Budget-Festbrennweite
Viltrox AF 20 mm F2.8 im Test
2024-04-26 Das AF 20 mm F2.8 von Viltrox wurde Ende Oktober 2023 für Sony-Vollformatkameras mit E-Mount vorgestellt. Die mit knapp 190 Euro recht günstige unverbindliche Preisempfehlung wurde von uns an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III im Labor und in der fotografischen Praxis genau untersucht. Wir verraten, welche Schwächen und Stärken das Objektiv mit sich bringt. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Viltrox AF 20 mm F2.8 ist klein, leicht und vor allem preisgünstig. [Foto: MediaNord]
Das Viltrox AF 20 mm F2.8 hat Ende Januar 2024 eine weitere Anschlussvariante für Kameras mit Nikon-Z-Bajonett bekommen. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus diesem Testbericht sind somit auch auf die Nikon-Z-Variante anwendbar. Im Lieferumfang des Viltrox AF 20 mm F2.8 befinden sich eine kleine Bajonett-Streulichtblende (PL-56), ein Rückdeckel sowie ein 52 Millimeter großer Schnappdeckel. Das Objektiv hat eine unverbindliche Preisempfehlung von etwa 190 Euro und ist "auf der Straße" schon für knapp 160 Euro zu haben.
Ergonomie und Verarbeitung
Das Viltrox AF 20 mm F2.8 bringt betriebsbereit nur 167 Gramm auf die Waage. Mit einem Durchmesser von 65 Millimetern und einer Länge von 55 Millimetern (ohne das etwa fünf Millimeter hohe Metallbajonett) ist es ziemlich kompakt. An der Front sind ein 52 Millimeter großes Filtergewinde sowie ein Streulichtblenden-Bajonett untergebracht, beide aus Kunststoff. Die Streulichtblende lässt sich um 180 Grad drehen, so dass sie beim Transport weniger stört. Das Viltrox AF 20 mm F2.8 macht einen soliden Eindruck, auch wenn der Kunststoff sich etwas "grabbelig" anfühlt. Der Fokusring läuft weich und ohne mechanische Probleme.
In Kombination mit der Sony Alpha 7R III sieht das Viltrox AF 20 mm F2.8 wie aus einem Guss aus. Dank griffigem Fokusring ist auch genug Platz zum anfassen vorhanden. [Foto: MediaNord]
Ausstattung
Das Kamerabajonett besteht aus Metall und besitzt eine USB-C-Schnittstelle, über die sich Firmwareupdates sehr leicht ohne zusätzliche Software einspielen lassen. Auf eine Gummilippe am Metallbajonett verzichtet das Viltrox AF 20 mm F2.8. Das einzige Bedienelement ist der etwa 25 Millimeter breite Fokusring. Dieser besitzt keine Gummierung, ist aber immerhin mit Rillen versehen, um eine bessere Griffigkeit zu gewährleisten. Optisch und auch vom Material sowie "Anfassgefühl" passt der Ring perfekt zum restlichen Kunststoffgehäuse des Objektivs.
Fokus
Beim Fokusmotor im Viltrox AF 20 mm F2.8 handelt es sich um einen schnellen Schrittmotor, der die Verfolgungs- und Erkennungsfunktionen der Kamera mitmacht, ohne zu murren. Der Fokusring ist mechanisch nicht an das Fokuselement im Objektiv gekoppelt. Vielmehr liefert er nur elektrische Signale für die Steuerung des Motors im Objektiv.
Mit dem Viltrox AF 20 mm F2.8 konnten wir ab etwa 18,5 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von rund 23 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:6,3 entspricht. [Foto: MediaNord]
Der Fokusring arbeitet linear, was bedeutet, dass der Drehwinkel des Fokusrings für den Umfang des Fokusabstands ausschlaggebend ist und nicht die Geschwindigkeit, mit der der Ring gedreht wird. Während Fotografen eher die nichtlineare Fokussierung aufgrund der höheren Geschwindigkeit beim schnellen Drehen gepaart mit einer hohen Genauigkeit beim langsamen Drehen bevorzugen, wird die lineare Fokussierung wegen ihrer Direktheit und Berechenbarkeit von Videografen bevorzugt.
