann noch bis F11 zulegen und kommt hier auf knapp 47 lp/mm, im Zentrum beträgt die Auflösung dann immer noch sehr gute 53 lp/mm. Chromatische Aberration ist sogar etwas geringer als beim 24er und 28er, die Verzeichnung erreicht wie beim 28er ungefähr ein Prozent Tonnenform. Allerdings besitzt auch das 35er eine Achillesverse – es vignettiert: Bei Offenblende F2 liegt der Lichtverlust am Bildrand deutlich sichtbar bei über 70 Prozent, was fast zwei Blendenstufen entspricht. Einzig der Verlauf stimmt den Fotografen etwas gelassen, denn die sanfte Zunahme führt zumindest nicht zu spontanen Helligkeitssprüngen im Bild. Bereits bei F2,8 sinkt die Randabdunklung auf knapp über eine Blendenstufe und halbiert sich damit, dasselbe passiert beim Schließen der Blende auf F5,6, nun ist der Bildrand nur noch knapp 30 Prozent dunkler als das Bildzentrum, angesichts des sanften Verlaufs bemerkt man das praktisch nur noch beim Stitchen von Panoramen. Weiteres Abblenden vermag die Vignettierung jedoch nicht weiter zu verringern, sie verharrt auf dem Niveau von F5,6.
Gespannt waren wir auch auf das EF 50 mm 1.2 L USM, zeigt dieses Objektiv doch eine hervorragende Lichtstärke, die den fehlenden Bildstabilisator verschmerzen lässt. Insbesondere bei der Fotografie mit dem vorhandenen Licht ohne Einsatz von Kunstlichtquellen wie Blitzgeräten zahlt sich eine hohe Lichtstärke aus. Allerdings hat dieses Objektiv schon einige Jahre auf dem Buckel. Das merkt man der Normalbrennweite im Labortest jedoch nicht an. Bei F4 erreicht es im Bildzentrum sein Auflösungsmaximum von 57 lp/mm, am Bildrand sind es knapp 42 lp/mm – interessanterweise sind diese Werte nahezu identisch zu den Messungen des 35ers. So einen Lichtriesen möchte man natürlich auch gerne bei Offenblende einsetzen: Hier ist es mit ungefähr 30 lp/mm im Bildzentrum und am Bildrand zwar etwas weicher, aber alles andere als unbrauchbar. Das absolute Auflösungsmaximum unter Einbeziehung von Bildzentrum und Bildrand liegt bei F8 mit 55 beziehungsweise 46 lp/mm. Verzeichnung, chromatische Aberration und Vignettierung liegen auf einem ähnlichen Niveau wie beim 24er und 28er, wobei das 50er bei F1,2 eine minimal stärkere Vignettierung besitzt, aber bereits bei F1,4 eine deutliche Abnahme zeigt. Ab F4 ist es quasi vignettierungsfrei.
Am meisten hat uns die Leistung des EF 50 mm 1.2 L USM beeindruckt, mit gut 1.400 Euro ist es aber auch eine dicke Investition, Leistung und Lichtstärke wollen bezahlt werden. Enttäuscht sind wir hingegen vom EF 28 mm 2.8 IS USM, bei einem Preis von 600 Euro sollte man sich zweimal überlegen, ob das Objektiv wirklich so viel Wert ist. Das EF 24 mm 2.8 IS USM zeigt eine gute Bildqualität und kann ein Zoom beispielsweise bei der Verzeichnung schlagen, da scheint der Preis von rund 650 Euro schon eher angemessen zu sein. Begeistert sind wir außerdem vom EF 35 mm 2 IS USM. Die etwas starke Vignettierung vor allem bei Offenblende kann man in der Bildbearbeitung oder durch Abblenden in den Griff bekommen. Die gut 750 Euro sind also gut angelegt. Deutlich günstiger kommen übrigens die Versionen ohne Bildstabilisator, die wir jedoch nicht testen konnten.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.