Lichtstarke Festbrennweite für Budgetorientierte
Viltrox AF 24 mm F1.8 FE im Test
2023-05-01 Im Juni 2021 stellte der chinesische Zubehörhersteller Viltrox das lichtstarke AF 24 mm F1.8 für den Sony E-Mount vor und lieferte etwas später noch eine Nikon Z Version nach. Das für Vollformat-Sensoren konzipierte Objektiv hat einen günstigen Preis und bietet auf dem Papier alles, was man sich von einem Weitwinkelobjektiv wünschen kann. Allerdings macht das Objektiv nicht in allen Aspekten eine gute Figur. Welche das sind, verrät dieser Testbericht. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Viltrox AF 24 mm F1.8 STM ist nicht nur für Sony E erhältlich, sondern auch, wie hier abgebildet,. für Nikon Z. [Foto: Viltrox]
Verarbeitung und Versionsunterschiede
Das Viltrox AF 24 mm F1.8 FE ist, wie bereits in der Einleitung erwähnt, für den Sony E-Mount und für das Nikon Z Bajonett erhältlich. Während die E-Mount Variante für etwa 430 Euro erhältlich ist, kostet die Nikon Z Variante knapp 400 Euro. Auch bei den Abmessungen unterscheiden sich beide Objektive etwas. Während die E-Mount Variante 70 x 85 Millimeter misst, ist die Nikon Z Version 70 x 87 Millimeter groß (Durchmesser x Länge). Beim Gewicht ist die Nikon Z Variante mit 370 Gramm etwa 30 Gramm schwerer als die Sony Version.
Beide Objektive besitzen ein feststehendes 55 Millimeter Filtergewinde und ein Bajonett für die zum Lieferumfang gehörende Streulichtblende in Blütenform. Auf einen Spritzwasserschutz oder wenigstens eine Gummilippe am Bajonett wurde bei der Konstruktion des AF 24 mm F1.8 FE verzichtet.
Mit der USB-C-Schnittstelle können Firmwareupdates beim Viltrox AF 24 mm F1.8 FE schnell und einfach vorgenommen werden. [Foto: Rollei]
Das schwarz eloxierte Metallgehäuse des Viltrox AF 24 mm F1.8 FE macht einen sehr gut verarbeiteten Eindruck. Das Bajonett besteht, ebenso wie das Gehäuse, aus Metall. Ins Bajonett wurde eine USB-C-Schnittstelle eingelassen. Dank der Schnittstelle lassen sich Firmwareupdates problemlos mit jedem USB-C-Kabel durchführen. Eine zusätzliche Software wird für ein solches Update nicht benötigt, da das Objektiv sich als USB-Massenspeicher zu erkennen gibt, wenn es an einen Computer angeschlossen wird. Zum Lieferumfang des Viltrox AF 24 mm F1.8 FE gehören neben der Streulichtblende ein Objektivschnappdeckel, ein Bajonettdeckel sowie ein Tragebeutel aus Stoff.
Ausstattung und Fokus
Neben dem etwa drei Zentimeter breiten Fokusring besitzt das AF 24 mm F1.8 FE auch einen elektronisch arbeitenden Blendenring. Dieser ist auf 3/4 der Breite mit einer groben Riffelung versehen, um mehr Halt bei der Bedienung zu bieten. Er läuft recht sanft, erzeugt aber manchmal Geräusche, besonders dann, wenn man ihn zu fest anpackt. Auf 1/4 des Rings sind die Blendenzahlen aufgedruckt, so dass man einen Anhaltspunkt hat, welche Blende man gerade eingestellt hat. Dank der stufenlosen Blendeneinstellung kann das Objektiv auch problemlos für Videoaufzeichnungen eingesetzt werden. Sogar die Kamera (in unserem Fall eine Sony Alpha 7 III und 7R III) zeigt die Blende in entsprechend feinen Schritten an.
Neben den Blendenzahlen ist auch ein rotes "A" auf dem Ring zu finden. Möchte man die Blendeneinstellung der Kamera überlassen, dreht man den Blendenring einfach auf diese Einstellung. Ein mechanischer Sperrschalter für die "A"-Position wäre zwar schön gewesen, aber immerhin muss man einen kleinen Widerstand überwinden, um diese Position überhaupt verlassen zu können. In der A-Position kann die Blende aber nicht nur automatisch von der Kamera geregelt werden, sondern man kann sie auch über die Multifunktionsräder der Kamera manuell einstellen.
Mit dem Viltrox 24 mm F1.8 FE konnten wir ab 29,8 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 33,2 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:9,22 entspricht. [Foto: MediaNord]
Der Fokusring besitzt anstelle einer Gummierung eine feine Riffelung. Auch der Fokusring hat keine mechanische Kopplung zur Mechanik im Objektiv. Vielmehr liefert der angenehm drehbare Ring elektronische Signale zur Ansteuerung des Schrittmotors im Objektiv. Die manuelle Fokussierung arbeitet linear. Sprich: Nur der Drehwinkel entscheidet darüber, wie groß der Fokusabstand ist, der eingestellt wird, nicht die Drehgeschwindigkeit.
Aber das Viltrox AF 24 mm F1.8 FE kann auch automatisch fokussieren. Dabei arbeitet das System sehr leise und präzise, außerdem ist der Fokusmotor flott unterwegs. Neben dem Single-AF funktioniert das Objektiv auch mit den Erkennungs- und Verfolgungsfunktionen der Testkamera Sony Alpha 7R III problemlos. Starkes Fokusatmen zeigt das AF 24 mm F1.8 FE glücklicherweise nicht. Das Potential für den Einsatz in der anspruchsvollen Videografie ist also vorhanden.
