APS-C-Festbrennweite

Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro im Test

2024-09-29 Nach dem nach dem AF 75 mm F1.2 Pro ist das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro das zweite APS-C-Objektiv des asiatischen Herstellers, das besonders hohen Bildqualitätsansprüchen gerecht werden will. Während wir das 75 mm an der 40 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T5 getestet hatten, muss das Af 27 mm F1.2 Pro nun an der 26 Megapixel auflösenden Sony Alpha 6700 seine Qualität beweisen. Neben unserem umfangreichen Labortest haben wir das Objektiv auch einem Praxistest unterzogen. Mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von etwa 40 Millimetern, einem Metallgehäuse, einem manuellen Blendenring und einigem mehr hat das Viltrox zudem einiges zu bieten.  (Harm-Diercks Gronewold)

Nachdem wir Anfang 2023 das Viltrox AF 75 mm F1.2 Pro an der 40 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T5 getestet haben und von dem Ergebnis positiv überrascht wurden, haben wir jetzt ein AF 27 mm F1.2 Pro in die Finger bekommen. Wir haben die Festbrennweite dieses Mal an der 26 Megapixel auflösenden Alpha 6700 von Sony getestet. Das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro ist aber auch mit den Anschlüssen Fujifilm XF und Nikon Z erhältlich. Es hat eine unverbindliche Preisempfehlung von etwa 600 Euro.

Zum Lieferumfang des AF 27 mm F1.2 Pro gehören eine Kunststoff-Streulichtblende mit Bajonett, ein Schnappdeckel, der perfekt auf das 67 Millimeter große Filtergewinde passt sowie ein Bajonettdeckel. Darüber hinaus enthält der Karton noch einen dünnen Transportbeutel.

Verarbeitung und Ausstattung

Hat man das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro erstmal aus der voluminösen Verpackung geschält, macht das 573 Gramm schwere, neun Zentimeter lange und 8,2 Zentimeter durchmessende Objektiv einen echt soliden Eindruck. Ein lackiertes Metallgehäuse mit Blenden- und Fokusring sowie schicker roter Gummilippe am Bajonett macht schon was her. Das Objektiv ist laut Importeur sogar komplett vor Wetter und Staub geschützt, dazu passt auch die Innenfokussierung, die keine Luft ins Objektiv zieht beziehungsweise wieder herauspustet. Aufgewertet wird das Ganze dann noch durch die beiden Schalter, mit denen sich der Autofokus aus- oder anschalten beziehungsweise die Blende stufenlos (und damit klickfrei) schalten lassen.

Auch wenn der Blendenring suggeriert, dass die Blende mechanisch eingestellt wird, so ist das Gegenteil der Fall. Die Blende wird elektrisch eingestellt. Der Ring – das gleiche gilt auch für den Fokusring – ist nur ein haptisches Hilfsmittel, um die Bedienung von der Kamera auf das Objektiv zu verlagern und damit die Ergonomie zu verbessern.

Das mechanische Entkoppeln der "Klicks" der Blende ist einfach und der Ring bewegt sich dann angenehm weich, ohne Erschütterungen zu verursachen. Auch an eine "Parkposition" für den Ring wurde gedacht, wenn man die Blende im manuellen Modus beziehungsweise in der Zeitautomatik lieber an der Kamera einstellen möchte.

Die Funktionstaste am AF 27 mm F1.2 Pro lässt sich mit verschiedenen Funktionen über das Kameramenü belegen. Welche das sind, ist abhängig vom verwendeten Kameramodell. Die Alpha 6700 bietet eine wahre Fülle an Optionen an. In der Standardkonfiguration ist die "Fokus halten"-Funktion eingestellt. Das Klicken des unter einer "Gummiblase" befindlichen Mikrotasters kann man mechanisch vielleicht am ehesten am Viltrox kritisieren. Das bekommen andere Hersteller schöner und leiser hin.

Im Inneren des Bajonetts ist eine USB-C-Schnittstelle untergebracht, mit der sich Firmwareupdates durchführen lassen. Dazu muss man das Objektiv nur an einen Computer anschließen, daraufhin wird es als Laufwerk erkannt. Die neue Firmware wird einfach per Drag-&-Drop auf dieses Laufwerk gezogen. Dann entfernt sich das Laufwerk vom Rechner und das Update installiert sich innerhalb von fünf Sekunden. Einfacher geht es fast nicht. Man darf das USB-Kabel nur nicht sofort trennen.

Einen eigenen Bildstabilisator besitzt das AF 27 mm F1.2 Pro nicht. Da die Alpha 6700 aber einen internen Sensor-Shift-Bildstabilisator bietet, kann einfach dieser eingesetzt werden. Die sichere Verschlusszeit beim AF 27 mm F1.2 Pro liegt bei 1/40 Sekunde. Wir konnten 1/10 Sekunde mit sehr gutem Ergebnis aus der Hand halten und auch 1/5 Sekunde war noch okay. Längere Verschlusszeiten sind dagegen nicht unbedingt zu empfehlen.

Fokussierung

Der sehr fein geriffelte, aber dennoch griffige Fokusring läuft angenehm weich und ist vor allem sehr präzise. Wie bereits erwähnt, arbeitet der Ring elektronisch. Die Fokussierung ist linear, was bedeutet das der Drehwinkel über die Stärke des Fokusabstandes entscheidet und nicht die Drehgeschwindigkeit. Das ist nicht ganz so ideal für Fotografen, dafür perfekt für Videografen geeignet. Wird das AF 27 mm F1.2 Pro mit dem Autofokus eingesetzt, ist das sowieso hinfällig.