Die Naheinstellgrenze des Viltrox AF 20 mm F2.8 haben wir mit 18,5 Zentimeter von der Sensorebene ermittelt. Das sind etwa fünf Millimeter weniger als die Herstellerangabe. Aufgrund des Bildwinkels wird eine Bildfeldbreite von knapp 23 Zentimetern abgebildet. Die Bildhöhe kann dann maximal etwa 15 Zentimeter betragen, um noch mit aufs Bild zu kommen. Das entspricht einem Abbildungsmaßstab von 1:6,3 beziehungsweise einer Vergrößerung von 0,16-fach. Der Abstand von der Objektivfront beträgt etwa elf Zentimeter, genug Platz also, um genügend Licht auf das Objekt zu bekommen.
Bildqualität
Wir haben das Viltrox AF 20 mm F2.8 an der Sony Alpha 7R III in unserem Testlabor getestet und bevor wir zu den Ergebnissen kommen, möchten wir noch subjektive Eindrücke schildern, die uns bei der preisgünstigen Festbrennweite aufgefallen sind. Allem voran ist uns die Darstellung von Spitzlichtern (Bokeh) im unscharfen Bereich vor und hinter der Schärfenebene wichtig. Hier zeigt das Viltrox AF 20 mm F2.8 homogene Lichtplättchen, die leider nicht ganz rund sind und so das Bokeh etwas unruhig machen.
Die Streuklichtblende PL-56 gehört zum Lieferumfang des Viltrox AF 20 mm F2.8, kann aber nur bedingt vor den starken Lensflares schützen. [Foto: MediaNord]
Die Streulichtempfindlichkeit ist recht gering, das Objektiv leidet allerdings an starken Innenreflexionen, die bei einem bestimmten Lichteinfallswinkel auftreten können. Die kleine Streulichtblende ist bei diesem Problem leider nicht sonderlich hilfreich, da sie zu kurz ist. Aber länger kann sie auch nicht sein, da sie sonst zu Abschattungen im Bild führen würde.
Die optische Konstruktion des AF 20 mm F2.8 von Viltrox besteht aus zehn Linsen, die in acht Gruppen angeordnet sind. Es gibt keine Material- oder anderweitige Besonderheiten bei den Linsen und auch die Blende mit sieben Lamellen ist nicht ungewöhnlich.
Bei der Messung der Auflösung zeigt das AF 20 mm F2.8 wieso es weniger als 200 Euro kostet. Die höchste Auflösung bei 50 Prozent Kontrast haben wir in der Bildmitte bei F11 mit 70 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) gemessen. Zum Rand fiel die Auflösung dabei nur um zwölf Prozent auf 62 lp/mm ab. Das hört sich zwar gut an, ist aber an einer 42 Megapixel auflösenden Kamera eher unterdurchschnittlich. Bei offener Blende kann das Objektiv zudem nur 58 lp/mm auflösen und zum Bildrand sinkt diese Auflösung auf 48 lp/mm.
Am 42-Megapixel-Sensor der Sony Alpha 7R III enttäuscht die Auflösung des Viltrox AF 20 mm F2.8. Dafür gibt es keine Verzeichnung. [Foto: MediaNord]
Bei der Randabdunklung ist besonders die offene Blende mit 1,1 Blendenstufen stark betroffen. Wird die Blende geschlossen, so reduziert sich die Randabdunklung auf 0,8 bis 0,5 Blendenstufen. Farbsäume zeigen sich nur wenig. Bei der Verzeichnung gibt es nichts auszusetzen, da diese quasi nicht vorhanden ist.
Fazit
Das Viltrox AF 20 mm F2.8 ist ein Vollformat-Weitwinkel für den schmalen Geldbeutel. Auch wenn die Verarbeitung prima ist und der USB-C-Anschluss für Firmwareupdates eine Erleichterung bedeutet, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Objektiv das Potential von hochauflösenden Kamerasensoren nicht ausnutzt. Wer mit dieser Einschränkung leben kann, der bekommt ein ordentlich verarbeitetes Objektiv für einen geringen Preis.
Kurzbewertung
- Sehr kostengünstig
- Geringes Gewicht
- Geringer Auflösungs-Randabfall
- Verzeichnungsfrei
- Relativ geringe Auflösung
- Hohe Vignettierung bei offener Blende
- Teilweise sehr auffällige Lensflares
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.