Viltrox gibt die Naheinstellgrenze des AF 24 mm F1.8 FE mit 30 Zentimetern und den Abbildungsmaßstab mit 1:10 an. In unserem praktischen Test konnten wir minimal näher als 30 Zentimeter ans Objekt heran. Die maximale Bildweite und Höhe, die wir dabei aufnehmen konnten, betrug etwa 33 x 22 Zentimeter. Das entspricht einem Abbildungsmaßstab von 1:9,2 beziehungsweise einer Vergrößerung von 0,11-fach. Zwischen Objektiv-Vorderseite und Objekt beträgt der Abstand etwa 20 Zentimeter. Damit ist eine gute Beleuchtung für Nahaufnahmen kein Problem.
Bildqualität
Das Viltrox AF 24 mm F1.8 FE hat eine optische Konstruktion von elf Linsen in neun Gruppen. Einige der verwendeten Linsen sind aus Spezialglas mit geringem Brechindex, diese wirken sich vorteilhaft auf die Reduktion von Farbsäumen und Verzeichnungen aus. Beim Bokeh, dem Aussehen des unscharfen Bereichs vor und hinter der Fokusebene, zeigt sich das AF 24 mm F1.8 FE sehr schön weich und gefällig. Farben scheinen förmlich ineinander zu laufen. Die Darstellung von Spitzlichtern hingegen ist inhomogen mit ringförmigen Helligkeitsunterschieden. Dies wird auch oft als “Zwiebelring”-Effekt bezeichnet.
Vom Design passen die Sony Alpha 7R III und das Viltrox AF 24 mm F1.8 sehr gut zusammen. [Foto: MediaNord]
Von Streulicht zeigt sich das Viltrox AF 24 mm F1.8 FE eher unbeeindruckt. Kontrastverlust macht sich nur bei sehr flach einfallendem Licht lokal begrenzt bemerkbar. Einen stärkeren Kontrastverlust gibt es, wenn das Licht recht flach von oben oder unten auf die Frontlinse trifft.
Bei der Auflösungsmessung im digitalkamera.de-Testlabor erreichte das Viltrox AF 24 mm F1.8 FE bei 50 Prozent Kontrast eine maximale Auflösung von 87 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) in der Bildmitte bei F2,8. Zum Bildrand fiel die Auflösung allerdings um deutliche 44 Prozent ab. Bei offener Blende erreicht der Randabfall sogar 67 Prozent. Hier sinkt die Auflösung von 72 lp/mm auf 24 lp/mm ab, was selbst auf einem 30 mal 20 Zentimeter kleinen Ausdruck noch als Randunschärfe sichtbar wird.
Sowohl der Fokusring als auch der Blendenring sind schön griffig und leicht zu kontrollieren, auch wenn ein mechanischer Sperrschalter für die Automatikstellung der Blende schön gewesen wäre. [Foto: MediaNord]
Zwar lässt sich die Randabdunklung per Bildbearbeitung recht leicht beheben, dennoch ist ein geringe Abdunklung wünschenswert. Im Allgemeinen fällt die Randabdunklung bei Weitwinkel-Objektiven stärker aus als bei längeren Brennweiten. Beim AF 24 mm F1.8 FE sind ist die Abdunklung mit 1,8 EV bei offener Blende allerdings ziemlich hoch. Das ist jedoch auch der Tatsache geschuldet, dass die automatische Korrektur beim Viltrox trotz Automatik-Einstellung in der Kamera nicht eingreift. Wird die Blende geschlossen, so reduziert sich auch die Randabdunklung auf 1,2 EV bei F2,8 und ab F5,6 auf 0,8 EV und weniger.
Farbsäume zeigen sich beim AF 24 mm F1.8 FE nur an starken Kontrastkanten und dann auch nur sehr leicht und bleiben vorwiegend kleiner als ein Pixel. Die Verzeichnung zeigt eine für Weitwinkelobjektive ungewöhnliche Kissenform statt der üblichen Tonnenform (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Zudem hat sie eine leichte Wellenform, den höchsten erreicht sie zwischen 60 und 80 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte. Da dieser lediglich 0,5 Prozent beträgt, fällt sie jedoch kaum negativ auf.
Fazit
Das Viltrox AF 24 mm F1.8 FE zeigt sich für die Fotografie mit offener Blende nicht sinnvoll einsetzbar, zumindest nicht, wenn man eine hohe Auflösung am Bildrand erwartet. Zwar ist das Bokeh überwiegend sehr schön, doch die Zwiebelringe in Spitzlichtern sind schon eher suboptimal. Der Autofokusmotor spricht schnell an und arbeitet mit den Erkennungsfunktionen prima zusammen. Setzt man das in Relation zu dem Preis von etwa 430 Euro, dann liefert das Objektiv das ab, was man erwarten kann und sollte.
Kurzbewertung
- Solide Verarbeitung
- Schneller, leiser Autofokus
- Stufenlos arbeitender Blendenring
- Hohe Auflösung in der Bildmitte
- Schönes Bokeh
- Spitzlicher im Bokeh zeigen "Zwiebelringe"
- Hoher Auflösungs-Randabfall
- Sichtbare Randabdunklung
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.