Der Autofokus wird durch einen leisen und flotten Schrittmotor angetrieben. Dieser versteht sich mit den Erkennungs- und auch den Verfolgungsfunktionen der Kamera problemlos. Auch bei Nahaufnahmen bei offener Blende machte der Autofokus keine Probleme. So konnten wir bei einem Aufnahmeabstand von etwa 28,5 Zentimeter ein Bildfeld von 16,5 x 11 Zentimeter abdecken. Das entspricht einem Maßstab von etwa 1:7. Die Objektiv-Vorderseite hatte dabei einen Abstand von knapp 18 Zentimeter vom Objekt.

Neben der Kompatibilität mit den Erkennungs- und Verfolgungsfunktionen des AF-Systems können natürlich auch die Hilfsfunktionen für die manuelle Fokussierung genutzt werden, wie die Fokuspeaking-Funktion und auch die Fokuslupe.

Der Effekt der Bildwinkeländerung beim Fokussieren wird auch als Fokusatmen bezeichnet. Das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro zeigt diesen unangenehmen Effekt leider sehr deutlich. Die Sony Alpha 6700 besitzt zwar eine elektronische Kompensation, die diesen Effekt abmildern beziehungsweise eliminieren soll, doch leider wird das AF 27 mm F1.2 Pro nicht unterstützt.

Bildqualität

Das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro hat einen optischen Aufbau aus 15 Linsen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Unter den Linsen befinden sich Sonderlinsen aus Glas mit anomalem Brechindex sowie mit asphärischem Schliff. Die Lichtdosierung übernimmt eine Blende mit elf Lamellen, die sich bis F16 schließen lässt. Das Objektiv ist für Kameras mit APS-C-Sensor konzipiert und besitzt den Bildwinkel eines etwa 40 Millimeter Objektivs an einer Kamera mit Vollformatsensor.

Dank der hohen Lichtstärke von F1,2 hat das Objektiv das Potential für einen guten Freistelleffekt von Objekten und für eine weiche Hintergrundunschärfe (Bokeh). Das Bokeh ist nichts, was man mit einem Messgerät messen oder anderweitig quantifizieren kann. Das Bokeh ist ein rein subjektiver Eindruck, bei dem es aber einen allgemeinen Konsens gibt, was als akzeptabel gilt. Das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro zeigt ein sehr schönes weiches Bokeh mit Aquarell-Charakteristik. Inhomogenitäten bei Spitzlichtern aufgrund asphärischer Linsenform konnten wir nicht beobachten.

Die Streulichtempfindlichkeit ist recht gering. Es gibt zwar einen Kontrastverlust, der ist allerdings eher gering und recht gleichmäßig, was dafür spricht, dass man die Reduzierung von Innenreflektionen nicht vernachlässigt hat. Um auch dem letzten Kontrastverlust bei Streulicht den Gar auszumachen, empfiehlt es sich, die Streulichtblende zu montieren. Diese hilft nämlich sehr gut, es sei denn das Licht fällt fast direkt oder frontal auf die Frontlinse.

Doch nun mal "Butter bei die Fische" wie man hier im Norden sagt. Im Labor zeigte sich das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro mit sehr geringem Schärfenabfall zum Bildrand, man könnte von "platt wie eine Flunder" sprechen, wenn man sich die entsprechende Grafik im Labortest anschaut. Bei der höchsten Auflösung von etwas mehr als 58 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) in der Bildmitte, die bei F5,6 erreicht wird. Hier liegt der Verlust gerade einmal bei drei Prozent auf etwas mehr als 56 lp/mm. Die maximale Auflösung ist gut, aber noch nicht sehr gut. Bei offener Blende werden maximal etwa 49 lp/mm in der Bildmitte erreicht, hier ist gar kein Randabfall zu beklagen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten).

Farbsäume werden sehr gut auskorrigiert und sie sind quasi nicht vorhanden. Bei der Verzeichnung ist das Ergebnis nicht perfekt, aber sie ist mit etwas mehr als 0,5 Prozent Tonnenform sehr gering und das sogar ohne elektronische Korrektur in der Kamera. Wo das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro schwächelt, ist die Randabdunklung, die mit 1,6 EV bei offener Blende sehr deutlich ist. Ab F2 reguliert sich sich die Randabdunklung auf 0,7 EV und für den Rest der Blendenreihe auf 0,4 EV.

Fazit

Das Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro ist – wie schon das AF 75 mm F1.2 Pro zuvor – eine klare Kaufempfehlung. Neben der hervorragenden Verarbeitung des AF-Objektivs, inklusive Spritzwasser- und Staubschutz, stimmen auch die Inneren Werte. So liefert die lichtstarke Festbrennweite eine gute Abbildungsqualität bis zum Bildrand und macht auch bei anderen Aspekten der Bildqualität keine großen Probleme. Das alles in einem Paket für weniger als 600 Euro kann sich mehr als nur sehen lassen.

Kurzbewertung

  • Staub- und Spritzwasserschutz
  • Geringer Auflösungs-Randabfall
  • Schönes Bokeh
  • Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • Hohe Randabdunklung bei Offenblende
  • Etwas billig wirkende, laut klickende Funktionstaste
  • Starkes Fokusatmen

Viltrox AF 27 mm F1.2 Pro mit Sony Alpha 6700

Auflösung MTF


Alpha 6700

Hersteller Viltrox
Modell AF 27 mm F1.2 Pro
Unverbindliche Preisempfehlung 599,00 € bis 699,00 € (je nach Version)
Bajonettanschluss Fujifilm XF, E-Mount, Nikon Z
Brennweite 27,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,2
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nein
Linsensystem 15 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 280 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 82 x 92 mm
Objektivgewicht 573 g

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