Lichtstarkes APS-C-Ultraweitwinkel
Viltrox AF 13 mm F1.4 im Test
Seite 2 von 2, vom 2023-06-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Fokus
Der mit drei Zentimetern sehr breite Fokusring besteht ebenfalls aus Metall und ist sehr fein geriffelt. Dadurch setzt sich sehr gerne Dreck bis hin zu kleinen Staubkörnern fest und der Ring wirkt fast schon wieder etwas rutschig. Gerne könnte die Riffelung etwas gröber sein. Der Ring lässt sich gegen einen leichten, angenehm weichen Widerstand endlos drehen, ohne Geräusche zu verursachen.
Mit der USB-C-Schnittstelle an den AF-Objektiven von Viltrox Objektiven lassen sich Firmwareupdates sehr einfach durchführen. [Foto: MediaNord]
Der Fokusring arbeitet elektronisch und defaultmäßig nicht-linear. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden schnell sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Bei Kameras mit entsprechender Option, dazu gehört auch die Fujifilm X-T5, lässt sich dieses Verhalten jedoch per Menü auf linear umschalten. Dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.
Der Fokus selbst wird von einem kaum hörbaren Schrittmotor eingestellt. Die Geschwindigkeit ist ausreichend hoch. Der Fokus arbeitet präzise und alle Kamerafunktionen wie das Tracking und die Erkennung von Motiven lassen sich verwenden. Allerdings zeigt das Objektiv sichtbares Fokusatmen, womit es sich für Videoaufnahmen weniger gut eignet.
Auf manuellen Fokus umgeschaltet wird über den entsprechenden Schalter an der Kamera. Dabei bietet die X-T5, wie bei Fujifilm üblich, eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren. Ebenfalls praktisch ist die Entfernungsanzeige in einem Balkendiagramm, sogar die Schärfentiefe wird farbig markiert.
Mit dem Viltrox AF 13 mm F1.4 konnten wir ab 20,5 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 21,2 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:9 entspricht. [Foto: MediaNord]
Das Viltrox AF 13 mm F1.4 hat laut Datenblatt eine Naheinstellgrenze von 22 Zentimetern. Wir konnten sogar bereits ab 20,5 Zentimeter von der Sensorebene entfernt fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei 9,6 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 21,2 x 14,1 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:9 entspricht. Das ist etwas besser als die vom Hersteller angegebenen 1:10.
Bildqualität
Das Viltrox AF 13 mm F1.4 besitzt einen aufwendigen optischen Aufbau aus 14 Linsen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Zwei asphärische und vier ED-Linsen sollen Abbildungsfehler minimieren. Zudem rückt der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe. Besonders viel zu tun hat er indes beispielsweise bei der Verzeichnungskorrektur nicht. Auch mit abgeschaltetem LMO oder aus dem Bajonett gedrehtem Objektiv nimmt die geringe Verzeichnung kaum zu, auch die Randabdunklung nicht. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-T5 eine der beiden höchstauflösenden APS-C-Systemkameras verwendet. Ihr APS-C-Sensor bringt es auf stolze 40 Megapixel.
Da es sich beim Viltrox AF 13 mm F1.4 um ein APS-C-Objektiv handelt, entspricht es einem Kleinbildäquivalent von ungefähr 20 Millimetern. Die Schärfentiefe entspricht einem 20mm-Kleinbildobjektiv mit F2. Das Freistellen eines Motivs vor unscharfem Hintergrund ist damit im Nahbereich durchaus möglich. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das Bokeh ist jedoch aufgrund der unschönen Unschärfescheibchen mit ihrem leichten Zwiebelringeffekt, aber vor allem den helleren Rändern nicht sonderlich ansehnlich. Leichte Farbsäume gesellen sich an harten Kontrastkanten dazu. Dafür zeigen sich ab F8 an punktuellen Lichtquellen Blendensterne, die beim weiteren Abblenden größer werden.
Im Gegenlicht zeigt das Viltrox AF 13 mm F1.4 ebenfalls kein perfektes Verhalten. Je nach Position der Lichtquelle können leichte Kontrastverluste und vor allem "Lichteinbrüche" beziehungsweise Flares auftreten, bei denen auch die Streulichtblende kaum hilft. Dazu gesellen sich Blendenreflexe.
Selbst am 40-Megapixel-Sensor der Fujifilm X-T5 löst das Viltrox AF 13 mm F1.4 hoch auf – zumindest in der Bildmitte. Für eine hohe Randauflösung sollte es abgeblendet werden. [Foto: MediaNord]
Im Labortest an der Fujifilm X-T5 zeigt das Viltrox AF 13 mm F1.4 nur eine minimal tonnenförmige Verzeichnung. Auch die Randabdunklung hält sich mit 0,9 Blendenstufen im Rahmen, zumal sie aufgrund des sanften Verlaufs sehr natürlich wirkt. Ab F4 beträgt die Randabdunklung nur noch 0,6 Blendenstufen. Unschöner sind hingegen die vor allem im Maximum an harten Kontrastkanten Richtung Bildecken deutlich sichtbaren Farbsäume. Im Mittel sind sie hingegen überraschend gering (siehe Diagramm aus dem Labortest unten).
Bei der Auflösungsmessung schlägt sich das Viltrox AF 13 mm F1.4 dagegen vor allem im Bildzentrum überraschend gut. Bereits ab Offenblende werden bei 50 Prozent Kontrast 75 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent aufgelöst. Bei F2 wird ein Maximum von sogar 86 lp/mm erreicht. Das ist mehr als jedes der vielen Fujifilm-Objektive, die wir bereits an der X-T5 und X-H2 gemessen haben. Nur das Viltrox AF 75 mm F1.2 Pro erreicht ein noch höheres Auflösungsmaximum.
Am Bildrand ist die Auflösung des Viltrox AF 13 mm F1.4 dagegen nicht besonders hoch – zumindest bei Offenblende. Hier erreicht es lediglich 40 lp/mm, was einem Randabfall von über 45 Prozent entspricht. Beim Abblenden steigt die Randauflösung jedoch deutlich an und erreicht bei F5,6 ihr Maximum von sehr guten 71 lp/mm, der Randabfall ist mit knapp über zehn Prozent vernachlässigbar. F5,6 ist dann auch die Blende mit der höchsten Gesamtauflösung, wobei für Landschaftsfotografie auch ohne allzu große Verluste auf F8 abgeblendet werden kann. Bei F11 zeigt sich dagegen schon ein deutlicher Auflösungsverlust durch Beugung.
Fazit
Mit 500 Euro bietet das Viltrox AF 13 mm F1.4 angesichts des hochwertigen Gehäuses und der hohen Bildqualität ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Autofokus arbeitet präzise und leise. Die Auflösung ist bereits ab Offenblende hoch – zumindest in der Bildmitte. Ab F5,6 ist aber auch die Randauflösung sehr hoch. Während es trotz des großen Bildwinkels praktisch nicht verzeichnet, werden starke Farbsäume sichtbar. Trotz großer Blendenöffnung ist das Bokeh nicht besonders schön, dafür haben die Unschärfescheibchen zu helle Ränder. Auch im Gegenlicht ist das Viltrox nicht ganz unproblematisch.
Kurzbewertung
- Hochwertiges Metallgehäuse
- Im Bildzentrum hohe Auflösung ab Offenblende
- Ab F5,6 sehr hohe Randauflösung
- Kaum Verzeichnung
- Leiser Autofokus
- Nicht besonders ansehnliches Bokeh
- Bei Offenblende starker Auflösungs-Randabfall
- Deutliche Farbsäume
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.